Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Kleine Mitteilungen. 51 6. Der Begriff,A b e n d" liegt im italienischen pipistrello, auch vipistrello, einer durch Metathese entstandenen Entstellung des lateinischen vespertilio,A b e n d f a I t e r sowie auch im dtinischen aftenbakke, slowenischen (po)mraEnik, mracnjak, mrkulj ist wortlich,D i m m e r u n g s t i e r". 7. Als,nachtliches Tier, Nachtvogel1 wird die Fledermausim Friaulischen (notul), Italienischen (nottola) und Osmanischen (gegequS) bezeichnet. Die Ruthenen sagen niivyd,Nachtseher', alle Slawen netopyr (mit kleinen lautlichen Nuancen),Nachtflieger". 8. Weit verbreitet ist die Bezeichnung,tlatternde, fliegende oder gef I a g e It e M a u s"; deutsch Fledermaus vom althochdeutschen fledaron = flattern, ungarisch szarnyas eger, russisch letucaja myS, englisch flittermouse, hollindisch vleermuis provenzalisch soritz pennada,gefiederte Maus oder rata p.,gef. Ratte". 9. Der Vollsttindigkeit halber sei erwahnt, dali die Fledermaus im Schwedischen (laderlapp), Litauischen (~iksno-sparnis) und Bretonischen (askel-grochen) als L e d e rf 1 e c k",,L e d e r f I t g e 1 benamst wird, weil ihre Flughaut lederartig aussieht. III. D er L6ffel. 1. Die Westromanen nennen den Lffel zum grolen Teil,muschelartiges G e r tI: italienisch cucchiajo, im Triestiner und islrianischen Dialekt kudAr, franzbsiscL cuiller, spanisch cuchara u. s. w. - alles aus dem lateinischen coclear und dieses wieder von coclea Muschel, Schnecke. 2. Die Slawen und Albanesen (Arnauten) haben far den Loffel ein Wort von der Wurzel lug, die in diesen Sprachen,schlucken, verschlingen, schlIrfen" Dedeutet und der germanischen Wurzel sluk (schlucken) sowie der keltischen (sluk) und altgriechisch (Xuy) getreu entspricht. So sprechen die B6hmen Izice, die Ruthenen toska, die Polen ly2ka, die Serbokroaten ofica, die Slowenen Zlica (mit Metathese), die Bulgaren leZica, die Albanesen toskischen Stammes ]jughe, die Ghegen lughu u. s. w. Auch das deutsche,LOffel" (historisch richtiger ware Leffel) kommt von einem Ahnlichen Begriff, namlich vom althochdeutschen laffan lecken, schliirfen, also,Gerat zum Schlurfen der Suppe" und dergleichen; so auch hollandisch lepel. Das rumanische lingura aus dem lateinischen lingula lfit sich mit,Leckwerkzeug" iibersetzen (vom lateinischen lingere = 1 e c k e n). 3. Das friaulische ged6n wurde (gleich ahnlichen Formen in westlichen ratoromanischen Gebieten, so oberhalbsteinisch Zdon, obvaldisch tiadfn, oberengadinisch Zdum, grodnerisch sed6n) fur eine Ableitung von allhochdeutsch scit, friesisch skid,Scheid" gehalten (noch heute heilt der Loffel schwedisch sked, dinisch ske); doch das ist bereits aufgegeben worden. Eher geht das ratoromanische Wort auf das lateinische exedo(nem),Ausesser, Ausloffler', dasheift,Gerat zum Ausessen", zurick. 4. Als,S p a n' wird der Loffel von den Englindern (spoon) aufgefafit (man denke an einen wenig ausgehohlten Holzloffel!); so auch altnordisch spann,Loffel" und,Holzspan". IV. Der Din g er. 1. Einige Nationen nennen ihn,Anfuhr, das Anzufahrende": die Polen naw6z, die Serbokroaten gleich den Russen navoz. 2. Als,Faulendes" oder G e fault e s erscheint der Mist aufgefalt im ruthenischenhfiij, polnischen kn6j, serbokroatischen und slowenischen gnoj, tschechiscben hnuj. Bloge Lehnworter aus dem Slawischen sind ungarisch ganaj und rumanisch gun6ii. 3. Mehrere V6lker bezeichnen den Dtinger als,Verbesserungsmittel, Mittel zum Schoner- oder Bessermachen": italienisch concime und concio (welches in letzter Linie auf das lateinische comptus,versch6nert, hergerichtet, geschmLckt" zurtickzufihren ist), spanisch abono, russisch udobrenije. 4. Schwierigkeiten macht der deutsche Ausdruck Dung, Dunger; einige meinen, die Grundbedeutung sei,Grube" und daraus habe sich uber,M i s t g r u b e die jetzige Bedeutung,Viehmist" entwickelt; andere konnen sich mit dem Gedanken, der DtInger habe nach der Grube seinen Namen erhalten, nicht befreunden - und tatsachlich ware etwas Derartiges befremdend. 4*

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