Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

PIber die sogenannten Brtidergefaie in Mahren.. 33 Ich glaube mit Recht annehmen zu diirfen, daB das nach Karl Schirekl) in den Urkunden der Stadt Mahrisch-Triibau hiiufig vorkommende Wort: ))brudrisches Geschirro hieher gehort. Schirek gelangte hingegen zu der Annahme, infolge falscher Auffassung durch das Gehor sei dieses Wort aus der Bezeichnung ))Briegerisches Geschirr( (Brieg ist eine Stadt in Schlesien) entstanden.2) Mir erscheint diese Erklarung schon deshalb nicht stichhaltig, weil sie die strenge Wirkung der Lautgesetze der Sprache au3er acht laBt. Ubrigens finden wir den Terminus o)Briegerisches Geschirr(( nur in den Urkunden der Stadt Olmiitz und zwar in jenen, welche dem Ende des 18. Jahrhundertes angehbren.3) Die Bezeichnung ))brudrisch Geschirrmeistera und ~briidrisch Ware(( findet man schon in den Urkunden vom Anfang des 18. Jahrhundertes (und allem Anscheine nach ist der Terminus noch ilter), also in einer Zeit, da in Mahren noch keine Rede von ))briegerischem Geschirr(( sein konnte, zumal man die Majolika, wie aus den Urkunden hervorgeht, von Mahren nach Schlesien exportierte.4) Will man das Wort ))briderisches Geschirr<( richtig deuten, so muB man das tschechische Wort zum Vergleiche heranziehen, denn infolge der kulturellen Gemeinschaft beider Stamme des Landes ist der Begriff in beiden Sprachen derselbe, nur die Benennung erscheint auf den ersten Blick als ganz verschieden. Es ist seltsam, daB die Tschechen in Mahren fur die Bezeichnung des Majolikaerzeugers sich eines fremden, nicht tschechischen Wortes bedienten. Das spezifisch mahrische Wort ))toufar(( geht namlich auf das deutsche Wort ))Taufer(( zuriick und dies ist der verktlrzte Ausdruck fir die ))Wiedertaufer((, wie man allgemein die Anabaptisten nannte. Dieser tschechische Terminus beweist uns klar, daB meistenteils die Wiedertaufer die Majolikaerzeugung nach Mahren (man kann wohl nicht sagen iberallhin) gebracht haben. Tschechische historische Urkunden des 16. und 17. Jahrhundertes beweisen am besten die Richtigkeit dieser etymologischen Erklarung, da hier die Anabaptisten kurz ))toufar(( ())taufarov6e) genannt werden. 5) 1) Mitteilungen des Mahrischen Gewerbemuseums, 1900, Nr. 14, S. 112. 2) In meinem Werke,Osterreichische Volkskunst", Textband I. S. 103, habe ich eine bestimmte Anzahl von Kriugen und Bechern auf diese Bezeichnung,briegerisches Geschirr" bezogen. Diese Gruppe hat aber mit der Habaner Ware, dem,briiderischen" Geschirr, nichts zu tun. Prof. Dr. M. Haberlandt. 3),Brinner Zeitung" vom 21. September 1782, Joh. Al. Hanckes v. Hankenstein:,Versuch fber die Schiffbarmachung des Flusses March und Handlung der Mahrer." Wien 1796, 3. Auflage, S. 37. Zitiert bei Karl Schirek:,Mitteilungen des Mahrischen Gewerbemuseums", 1900, Nr. 12, S. 92/93,,Mahrische Keramik'. 4) Ibidem, S. 2. 5) Fr. Mareg in,Ceskf casopis historicky", XIII, 32. Kamenicek,SnBmy moravsk6", III, 470. Zeitschrift fur osterr. Volkskunde XVIII.

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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