Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Totenbretter aus Sildrirol. 3 31 Frage kntipft sich an unsere Funde. Es muf3 festgestellt werden, weichem Stammesgrebiete die neuen Totenbrette rorte zuzurechnen sind, ob sie der vielfach geteiltenaber noch nicht ganz gesicherten Meinung vom baiwarischen Ursprunge der Totenbrettersitte widerstreiten oder neue Stiitze geben. Es ist ja kiar, daB eine lnanspruchnahme der Totenbrettersitte als urbaiwarisches Gut von vornherein unhaltbar wird, wenn es gelingt, den Brauch in einem derartigen Umfange auBerhaib des baiwarischen Siedlungsgebietes nachzuweisen, daB die Wahrscheinlichkeit spaterer Uebertragung nicht mehr Bestand haben kann. Nun miichte es wohi manchem erscheinen, die Frage nach dem Volkstum des neuzugewachsenen Totenbrettergebietes sei doch scion liingst gelkst, Tirol geh~irt ja zum baiwarischen Kolonisationslande. Allein man wird sich daran erinnern, daB tiber die Ilerkunft des siidtirolischen, ja iiberhaupt des alpinen Deutschtums die versehiedensten Hypothesen existieren und sein baiwariseher Ursprung durchaus nicht unangefochten geblieben ist. Nach noch immer verfochtenen Ansichten wuirde der deutsche Nonsberg in ostgermanisch besiedeltes Gebiet fallen. Erst neuestens hat R h a m in,I) von der HausforsohUng ausgehend, solchen Hypothesen wieder Rtickhalt zu verleihen gesucht und das ganze t6sterreichischie Deutschtum als im Grunde ostgermanisch und nur leicht baiwarisch iiberdeckit hingesteilt. Nun will ich aus diesem verhiiltnismUiifi entlegenen Anlasse nicht die ganze siidtirolische Besiedelungsfrage aufrollen, schon deswegen nicht, well in meinem noiistes Jahr erscheinenden Buche uiber die iilteste Besiedelungsgeschichte Deutschtirols alle diese Probleme auf breiter Basis ertirtert werden. Ich darf aber vielleicht hier meine dort gewonnenen LResultate vorwegnebmen. Es ist nicht schwer, darzutun, daB alle fair die Ostgermanenhypothese angezogenen historischen, anthropologischen, volkskundlichen und sprachlichen Beweise einer Kritik nicht standhalten ko-nnen und Tirol als emn durchaus baiwarisch 2) besiedeltes Land zu gelten hat. U ns e re neuen Fundpliitze geht~ren also dem baiwarischen Stammmesgebiete an. Die Position der Totenbretter als urbaiwarische Sitte wird d ur ch s ie da he r bedeute nd g-estarkt. i) Ethnographische BeitriAge zur german.-slawischen Altertumskunde, 1908, 11, S. 892, 1040, 1050. 2) Die Langobarden kommen fast nur fur den italienischen Silden in Betracht.

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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Wien.
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Folklore -- Periodicals.
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