Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Totenbretter aus Siidtirol. 2 29 und das Wort bedeutet nun iiberhaupt das, worauf die Leiche oelegt wird, das Leichenbett.1) Neben den von S to lz angefiflhrten Griinden muli auch schon diese aligenieine Vertrautheit m-it dern Worte Rechbrett auf den Verdacht ftihren, daBi die ))Sitte der Rechbretter((, das Totenbrett, seinerzeit in Siidtirol kriiftig geherrscht babe und nur im Laufe der Jahrhunderte verloren vegangen sei. Ich bin in der angenebmen Lage, dartun zu k~nnen, dafl diese Vermutung vollauf berechtigt ist, dali es in Siidtirol noch einen Punkt gibt, wo die Totenbrettersitte floriert. Ich hoffe, dali meinem ersten Nachweis noch mehrere folgen; denn dali Tirol noch manches volkskundliche Geheimnis birgt, beweist wohi diese Entdeckung zur Gentige. Mein Lan~dsmann Herr Daniel S a iler, Lehrer aus Meran, berichtete mir iiber eine eigentiimliche Sitte, die er in U n ser e liebe Frau im Walde und in St. Felix am deutschen Nonsberge, seinem damalig-en Schulorte, bemerkt hatte. Seine Beschreibung deckte sich vollstamdig, init dem, was ich fiber die Verwendung von Totenbrettern in sumpfigfen Gegenden wufite, und es konnte kein Zweifel -obwalten, dali es sich bier urn einen Ueberrest der Totenbrettersitte handle. Icb wandte mich daher mit einer Anfrage an den Kuraten von St. Felix, Herrn Peter SalIt u a r i, der mir in liebenswiirdig-ster Weise und so priizise Auskunft erteilte, dali icb die diesbeziigliehen Stellen seines Scbreibens in vollem Wortlaute bier wiedergeben kann. Er berichtet: ))1. Die Sitte der lRecbbretter ist, wie es scheint, nur in Unsere liobe Frau im Walde und in St. Felix auf dem deutscben Nonsberg verbreitet. 2. Sie dienen als fromme Erinnerung an die lieben Verstorbenen und es ist Braucb, bei Betreten derselben en,Herr, gib ihnen die ewige Rube und das ewige Licbt leucbte ihnen' zu beten. Zugleich dienen dieselben, urn leicbter tiber nassen Grund oder Sumpf zu gehen, wohl auch als Brflcken (Iber kleine Wasserwiile.2) 3. Diese Bretter sind meistens die gleichen, auf denen die Toten aufgebahrt worden sind. Eigentlich ist es immer nur e i n Brett, auf dem die Leiche lag. Darum wird auch der Name des Verstorbenen eingescbnitzt (das beilit nur die zwei Anfangsbucbstaben des Namens und Zunamens), sowie die Jahreszahl des erfolgten Todes, selten' das ganze Datum, und bie und da auch in der Mitte der Buchstaben emn Kreuz. Anderes findet sicb nicbt darauf.(( In einem ')"In diesem Sinne bei A. M en g hi ni, siehe vorige Anmerkung; ebenso bei Sch6 p f 1. C. 2) Wafle heiben in der Tiroler Mundart die Kanfile zur Wiesenhewasserung.

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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Folklore -- Periodicals.
Folklore -- Periodicals. -- Austria

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