Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

26 Schurer v. Waldheim. dem Ultentale recht oft zu verzeichnen: )Schreckliche Malerei eines wandernden Fassaners!( Wer nicht in die Fremde ziehen kann, sucht sich im Heimattal oder naher noch, in seinem Geburtsort Brot zu verdienen. Einige kluge Dorfler haben sich das Interesse, daB der Wissenschaftler den geologischen Verhaltnissen des Fassatales entgegenbringt - zwischen den rotlichen Korallenriffen der Dolomiten erhebt sich namlich das vulkanische Monzonigebirge - zunutze gemacht und sind Mineralienhandler geworden. Eine sch6ne, farbenprachtige Tracht wurde einst in Vigo getragen, welche auch noch jetzt bei besonders festlichen Gelegenheiten von den Reichen des Dorfes vorgefuhrt wird- leider war es mir auch da nicht moglich, sie auBer auf einer schlechten Ansichtskarte zu Gesicht zu bekommen. So viel mir schien, ihnelt sie den Trachten in den umliegenden deutschen Talern, nur daB dabei viel mehr Glasperlschmuck in Verwendung kommt. Die Alltagskleidung des Fassaners ist dunkel und daher in der Sommerszeit sehr heiB und unhygienisch, die Kinder vieler vermogender Bauern tragen sich an Sonntagen schon licht und stadtisch. Im Wirtschaftsleben macht sich gegen die friiheren Verhaltnisse ein stetiger Riickgang bemerkbar, der durch die neue Erwerbsquelle, den Fremdenverkehr, nicht aufgehalten werden diirfte. Jahr fur Jahr geht die Bevolkerungszahl zuriick, die besten Krafte wandern in die Fremde und nur wenig Nachwuchs ist vorhanden. ))Der Walsch(( heiBt der Fassaner im deutschen Tal, da seine Sprache eben ))walsch(c, nicht deutsch, sondern ladinisch ist. Das Ladinische wird in Vigo und im Tale des Avisio nicht rein gesprochen, das ist nur mehr im Gader-, Enneberger- und Abteytal der Fall. Die ladinische Sprache war urspriinglich eine lateinische Vulgarsprache, welche von romischen Soldaten bei den Eroberungsziigen in verschiedene Alpenlander - Graubunden, Tirol und Friaul - zur Zeit des Augustus und Tiberius gebracht wurde. Die Besiegten vermengten ihre Muttersprache teilweise mit dem neu eindringenden Element, so daB auch noch jetzt einige wenige rhatische Worte im ladinischen Sprachschatze erhalten sind.1) Im Laufe der Zeit machte sich in der Sprache italienischer Einflul3 geltend. der auch im Wesen und Charakter der Fassaner bemerkbar ist Die dunkle Augenfarbe, die gebraunte Haut, der feinere Gesichtsschnitt unterscheiden ihn vom deutschen Siidtiroler, und mit der Lebhaftigkeit des Italieners hat er auch dessen Sorglosigkeit und mangelnden Ordnungssinn iibernommen. Wie ware 1) Vergleiche: nDie ladinischen Idiome in Ladinien etc." von Dr. Johann Alto n Innsbruck. Wagnersche Universititsbuchhandlung. 1879. -- Welschtirol in seiner geschichtlichen Entwicklung.' Von Universitatsprofessor Dr. M. May e r. Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines 1907.

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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