Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Eine Bauernhochzeit im niederbisterreichischen Wechselgebiete.7 7 greift sie in den Sack urn ihr Taschenmesser, schneidet mit demselben Brotschnitten ab und beteilt damit ihren Brdiutigam, semnen und ihren Vater, den Brautf~ihfrer und die beiden Beist~inde.') Hierauf schneidet sie emn Stuck Brot fUr sich selbst ab und reicht den Laib ihrer Mutter, worauf dfiese die anderenDHochzeitsgfiiste mit, Brot beteilt. Nun schenkt sie zwei Gla-ser yoll Wein, iiberreicht eines dem. Briiutigam, niinmt das zweite selbst zur Hand und stoilt mit ihrem Brd~utigam an. Wiihrend das lBrautpaar trinkt, wird von den Musikanten ein ))Tusch(( geblasen. Dann reicht sie dern Brautfuihrer emn Glas, weicher dieses auf das Wohi der Brautleute leert, etwa: Und a guads Gla si wain d4iS wtik aus -truh -ga sain II'iiJja Braud ia Wul -saiin dbis muaq~j da -bai sain. Nun ladet der Wirt die Hochzeitsleute zum. Eintritt in den Hlochzeitssaal emn. Die Musikanten gehen voran, postieren sich auf der ))Musikanten-Budl(( ) und beginnen sofort mit einem. Tanzstiicke. Die nachfolgenden Hochzeitsleute tanzen ))Sturm((, das heil~t, es tanztjeder, der will und mit wem, er will. Wenn der Tanz vorbei ist, begibt man sich zu den Speisetischen. Der Brautfifihrer hat nun die Aufgabe, den Hlochzeitsleuten ihre Platze anzuweisen. An dem Tische, an weichem, die Brautleute Platz nehrnen, sitzen n)ih gledano die Beist~nde und dann die ))gledan(( Nachbarn des Briiutioams.3) Sonst sitzt niemand an diesem, Tische. Zu einer Seite des IBrauttisches sitzen an einem, Tische des Brqiutigams Eltern und Geschwister mit ihren Goudin und G6idn, auf der anderen Seite an einem, Tische die Brauteltern und Geschwister mit ihren GoildIn und Gb'dn. Emn dritter Tisch ist dann noch fiur die noch iibrigen ))Hochzeitsleute ersten Ran ges,. reserviert. (Biirgermeister, Pfarrer, die Gutsnachbarn der Braut etc.) FNir die anderen Tische besteht keine Sitzordnung. Sobald der lBrautftihrer mit demn ))Za'mm~seizn(( anfiingt, wird von der Musik emn Marsch angestimmt. Zuerst weist, er dem. lBriutigam, dessen Sitz an. Wiihrend er nun die Braut neben ihren lBriutigam setzen will, kommt pl6tzlich die ))wilde IBrauto und will sich neben diesen setzen. ) Es ist dies eine zur Unkenntlichkeit ver1) Soilte sie ihr Taschenmesser v'ergessen haben, so ware dies ein bases Omen, da dann die Leute sagen:,Es wird keine ordentliche Hausfrau." 2) Gestell, tihnlich einer Sehulbank. Immer in einer Ecke des Saales aufgestellt, wo es die Tdinzer am wenigsten behindern kann. 3) Neben den Brautleuten sitzen links und reebts ein Beistand und diesen reihen sich die nahesten Gutsnachbarn des Braiutigarns an. 1}ber glat — gleda, siehe vorher. 4) Wuld (wild) heilit im Dialekt: a) wild; b) garstig, hiDllich, abstol~end; c) roh, ungehobelt, unnachsichtig.

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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Wien.
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Folklore -- Periodicals.
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