Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Eine Bauernhochzeit im niedelrsterreichischen Wechselgehiete. 3 Am Tage vor der Hochzeit ist das )Bischarlbindnc 1) im Hause der Braut. Am Abend werden dieselhen in das Hochzeitswirtshaus getragen.2) Um 1 bis 2 Uhr friih des Hochzeitstages wird die Braut durch Pollerschiisse geweckt. Hierauf treten der Brautfihrer und der Brautigam in das Haus der Braut. Hier ist gewohnlich nur der Vater derselben zu finden; die Mutter halt sich absichtlich abseits, wie wenn sie von nichts wiiute. Die Braut ist versteckt, gew6hnlich in einem Kasten, und der Brautfuihrer hat nun die Aufgabe, sie zu finden, und mu3B so lange suchen, bis ihm dies gliickt. Nun wird die Mutter gerufen, worauf der Brautfihrer die Brauteltern zur heutigen Hochzeit mit einigen Worten einladet. Braut und Brautigam miissen vor den Eltern niederknien und dieselben um Verzeihung bitten, wenn sie sie etwa einmal beleidigt hatten in ihrem Unverstande. Hierauf geben ihnen Vater und Mutter gute Lehren, geben ihnen ihren Segen, besprengen sie mit dem ))Weihbrunn(( und machen das Kreuz fiber beide. Brautigam und Brautfihrer bekommen dann etwas Warmes zu essen, meist Kaffee mit Geback. Hierauf gehen Brautfiuhrer und Brautigam zu den gledan 3) Nachbarn der Braut. Diese werden zuerst geladen, was personlich geschehen muB. Dann zu den Brautgoudln und Giidn. Hierbei ist der Brautfiuhrer der Wortfiuhrende, wahrend der Brautigam nur als Begleitperson erscheint. Der Brautfihrer gibt dem Nachbar (Giidn) dio Hand und sagt folgenden Spruch:4) ))Gelobt sei Jesas Christas! Ich bitt freundlichst, das der Herr N&chba nicht fir ungut nehme, das ich heute so unverhofft ins Haus komme als gesannter Bot von jungen Herrn Brautigan und seiner versprochenen Jungfrau Braut. Dieses Brautpaar la13t euch bitten, ihnen das Geleite zu geben von Haus auf die Gasse, fiber Weg und Strafe ins ehrwutrdige Gotteshaus, dort der heiligen Messe beizuwohnen. Nach der heiligen Messe kommt das Brautpaar zum Hochaltar, wo sie durch Priestershand mit Schtola und Band verbunden werden in den heiligen Ehestand. Hernach wird der Herr Nachba gebeten, ihnen das Geleite zu geben von der Kirche auf die Gasse hin ins Hochzeitshaus. Dort wird man eich zu Tische setzen mit Herrn und Fraun und es wird aufgetragen Fleisch, Kraut und Brod und allas, wats da liabi Goud (Gott) daschaffen htd. Und hab ich 1) Diminutiv von Buschen = Bischarl. 2) Wenn die Hochzeit im Hause der Braut oder des Brautigams stattfindet (bier sehr selten), so sind alle folgenden, sich im Wirtshause abspielenden Gebrauche in dieses Haus verlegt zu denken. 3) Den, dem Brauthause zunachst wohnenden, den Anrainern. Von glat (glatt) knapp, nahe; glat, gleda, ii glbdan. 4) Derselbe wird in einem Gemisch von Schriftdeutsch und Dialekt gesprochen, was ich auch in der Schr.eibweise zum Ausdrucke bringe. 1*

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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Wien.
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Folklore -- Periodicals.
Folklore -- Periodicals. -- Austria

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