Gedichte paßt durchaus zu einem predigenden Bettelmönch, der bezeichnenderweise zugleich die Rolle des Ablaßspenders übernimmt, wie aus dem Schlusse von Sar. hervorgeht. Bei keinem Mönchsorden aber spielte der Ablaß eine so große Rolle wie bei den Franziskanern. Schon 1223 wurde dem Orden der berühmte Portiuncula-Ablaß erteilt und gar bald war die Berechtigung der Ablaßerteilung auf alle Minoriten|klöster ausgedehnt. Welchen Raum die Indulgentia der Portiunculakirche (Ecclesia Sanctae Mariae de Angelis prope Assisium) in unserem Franziskaner-Ms. einnimmt, geht aus den lat. Stücken Nr. 15-19 der Inhaltsangabe zur Genüge hervor.
Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 1; Mätzner, Ae. Spr. p. 115. Im Ms. und ebenso von den Herausgebern in vierzeilige Strophen abgeteilt.
Der Dichter beginnt mit einem Hinweis auf ein lat. Buch, aus dem er schöpft, und führt den Heil. Bernhard selber, den großen Prediger des frühen Mittelalters, als Gewährsmann an. Er verbreitet sich in zum Teil sehr kräftiger Sprache über die Nichtigkeit alles dessen, auf das der Mensch stolz zu sein pflegt; er warnt die Habsüchtigen und die Reichen und er|innert dabei an die wohl seinen Zuhörern — aber leider nicht uns — bekannte Geschichte von Wlonchargan; er deutet die Schrecken des jüngsten Tages mit wenigen Strophen an und mahnt an die Vergänglichkeit des Lebens, in das der Mensch nichts mit hineinbringt, aus dem er nichts mit fortnimmt. Nachdem er dem Zuhörer die Hölle heiß genug gemacht hat, schließt er mit einem freundlichen Ausblick auf die Freuden des Himmels, der "woningis mani and fale" für die guten Christen hat.
Der Darstellung fehlt es nicht an drastischen Bildern: Schultern und Seite des Menschen als Wildpark, in welchem "luse and flee" zu jagen sind; des Menschen "felle" als Sack, der mit Kot und Schmutz gepudert ist; Hab und Gut als un|getreuer Genosse, der verläßt oder verlassen wird — alles dieses war lebendig genug, um auf die Zuhörer Eindruck zu machen. An Beziehungen zu anderen Gedichten fehlt es nicht. Das jüngste Gericht wird gestreift, wie bereits bemerkt; die Verse 161-172 kehren fast wörtlich in Tierf. wieder; die