Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...

sechszeilige Strophe (aaaabb), in welcher ihr Vorläufer aus dem Kildare-Ms. abgefaßt ist. Dennoch sind direkte Be|rührungen vorhanden. Der älteren Version am nächsten steht eine Gedicht des Sloane-Ms., Nr. 37 bei Wright, denn es be|ginnt fünf Strophen mit dem Refrain des Kildare-Gedichtes: Lullay, lullay, lytil chyld, und eine von diesen fährt fort: qwy wepy(s) thou so sore, was dem Anfang unsres Gedichtes genau entspricht. Ein älteres noch unbekanntes Gedicht, das eben|falls bereits den religiösen Hintergrund enthält, mit dem Refrain: Lollay, lollay, þu lytel chyld, wy wepys þou so sore, findet sich Ms. Harl. 7358, fol. 12 b. Auf einer Pergamentrolle der Cambr. Univ.-Bibl. (Oo VII 32), welche eine genealogische Tafel der englischen Könige in afrz. Sprache enthält und wohl noch in die Zeit Edward II. zu setzen ist, finden sich vier englische Verse, welche mit einer Strophe des Kild.-Gedichtes fast genau übereinstimmen; nämlich:

Þe leuedi fortune is boþe frend and fo, Of pore che makit riche, of riche pore also; Che turneȝ wo al into wele, and wele al into wo Ne triste no man to þis wele, þe whel it turnet so.

Es ist hiernach wohl kaum zweifelhaft, daß Wiegenlieder und ähnliche Strophen schon früh im Umlauf waren und daß wir auch in unserem Gedichte nur eine nach Irland hinüber|gewanderte Version zu erblicken haben, denn daß es selber das Vorbild für die englischen Versionen gewesen sei, ist nicht anzunehmen. —

Die Langzeilen unsres Gedichtes sind regelmäßig gebaute Septenare, die sich von Übergängen und Berührungen mit dem nationalen vierhebigen Verse frei halten. Alliteration findet sich vereinzelt, aber nicht als regelmäßig angewandtes Prinzip, wie bei der nationalen Versart. Hierin befindet sich das Lied in Einklang mit den echten Kildare-Gedichten, welche sämtlich die Alliteration nur gelegentlich anwenden. Ein sicherer Fremd|körper läßt sich indes in der Schreibung nachweisen, und auch der Reim ist nicht frei von Entstellungen. In Strophe 1 ist der Reim: -ore in den vier ersten Versen nicht durchgeführt; statt euere : were stand wohl ursprünglich da euermore : wore, vielleicht auch mit -are statt -ore. In Strophe 6 ergeben sich mehrfache Schwierigkeiten durch die Reime icast : -est, wroȝt :

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Title
Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...
Author
Heuser, Wilhelm
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Page 173
Publication
Bonn,: P. Hanstein,
1904.

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"Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ..." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/ajt2514.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 8, 2025.
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