Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...

of Gloucester's feast", die "Missa potatorum", die "Passio unius monachi", welche ganz artige Proben echter Goliardenlaune enthalten.

Für die selbständige Umarbeitung des überkommenen Stoffes spricht auch der Umstand, daß manche charakteristische Züge der Sage unsrem Gedichte fehlen, z. B. das Jungbaden, welches schon in dem afrz. Fabliau auftritt und noch bei Hans Sachs wiederkehrt. Andrerseits ist der Schluß des englischen Gedichtes, daß man 7 Jahre lang in Schweinemist waten müsse, um in das gelobte Land zu kommen, der eigentlichen Sage ganz fremd. Haupt weist Altdeutsche Blätter I 401 darauf hin, daß diese Bedingungen denjenigen ähneln, unter welchen das deutsche Märchen den Bärenhäuter zu Reichtum und Glück kommen läßt. Beachtenswert ist, daß sich unter den afranz. Stücken des etwa gleichzeitigen Ms. Harl. 2253 die satirische Schilderung eines Mönchsorden findet, den der Dichter die charakteristischen Fehler aller zeitgenössischen Orden in sich vereinigen läßt. Der erste und wichtigste Punkt ist, daß die imaginäre neue Stiftung, vom Dichter L'ordre de Bel-Eyse genannt, Mönche und Nonnen unter einem Dache zusammen|leben läßt, wie es in der Abtei von Sempringham der Fall war; das Treiben der Mönche wird dann in einer Weise ge|schildert, welche vielfach an das Land of Cokaygne erinnert. Die wenig beachtete phantastische Dichtung ist gedruckt von Wright: Political Songs (Camden Soc. 1839), p. 137. —

Schreibung und Reim unseres englischen Gedichtes weisen fremde Elemente nicht auf; dagegen findet sich ein anglo|irisches Wort keltischen Ursprungs (russin) und eine genau in derselben Form in Sat. wiederkehrende Ausdrucksweise (-la, god it wot). Ich trage daher kein Bedenken, in dem Gedicht, in welchem Schreibung und Reim sich decken, ein echt anglo-irisches, wahrscheinlich in Kildare selber entstandenes Denkmal zu sehen. —

Das sehr glücklich gewählte Versmaß zeigt paarweise gereimte Kurzzeilen von 4 Takten mit vorwiegend trochäischem Rhythmus, wie auch das franz. Fabliau in kurzen Reimpaaren abgefaßt ist. Den frisch und flott hinfließenden Versen ent|spricht die muntere, knappe Art der Schilderung, welche den Ton der Sage vortrefflich trifft. Die moralische und didak|tische Tendenz, welche in späteren kontinentalen Versionen

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Title
Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...
Author
Heuser, Wilhelm
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Publication
Bonn,: P. Hanstein,
1904.

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"Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ..." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/ajt2514.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 8, 2025.
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