Sprachproben pag. 90), so machte man sich damit einer frommen Fälschung schuldig, deren Gründe sehr nahe liegen: Der gelehrte Kleriker wollte einer weitverbreiteten volksthümlichen Idee den Stempel der Thatsächlichkeit aufdrücken und damit seiner Bearbeitung oder Um|arbeitung derselben (die lateinischen Versionen sind von einander abhängig) die Weihe andrer religiöser Schriften, wie z. B. der Le|genden, verleihen. — Die erste Strophe der dem Walter Mapes bei|gelegten Dichtung sei hier mitgetheilt:
Noctis sub silentio tempore brumali, deditus quodammodo sompno spirituali, corpus carens video spiritu vitali, de quo mihi visio fit sub forma tali. —
Als im 13. Jahrhundert mit der Wiederkehr des politischen Selbstbewusstseins auch die altenglische Muse aus ihrem Schlummer erwachte, da bemächtigte man sich dieses volksthümlichen Themas wieder, um es in volksthümlicher Form und Sprache zur Darstellung zu bringen. Th. Wright führt in dem oben angeführten Werke nicht weniger als acht handschriftlich erhaltene Versionen desselben aus dem 13. und 14. Jahrhundert auf. Herausgegeben sind von diesen ausser unsrem Texte noch zwei andre, der Text des MS. Laud 108 (Bodleiana) und der des MS. Vernon (Bodleiana), beide im Appendix zu dem erwähnten Werke von Th. Wright, ersterer auch in Mätzners Sprachproben. Während diese beiden Versionen eine sehr nahe Verwandtschaft erkennen lassen, zeigt unsre Dich|tung ihnen gegenüber in jeder Beziehung eine gewisse Selbständig|keit. Gleichwohl sind verwandtschaftliche Beziehungen, so indirekt sie auch sein mögen, nicht vollständig zu läugnen. Vgl:
wo worthe thi fleys, thi foule blod! Wreche bodi, wȝy listouȝ so (MS. Laud, v. 14 f.)
mit v. 7 und 8 unten. Ferner:
ȝwere beon thi castles and thi toures? thi chaumbres and thi riche halles? I-peynted with so riche floures? and thi riche robes alle? Thine cowltes and thi covertoures?