Ms. Cotton. Faust. B. III, fol., perg., 280 foll., aus verschiedenen Mss. zusammen|gesetzt, enthält in der letzten Hälfte:
1) Cantariae et prioratus Wiltoniensis fundatio et incrimentum rithmis angli|canis, res ab Egberto Rege suo more conectit autor, sed demum in s. Edithae vitam et miracula se totum mutat (so der Titel im Index des Ms.), fol. 194—259. Es ist die Legende der h. Editha, deren erster Theil die Chronik von Wilton Priory, beginnend mit der Geschichte der westsächs. Könige von Egbert ab, umfasst. Nach fol. 205 fehlen leider 12 foll., die die Geburt und Erziehung Editha's ent|hielten. Am Schlusse ist ein lat. Appendix angefügt mit dem Namen der Funda|toren und Donatoren der königlichen Abtei in Wilton, der mit "Henricus (V) nobilissi|mus rex, filius Henrici IV", dem mit der Abfassung des Gedichtes gleichzeitigen Könige schliesst; und eine lat. Liste der Quellen des Dichters. Diese Leg. ist edirt von H. Black u. d. T.: Chronicon Vilodunense sive de vita et miraculis s. Edi|thae, regis Edgari filiae, 1830.
2) Die hier zum ersten Male gedruckte Legende von S. Etheldreda Eliensis, fol. 260—280; der Schluss ist leider im Ms. ausgefallen. Auch diese Leg. beginnt der Dichter "suo more" mit einer geschichtlichen Einleitung. — Beide Legenden sind Werke desselben Dichters, in demselben Dialecte, in demselben Metrum und der|selben Strophenform geschrieben. Der Dichter war ohne Zweifel einer der Geist|lichen der Abtei von Wilton, der während der Regierung Heinrich's V. lebte und schrieb (c. 1420). Der Dialect ist der westsächsische von Wiltshire, der die vollen Endungen des Angelsächsischen (d. i. der westsächs. Schriftsprache) noch theilweise bewahrte. Das Ms. ist wahrscheinlich die Originalschrift des Dichters selber, der auch die nicht seltenen Correcturen zu verschiedenen Zeiten eingetragen zu haben scheint; in Etheldrede scheint jedoch auf dem letzten fol. mit v. 1111 eine andere Hand zu beginnen, die den Schluss später nachgetragen. Seine Quelle fügt der gelehrte Dichter am Rande bei; so steht neben v. 117 in S. Etheldrede die Notiz: Cron. ecclesiastic. sanct Bede libro li cap. 17, neben v. 161: Beda libro et capitulo predictis; in S. Editha sind die Quellen nicht allein am Rande angemerkt, sondern am Ende nochmals in einer Liste zusammengestellt u. d. T.: Ista autorum sunt nomina de quorum libris et autoritatibus exilis materia istius libelli est extracta & compilata. — Beide Legenden sind höchst wichtige Denkmäler des westsächs. Dialectes. Die lange Legende der Editha, die ich nochmals nach der Hs. copirt habe, werde ich an einem anderen Orte mittheilen, da der Raum nicht erlaubt, sie hier aufzunehmen.