Eine nordenglische Cato-version / [ed. Max Förster].

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Title
Eine nordenglische Cato-version / [ed. Max Förster].
Author
Förster, Max, 1869-, Cato, Marcus Porcius, 234 B.C.-149 B.C.
Publication
Leipzig: O. R. Reisland
1906
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"Eine nordenglische Cato-version / [ed. Max Förster]." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/CME00083. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 6, 2025.

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Die vorliegende mittelenglische versbearbeitung der Disticha Catonis ist uns bisher nur aus einer knappen notiz im Archiv für das studium der neueren sprachen bd. XCV, s. 11 f. be∣kannt, woselbst Napier auf eine unbeachtete Cato-version im MS. Rawlinson G. 59 [Die handschrift stammt aus dem 3. viertel des 15. jahrhunderts. Vgl. Madan, A Summary Catalogue. Vol. I (Oxford 1895), No. 14790.] kurz aufmerksam machte. Sie findet sich dort auf fol. 1a-11b. Fast gleichzeitig fand ich dieselbe version auch in dem MS. Δ. IV 1 des Sidney Sussex College in Cambridge [Auch diese handschrift gehört in die mitte des 15. jahrhunderts. Vgl. M. Rh. James, A Descriptive Catalogue of the Manuscripts in the Library of Sidney Sussex College, Cambridge (Cambridge 1895), No. 65.] , woselbst unser text auf fol. 202b-208a hinter Gowers Confessio Amantis steht.

Über das verhältnis der beiden handschriften sei hier [Der vorliegende Cato-text wird ausführlich besprochen werden in meiner gesamtausgabe aller mittelenglischen Cato-versionen, deren veröffent∣lichung ich leider infolge anderer arbeiten noch hinausschieben muss.] nur bemerkt, dass S und R so stark voneinander abweichen, dass eine von beiden eine bearbeitung des ursprünglichen textes darstellen muss. Ein auch nur oberflächliches studium der ab∣weichungen lehrt, dass offenbar S den ursprünglicheren wort∣laut enthält, obwohl R einzelne verse und ganze strophen (zb. v. 336-343 und 348-351) bewahrt hat, die S fehlen. R bietet demgegenüber eine stark überarbeitete version des originaltextes, in welcher einzelne strophen geradezu neu∣übersetzungen aus dem lateinischen sind, so die strophen 22, 24, 27, 30, 39, 40, 45, 50, 112, 54, 59, 67, 71, 73, 75, 77, 80,

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87, 90, 113, 115, 123, 126, 134, 129, 130, 136, 137, 138, 141, 143. Andere strophen in R weisen einen (zb. v. 116) oder zwei (zb. str. 28, 41, 42, 43, 44, 53, 57, 60, 62, 80, 83, 96, 100, 101, 103, 106, 109, 111, 116, 121, 122, 124, 127, 128, 132, 133, 135, 139, 140, 142) oder drei (zb. st. 131) oder vier (str. 49) neue verse auf. In wiederum anderen strophen sind die reimwörter geändert, so zb. in str. 46, 52, 60, 63, 64, 79, 82, 93, 94, 99. Auch fehlen in R manche strophen gänzlich, namentlich gegen ende hin, so zb. die übersetzungen der lateinischen distichen IV 5-7, 11, 26, 32, 33, 36, 46-48.

Die sprache, so wie sie uns in den beiden handschriften entgegentritt, trägt keinen einheitlichen charakter: mittel∣ländische und nördliche formen stehen dicht nebeneinander, namentlich im Sidney-MS., während die Oxforder handschrift das mittelländische gepräge konsequenter durchgeführt hat. Die reime weisen aber auf den norden hin, so zb. fare 'fahren': mare 'mehr' 322; lare 'lehre': it ware 'es wäre' 350; debate: wate 'ich weiss' 198; sare 'schmerz': are 'sie sind' 510, 616; lore: whore 'wo' (also lare: whare einzusetzen) 546; here 'hören': sere 'verschieden' (= an. sér) 186; brennand (ptz.): seruand 'diener' (sb.) 202; vnderstand (imp.): redand (ptz.) 348; stande (sb.): seilande (ptz.) 588; couenaund: farand (ptz.) 22; be (inf.): honeste 8; vndo (inf.): þerto 370; fei 'glaube' (afrz. fei): sei 'sagen' (inf.) 104; lere 'lernen': ere 'sie sind' (an. eru und ae. [angl.] earon) 346; ere 'sind': dere 'teuer' 196; were 'schlimmer' (= an. verri): bere 'tragen' 282; ai 'immer' (= an. ei): mai 'may' 134, 484; ai: nai 604; ai: way 216, 296; wil: þere-til 300, 488, 498; fei 'glaube': þai (= ae. þeir) 326; þai: alway 640; sle 'schlau' (= an. slœ́gr): fle 'fliehen' 364 (trotz Luick, Untersuchungen § 163, doch wohl = ae. flēon); ille 'krank' (= an. illr): stille 100; wille: ille 358; is: wikkednes (also wohl es einzusetzen) 122. Also: für ae. ā, ẹ̄ für me. ẹ̄ȝ, das Partizipium Präsentis auf -and, gänzlicher abfall des infinitiv-n, das stummsein des end-e, der plural ere 'sind' (neben are), die häufigen skandinavischen lehnwörter,—alles spricht für den norden Englands als ent∣stehungsort dieser Cato-version.

Es ist schwer für die datierung des textes anhaltspunkte zu gewinnen. Da das original nach ausweis der reime noch keinerlei einfluss der Londoner schriftsprache erkennen liess,

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dürfen wir die entstehung desselben wohl noch in das 14. jahr∣hundert zurückverlegen.

Auch der wortschatz scheint auf den norden und das 14. jahrhundert zu verweisen.

Der unbekannte verfasser dieser Cato-übertragung hat als versmass den paarweis gereimten viertakter gewählt, welcher allerdings in der handschrift R häufig zu fünftaktern verbreitert worden ist. Meist 2, seltener 4 oder gar 5 kurze reimpaare geben, zu einer strophe zusammengefasst, je ein lateinisches distichon wieder. In sechs fällen (str. 24, 31, 87, 90, 130, 151) haben wir in S schweifreimstrophen, bestehend aus sechs dreitaktern. Ob diese der originalversion angehören, ist zweifel∣haft, da R jedesmal statt dessen zwei viertaktige reimpaare aufweist. Ebenso muss unentschieden bleiben, ob sie etwa beziehungen zu dem im gleichen versmass abgefassten Fairfax-Cato (ed. Brock EETS. 68, p. 1669-1674) haben, da letzterer uns nur fragmentarisch überliefert ist.

Besonders beachtenswert ist diese nordenglische Cato∣bearbeitung auch deshalb, weil sie die älteste unter den mittel∣englischen ist, die nicht auf eine französische mittelstufe [Sowohl der mittelenglische Vernon-Cato wie der Fairfax-Cato (nur fragment) sind aus dem Französischen übersetzt. Dagegen stammt auch die Burgh'sche version direkt aus dem Lateinischen.] , sondern direkt auf das lateinische zurückgeht.

Die verweise auf das lateinische original sind in dem unten folgenden abdruck der englischen version nach der zählung von Baehrens (in Poetae latini minores, vol. III, p. 214 ff.) gegeben.

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