Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...

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Title
Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...
Author
Heuser, Wilhelm
Publication
Bonn,: P. Hanstein,
1904.
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"Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ..." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/AJT2514.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 15, 2025.

Pages

III. Seven Sins. (Fragment.)

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 17.

Die Reimpaare des zweiten Teils sind im Ms. und bei Furnivall als Lang|zeilen gegeben.

Über die häufige Behandlung der 7 Todsünden in der me. Litteratur gilt dasselbe, was oben bei den 10 Geboten bemerkt ist. Ich lasse auch hier die Prosabearbeitungen bei|seite und beschränke mich auf die metrischen Fassungen, welche allein überliefert sind oder sich als selbständige Gedichte ab|scheiden lassen.

Davon liegen folgende gedruckt vor:
1.
Ms. Galba E IX (auch in Ms. Rawl. Poetry 225), entsprechend Vers 27524-28065 des Cursor Mundi und von Morris diesen parallel gedruckt. Das Stück des Cursor Mundi war nach

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2.
Auch. Ms., ed. Kölbing, E. St. IX, 42.
3.
Ms. Jesus Coll., Cambr., Q. Γ. 3, ed. Rel. Ant. I, 136 (cf. X C.); nach Ms. Ball. 354 (Oxford) ed. Flügel, Angl. XXVI, 224.
4.
Ein Fragment aus Ms. Harl. 957, ed. Rel. Ant. I, 260.
5.
Ms. Cambr. Ff. I, 6, ed. Furnivall, EETS. 15, p. 215.
6.
W. Shoreham, ed. Konrath, EETS. Extra S. 86, p. 98 (cf. X C.).
7.
Vgl. auch Handlyng Synne von R. of Brunne.
8.
Vgl. ferner Dispute between a good man and the devil, Vernon M. P. I, 329 (EETS. 98).
Noch nicht gedruckt:
9.
Ms. Laud 463 (früher Laud 70), vou mir kopiert (cf. X C.).
10.
Laud 416.
11.
Ms. Cott. Tib. E VII (nicht in Harl. 4196); cf. Horstmann, Altengl. Leg. N. F. LXXVIII.
12.
Ms. Arundel. 20 (cf. X C.).
13.
Harl. 1706.

Wiederum ist die Version des Kildare-Ms. die älteste und mit keiner der anderen näher verwandt. Unter den Dichtungen des eigenen Ms. steht unser Fragment sachlich den 4 Predigt|gedichten sehr nah, einmal weil auch sonst in der me. Litteratur eine Bearbeitung der 7 Todsünden häufig mit einer solchen über die 10 Gebote Hand in Hand geht, wie bei den Versionen 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13, andrerseits aber, weil der Charakter einer öffentlich gehaltenen Predigt auch hier unverkennbar ist.

Naturgemäß sind die Anzeichen besonders in der Einleitung zu erwarten, und hier findet sich in der Tat eine wahre Fülle von Hinweisen, welche an Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen:

To dai me ȝiue gode beginninge Line 1, 4 Þe king of heuen to worþing And speken of is lore And þat ȝe hit mote vnderstonde, Line 2, 1 . . . þis predicacionne Mi leue frendis, ich ȝou biseche Line 6, 1 . . . Herkniþ to god is speche

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. . . To dai ich wol ȝou teche Line 6, 6 Þat pees þat is in god is huse Line 8, 1 To dai be amangis vse And to ȝou ȝiue gode lusting Line 8, 5 In þis silue place Mi leue frendis, ich wol ȝou tel, Line 9, 2 Nimiþ to me gome!

Diese Einleitung zu dem eigentlichen Thema ist wohl unzweideutig. Der Verfasser bezeichnet sein Werk selber als Predigt (predicacioune) und Gotteswort (god is speche), er erwähnt das Gotteshaus und bittet um gutes Gehör an "diesem selben Platze", er redet fortwährend seine Zuhörer (mi leue frendis) direkt an (ȝe, ȝou, ȝour) und bezieht sich dreimal auf den heutigen Tag (to dai), er will zu ihnen sprechen (tel, spek, teche) und mahnt sie zur Aufmerksamkeit (nimiþ to me gome).

Der zweite Teil enthält wenigstens Anreden wie man and womman 29, herkne nov leue broþer 42 und ähnlich 117, ferner leue breþerin, herkniþ now, and ich wol ȝou tel . . 105.

Was uns veranlaßt, die VII Sins von den 4 Reimpredigten zu trennen, sind zumal äußere Unterschiede. Zunächst sind die VII Sins nicht in dem charakteristischen Versmaße jener überliefert, der vierzeiligen Strophe von Kurzzeilen mit Kreuz|reim, sondern der die Einleitung bildende erste Teil ist in sechszeiligen Schweifreimstrophen abgefaßt, der zweite Teil, welcher die Ausführung geben sollte, aber bei der 3. Todsünde mitten im Text abbricht, enthält kurze Reimpaare von vier Takten, welche aber im Ms. als Langzeilen geschrieben und entsprechend von Furnivall abgedruckt sind. Ferner zeigen die Reime einige Abweichungen von dem Usus der 4 Predigt|gedichte und von dem Usus des Ms. im allgemeinen. Vielleicht liegt einfach Ungenauigkeit oder Flüchtigkeit vor, da der Dichter oder der Schreiber offenbar nicht die Zeit hatte, sein Werk zu vollenden; immerhin ist Vorsicht geboten und daher das Gedicht lieber für sich zu stellen. Auffallend ist: last Vb. (statt lēst): a, fele (statt fale): e, an Adv. (lies on?): bone, iworþe (lies iwerþe?): e, weniger beachtenswert, obgleich sonst nicht belegt ist schel (= schal): e, rest: fast. Auffallend ist ferner das häufige mid Prp. 1, 1; 21. 31. 67. 70. 78. 99. Sonst findet sich im Ms. regelmäßig wiþ, außer je einmal mid in

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XV S. und H.; þer midde Bir. Andrerseits fehlen zwar sicher beweisende Reime (wie apan, amang: a), doch erinnert der ganze Ton und Ausdruck, die Tendenz und der Wortschatz (meisse, mukke, pilt, a hori felle etc.) so sehr an die 4 Predigt|gedichte, daß wir vielleicht doch die Möglichkeit eines und desselben Verfassers festhalten können. Es wäre ja denkbar, daß ihm für VII Sins andere Vorlagen zu Gebote gestanden hätten, die er nach seiner Weise sehr frei benutzte oder um|arbeitete, die aber doch genügten, um Fremdkörper in sein Gedicht hineinzubringen. Für eigene Arbeit, nicht für bloßes Kopieren fremder Vorlagen, würde auch der Umstand sprechen, daß das Gedicht als Fragment überliefert ist, und zwar mitten auf der Seite abbricht; vgl. weiteres über die nicht vollendeten Dichtungen des Ms. unter Christ. Etwaige Vorlagen würden nur für den Hauptteil, die Darstellung der 7 Todsünden in Reimpaaren, in Betracht kommen, nicht für die in Schweif|reimstrophen abgefaßte Einleitung, die von den Fremdkörpern wenig oder gar nichts enthält. So würde sich auch der merk|würdige Wechsel des Versmaßes zwanglos erklären: der Dichter schickt seine eigenen einführenden Worte in der künstlicheren und ihm wohl gewählter erscheinenden Schweifreimstrophe voraus und fährt in dem typischen Versmaße derartiger me. Dichtungen, den kurzen Reimpaaren, fort, weil seine Vorlage in ihnen abgefaßt war. Vielleicht erklärt sich so eine wohl nicht bloß auf Zufall beruhende Differenz in den Anreden beider Teile: in der Einleitung heißt es zweimal mi leue frendis (ȝung and old, pouer and riche), in der Ausführung zweimal (im Reim) leue broþer, einmal leue breþerin. Die eigentlich gravierenden Fremdkörper fele (statt fale), last (statt lēst) finden sich nur im zweiten Teil, der andrerseits im Reime auslaut. -e ungetrübt zeigt (Teil I vnderstond Inf.: gond P. prs., Marie: amendi, geschrieben amendie).

I.
1.
Þe king of heuen mid vs [us] be, [folio 48] Þe fend of helle fram vs [us] te, To dai and euir more!

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To dai me ȝiue gode beginninge Þe king of heuen [Ms. houen] to worþing And spekin [speken] of is lore!
And þat ȝe hit mote vnderstonde, Þe fend to mochil schame and schonde, Þis predicacioune, And þat ȝe hit hold mote, Bodi and soule to mochil bote And to saluacioune.
Alle we beþ meiis and mowe And of one foule erþe isowe, Who so hit wold vnderstond. [vnderstonde] Þis world is wel nis bot wowe, Þis wrecche lif nis bot a þrow, Al dai hit is gond.
Man, ne be þou neuer so riche, Behold, whom þou art iliche, Whan þou ert al nakid. Beþench þat þou salt iworþe [o undeutlich] And forroti to axin and erþe, Whar of þou ert makid.
Clansi þe of þi misdede And lerne welle þi lif to lede, Þe while þou art aliue; To none [nene] frend þou nab triste, Bot to one Iesus Criste, To child no to wiue.
Mi leue frendis, ich ȝou biseche, Ȝung, old, pouer [poure, Ms. poư] and reche, Herkniþ [herkenþ] to god is speche! In þe name of god and seint Marie Ȝoure sinful lif to amendie To dai ich wol ȝow teche,

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And þat he me let so wel to spek, To dai þe deuil is staf to brek And wiþ him so to fiȝte; Þer to, par [Ms. p] charite, ich ȝou crie A pater noster [Ms. pr nr] and aue Marie In þe name god of almiȝte.
Þat pees þat is in god is huse To dai be amangis vse Þroȝ is holi grace; Þat me ȝiue [giue] lif and gode ending And to ȝou ȝiue gode lusting In þis silue place!
God him silf seiiþ in his gospel: [folio 48b] Mi leue frendis, ich wol ȝou tel, Nimiþ to me gome! O worde ich ȝou lie nelle Of heuen blis no pine of helle No of riche dome.
And of þe heuid [herrid] sinnes seuene, Whar for men lesiþ heuene, Ich wol ȝou nemeni alle, And har namis ich wol ȝou teche, And hou hi wol men bipeche And make ham to falle.
II.
First at prude ich [i] wol begin, Line 1 For hit is heuid of al sinne. Ich hit wol ȝou do to wit, In holi boke hit is iwrit: Lucifer þat was so briȝte, Line 5 Þat fairist was of al wiȝte, Wiþ oute god in heuen nas Non so fair als he was, Nas neuer non so fule ifund, Line 9 As he in helle liþ ibund; [abund]

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Nad he no more gilte, Whar for he was of heuen ipilte. A litil prude him was in com, Line 13 Þer for god him hauiþ benome Heuen blisse þat euer sal last, And in to helle he is cast. Þer he sal woni euer more Line 17 And is prude abigge wel sore. Alas, man, whi artou [artu] prute? Whannin commiþ þi fair schrute? Mid whate þou art ischrid aboute? Line 21 Noȝte of þe, man, boute doute! Þine owen schond þou werist an, [? Ms. on (undeutlich)] Þat heliþ þi fleis and þi bone. Ich wol þat þou iwit wel, Line 25 Hit nis bote a hori felle, Þat is þine owen riȝt wede; Beþenche þe, man, and hab drede! Man and womman, vnderstond þis, Line 29 Betak euch beste his, Þat ert so fair mid bigon: Linnin, [linin, Ms. līnin] wollin, glouis and schone; Þat þou art in hit so prute, Line 33 Ne sal þe leue neuer a cloute. Þer for, man, ich þe forbede Worldlich prude in hert and dede, And lede þi lif bi god is [Ms. godis] rede Line 37 To loui god and hab drede, Þat þou be god is [gode is] sone And him to queme at þe dome.
Coueitise is þat oþer. Line 41 Herkne nov, leue broþer! Þer is mani man bipeiȝte, So þe fend him hauiþ iteiȝte. Þe man þat is coueituse, Line 45 Ne commiþ he neuer to god is huse. Suche þer beþ al to fele

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Þat louiþ more þis world is welle Þan god þat haþ ham of erþe iwroȝte [folio 22] Line 49 And so swiþe dere ham boȝte. He nel is catel spen in wast, Ac euer he hit witiþ fast; He nold þat aliue nere Line 53 None so riche, as he were, And euer, so he hauiþ more, Þe faster he gaderiþ to store; And euer he wol is lif so lede, Line 57 In mochel sorow and in drede, Nel he neuer hab rest, Is mochil mukke to witi fast, Þat ne mai in him slepe cum, Line 61 Lest is muk [mukke, Ms. muks] be him benome. Leuer him wer ȝiue of is blode Þan ani man of is gode. Nel he of oþir þing hede, Line 65 But is fule bodi fede Mid is siluir and is gold, Noȝt is soule þat he schold. Apan is muk he sit abrode, Line 69 He þat þus doþ mid is gode; He ne þenchith [th im Ms.] noȝt in is end Þat he sal of þis world wend, And vnderstonde noȝt he nelle, Line 73 What he is, no whoder he schel. His catel he weniþ witi wel, Oc in is [his] soule þenche he nelle; Wiþ is siluir and is gold He weniþ euer is lif hold. Whan he weniþ liuie wel, Line 79 Mid deþ adun fal he schel; Þe deuil benimiþ him is breþ, Moch sorow þan he him deþ. For is gode þe fend him deriiþ, Line 83 And is soul to helle he feriiþ; Þe deuil is his executur

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Of is gold and is tresure, Þat he so moch trist to — Line 87 Loke nou hou he is ago. Þerfor, man, in alle wise Ich þe forbede coueitise. To world is wel nab þou no triste. Line 91 Hit went awei, so doþ þe miste; Her it is and her hit nis, Al so fariþ [fareþ] þe world is blis. Ne be he neuer so riche, Line 95 Whan he liþ a cold liche, If he hauiþ an old clute, He mai be swiþe prute, Whar mid ihelid he sal be Line 99 Þat no man nakid him ise, Of what he gadred and [an] is was — Nis þis rewþ, alas, alas!
Þe þrid sin so is onde Line 103 Þat mochil nuþe is in lond, And euir hi quemiþ þe fend of helle; In woch maner, ich wol ȝou tel. Leue breþerin, herkniþ now, Line 107 And ich wol ȝou tel, [tell] how! World is wel falliþ vnliche And noȝt euch man ilich. Sum þer beþ þat cun noȝt libbe, Line 111 Sum þat hauiþ frend is sibbe, And sum þer beþ þat swinkiþ sore [folio 22b] Winne catel to hab more, Ham silf fair to susteni, Line 115 And euer more hi beþ nedi, And sum þer beþ, leue broþer, Þat more haþ þan anoþer And more loue of gode man. Line 119 Anoþer wol after þan Areri cuntake

Hier bricht das Gedicht ab, der Rest der Seite im Ms. ist frei gelassen.

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