Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...

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Title
Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...
Author
Heuser, Wilhelm
Publication
Bonn,: P. Hanstein,
1904.
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"Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ..." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/AJT2514.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 24, 2025.

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I. Hymn by Michael Kildare.

Gedruckt von Thomas Wright, Rel. Ant. II, 190.

Das einzige unserer Gedichte, dessen Verfasser sich direkt nennt, und zugleich das einzige Stück im ganzen Ms., welches den Namen Kildare enthält, verdient schon darum besondere Beachtung. Weiteres wissen wir über den Dichter leider nicht. Wir sind nicht berechtigt, ihn mit Madden und Crofton Croker zum Autor oder gar zum Schreiber des ganzen Ms. zu machen; wir haben nicht einmal das Recht, ihm mit T. Wright die kühne Satire "of men þat woniþ in lond" zuzuschreiben und den Schauplatz derselben nach Kildare zu verlegen. Die Hymne steht mit ihrem kunstvollen Versbau ganz allein da unter den Gedichten des Ms., es ist also durchaus möglich, daß nur dieses eine Gedicht auf Michael zurückgeht. Auch daß Bruder Michael ein Franziskaner war, wie von jeher kurzhin angenommen wurde, ist nicht direkt bezeugt. Wahrscheinlich allerdings hat an der entscheidenden Stelle in Str. 15 þis sang wroȝt a frere noch menour auf der jetzt vorhandenen Rasur gestanden, denn der Reim verlangt ein Wort auf -our. Wäre unser Ms. übrigens nicht eine spezifische Franziskanerhandschrift, so könnte man ebensogut prechour einsetzen und ihn damit zum Dominikaner stempeln. Wir müssen uns also mit dem bloßen Namen be|gnügen, obgleich Form wie Inhalt des Gedichtes einen nicht gewöhnlichen Dichter verraten, der sicherlich nicht nur diesen einen poetischen Versuch gemacht hat.

Der Versbau des Gedichtes ist sehr kunstvoll und hat meines Wissens in der ganzen me. Litteratur kein genau entsprechendes

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Seitenstück. Die verschlungene zehnzeilige Strophe hat die Reimstellung aaabababab, wobei zu beachten ist, daß im 7. und 9. Verse gewöhnlich noch leoninischer Reim auftritt. Der Dichter gebrauchte also in jeder Strophe nicht weniger als acht a-Reime neben vier b-Reimen. Die a-Verse sind viertaktig, die b-Verse dreitaktig, ein a-Vers mit dem folgenden b-Verse zusammen bildet demnach einen regelrechten Septenar. Die Strophe unseres Dichters stellt sich damit als eine Abart der wohl|bekannten altertümlichen vierzeiligen Strophe von Langversen mit durchgehendem Reime heraus und ist daraus hervor|gegangen durch eingeflochtenen Reim und Erweiterung des ersten Septenars (a + b zu aaa + b). Lassen wir die beiden ersten a-Verse weg und sehen wir von dem eingeflochtenen Reim ab, so ist das ursprüngliche vierzeilige Schema wieder hergestellt. Schipper's Ansicht, welcher die Strophe Michael's als eine Er|weiterung der Schweifreimstrophe auffaßt (Engl. Metrik I, 381), kann ich nicht teilen. Die dazu vorausgesetzte Art der Schweif|reimstrophe mit der Reimstellung aaabab ist selbst schon zu selten und wird schwerlich noch weitere Variationen hervor|gerufen haben, während andererseits die Zurückführung auf die beliebten Vier-Zeiler mit durchgehendem Reim keine Schwierigkeit bietet. — Immerhin stellte eine solche Strophe mit ihrer großen Zahl gleicher Reime nicht unbedeutende An|forderungen an das technische Können eines Dichters. Bruder Michael hat die nicht leichte Aufgabe recht glücklich gelöst und zugleich bewiesen, daß er mit dem Wohllaut der Form warme Empfindung und gedankenreichen Inhalt zu vereinen wußte. Sein Thema [Das Gedicht ist keine Hymne auf Jesus, wie Brandl, Grdr. II, 640 meint, obgleich es mit der üblichen Anrufung Jesu beginnt.] war ja das immer wiederkehrende, das sich auch mit den Reimpredigten unseres Ms. eng berührt: Die Vergänglichkeit irdischen Gutes und Glückes und die Mahnung zu rechtzeitiger Umkehr, die er besonders dem Reichen zuruft. Auffallend ist der Reichtum der Sprache an lebhaft geschauten und z. T. länger ausgeführten Bildern, die sich von den typischen Vergleichen anderer me. Dichter vorteilhaft abheben und das ganze Gedicht fast von Strophe zu Strophe durchziehen. So wenn er den Reichen mahnt, daß der Bogen für ihn gespannt ist und das Feuer angezündet,

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daß er selbst einem Holzklotz gleicht, würdig in der "Höllen|kufe" zu brennen, oder einem gebrechlichen Baumstamm von kurzen 7 Fuß Länge, außen geschmückt mit Hab und Gut, doch mit der Axt an der Wurzel, und dahinter der Satan voll Begierde den Stamm zu fällen.

Auch die Predigtgedichte unseres Ms. sind reich an Ge|danken; an Wohllaut der Form und Vollendung der Sprache steht die Hymne weit über ihnen.

Swet Iesus, hend and fre, [folio 9] Þat was istrawȝt on rode tre, Nowþe and euer mid vs be And vs schild fram sinne, Let þou noȝt to helle te Þai þat beþ her inne! So briȝte of ble, þou hire me, Hoppe of alle mankynne, Do us ise þe trinite And heueneriche to winne!
Þis world is loue is gon awai, So dew on grasse in somer is dai, Few þer beþ, weilawai, Þat louiþ goddis lore. Al we beþ iclung so clai, We schold rew þat sore; Prince and king, what weniþ þai To libbe euir [ever] more? Leueþ ȝur plai and crieþ ai: Iesu Crist, þin ore.
Alas, alas, þe [ȝe] riche men, Of muk whi wol ȝe fille ȝur denne? Wende ȝe to ber hit henne? Nai, so mote i þriue! Ȝe sulle se þat al is fenne, Þe catel of þis liue. To Criste ȝe ren and falleþ o knen, [a knen]

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Þat wondis þoliid fiue; For ȝe beþ trenne worþi to brenne In bittir helle kiue.
Godde ȝow hauiþ to erþe isent, Litil dwel ȝov hauiþ ilent, He schal wit, how hit is spent, I rede ȝou, tak hede. If hit be hidde, ȝe beþ ischent, For helle worþ ȝur mede. Þe bow is bend, þe fire itend To ȝow, if ȝe beþ gnede; Bot ȝe [ȝeu, Ms. ȝeu (? ȝen)] amend, ȝe sul be wend In euer glowind glede.
Pouir was þin incomming, So ssal be þin outegoing, Þou ne ssalt [salt] of al þi þing A peni ber to molde. Þat is a rewful tiþing, Whose hit hire wold. Louerd king, to hori ding What makiþ man so hold? In pining ȝiue a ferþing He ne sal, þeȝ he wold.
Riche man beþenche þe, Tak gode hede, wat þou be! Þou ne art bot a brotil tre Of schorte seuen fote, Ischrid wiþ vte wiþ gold and fe — Þe ax is at þe rote; Þe fent vnfre halt al to gle Þis tre adun to rote. So mote ich þe, ich rede þe: fle, And do þi [this] sowle is bote.
Now þou art in ro and rest, [folio 9b] Of al þe lond þou art þe mest, Þou doist no streinþ of god [Godis] is hest;

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Of deþ whi neltov [neltou] þenche? Whan þou wenist libbe best, Þi bodi deþ sal qwench; Þe pouer chest ssal be þi nest, Þat sittist bold a bench; Est and west schal be þi qwest, Ne miȝt þou noþing blench.
Be þou barun oþer kniȝte, Þou salt be a sorful wiȝte, Whan þou liste in bere itiȝte In fulle pouer wede; Nastou noþer main no miȝte, Whil þou no man drede; Wiþ sorwȝful siȝt — and þat is riȝte — To erþe me sul þe lede; Þan ssal þi liȝt turn in to niȝte — Beþench, man, þis i red. [i-red (!), Ms. ired]
Þe pouer man bit uche dai Gode of þe, and þou seiist ai: Begger, [Beggar] wend a deuil wai! Þou deuist [denist] al min ere. Hungir-bitte he goth awai Wiþ mani sorful tere. A wailowai! þou clotte of clai! Whan þou list on bere, Of fow no grai no rede no rai Nastov bot a here.
Crist [Christ] telliþ in holi writte Þat a man of wiþir witte Ibiriid was in helle pitte, Þat in þis lif was riche; Ssal he neuer þan flitte Fram þe sorful diche. He sal sitte in helle flitte Wiþ oute wyn and miche, Þe fent sal sitte is knot to knitte; Sore mai he skriche.

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Þe pouer man goþ bifor þe, Al idriid als a tre, And grediþ: "louerd, help me, Hunger [hungre] me hauiþ ibund. Let me dei pur charite, Ibroȝt ich am to grund." So mot i þe and crist ise: If he dei [die] þat stund, His lif sal be icrauid of þe, Þeȝ þou ȝif him no wonde.
I þe rede: rise and wake [awake] Of þe hori sinne lake. If þou be þer in itake, Iwisse þou schalt to helle, To woni wiþ þe fendis [? fentis, Ms. undeutlich] blake In þat sorful wille. Þi wei þou make, [Ms. mak] þou dri þe stake, [stak] To prest þi sinnes telle; So wo and wrake sal fram þe rake Wiþ fendis [d deutlich] grimme and felle.
If in sinne þi liue is ladde, To do penance ne be noȝt sadde; Who so doþ, he nis noȝt madde, As holi churche vs techithe; [Ms. techith'] Þer of be þou noȝt adradde, Crist sal be þi lech, Þus Crist us radde, þat rode spradde, Wiþ a blisful spech. Whan he so bad, þou miȝt be gladde, Ne louiþ he no wreche.
Iesu, king of heuen fre, [folio 10] Euer iblessid mot þou be! Louerd, i besech þe, To me þou tak hede; Fram dedlich sinne þou ȝem me,

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While i libbe on lede! Þe maid fre þat bere þe So swetlich vnder wede, Do vs to se þe trinite — Al we habbeþ nede!
Þis sang wroȝt a frere [menour], [menour fehlt bei Wright, im Ms. Rasur.] Iesus Crist be is socure, Louerd, bring him to þe toure, Frere Michel Kyldare; Schild him fram helle boure, Whan he sal hen fare! Leuedi, flur of al honur, Cast awai is care; Fram þe schoure of pinis sure Þou sild him her and þare! Amen.
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