Altenglische dichtungen des ms. Harl, 2253.

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Title
Altenglische dichtungen des ms. Harl, 2253.
Author
Boeddeker, Karl, ed. 1846-
Publication
Berlin,: Weidmann,
1878.
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Subject terms
English language -- Grammar
English poetry
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"Altenglische dichtungen des ms. Harl, 2253." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/AFY7793.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 16, 2024.

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SPRÜCHWÖRTER HENDYNGS.

Unter Hendyng, einer Ableitung von hende "geschickt, schlau," hat man eine Personifikation der geistigen Gewandtheit zu verstehen.

Die Manier, volksthümliche Weisheitssprüche mit glossirenden Strophen zu begleiten, fand ihr Vorbild in den französischen "Pro|verbes del vilain" und den "Proverbes au conte de Bretaigne." Auch dort finden wir sechszeilige Strophen, an deren Schluss das Sprüchwort erscheint mit dem Zusatze: "Ceo dist le vilain", resp. "Ce dit li vilain."

Als Vater der im Volke verbreiteten, in alliterirende oder ge|reimte Sprüche eingekleideten Weisheit begegnet uns in früherer Zeit König Alfred: Proverbs of King Alfred, mitgetheilt in den Rel. Ant. I, pag. 170-188, nach einer Handschrift des Trinity College der Universität Cambridge (B. 14, 39), die aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts stammt. Auch in dem Streite zwischen Eule und Nachtigall wird eine grössere Anzahl von Sprüchwörtern dem Könige Alfred beigelegt. Die einleitende Strophe unsres Textes, die übrigens in den beiden andren Versionen (siehe weiter unten) fehlt, bezeichnet Hendyng, den Sohn Marcolfs, als den Urheber dieser Weisheitsregeln, in denen eine Art Volksphilosophie zum Ausdrucke kommt. Unter dem Namen Marcolf oder Marolf tritt in einem im

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Mittelalter weit verbreiteten versificirten Dialoge zwischen Salomon und Marcolf der Träger des Volkswitzes auf. Für die Popularität dieser Dialoge spricht folgende Stelle aus Notker: "Habent ouh soliche saeculares literae. Uuaz ist ioh anderz, daz man Marcolphum saget sih ellenon uuider proverbii Salamonis? An dien allen sint uuort sconiu ane uuarheit", Ed. Schilter, I, pag. 228. "Dyss ist Salomon vnd Marolffen Sprüche, die sie mit eynander hatten mit mangen cluogen Worten", Bibl. Palat. (Heidelberg) No. 154, fol. 125. Vgl. ferner Von der Hagen, Deutsche Geschichte des Mittelalters, "Die beiden Legenden von Salomon und Marolt oder Marolf. Eine eingehende Untersuchung über Marolf ist ferner zu finden in der Einleitung zu Kemble's "Anglo-Saxon Dialogues of Sa|lomon and Saturn", London 1848, für die Aelfric Society (die Rolle des Marolf scheint in England Saturn gespielt zu haben. Kemble identificirt Marolf mit Wodan). Endlich bespricht auch Th. Wright diesen Gegenstand in seinen "Essays on the Literature etc. of the Middle Ages", I, Kap. 4.

Die Erscheinung, dass wir in den Sprüchwörtern Hendyngs den König Alfred aus seiner Stelle verdrängt finden, wird darin seinen Grund haben, dass in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts das volksthümlich idealisirte Bild dieses Königs mehr und mehr ver|blasste, dass er in Folge dessen aufhörte, privilegirter Träger aller volksthümlichen Ideen zu sein. Mit dem Wiederaufleben eines kräf|tigen Selbstbewusstseins im Volke, mit dem Wiedererwachen eines regen Interesses am öffentlichen Leben und dem thatsächlichen Ein|greifen in die Angelegenheiten des Staates hörte man auf, seine Ideale in der Vergangenheit zu suchen, man rechnete mit der Gegenwart. Die dem Volksmunde geläufige Spruchweisheit wurde nicht mehr dem unbekannten Alfred, sondern dem "Schlauberger" zugeschrieben. — Dem gelehrten Autor der diese Sprüchwörter commentirenden Strophen waren Marolf und seine weisen Sprüche bekannt. Sei es, dass ihm die Identität mehrerer Sprüche auffiel, sei es, dass er der Weisheit seines Helden ein altehrwürdiges Gepräge aufdrücken wollte: Er stellt seinen Weisen als einen Sohn jenes bekannten Weisen hin. —

Die glossirten Weisheitssprüche Hendyng's müssen sich einer ge|wissen Popularität erfreut haben, da sie in drei handschriftlichen Ueber|lieferungen erhalten sind. Leider sind mir von den Versionen des

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MS. Gg. I. 1 der Universität Cambridge und des MS. Digby 86 der Universität Oxford nur die wenigen Strophen zu Gesicht gekommen, welche Halliwell in den Rel. Ant. I, pag. 109 und 256 mittheilt. Ein Urtheil über das Verhältniss der drei Texte zu einander muss demnach mit allem Vorbehalt gegeben werden. Es scheint, als ob die Version des MS. Harl. 2253 die zuverlässigste ist. Für eine Kritik des Textes, besonders für die richtige Erklärung dunkler Stellen wäre eine Vergleichung aller drei Versionen sehr wünschens|werth. — Ich hoffe, dass mir demnächst eine kritische Redaktion des Textes ermöglicht werden wird.

Auf die Uebereinstimmung der Sprüchwörter unsres Textes mit denen der Sammlung der "Proverbs of King Alfred" oder mit denen der Sprüchwörter in "Eule und Nachtigall" hat Mätzner hin|gewiesen. Eine weitere Untersuchung über Alter und Verbreitung der einzelnen Weisheitssprüche behalte ich mir als Spezialaufgabe vor. Sie würde an dieser Stelle zu weit führen.

Eine grosse Zahl mittelländischer Formen gestattet keinen Zwei|fel daran, dass das Original, dessen Kopie unser Text uns giebt, im mittelländischen Dialekte abgefasst war.

Rel. Ant. I, pag. 109; Kemble, The Dialogues of Salomon and Saturn, Appendix; Aelfric Society, 1848; Mätzner, Sprach|proben, I, pag. 304; Morris and Skeat, Specimens of Early Eng|lish, II, pag. 35. —

[folio 125a] Mon þat wol of wysdam heren, Line 1 At wyse Hendyng he may leren [leren, ms. lernen. Da unsre Handschrift die Form "leren" in der Bedeutung "lernen" kennt, so habe ich des Reimes wegen dieselbe hier eingeführt. Dem Schreiber der Handschrift mag "leren" an obiger Stelle anstössig gewesen sein, der Dichter selbst hat wahrscheinlich dieses Verbum gemeint. Vgl. auch die Bemerk. zu 26.] (þat wes Marcolues sone) Gode þonkes & monie þewes, fforte teche fele shrewes, Line 5 For þat wes euer is wone.

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Iesu crist, al folkes red, þat for vs alle þolede ded Vpon þe rode tre, Leue vs alle to ben wys, Line 10 Ant to ende in his seruys. Amen, par charite! "God beginning makeþ god endyng", Quoþ Hendyng.
Wyt & wysdom lurneþ ȝerne, Line 15 Ant loke þat non oþer werne [loke, wir sollten erwarten "lokeþ". Die Auslassung des þ mag daraus zu erklären sein, dass bei fliessender Aussprache der Worte "lokeþ þat" nur ein þ zu vernehmen war. — non oþer, MS. Digby, 86: no man other", woraus hervorgeht, dass "non" Subjekt und "oþer" Objekt zu "werne" ist.] To be wys & hende; ffor betere were to bue wis, þen forte were foh & grys, [were, ms. where.] Wher so mon shal ende. Line 20 "Wyt & wysdom is god warysoun", Quoþ Hendyng.
Ne may no mon þat is in londe, ffor noþyng þat he con fonde, Wonen at home & spede, Line 25 So fele þewes for te leorne, Ase he þat haþ ysoht ȝeorne [ysoht, ms. ysoþt.]

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In wel fele þeode. [26—28. In der Handschrift der Bibl. Publ. Cantabr. lauten diese Zeilen: "So fele thewis for to lerne | So he that had i-sowt yerne | Aventures in fele dede"; und im MS. Digby 86: "Fele thewes for to lere | So he that haveth wide were | Fouht in fele thede". Die Abweichungen von unsrem Texte zeigen das Bestreben, auf die möglichen Veranlassungen eines Umherreisens unter fremden Völkern (Krieg und "aventiure") hinzuweisen. Unsere Lesart trägt das Gepräge grösserer Ursprünglichkeit, indem sowohl der Sinn befriedigender (ysoht = untersucht, geprüft, Erfahrungen gesammelt), als auch der Vers reiner ist, da beide Strophenhälften genau konform sind. Zu beachten ist auch, dass das MS. Digby "lere" in der Bedeutung "lernen, erfahren" hat.] "Ase fele þedes, ase fele þewes", [þedes, ms. þede. Da die beiden andren Texte an dieser Stelle Formen auf s haben (MS. Digby: "thedes"; MS. Cantab. Gg. I, 1: "dedis" für "þedis"), so tragen wir kein Bedenken, auch in unsren Text die Form auf "s" aufzunehmen, zumal die Bindung der beiden Hälften des Sprüch|wortes dadurch eine weit innigere wird.] Quoþ Hendyng. Line 30
Ne bue þi child neuer so duere, Ant hit wolle vnþewes lere, [lere, ms. lerne. Die Hand|schrift der Bibl. Publ. Cantab. zeigt an dieser Stelle "lere".] Bet hit oþer whyle; Mote hit al habben is wille, Woltou, nultou, hit wol spille, Line 35 Ant bicome a file. [file, ms. fule. Sowohl der Reim wie der Gedanke (file "Taugenichts", fule "Narr") berechtigen zu dieser Emendation, zumal dieselbe durch die Les|art der Handschrift der Bibl. Publ. Cantab. (file) unterstützt wird.] "Luef child lore byhoueþ", Quoþ Hendyng.
Such lores ase þou lerest, [lerest, ms. lernest.] After þat þou sist & herest, Line 40 Mon, in þyne ȝouþe, Shule þe on elde folewe, Boþe an eue & amorewe, & bue þe fol couþe. [fol couþe, ms. folcouþe.] "Whose ȝong lereþ, olt he ne leseþ", [lereþ, ms. lerneþ.] Line 45 Quoþ Hendyng.
ȝef þe luste a sunne don, Ant þy þoht bue al þer on, ȝet is god to blynne; For when þe hete is ouercome, Line 50 Ant þou haue þy wyt ynome, Hit shal þe lyke wynne. [wynne, inf. "zu gewinnen".]

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"Let lust ouer gon, eft hit shal þe Lyke", Quoþ Hendyng.
ȝef þou art of þohtes lyht, [of þohtes ist abhängig von lyht.] Line 55 Ant þou falle for vnmyht [vnmyht, ms. vnmyþt.] In a wycked synne: Loke þat þou do hit so selde, In þat sunne þat þou ne elde, þat þou ne deȝe þer inne. Line 60 "Betere is eye sor, þen al blynd", Quoþ Hendyng.
Me may lere a sely fode, þat is euer toward gode, Wiþ a lutel lore; Line 65 ȝef me nul him forþer teche, þenne is herte wol areche Forte lerne more. "Sely chyld is sone ylered", Quoþ Hendyng. Line 70
ȝef þou wolt fleysh lust ouercome, [fleysh lust, ms. fleyshe lust. Das e hat hier keine Berechtigung (entweder "fleyshes lust" oder "fleysh lust"); auch das Versmass spricht gegen dasselbe. Ich halte daher den Querstrich durch "sh", durch wel|chen die Handschrift sonst regelmässig ein folgendes e bezeichnet, an die|ser Stelle für eine Flüchtigkeit. Vgl. auch v. 74.] þou most fiht & fle ylome, [fiht, ms. fist, offenbar für "fiþt", da die Zeichen für "s" und "þ" in der Handschrift sehr verwandt sind. Der Buchstabe "s" ist in der Regel durch das gestreckte Zeichen dargestellt, und "þ" besteht aus genau demselben Zeichen, an das sich dann oben rechts ein halbkreisförmiges Häkchen anlegt.] Wiþ eye & wiþ huerte; Of fleyshlust comeþ shame; þah hit þunche þe body game, [þah, ms. þaþ.] Line 75 Hit doþ þe soule smerte.

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"Wel fyht, þat wel flyþ", [fyht, ms. fyþt.] Quoþ Hendyng.
Wis mon halt is wordes ynne, For he nul no gle bygynne, Line 80 Er he haue tempred is pype. [80, 81. Die Metapher will besagen: Denn er wird sein Wort nicht geben, wenn er sich nicht vorher überzeugt hat, dass er es auch halten kann.] Sot is sot, & þat is sene, ffor he wol speke wordes grene, Er þen hue buen rype. "Sottes bolt is sone shote", Line 85 Quoþ Hendyng.
Tel þou neuer þy fomon Shome ne teone þat þe is on, þi care ne þy wo; For he wol fonde, ȝef he may, Line 90 Boþe by nyhtes & by day, Of on to make two. "Tel þou neuer þy fo þat þy fot akeþ", Quoþ Hendyng.
ȝef þou hauest bred & ale, Line 95 Ne put þou nout al in þy male, þou del hit sum aboute. [hit, gen. "davon". Die Form "his" ist eine Uebertragung der Maskulinform auf das Neutrum. Vgl. "& kepe to hit, & alle hit cors clanly ful-fille". The Deluge, 264.] Be þou fre of þy meeles, Wher so me eny mete deles, Gest þou nout wiþ oute. [Gest þou, Inversion im Hauptsatze bei vorangehendem Nebensatze.] Line 100 "Betere is appel yȝeue þen yete", Quoþ Hendyng.
Alle whyle ich wes on erþe, Neuer lykede me my werþe, [Unter werþe ist jeder Vorgesetzte oder Brodherr zu verstehen.]

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ffor none wynes fylle; [Morris fasst wynes als den gen. von "wynne, wunne" auf, wir identifiziren dies Wort mit dem "wyn" von v. 107.] Line 105 Bote myn & myn owen won, [Bote ist hier conj., "wenn nicht". Auffällig ist die Form "goþ" in v. 108, da "bote" sonst regelmässig in unsrer Handschrift den Konjunktiv regiert. — myn & myn owen won, "mein allereigenster Besitz."] Wyn & water, stok & ston, [stok, Morris und Hwll. stoke. Die Handschrift zeigt an dem Buchstaben "k", wenn derselbe sich am Ende eines Wortes befindet, häufig eine kleine Schleife, welche Morris sowohl wie Hwll. immer durch ein "e" aufgelöst haben. Dieselbe kann hier nur irrthümlich angebracht sein. Vgl. Gramm. "das auslautende e".] Al goþ to my wille. "Este bueþ oune brondes", Quoþ Hendyng. Line 110
ȝef þe lackeþ mete oþer cloþ, [cloþ, ms. cloþt. Der Sinn dieser Strophe ist: Wenn dir einmal augenblicklich dieses oder jenes fehlt blos des|halb, weil du auf die Rückerstattung eines Darlehens vergebens wartest, so darfst du deshalb doch deinen Gleichmuth nicht verlieren, vorausgesetzt, dass du überhaupt dein gerade hinreichendes Auskommen hast.] Ne make þe nout for þy to wroþ, [wroþ, ms. wroþt.] þah þou byde borewe; ["Und wenn du auch ein Darlehen (borewe) abwartest." Weder die Auffassung von Mätzner: wait for a surety or pledge —, noch die von Morris: though thou delay to borrow — giebt einen befriedi|genden Sinn. Vgl. auch v. 186-188. — þah, ms. þaþ.] For he þat haueþ is god ploh, [ploh, ms. ploþ.] Ant of worldes wele ynoh, Line 115 Ne wot he of no sorewe. "Gredy is þe godles", Quoþ Hendyng. [quoþ, ms. qoþ. Der Buchstabe o in diesem Worte ist gewöhnlich höher gestellt (qoþ), wodurch angedeutet werden soll, dass vor demselben ein "u" zu ergänzen ist. Dass dies hier nicht geschehen ist, beruht offenbar auf einer Flüchtigkeit.]
ȝef þou art riche & wel ytold, Ne be þou noht þarefore to bold, [noht, ms. noþt.] Line 120

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Line 120 Ne wax þou nout to wilde; Ah ber þe feyre in al þyng, & þou miht habbe blessyng, & be meke & mylde. "When þe coppe is follest, þenne ber hire feyrest", Line 125 Quoþ Hendyng.
ȝef þou art an old mon, Tac þou þe no ȝong wommon Forte be þi spouse; For loue þou hire ner so muche, Line 130 Hue wol telle to þe lute ["Sie wird wenig mit dir sprechen", d. h. sie wird stets mürrisch sein. Statt des Reimes finden wir hier die blosse Assonanz.] In þin oune house.
Monimon syngeþ When he hom bringeþ Is ȝonge wyf: Line 135 Wyste whet he broȝte, [wyste ist kontrahirt aus "wyste he". — whet, ms. wet.] Wepen he mohte Er syþ his lyf. [Er syþ his lyf, ms. Er his lyf syþ. Da "lyf" offenbar Reimwort zu "wyf" ist, so habe ich "lyf" ans Ende gestellt. Der Sinn dieser Zeile würde sein: "euer afterwards his life", immer später sein ganzes Leben hindurch.] Quoþ Hendyng.
þah þou muche þenche, ne spek þou nout al; Line 140 Bynd þine tonge wiþ bonene wal; Let hit don synke, þer hit vp swal: þenne myht þou fynde frend oueral. [myht, ms. myþt.] "Tonge brekeþ bon, & naþ hire selue non", [naþ, ms. nad.] Quoþ Hendyng. Line 145
Hit is mony gedelyng, When me him ȝeueþ a lutel þyng,

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Waxen wol vn saht. [vn saht, ms. vn saþt.] Hy telle, he deþ wel by me, þat me ȝeueþ a lutel fe, Line 150 Ant oweþ me riht naht. "þat me lutel ȝeueþ, he my lyf ys on", [he my lyf ys on, "der ist be|müht um mein Leben". Der Ausdruck "to be on" in dieser Bedeutung ist unsrer Handschrift gewöhnlich (vgl. Glossar), so dass dies Sprüchwort sowohl mit dem lat. "me vult vitalem qui dat mihi rem modicalem" wie mit dem altfrz. "Qi pou me doune vivre me voet" dem Sinne nach übereinkommt. Die wenig überzeugende Annahme von Morris. "lyf" = "luf" (favour), wie die Bedenken Mätzners in Betreff dieser Stelle sind demnach hinfällig.] Quoþ Hendyng.
Mon þat is luef don ylle, When þe world goþ after is wille, Line 155 Sore may him drede; ffor ȝef hit tyde so þat he falle, Men shal of is owen galle Shenchen him at nede. "þe bet þe be, þe bet þe byse", Line 160 Quoþ Hendyng.
þah þe wolde wel bycome Forte make houses roume, þou most nede abyde, Ant in a lutel hous wone, Line 165 Forte þou fele þat þou mone [mone, ms. mowe. Ich sehe in "þat þou mone wone" das Futurum; vgl. "Lauerd, in þi telde wha sal wone? In þi hali hille or wha reste mone?" Metrical English Psalter, XIV ("who shall rest on thy holy hill"). — Der Sinn der Verse 166 u. 167 würde demnach sein: "Bis du fühlst, dass du es wirst (nämlich in einem kleinen Hause wohnen) ohne den bösen Stolz".] Wiþ outen euel pryde. "Vnder boske shal men weder abide", Quoþ Hendyng. [Quoþ: Die Handschrift hat ein Zeichen, welches aus q und þ zusammengesetzt ist.]

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Holde ich nomon for vnsele, Line 170 Oþerwhyle þah he fele Sumþyng þat him smerte; For when mon is in treye & tene, þenne hereþ god ys bene þat he byd myd herte. Line 175 "When þe bale is hest, þenne is þe bote nest", Quoþ Hendyng.
Drah þyn hond sone aȝeyn, [drah, ms. draþ.] ȝef men þe doþ a wycke þeyn, [þeyn: die Form ist auffällig, doch ist sie durch den Reim geschützt. Mätzner vermuthet "teyn" = tene (173).] þer þyn ahte ys lend, Line 180 So þat child wiþ draweþ is hond From þe fur & þe brond, þat haþ byfore bue brend. "Brend child fur dredeþ", Quoþ Hendyng. Line 185
Such mon haue ich land my cloþ, þat haþ maked me fol wroþ, Er hit come aȝeyn. Ah he þat me ene serueþ so, Ant he eft bidde mo, Line 190 He shal me fynde vnfeyn. "Selde comeþ lone lahynde hom", Quoþ Hendyng.
ȝef þou trost to borewyng, þe shal fayle mony þyng, Line 195 Loþ when þe ware; ȝef þou haue þin oune won, þenne is þy treye ouergon, Al wiþ oute care. "Owen ys owen, & oþer mennes eduiteþ", [eduiteþ. Die Handschrift kann gelesen werden "edneþ" oder "edueþ". da "n" und "u" in der Regel nicht zu unterscheiden sind. Wir lesen "edueþ" und nehmen an, dass über dem "u" aus Flüchtigkeit ein kleines "t" ausgelassen ist, welches nach der Orthographie der Handschrift unter anderem "it" bedeuten könnte. (Abkürzungen dieser Art sind in unsrer Handschrift durchaus üblich.) Für die Form "eduiteþ" spricht auch die Lesart des Manuskriptes der Bibl. Publ. Cantab. ("hedwite"). Der Sinn des Sprüchwortes würde sein: Eigenthum ist Eigenthum (d. h. wir wissen, dass es unser ist und fühlen uns wohl inmitten desselben), aber fremder Leute Eigenthum (also Geborgtes) klagt uns an, macht uns Vorwürfe (wir fühlen uns unbehaglich, wenn wir damit wirthschaften müssen). — Die Vermuthung von Morris "edneþ" = "goes back", hat keinen Halt, da ein Verbum "ednen" nicht nachzuweisen ist. Auch befriedigt der Sinn nicht.] Line 200 Quoþ Hendyng.

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þis worldes loue ys a wrecche, Whose hit here, me ne recche, þah y speke heye; For y se þat on broþer Line 205 Lutel recche of þat oþer, Be he out of ys eȝe. "ffer from eȝe, fer from herte" Quoþ Hendyng.
þah vchmon byswyke me, Line 210 þat of my god makeþ him fre, Forte gete word, ["Um Ruf zu erlangen", d. h. um sich damit aufzuspielen.] Ant him self is þe meste qued, [Ant bezeichnet nicht die blosse Anreihung hier, sondern zugleich eine Art Gegensatz: "So ist gleichwohl derjenige der grösste Taugenichts, der selbst etwas hat" (und mich dennoch um das meinige betrügt).] þat may breke eny bred At ys oune bord. Line 215 "Of vn boht hude men kerueþ brod þong", Quoþ Hendyng.
Moni mon seiþ, were he ryche, Ne shulde non be me ylyche [Der Text springt aus der indirekten Rede plötzlich in die direkte über. Vgl. G. L. II, 18.] To be god & fre; Line 220

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Line 220 For when he haþ oht bygeten, [For erklärt sich daraus, dass "seiþ" in v. 218 im Gegensatze zu "thut, handelt" gedacht ist. Der Sinn von v. 218-220 ist demnach: Man|cher ist nur mit Worten freigebig.] Al þe fredome is forȝeten Ant leyd vnder kne. "He is fre of hors þat ner nade non", Quoþ Hendyng. Line 225
Monimon mid a lutel ahte ȝeueþ is dohter an vn mahte, Ant lutel is þe betere; & myhte wiþ oute fere, Wis mon ȝef he were, [ȝef. ms. ȝe.] Line 230 Wel hire haue bysette. [bysette, das e ist Flexion.] "Lyht chep luþere ȝeldes", [Lyht, ms. Lyþt.] Quoþ Hendyng.
Strong ys ahte forte gete, Ant wicke, when me hit shal lete; Line 235 Wysmon, take þou ȝeme: [take, Hwll. liest "takes", die Handschrift zeigt "tak" mit einer Schleife am k. Vgl. die Bemk. zu v. 107. Siehe auch "tac", G. L. 17, v. 151; und ebd. Bemk. zu v. 111.] Al to dere is boht þat ware, [boht, ms. boþt.] þat ne may wyþ oute care Monnes herte queme. [234—239. Der Gedanke ist: Gewiss ist jedes Gut schwer zu erlangen und nur ungern trennt man sich davon; aber der Preis, um den man etwas erkauft, muss zu dem Werthe, den es für uns hat, im richtigen Verhält|nisse stehen.] "Dere is boht þe hony þat is licked of þe þorne", Line 240 Quoþ Hendyng.
Mon þat munteþ ouer flod, Whiles þat þe wynd ys wod, Abyde fayre & stille;

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Abyd stille, ȝef þat þou may, Line 245 & þou shalt haue an oþer day Weder after wille. "Wel abit þat wel may þolye", [Quoþ Hendyng.] [Quoþ Hendyng fehlt in der Handschrift.]
þat y telle an euel lype, Line 250 Mon þat doþ him in to shype Whil þe weder is wod; For be he come to þe depe, He mai wrynge hond & wepe, [hond ist Plu|ralform.] Ant be of drery mod. Line 255 "Ofte rap reweþ", Quoþ Hendyng.
Mihte þe luþer mon Don al þe wonder þat he con, Al þe world forferde; Line 260 He fareþ so doþ þe luþer grom, þat men euer beteþ on Wiþ one smerte ȝerde. "Of alle mester men mest me hongeþ þeues", Quoþ Hendyng. Line 265
Wickemon & wicke wyf, When hue ledeþ wicke lyf, & buen in wicked synne, Hue ne shule hit so wende, þat hit ne shal atte ende Line 270 Showe him self wiþ ynne. "Euer out comeþ euel sponne web", Quoþ Hendyng.
Betere were a riche mon Forte spouse a god womon, Line 275

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Line 275 þah hue be sumdel pore, [þah, ms. þaþ.] þen to brynge in to his hous A proud quene & daungerous, þat is sumdel hore. "Monimon for londe wyuep to shonde", Line 280 Quoþ Hendyng.
Ne leue nomon child ne wyf, When he shal wende of þis lyf, Ant drawe to þe deþe; For mowe he þe bones bydelue, Line 285 Ant þe ahte welde hem selue, Of þi soule huem ys eþe. "ffrendles ys þe dede", Quoþ Hendyng.
þe glotoun, þer he fynt god ale, Line 290 He put so muche in ys male, Ne leteþ he for non eye; So longe he doþ vch mon ryht, [ryht, ms. ryþt.] þat he wendeþ hom by nyht, [nyht, ms. nyþt.] Ant lyþ ded by þe weye. Line 295 "Drynk eft lasse, & go by lyhte hom", Quoþ Hendyng.
Riche & pore, ȝonge & olde, Whil ȝe habbeþ wyt at wolde, Secheþ ore soule bote; Line 300 ffor when ȝe weneþ alrebest fforte haue ro & rest, þe ax ys at þe rote. "Hope of long lyf gyleþ mony god wyf", Quoþ Hendyng. Line 305

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Line 305 Hendyng seiþ soþ of mony þyng: Iesu crist, heuenne kyng, Vs to blisse brynge: ffor his swete moder loue, þat sit in heuene vs aboue Line 310 ȝeue vs god endynge. Amen.
Finis.
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