Die theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss, eine Urkundensammlung der nichteuklidischen Geometrie, in Gemeinschaft mit Friedrich Engel herausgegeben von Paul Stäckel.

Die beiden Bolyai. - Schweikart. 243 Eine Entscheidung über die Richtigkeit dieser Vermutungen wird kaum möglich sein, solange der Nachlafs von Gaufs der Forschung unzugänglich ist. Aufser Lobatschefskij erwähnt Gaufs in seinem Briefe an Schumacher vom 28. Nov. 1846 noch einen andern Namen: "Ein gewisser Schweikardt... nannte eine solche Geometrie Astralgeometrie"; auf Unterhaltungen mit demselben Schweikardt hatte sich schon Bessel im Jahre 1829 berufen und mit ihm zugleich Lambert genannt. Es schien uns von Interesse zu sein, etwas Genaueres über diesen bis jetzt nicht beachteten Mann zu ermitteln, und wir haben Folgendes feststellen können: Ferdinand Karl Schweikart (1780-1857) studierte von 1796 bis 1798 in Marburg Rechtswissenschaften; daneben hörte er matlematische Vorlesungen bei J. K. F. Hauff, der seit 1793 verschiedene Schriften iber die Parallelenfrage veröffentlicht hat. Von 1812 ab war Schweikart in Charkow, von 1816 ab in Marburg und zuletzt, seit 1820, in Königsberg Professor der Rechtswissenschaften. Schweikarts einzige Veröffentlichung mathematischen Inhalts ist die 1807 erschienene Schrift: Die Theorie der Parallellinien nebst dem Vorschlage ihrer Verbannung aus der Geometrie. Jena und Leipzig 1807. 8~. 138 S. mit 5 Tafeln.*) Sie enthält nicht etwa, wie der Titel vermuten lassen könnte, den Versuch einer vom Parallelenaxiom unabhängigen Geometrie, vielmehr steht Schweikart hier durchaus auf dem Boden der Euklidischen Elemente, die er nur auf Grund philosophischer Erwägungen formal umgestalten will: statt von Parallelen soll nur von Parallelogrammen die Rede sein. Später hat Schweikart Untersuchungen angestellt, die mit denen von Saccheri und Lambert auf eine Linie zu stellen sind, und ist schliefslich unabhängig von Gaufs zur Entwickelung einer nicht-euklidischen Geometrie gelangt. Als Beleg für die eben ausgesprochenen Behauptungen kann zunächst ein Brief dienen, den Gerling (1788-1864), ein Schüler von Gaufs, seit 1817 Professor der Astronomie in Marburg, am 31. Oktober 1851 an Wolfgang Bolyai zum Dank für die Übersendung des Kurzen Grundrisses geschrieben hat. In diesem bemerkenswerten Briefe, von dem wir eine Abschrift der Güte des Baumeisters Fr. Schmidt in Budapest verdanken, sagt Gerling: *) Diese seltene Schrift besitzen von den gröfseren Büichersammlungen Deutschlands nur die Königliche Universiti,tsbibliothek in Kiel und die Königliche Hofund Staatsbibliothek in München. 1G::

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Title
Die theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss, eine Urkundensammlung der nichteuklidischen Geometrie, in Gemeinschaft mit Friedrich Engel herausgegeben von Paul Stäckel.
Author
Engel, Friedrich, ed. 1861-1941.
Canvas
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Publication
Leipzig:: B. G. Teubner,
1895.
Subject terms
Parallels (Geometry)

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"Die theorie der Parallellinien von Euklid bis auf Gauss, eine Urkundensammlung der nichteuklidischen Geometrie, in Gemeinschaft mit Friedrich Engel herausgegeben von Paul Stäckel." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/abq9565.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 10, 2025.
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