Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Wiener Zeitschrift fflr Volskllde.
(Uormals,,jeitschrilt lfr oslerreichische Volkskunde".)
Herausgegeben vom Verein fur Volkskunde in Wien
VIII. Laudongasse 17
mit Unterstiitzung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft.
Geleitet von Prof. Dr. M. Haberlandt.
29. Jahrgang 1924. Heft 3-4.
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Alpine Spielzeugtiere.
Ein Beitrag zur Erforschung des primitiven Spielzeuges.
Von Dr. Eugenic Goldstern, Wien.
Mit 1 Doppelfigurentafel und 4 Textabbildungen.
Inhaltsibersicht.
1. Die Haupttypen der primitiven schematischen Spielzeugtiere und
ihre Verbreitung in den Alponlandern (mit besonderer Berucksichtigung der
Schweiz:
a) Spielzeugtiere aus Holz;
b) Spielzeugtiere aus unbearbeiteten Knochen;
c) Spielzeugtiere aus FrUchten.
2. Die Eigentumlichkeiten der geschilderten Typen der Spielzeugtiere.
3. Einige ethnographische und prthistorische Parallelen.
4. Lassen sich die geschilderten primitiven Spielzeugtiere als Uberrestc
von Gegenstanden eines alten Kultus auffassen?
Das primitive Kinderspielzeug tritt in den letzten Jahren immer mehr
in den Vordergrund der volkskundlichen Betrachtung, denn allmahlich dringt
die Einsicht durch, daS diese auf den ersten Blick ganz unscheinbaren Gegenstande von kulturhistorischer Bedeutung sein m6gen.
Bekanntlich werden Objekte, die im Laufe der Zeit aus dem Gebrauch
gekommen sind und ihre ursprungliche Bedeutung verloren haben, den Kindern
oft zum Spielen iibtrlassen. Ist nun eine langere Zeit verstrichen und die
Erinnerung an den Zweck, dem ein solcher Gegenstand ehemals diente, verblafit, so kann es geschehen, daf solch ein Gegenstand dann nur mehr als
ein Spielzeug gilt.
So konnte ich mich an Ort und Stelle iberzcugen, dab mancher volkskundlich interessante und fiirher im Hausgebrauch wichtige Gegenstand zum
Spielzeug geworden ist.')
1) Im Muinstertal (Graubinden) pflegte man zum Beispiel das Talglicht
in Lampen aus Gipsdolomit zu brennen. Dies ist heute nicht mehr der Fall
und die Steinlampen sind vollig im Verschwinden begriffen. Unter den wenigen
Exemplaren, die noch im Munstertal aufzutreiben waren, befanden sich bereits
drei im Besitze der Kinder, die sie als Spielzeug verwendeten.