Bei liebenswürdigen Wilden. Ein Beitrag zur Kenntnis der Mentawai-Insulaner, besonders der Eingeborenen von Ši Oban auf Süd Pora oder tobo lagai, nebst 30 Textbildern, 6 Lichtdrucktafeln, zwei farbigen lithographischen Tafeln und einer Karte. Nach Tagebuch-Blättern von Alfred Maass.

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Bei liebenswürdigen Wilden. Ein Beitrag zur Kenntnis der Mentawai-Insulaner, besonders der Eingeborenen von Ši Oban auf Süd Pora oder tobo lagai, nebst 30 Textbildern, 6 Lichtdrucktafeln, zwei farbigen lithographischen Tafeln und einer Karte. Nach Tagebuch-Blättern von Alfred Maass.
Author
Maass, Alfred, 1863-
Publication
Berlin,: W. Süsserott,
1902.
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Subject terms
Ethnology -- Mentawai Islands.
Zoology -- Mentawai Islands.
Mentawi Islands.
Ethnology -- Mentawai Islands.
Zoology -- Mentawai Islands.
Mentawi Islands.
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"Bei liebenswürdigen Wilden. Ein Beitrag zur Kenntnis der Mentawai-Insulaner, besonders der Eingeborenen von Ši Oban auf Süd Pora oder tobo lagai, nebst 30 Textbildern, 6 Lichtdrucktafeln, zwei farbigen lithographischen Tafeln und einer Karte. Nach Tagebuch-Blättern von Alfred Maass." In the digital collection Digital General Collection. https://name.umdl.umich.edu/APF7499.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 18, 2024.

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Motto: Dam sclibnste Gliick dos denkenden Menschen ist da Erforschliche erforscht zu haben, das Unerforschliche ruhig zu vereliren. Goethe. Bei liebenswalrdigen Wilden. Ein Beitrag zur Kenntnis der Mentawat-Insulaner, besonders der Eingeborenen von 'i Oban auf Siid Pora oder tobo lagal, nebst 30 Textbildern, 6 Lichtdrucktafeln, zwei farbigen lithographischen Tafeln und einer Karte. Nach Tagebuch-Blittern von Alfred Maass. ----- --- -0- -4P C(C3 0 4W,( - Wilhelm Stisserott Verlagsbuchhandlung Berlin 1 902.,

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Seiner Hochwohlgeboren dem grossherzoglich badischen Hofrat Herrn Dr. med. Bernhard Hagen demn Erforscher der Battak-Lander und Neu-Guinea's Ritter hoher Orden ill Dankbarkeit gewidmet von dem Verfasser.

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Vorwort. Die Anregung zu einer wissenschaftlichen Expedition nach den Mentawai-lnseln erhielt ich durch Herrn Professor Dr. Griinwedel am Koniglichen Museum fiir V(ilkerkunde in Berlin. Ich konnte umsomehr auf diesen mir gemachten Vorschlag eingehen, da die Mentawai-Inseln leicht in den Rahmen meiner Reise, die hauptsachlich den Inseln Java und Sumatra gait, sich einfiigen liessen; andererseits auch fir mich ein Ziel wissenschaftlicher Arbeit gegeben war. Da ich die Globetrotter Tournees hasse, so ergriff ich mit Freuden die Gelegenheit, mir die Sporen auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Erforschung von Naturvolkern zu verdienen. Von Beruf Landwirt, vertauschte ich die heimatliche Scholle wegen der immer ernsteren Lage der Landwirtschaft mit dem Wanderstab, um die alte Sehnsucht nach den Tropen wieder zu beleben. Im Herzen durchgliihte mich der Wunsch, einen Baustein zu dem grossen Tempel der Wissenschaft hinzufiigen zu diirfen. Da war es nun in der,,Gesellschaft fir Erdkunde' zuerst Herr Hauptmann Kollm, welcher sich meiner annahm und mich an die geeigneten Persinlichkeiten empfahl. Besonders einer unserer besten Kenner Sumatras, Herr Hofrat Dr. B. Hagen in Frankfurt a. M., untersttitzte mich in hervorragender Weise durch Empfehlungsbriefe an seinen Freund Michielsen, welcher Gouverneur von Sumatras Westkiiste war. In Anschaffung wissenschaftlicher Instrumente ging mir Herr Professor Dr. Frhr. von Danckelmann sehr zur Hand, wihrend im Beschaffen meiner Ausriistung ich viele gute Ratschlage durch unsere alten Afrikaner

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Herrn Paul Staudinger und Reichard erhielt. Theoretisch war ich somit dank all dieser Herren sehr gefordert worden, aber des Lebens griinen Baum, die Praxis im anthropologischen Aufnehmen und Photographieren, erhielt ich erst durch Herrn Professor Dr. von Luschan, ebenso unterwies er mich in der Bearbeitung wissenschaftlicher Sammlungen und gab mir manchen zu beherzigenden Wink aus dem Schatz seiner Reiseerfahrungen. An dieser Stelle sei es mir verg6nnt alien diesen Herren herzlichst zu danken, ebenso den Herren am Kiinigl. Museum fur Naturkunde, durch deren Unterstiitzung es mir allein nur moglich war, das Facit meiner zoologischen Sammlungen publicieren zu konnen. Endlich bemerke ich noch, dass die Abbildungen pag. 13, pag. 85, pag. 110 und 144 nach Originalen von Herrn Nieuwenhius in Padang angefertigt sind, wahrend die anderen Abbildungen nach meinen Originalaufnahmen reproduciert wurden. Diese Blatter mogen zeigen, ob ich erfillt habe, was das Herz wunschte. Berlin, im Oktober 1901. Der Verfasser.

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Inhalts-Verzeichnis. I. K ap itel. Einleitung und kurzer Reisebericht...... Seite 1- 30 II. Kapitel. Etlinographische Beobachtungen....... I. Allgemei-nes........... 11. Religion............ Ill. Haus- and Dorfanlagen....... 1V. Das tilgliche Leben der Eingeboreneii V. Kfilstliche Verunstaltungen VI. Bewaffming, Jagd- und Fischereigerilt VII. Ackerbau und Viehzucht.. VIII. Handel und Gewerbe........ IX. IlolzbearbeitUng......... X. Knfipfarbeiten und Ledergewerbe.......30-170 *.... 30- 66'...66-102...102-113. 113-134 I.134-140. 140-149....149-154. 154-159. 159-169. 169-170 III. Kapitel. Die anthropologirchen Ergebnisse der Reise,7 bearbeitet durch Herrn Professor Dr. von Luechain, Directorialassistent am Kg1. Museum f(Ir Voilkerkunde in Berlin.171-187 IT. Kapitel. Wissenschaftlicbe Bearbeitung der Schrnetterfinge durch Herrn Hofrat Dr. med. B. Hagen, Fankfurt a. M........189-2 10 T. Kapitel. Listen, welche die zoologische Ausbeute der Expedition bringen, bearbeitet durcli die Herren am Kgl. Museum fuir Naturkuude in Berlin................... 211- 218

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VI. Kapitel. Bearbeitung der ethnographischen Sammlung, weiche der Xrerfasser dem K~5nigl. Museum ffir V8lkerkunde in Berlin zum Geschenk gemacht hat............... 219 -250 Vii. Kapitel. Meteorologische Beobachtunigen.......... 251-254 Anhang. Die Litteratur diber die Mentawai-Lnseln... Eine Karte der Mentawai-Inseln........ Sochs anthropologische Tafein......... Zwei Schmetterlings-Tafola nebst Erkl5,rung... *.. 258-163 *.. 264 - 266

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Motto: Nunquam retrorsum! Kapitel I. Einleitung und Allgemeines. Dank der grossen Gite des leider zu friih verstorbenen Herrn Generalkonsuls Dr. Gabriel in Batavia erhielten Herr Dr. med. Morris und ich durch den Gouverneur General von niederlandisch Indien Herrn Jongheer C. H. A. von der Wyck die Erlaubnis zum Besuche der Mentawai Inseln, sowie ein offizielles Empfehlungsschreiben an den Herrn Gouverneur von Sumatras Westkiiste Michielsen. Ein zweites Schreiben mehr freundschaftlicher Natur, welches ich dem unermiidlichen Firderer meiner Interessen Herrn Hofrat Dr. Hagen in Frankfurt a./M. verdankte, bahnte mir vollends die Wege zum Gelingen meines Planes. Am 22. Juli 1897 gewahrte mir der Herr Gouverneur mit meinem Begleiter eine langere Audienz. Ich konnte bei dieser Gelegenheit meine beiden Empfehlungsbriefe abgeben und hatte ich es diesen allein zu danken, dass wir durch seltene Liebenswiirdigkeit eine Unterstiitzung von dem Vertreter der Koniglich hollandischen Regierung fanden, die unsere kiihnsten Erwartungen iibertraf. Das Ergebnis unserer Unterredung war ein weiterer Empfehlungsbrief an Herrn Kontroleur van Drieusche zu dessen Ressort die Inseln speziell gehorten, sowie Erlaubnis zur Durchsicht des wissenschaftlichen Materials, welches dieser Herr im Auftrage der Regierung bearbeitet hatte. Ferner stellte uns der Herr Gouverneur die neuste und 1 '. *; -

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2 beste Karte von den Inseln, die noch. nicht im Handel seiner Zeit war. zu unserer Verfigung. Dieselbe in Blaudruck entworfen, fuhrte den Titel,Schets der Mentawei Eilanden volgens diverse opnamen door J. B. Neumann 1892". Endlich versprach er uns mit dem Gouverneurdampfer Swaluw (Schwalbe) heriiber bef6rdern zu lassen. Damit jedoch war seine Liebenswiirdigkeit noch keineswegs erschopft, es wurde uns sogar noch angeboten, dass das Gouvernementsschiff alle 4 Wochen nach unserem Befinden sich erkundigen sollte. Nach der Audienz fuhren wir zu Herrn van Drieusche, der uns gleichfalls auf das freundlichste aufnahm und sein gesammeltes wissenschaftliches Material, worunter auch eine grossere WVrterliste sich befand zu naherem Studium mitgab. Ferner verdankten wir ihm ein abermaligesEmpfehlungsschreiben an den malayischen Regierungsagenten der Hollander auf den Inseln und einen Auszug der gebriuchlichsten Tauschartikel, wie solche in Padang von malayischen Prauen mitgenommen werden. Ich halte es fur meine Pflicht alien diesen Herren, sowie noch ganz besonders meinen treuen Reisebegleitern Herrn Dr. med. Morris und Herrn Emanuel Rostados, die nach jeder Richtung bemiiht waren, dass ergebnisreiche Resultate fur die Expedition geschaffen wurden, meinen aufrichtigsten Dank zu sagen. Abfahrt. Am 28. Juli 1897 begab ich mich mit Herrn Dr. Morris nach dent lang ersehnten Ziel meiner Reise den Mentawai Inseln. Mein anderer Begleiter kam erst 4 Wochen spater, da er unseren Schiffsanschluss nicht mehr erreichen konnte und wir die uns so liebenswiirdig angebotene Beforderung auch nicht von der Hand weisen durften. Mit dem 4 Uhrzug verliess ich die schone, gartenahnlich angelegte Hauptstadt der Westkiiste Sumatras Padang; wahrend Herr Dr. Morris schon am Vormittag vorausgefahren war; um unser umfangreiches Gepick auf das Gouvernementsschiff iiberzufiihren und noch kleine Einkaufe an Taback etc. zu besorgen. Gleich nach meiner Ankunft begaben wir uns an Bord, wo wir von Herrn Kapitan Loman und seiner reizenden Gattin in Empfang genommen wurden.

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3 Um 3/45 Uhr war das schone Schiff zur Abfahrt bereit, die Anker wurden rasselnd emporgewunden, die Maschine begann langsam zu arbeiten, wahrend der Mann am Steuer den Steamer aus dem kleinen, schmucken Emmahafen dirigierte, um dann mit sidwestlichem Kurs uns nach si Oban auf Sid Pora zu bringen. Wir hatteu auf dem hiibschen Promenadendeck Platz genommen und genossen in vollen Ziigen die grossartig schone Ausfahrt, welche durch einen wunderbaren Sonnenuntergang gekront wurde. Immer weiter entfernte sich die malerische Kiiste Sumatras mit ihrer landschaftlich schonen Scenerie, die reiche Abwechslung in den bewaldeten Bergriicken und kleinen vorgelagerten Inseln bot. Der Himmel leuchtete vom schonsten Orangegelb bis zu jenen fascinirenden violetten Tonen, deren reizvolles Farbenspiel mit dem Hauch eines fluichtigen Rosas einsetzte, um ganz allmahlich zu den Purpurfarben tiefgesattigter Karmintinten iiberzugehen. Die leichtbewegte See wurde von diesem reflektierenden Farbenzauber ergriffen, wobei das schone Lapisblau des Meeres prachtig durchschimmernd den Stimmungseffekt erhohte. So schwammen wir in einem goldig karminfarbigen Licht den Inseln zu. Ankunft in der Bucht von si Oban. Am andern Morgen gegen 1/26 Uhr kam die bewaldete Kiiste von Slid Pora, der kleineren der beiden Mentawaiinseln, in Sicht. Um l/27 Uhr fuhren wir in die reizende vom dunklen Grrun des Urwaldes eingerahmte Bucht von si Oban ein, Hier befindet sich die kleine malayische Station der Hollander in der wir Unterkunft finden sollten. Auf das Signal der Dampfpfeife kamen die Insulaner aus ihren an den Fliissen gelegenen Dorfern und Garten heraus. Es war ein eigenartiger Genuss mit diesen wilden, scheuen Menschenkindern in Verkehr zu treten. Wie sie in ihren leichten, eleganten Booten grazios angeschwommen kamen, schiichtern, gleich grossen Kindern den Gouvernementsdampfer erkletterten, nachdem sie ihre kleinen, monoxylen Kahne vermittelst einer Rotangschnur 1*

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4 am grossen Schiff befestigt hatten. Ein ungeheures Vergniigen bereitete es ihnen ihr liebes Ich in dem grossen Spiegel des Speisesalons zu betrachten; neugierig, lachend folgten sie all den Bewegungen, die das Spiegelbild diesen Naturkindern zu ihrer Freude zeigte. Um 1/23 Uhr verabschiedeten wir uns von dem liebenswtirdigen Kapitan, sowie seiner Gattin mit denen wir so unvergessliche Stunden an Bord verlebt hatten und bezogen unser kiinftiges Heim. Auch das erste Stuck zu meiner ethnographischen Sammlung hatte ich bereits durch die Giite von Frau Kapitain Loman als Geschenk erhalten. Es war ein prachtiger, grosser Mannerhut aus den Schaften der Sagopalme hergestellt und einer Krempe, die durch einen kraftigen Rotangstreifen gebildet wurde, sowie mit gleichem Material durch eine Naht befestigt worden war. Weiter gelang es Herrn Dr. Morris die erste photographische Aufnahme zu machen, sodass wir mit dem Anfang recht zufrieden sein konnten. Schlag 3 Uhr hob die Schwalbe die Anker, wir eilten ans Ufer und sahen den uns zugewinkten Scheidegrissen nach. An uns trat jetzt die wichtige Frage der Einrichtung. Wir bezogen das Hauptgebaude der Station. Es war ein kleines Holzhaiuschen mit Atap gedeckt. Eine hiibsche, luftige Veranda schmtickte die Vorderseite desselben. Raum bot es nur fir 2 Zimmer. Das eine bewohnte der malayische Regierungsagent, das andere diente als Aufbewahrungsraum fuir die Bewaffnung der kleinen lOkiipfigenBesatzung, welche aus alten Perkussionsgewehren und Speeren von si Berut bestand. Wir wahlten dies fiir unsere Wohnung. Es war ein Zimmer von 3>4 mtr. Bodenflche bei einer Hohe von ebenfalls 3 mtr. Ein Fenster nach Osten gewahrte uns auf den kaum 150 Schritt entfernten Urwald eine hiibsche Aussicht, wahrend unsere Thir uns sofort auf die uns unentbehrliche Veranda gelangen liess. Von unserem umfangreichen GepUck nahmen wir die wertvolleren Sticke in unsere Behausung, wahrend der Rest auf der Veranda placiert wurde. In jener reizvollen Stimmung eines Tropenabends zu denen die Cicaden ihr

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Stationagebilude des Regierungsagenten. (Unaser Wobnhai is.)

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6 Konzert anstimmten, kleine Gliihkaferchen die Luft erfUillten, konnten wir dann den genussreichen Tag beenden. Tages-Einteilung. Friih am anderen Morgen lockte es uns zum Meeresufer, um in dem salzigen, ktihlen Element durch ein erfrischendes Bad den Korper fir neue Schaffensfreudigkeit zu starken. Ein knappes Plauderstiindchen beim Thee konnten wir uns noch gonnen, als bereits in hellem Haufen die Insulaner ankamen, um von den weissen Mannern zu horen, was diese eigentlich wollten. Ein flotter Tauschhandel mit den notwendigen Aufzeichnungen belebte dann die Vormittagsstunden, ab und zu konnte auch der Dr. Morris eine Poliklinik etablieren. Auf unseren aus Kisten anfangs hergestellten Diplomatentisch prangten dann ofters die schonsten Blumen und buntblattrigen Crontonarten, womit sich die Eingeborenen so anmutig zu schmiicken wissen. Frauen und Kinder machten sie uns zum Geschenk. Nach Tisch machten wir dann in der ersten Zeit Strandpromenaden, um zoologische Sammlungen anzulegen, spater besuchten wir die kleinen Plantagen der Eingeborenen. Der Abend gait dann in erster Linie der Vervollstandigung von Tagebiichern, sowie Entwicklung photographischer Platten. So ftillten wir unsere Zeit durch Arbeit aus. Exkursionen. Zu den gr6sseren Ausfliigen die wir machten, ftihrte uns der erste nach den Dammargarten eines chinesischen Handelsherrn in Padang, ferner nach dem Dorf si Oban mit seinen 3 Bezirken tai karusuk, tai bau uma, sa koi-koi; endlich unternahmen wir noch eine durch widerwartige Winde verungliickte Fahrt nach den Nassauinseln, die uns ebenfalls vom Gouvernement zu besuchen erlaubt waren, wahrend uns das Betreten der gr6ssten Mentawai Insel si Berut direkt vom Gouverneinent verboten wurde, weil kurz vor unserer Ankunft von einem Stamm dieser Insel eine malayische Prau ausgepliindert worddn war und der Besitzer dabei seinen Tod gefunden hatte. Des undurchdringbaren Urwaldes halber musste ich von einer Durchquerung der Insel Abstand nehmen. Ich konnte

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7 mich nur in den Plantagen, sowie D6rfen und auf den Fliissen der Eingeborenen bewegen. Nur einmal gelang es mir auf engen Wildstegen einen kleinen Hugel zu besteigen. Zweck der Reise. Dieses mehr oder mindere Isoliertsein auf der Scholle hatte jedoch den bedeutenden Vorzug, dass ich griindlicher in das mir gesteckte Ziel eindringen konnte. Der Zweck desselben lag in der Anlage einer moglichst kompletten, ethnographischen Sammlung nebst wissenschaftlichen Notizen zur Kenntnis der Mentawai-Insulaner; nebenbei sammelte ich noch botanisch und zoologisch. Besonders noch richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das Fangen von Schmetterlingen, die ich dem liebenswiirdigen Forderer meiner Reise Herrn Hofrat Dr. Hagen versprochen hatte und gelang es mir 451 Stuck denselben zu iiberreichen. Am wenigsten zufriedengestellt wurde ich in anthropologischer Beziehung. Dies negative Resultat in Messungen ist jedoch dahin zuriickzufiihren, dass der Italiener Mogdigliani, welcher im Jahre 1894 die Bucht von si Oban besuchte, uns durch Streitigkeiten mit den Insulanern wegen Messens und Abformens derselben die Sache etwas erschwert hatte; ausserdem kam noch derUmstand hinzu, dass nach dem Besuch eines Dorfes durch Mogdigliani dort viele Leute besonders Kinder am Fieber starben. Mogdigliani selbst, wie mir erzahlt wurde, verlor einige seiner Leute durch Pfeilschisse und kam schwer fieberkrank in Padang wieder an. Etwas glticklicher wie dieser italienische Forschungsreisende war ich im Erlangen von Schadeln, deren 12 Stiick ich meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Dr. von Luschan mitbringen konnte. Den Faden meiner zunachst allgemein gehaltenen Schilderungen wieder aufnehmend, wende ich mich zu den von mir unternommenen Ausfliigen. Ausflug nach den Dammargarten. Noch stand die silberne Scheibe unseres alten Trabanten am Morgenhimmel und warf ihren mattglanzenden Schein fiber die spiegelglatte Meeresflache. Im fernen Osten leuchtete bereits der Sonnenball, um neues Licht dem Tage zu spenden.

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8 Gegen 1/27 Uhr bestiegen Dr. Morris und ich mit unserer Begleitung ein kleines Segelboot, welches uns nach dem Ziel unserer Exkursion bringen sollte, wegen entgegengesetzten Windes mussten wir den ganzen Weg durch Rudern zuriicklegen. Die Fahrt ging bei schonstem Wetter langs der malerischen Kiiste. Dichter Urwald mit kleinen Buchten, flacher Strand, einige aus dem Elemente des meergriinen Gottes emporschauende Korallenriffe, die von einer lebhaften Brandung umgeben waren, wechselten in der Scenerie, wahrend die auf- und niedertauchenden weissen Rosse Poseidons mit ihren scbneeigen Kammen die Kiiste einsaumten. Langsam nur vermochten wir gegen Wind vorwarts zu kommen. Nach 21/2 stiindiger Fahrt landeten wir in einer freundlichen kleinen Bucht mit prachtigem, weissen Badestrand. Hier befand sich eine kleine malayische Siedelung, die aus den Arbeitern der Dammargarten bestand. Nach kurzer Rast fiihrte uns ein hiibscher Spaziergang durch die grossartige Urwaldlandschaft zu der Stelle, wo dns Dammarharz gewonnen wurde. Die Dammargarten sind eigentlich weiter nichts, als Urwaldparzellen in denen sich auf verhaltnismassigkleinemRaum mehrere paniasa Baume, wie die Eingeborenen sagen, zerstreut befinden. Das Dammarharz wird aus den Stammen von Engelhartia spicata (Blume) derart dort gewonnen, dass die Rinde der Biume eingekerbt wird; das Harz quillt an diesen Stellen ergiebig heraus. Die Bereitung des Dammarharzes geschieht bis jetzt nur durch Malaien nicht von Eingeborenen. Diese haben sich die Gewinnung noch nicht Nutzen bringend gemacht. Die Entziehung geschieht hier 4 mal im Jahre und soil den Stammen nichts schaden. 1 niederlandischer, ostindischer Picol = 61,689 Kilo bestes Harz kostet 50 Rupien (hollandische Gulden) ungefahr 85,00 Mark, die zweite Sorte 40-50 Rup. Ein starker Baum von 1/2 —2 Fuss Durchmesser liefert ca. 31/2 kg Harz. Als wir Nachmittags zuriickkehrten, fanden wir einige Insulaner auf der kleinen von den Hollandern eingerichteten Station, in der wir ein Unterkommen gefunden batten. Krabbenfang. Unsere braunen Freunde wollten am

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Abend Krabben fangen. Zu diesem Zweck hatten sie sich mit Tragkorben auf dem Riicken, Bambuszangen und 6-8 Fuss langen Holzfackeln kisou ausgeriistet. Es war ein ungemein reizvoller Anblick, die braunen Naturkinder vom Fackelschein beleuchtet zu sehen, wie sie dahin huschten. Lautlos glitten die breiten platten Fiisse durch das dichte, grasartige Gestriipp, den Boden ableuchtend und unter alten Baumstammen die Krabben durch Feuerschein aus ihren Schlupfwinkeln zu locken. Schwarzen, scharfen Silhouetten gleich hoben sie sich kraftvoll in dem rotlich flackernden Licht der Fackeln ab; um die Situation noch lebendiger zu gestalten, begleitete Geschrei den ergebnisreichen Fang. Frohlich, lebhaft plaudernd kehrten sie heim. Langsam stieg bereits hinter den Baumen des Urwaldes die Silberscheibe des Mondes empor, bald strahlte sein magisches Licht iiber die hochsten Wipfel und erfiillte den Himmel mit jenem Zauberglanze, der mich fesselnd in seine Gewalt nahm. Vor den kleinen Hausern der Station brennen oder glimmen schwache Rauchfeuer gegen die winzigen, bosen Qualgeister von si hit-nit. Im dunklen Schatten am Rande des Urwaldes sieht man noch vereinzelte Gestalten im Fackelscheine krebsen. Es ist ein reizendes Tropengemaldc diese Mondnacht, in der das Zirpen der Grillen und die Melodien der Eidechsen ertonen. In der prachtig erleuchteten Bucht liegt stolz die kleine Gouvernementsprau, mit welcher wir nachstens einen mehrwochentlichen Ausflug nach den Nassauinseln. besonders der landschaftlich schonen si kakap Strasse machen wollen. Kleine Gliihkiafer schwirren wie funkelnde Diamanten in der schwarzen Finsternis des Urwaldes, oder ruhen auf den Blattern der Biiume, wie vom Monde intensiv beleuchtete Thautropfchen, die glitzernden Diamanten gleichen. Ab und zu dringen aus einer der kleinen malayischen Hitten die schwermitigen und doch so einschmeichelnden Tone einer Bambusfl6te, den Zauber der Stimmung belebend. So wirkt beseeligend in ihrer traumhaften Schonheit die Nacht im Zauberbanne der Vollmondpracht, wahrend der Silbersterne glitzernd Gefunkel am Atherfirmament

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10 durch ihren keuschen Glanz das Gemalde mit stimmungsvoller Schinheit abzuschliessen vermag. D orfb esuch. Nach fast dreiwochentlicher Unterhandlung, trotz mehrfacher Beschenkung des rimata, hatte der gute Alte immer eine Ausrede. Mit unserem Besuch sah es verzweifelt schlecht aus; unter anderem sagte uns auch mal das Dorfoberhaupt, dass die Kinder Furcht hatten und der Meinung waren, sie wiirden durch unseren Besuch Fieber bekommen. Einen anderen sehr wesentlichen Grund erfuhr ich durch Zufall. Die Eingeborenen hatten gehbrt, wenn wir zu ihren Dorfern kimen, wollten wir erst ein kleines Stiick Land erwerben, spater immer mehr und sie konnten nicht soviel abtreten, weil ihnen dann nichts mehr zum Leben bliebe. Von den Malaien hatten sie dies erfahren. Die weissen Leute in Sumatra hatten es ebenso gemacht, alles wollten sie besitzen, d. h. das Land sollte Gouvernementseigentum werden. Dank der Unterhandlung des Herrn Dr. Morriss gelang es uns dann von dem rimata die Erlaubnis zunachst zum Befahren des Flusses zu erlangen, aber aussteigen sollten wir nicht und vorlaufig, bis sich die Leute an unserem weissen Anblick gewiwhnt, sollten wir alles von der Perspektive unseres Fahrzeuges beliebaugeln. So mussten wir behutsam Stuck ftir Stuick uns den Besuch erringen suchen. Endlich war der grosse Tag gekommen, wo wir ein Dorf (lagai) besuchen sollten. Schon verzweifelte ich an der Moglichkeit eines solchen Besuchs, denn immer wurden wir durch Redensarten hingehalten. Von grosster einschneidender Wirkung fur den Reisenden sind hier die vielen religiosen Gebrauche (pnain), in denen sich die Eingeborenen eigentlich 9/1, des Jahres befinden, die unter anderen auch dann den Verkehr mit Fremden verbieten. Lucifer lachelte zwar nicht so wie sonst, dennoch aber freute ich mich, als endlich das kleine Boot vom Lande abstiess und seinen Kurs nach der Flussmundung nahm. Wir machten den Ausflug in 2 Booten. Dr. Moriss fuhr in demjenigen eines Eingeborenen, welches von seinem Besitzer gelenkt wurde, wahrend der Posthalter, Dolmetscher und ein malayischer Ruderer,

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Samak, Regierungsagent der Mentawai und Nassau-Inseln.

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12 sowie ich in dern keieiuen IKalin der lRegierungsprau Platz genommen hatten. Waffen soilten wir iiicht mitb-ingreu auf Wunsch,des Dorfoberhaupts, statt dessen begleiteten uns die Tagebiicher und Bleistifte, sowvie Geschenke ftiri die Eingeboreneii. Schnell glitten wir fiiber' die leicht gekri-uselte Meeresfiliche in d schwarnmen mit elegailten RuderschIigen dureh die Brandung. Der Flusslauf war somit err-eichit. Lautlos glitt unsere keiene Flotille flussaufwhrts, uiid genoss ielh in vollen Zfigen die landschaftlichie Ufersch~inheit. Der Fluss hatte eine durebschnittliche Breite von 3-5 in. Die Schinheit des tropischen lUrwaldes cribibte den liebenswii~frdigrei Zauber' der Fahrt. Waldriesen mit Lianen, Rotang uid anderen Schmarotzergewdchsen misebten sich mit sehianken Kokosnusspalmen, reichgefiederten Baumpfarren, iippigen,- grazi~isen Bhimbusgebiisc h. Mitten aus dem Grtih leuchte die rote, heilige Blume der Eingeborenen die biikii. (Hibiscus rosa sinensis L.) die farbenpriichtigren Crotonarten wusstcn reizvoll wirkeiud durehli iie zahIlosen T~ine malerische Effekte dern Augre des Reisenden darzubieten. Auf dem Flusse sahen wir 6ifters kleine mit einer durcb Klamnuern befestigten Rotangschuur verbundene Stiimme der' Sagopalme schwimrnen. Diese Einrichtuing hatte den doppelten Zweck, das Holz zum Fauilen zu briingen und die sich daran setzenden feisten Maden a's Leckerbissen zu fangen, andererseits leichter Herr des 'in den StAmmen befindlichen Sagos zu werden. Wir begegneten weiterhin einzelne Boote unserer braunen Freunde von Si Oban, auch Frauen kamen uns in ihren kleinen. Nachen entgegrengyeschwomnien. Als letztere unserer ansichtig wurden, sprangen cinige von ihnen 'sofort aus ibren Booten, fiberliessen diese der Str6mung und suchten Schutz im nahen Urwald. iNur wiederholtes Zureden des uns begleitenden Eingeborenen vermochte, dass einiige sitzen blieben. Scheu. und bleich, als wenn wNit' b~ise Geister wiiren, schwai-nmen. sie daun an uns vorfiber. Nach einer' guten Stutnde erreicliten wir Si Oban speziell den Bezirk tai kiirusuk. Was Beine hatte, nlamentlich Kinder, kamen sebreiend ans Ufer gelaufen, urn die weissen Leute zu

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14 sehen. -Wir landeten in der Nahe des grossen Hauses vom Dorfoberhaupt. Auf eingekerbtem Palmenstamm, der als Treppe diente, erkletterte ich das Ufer. Ein kleiner Kntippeldamm brachte mich auf einen durch Pfahlc erhohten Steg, der mit Zwei schmalen Brettern belegt war, zur Behausung des von der Regierung anerkannten Hauptlings, (dimata auch rimata) si badja i-otu mit Namen, d. h. Altteiler. Es war ein geraumiges, sauberes Haus in der hier typischen Form mit schon geschwungenen Dachgiebeln, auf Pfahlen aus Bambus erbaut, mit dickem Atapdach versehen. Wir betraten einen grossen, halbdunklen Raum, der sein Licht durch die Thiiren und von kleinen fensterahnlichen Luftlichern an den Seiten empfing. Die Decke glanzte russgeschwirzt. Drei grosse SchildkrStenschalen von der MeerschildkrSte, eine Masse Tierschadel von Schweinen, besonders Affen schmiickten als Fetische oberhalb des tragenden Dachhauptbalkens den Raum. Ein hiibsches Ornament zierte denselben in der Form des laufenden Hundes. An einer Wand bemerkte ich noch Hirschschadel auf kunstvoll hergestellten Brettern. Die Hausgerate wie Schiisseln, Kokosnusraspel, Fischnetze etc. waren gleichfalls unterhalb des Daches plaziert. Weiter schmuickte den Raum die grosse katauba, ein aus 3 Palrnenholzcylindern mit Schlangenhaut be-:spanntes Musikinstrument, nach welchem im Hauptlingshause Tanze aufgefiihrt werden. Vir liessen uns nach den ersten flichtigen Eindriicken und nachdem wir dem alten dimata auf gut deutsch kraftig die Hand geschtittelt hatten, auf dem Boden nieder; bald war ganz si Oban bei seinem Hauptling versammelt. Eine lautlose Stille herrschte um uns her, so lange wir mit dem Dorfoberhaupt plauderten. Erst als es an die Verteilung von 4Geschenken ging, kam Leben in die Gesellschaft; viele Hande und Handchen streckten sich uns entgegen, selbst das sonst immer so scheue, weibliche Geschlecht zeigte, dass es den Mund -auf dem richtigen Fleck hatte. Akau, akau pa-huru-at (du, gieb mir ein Geschenk), so wogte es bin und her. Als wir alle unsere lieben Qualgeister befriedigt hatten, machten wir noch in einer kleinen Hiitte einen Krankenbesuch bei einem alten

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16 Mann, der ein grosses Beingeschwiir hatte, die Behausung war allerdings nicht so sauber; im tibrigen bot sie nichts besonderes und glich den anderen kleinen typischen Hiitten. Rostados Ankunft. Welche Ueberraschung, als uns am Nachmittag dieses interessanten Tages mit einemmal das Kapal api (Dampfschiff) avisiert wurde. Eiligst laufe ich von meinem luftigen Verandaplatzchen nach dem Strand, und wirklich der Gouvernementsdampfer in Sicht. Ungezahlte Gedanken durchjagen den Kopf; was mag er wohl bringen? Schnell wird die Toilette gewechselt und wir finden noch genigend Zeit, mit dem,,tuan passodar", wie wir gewohnlich den malayischen Regierungsagenten nannten, dem stolzen Schiff entgegenzufahren. Frau Kapitan winkte schon von ferne, wir erwidern diesen Gruss durch Schwenken unserer Kopfbedeckungen. Hurrah! Da ist auch mein zweiter Begleiter, Herr Rostados aus Singapore. Er halt uns zwei Packete schwenkend entgegen, gewiss Nachrichten aus der Heimat; hoffentlich recht gute. Das Schiff stoppt, wir begeben uns an Bord. Welch herzliche Begriissung durch das liebenswiirdige Ehepaar Loman. Wir nahmen nun in animierter Stimmung eine Schale Thee an Bord ein, worauf uns Herr Kapitan schones, eisgekiihltes Bier servieren liess; was solch ein Trunk am Aequator bedeutet, das weiss ein deutsches Herz voll und ganz zu wiirdigen. Zu schnell verstrich die kurze Stunde des Aufenthalts und langsam fuhr das weisse Schiff wieder aus der uns lieb gewordenen Bucht. Der Abend war fiir uns einer der frihlichsten von der ganzen Reise. Ihm zu Ehren offnete ich auch meinen kleinen Weinkeller und hatte uns die malayische Frau eines der Stationsleute frische, kleine Reiskuchen gebacken. Es warei diese ein Leckerbissen fur uns. Sie werden aus Reismehl, Eiern, Butter und Zucker hergestellt. Ich war gliicklich, viel liebes und gutes aus der fernen Heimat zu horen, durch R.'s Ankunft gab's Neues zum Plaudern und belebende Ideen, um nach Kriften das Ziel der Expedition zu f6rdern. Spater als gew6hnlich trennten wir uns. Wahrend der ganzen Nacht goss es in Stromen. Am folgenden Tage ward eine grindliche Revision

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17 unseres durch R. nunmehr vervollstandigten Gepicks, welches uns durch Versehen der Sehiffsgesellschaft zur Halfte nur in Padang ausgeladen war, vorgenommen. Hierbei zeigte sich manches wenig erfreuliche, aber was half alles klagen! Ich konnte froh sein, mit wissenschaftlichen Arbeiten nunmehr im ganzen Umfange beginnen zu konnen. Rostados hatte das seiner Zeit vom Mogdigliani bewohnte Hauschen bezogen und sich darin sehr nett eingerichtet. Ein kleines Her ophon, welches er mitgebracht hatte, fand ungeteilten Beifall bei uns und den Insulanern, da es deutsches Fabrikat war, so fanden sich mancher Strauss'sche Walzer und echt deutsche Lieder in seinem Repertoir. 2. Dorfbesuch. Noch einmal sollte es uns vergSnnt sein, si Oban zu sehen. Am 20. September 1897 wurden wir wieder in Begleitung des dimata si badja i-otu in zwei kleinen Booten nach dem Dorf gerudert. An der Flussmiindung trafen wir eine Menge Weiber bis unter die Achselhohlen im Wasser stehend und mit dem panu, einem grossen an zwei 12 Fuss langen diinnen Bambusstiben befestigten FischkScher fischend. Bald entrollte sich wieder vor unseren Augen das grossartige Landschaftsbild des Flusses. Ich bemerkte diesmal einige Kokosnusspalmen, welche von den Eingeborenen mit Sagopalmenschaften ziemlich in der Mitte der Stamme bekleidet waren. Als ich mich nach der Ursache dieser eigenartigen Bekleidung erkundigte, wurde mir gesagt, dass diese glatten Schafte die Eichhornchen am Heraufklettern auf die Baume sowie am Benagen der Niisse verhindern sollten. Von den hier vorkommenden Rotangarten unterscheiden die Eingeborenen 8 Stack. Die ofters zahlreich am Ufer auftretenden ernsten Nipapalmen sind auch ein Handelsprodukt der Insulaner. Entweder gehen die ganzen Wedel in getrocknetem Zustande nach Padang, wo sie zum Dachdecken als sogenanntes Atap benutzt werden. Im anderen Falle werden die Blattstiele mit grosser Vorliebe von den Malayen zur Herstellung von Cigarettenhilsen gebraucht. Weiter bemerkte ich wiederum auf meiner Bootfahrt in dem Fluss die kleinen ca. l1/2 —2 Fuss langen Sagostammchen, die 2._J

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18 durch Klammern vermittelst Rotang untereinander verbunden waren und am Ufer befestigt in dem Fluss schwammen; ausserdem noch waren auch Stammchen von tumuh (tratang) (= tarangtang) (Buchamania auriculata; Anacardiaceae?) in dem Fluss zu sehen. Diese bleiben nun ungefahr 4 Monate liegen, *bis sich Larven toik (mal. kapdung) daran gebildet haben, welche von den Eingeborenen mit Genuss verspeist werden. Auch die den Todten geweihte Statte zeigte mir unser Dolmetscher durch einen leisen Wink. Endlich war das Dorf erreicht, nachdem wir an sa koikoi voriiber gefahren waren. Wir betraten wieder das grosse, gastliche Haus unseres alten Freundes si badja i-otu und fanden diesmal mehr Gelegenheit, uns darin umzuschauen; so mochte.ich denn meinen ersten Besuch erganzen. Wir legten genau denselben Weg auf erhohtem Steg nach dem Hause des dimata zuriick, wie wir ihn bereits kannten. Munter tummelte sich in Pfiitzen zu unseren Fiissen das schwarzgraue Borstenvieh. Es wurden uns von unserem freundlichen Wirt sein grosses Haus-.heiligtum (ialau uma) gezeigt, dasselbe bestand aus verschiedenen, heilbringenden Blattern, welche in Stoff gewickelt waren. Dieser wurde durch einen Rotangstreifen zusammengeschniirt gehalten. Ein Beriihren des Fetisch war uns verboten worden; auch hier gait der Grundsatz alles ansehen, nichts anfassen. Nachdem wir das Heiligtum einer geniigenden Okularinspektion gewiirdigt hatten, zeigte uns der rimata die Frauengemacher, diese befinden sich nur im grossen Hause und imponierte mir der Schieberverschluss der Thiiren, wahrend dieselben selbst mit Tieren wie Hirsch, Affe, Vogel, Hahne verziert waren. Ein reizendes Bildchen von sich lausenden Affen sahen wir beim Eintritt in das Hauptlingshaus an einem kleinen Brettchen, welches links den Raum zwischen dem weit ausladenden Dach und der Hauswand ausfiillte. Auf der rechten Seite befand sich als Pendant eine Hirschkuh, die von einem Hund gebissen wurde. Im Hause bemerkte ich diesmal ein zierliches Gestell fur die Raspeln zum Zerkleinern der Kokosniisse. Besonders anziehend wirkten di e ge schnitzten

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19 Bretter, auf welchen die geheiligten Hirschschadel ohne Unterkiefer befestigt waren; reich ausgeschnitten wirkten sie sehr hiibsch in dem Halbdunkel des Raums. Das grosse Fischnetz fiur Seefische und Meerschildkr6ten wurde in 5 Eimern von tarap mal. madan prawas (Polyadenia lucida Nees) aufbewahrt. Die Schadel der geheiligten Schildkroten waren auf kleine St6cke gezogen; auch sahen wir die grossen Holzschisseln, aus denen die geheiligten Tiere wie Hirsch, Affe, Schildkrote und Schwein vom rimata an die Dorfbewohner im punan verteilt wurden. Auch das auf dem Bodenraum aus 3 grossen 3-5 m langen, mit einem Schlitz versehenen Bambuscylindern bestehende tudf-kat, ein Musikinstrument, zeigte uns der Hausherr, wobei wir eine eigentiimliche Treppe besteigen mussten. Dieselbe bestand aus einem viereckigen.Balken, in welchem quadratische Locher als Stufen eingestemmt waren. Als wir genug geschaut, wurde uns von dem alten rimata in der liebenswiirdigsten Weise eine echte Mahlzeit der Eingeborenen serviert. Unser Menu bestand aus gata (Colocasia esculenta) mit dariiber geriebener Kokosnuss, wahrend wir die sogenannte Milch dersclben als angenehm kiihlendes Getrank dazu aus importierten Tassen tranken. Ferner hatte unser aufmerksamer Gastgeber uns ein Napfchen mit Wasser zum Reinigen der Finger nach dem kleinen Liebesmahl hinstellen lassen. Die Speisen wurden uns auf einer Matte in einem irdenen, importierten Napf serviert. Wir hockten im Kreise herum, wahrend dje. Dorfbewohner lachend zusahen, welch' komisches Bild wir ihnen, mit den Handen essend darboten. Auch fur Abwechselung beim Essen sorgte der alte si badja i-otu. Er zeigte uns mit gewissem Stolz die Trikolore der Hollander und ein Gouvernementsschreiben, in dem er von der Koniglich hollandischen Regierung als Dorfoberhaupt anerkannt wurde, ferner die eigenartigen aus bunten Stoffen verfertigten Tanzschiirzchen, welcher sich die Tanzer bei Auffiihrung eines Tanzes bedienen. Mein Sammelherz wollte nattirlich diese gleich erwerben, aber sie waren ta-ka-kai-kai (d. h. mit diesem

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20 Wort bezeichnen sie den Inbegriff aller sittlichen Gebote) und konnte ich ihn nicht zum Tauschhandel bewegen. Nach dem Essen besichtigten wir die 2 grossen ka-laba unseres Hausherrn. Es waren dies grosse Boote von 20 Schritt Lange und 4 Schritt Breite. In diesen geht das Dorfoberhaupt mit seinen ganzen Bewohnern, abgesehen von Kindern, alten, schwachlichen Personen auf Fischfang. Das eine der Boote fasste 120, das andere 85 Personen. Bei unserer Riickkehr begegneten wir wieder 8 Boote, aus denen die Weiber bei unserer Annaherung gefliichtet waren, trotzdem wir die Heimfahrt in Begleitung des rimata machten. Meinem Begleiter hatte ich versprochen, ihm die Statte der Todten, die uns aufs strengste untersagt war zu betreten, zu zeigen. Dichtes Bambusgebiisch, tief iiber den Fluss sich hinabneigend, bezeichnete den Ort. Als ich Acbtung Herr Doktor rief, der in einem anderen Kahn vorausfuhr, horte ich spater von meinem Begleiter folgenden interessanten Zwischenfall. Dem malayischen Regierungsagenten war mein Ruf aufgefallen, und frug er Herrn Dr. Morris, was sagte Herr Maass, worauf dieser antwortete, dass ich die Gegend hibsch fande. Im vorwurfsvollen Ton fuhr dann dieser von Misstrauen erfiillte Malaye fort,,und weiter nichts", worauf Dr. M. erwiderte,,,nein, was soil er denn noch gesagt haben". Dass sein Verdacht eigentlich noch mehr eine Rechtfertigung fand, wurde durch den Umstand erhoht, dass wir unseren zur eventuellen Erlangung einiger Schadel engagierten Malayen nicht weit ab von der Todtenstatte zu meiner grossen Freude auf dem Flusse fischend fanden. Schaidelwasche. Meine Annahme hatte mich nicht getauscht, denn als die Dunkelheit eingetreten, wurde uns von unserem Dolmetscher die erste Sendung Kopfe avisiert und zum Fenster lautlos in einem Sack hineingereicht. Der Beachluss des Tages war nun der Schadelwasche gewidmet. Ich kann gerade nicht behaupten, dass sich durch diese mehr als notwendige Manipulation in unserem engen Raume der Geruch des,Parftims der koniglichen Gemacher" verbreitete. Ameisen

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21 gr~sster Art, fette Maden kiimpften ini der dicken Brahe von tiberrnangansaurern Kali und Sublimat mit dem Tode; kaum konnten wir Herr der schnellffissigen~Vertreter aus der Familie der HautfiUgeler werden, wilhirend die tr'igeren Maden Iauitlos in der roten Sauce untersanken. Dler Anblick der 5 Schidel der Siobaner in iiriserer Waschschiissel war in derVerfassung, wie sie ULns tiberliefert waren, keineswegs erfreulicb, da sic von Erde, Schmutz und Ungeziefer starrten,7 Una do'ch kaqm fiber mich mit einem Mat cin wohithuendes Gefiihi, wie sie ihre grosseli, dunklen Augenh~ihlen auf mich ricliteten, als woliten sie eagen, wir bekommen jetzt einenl besseren Platz fur die Zukunft. Urn 1/25 Uhr, noch in tiefer Dunkeiheit, befreiten wir unsere stummen Scblafgenosscn aus dem Bade, versenkten sie in die bereit gehaltene Kiste, wifihrend der Doctor und. ich hinausschlichen, das Bad ins Mfeer der Vergessenheit zu befrirdern. Mit der Lampe leuclitend, stand ich wit meinem Begleiter am Ufer des vom matten Schein des Moudos beleicliteten Mecres, wqhi'enda er nAch' Ziihncn und anderen kostbaren Resten in den Rfickstiindcn der Schu~ssel Uinschan hielt. Pla uta gen. Urn die Sitten ttnd Gewolinheiten der insulaner besser beobachten zu k~ni~en, besucbten wir sie lifters in ihren uns nahe liegenden keienen Giirten. Der Weg fillirte une gew~hnlich auf cinem klienen Flusee durch cine priichtige, Managrove-Landschaft, In der Nii"he eines Bootsschuppens verliessen. wir daiin unser keicines Fahrzeug und spazierten zu. Fuss durch die wunderbare Urwaidlandschaft,tu den kicinen Siedelungen der Eing-eborenen. In dieseri befinden sich audi mebrere kieinereffititen mit dem dazu gehtiri'gen Landstti'ckheben. Es werden zwei Arten von Wohnstittten untergehieden, diejenige, weiche sic am Tage witlirend der Arbeitszeit bewohnen und weiche siclitbatr gebautt iet, 8"apoul Ai ma -btlak, A, h. das hohe Haus, utid die versteckt liegende ruskik genaunt. lIi der ersteren kochen, essen sie, verwahren dort ibre fair die Bodenkuitur notwendigen Geriitschaften. Abends treffen sich die Miinncr mit ihrer Frau, auch Jfingfinge und Jungfrauen in dem kleinen Hiittchcn, dem rus'uk. Dies enthifit oft nur cine Lager

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statte fiir 2 Personen und ist dem Idyll fir Schaferstunden gewidmet. Ein reizender Spaziergang bot sich uns eines Tages bei einer Bergbesteigung. Bei prachtvollem Wetter lenkten wir unsere Schritte durch die kleinen Garten der Eingeborenen und den schonen Tropenwald. Es gait, einen kleinen Berggipfel zu erreichen, obwohl, mir Dr. Morris Schonung meiner bandagierten Beinei die von den si fit-ni;t - ein kaum stecknadelkopfgrosses Insekt, welches zu den Moskitos zahlt - graulich zerstoehen waren, anempfohlen hatte, so drUngte mich dennochdie Sucht,..etwas zu sehen, meinem Ziele zu. Auf engem Pfad wanderte ich mit Herrn Rostados, dem Dolmetscher und einem Malaien durch die bezaubernde Landschaft des Uiw aldes; mal steil ansteigend auflehmigem Boden, mit Koralleniiberresten vermischt, dann wieder auf ebenem Steg dahin wandernd, Haufig begegneten wir in dem schattigen Halbdunkel des Waldes den schonen, in intensivem Rot von altem Mahagoni leuchtenden Stammen von Pisang rimba der wilden Banane, welche zu gigantischer Hohe hier aus dem fetten Erdreich empor gescbossen waren; daneben wucherten Waldriesen, die sich mit schlanken Palmen und edelgefiederten Baumfarren mischten. Lianen, Rotang wanden sich zur schwindelnden Hohe an den Urwaldgiganten empor. Kein Fernblick, alles nur gewaltige Fiille der Tropenflora, die sich in ihrer iippigen Schiinheit dem Auge darbot. So stieg ich langsam empor unter Benutzung von Wildstegen, endlich ein Ausblick. Talatta, da lag es vor uns, das unermessliche Weltmeer in seiner erhabenen Grssse. In der sonnig lachendeu Landschaft zu unseren Fiissen- die winzigen Pflanzungen meiner braunern Freunde. Aus dem safterfillten Gruin der Bananenheime hoben sich die kleinen, von der Sonne. gebleichten Atapdicher der Hitten hervor. Dichter, Urwald rahmte mit seinem ernsten Grin das liebliche Bild der schonen Landschaft ein. Wie ein schiitzender Giirtel schloss der Waldessaum die kleine Menschensiedelung gegen das Meer mit seinen bliulich-violetten Farben

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24 tonen ab, wahrend feine Dunstwolkchen den fernen Horizont in ihren Schleier hullten. Auf unserem Rtickweg machten wir eine kurze Rast in einer jener versteckten Hiitten, dem sog. rusuk. Es war eine verfallene Statte, die mir nur zuflisterte, die Tage der Rosen sind jetzt fern von mir, erloschen ist das Feuer auf dem Liebesaltar, das lodernd einst Hymen anfachte. Bei vorgeriickter Mittagszeit gelangte ich wieder zu meiner luftigen Veranda und war froh, von den Eingeborenen nicht gesehen worden zu sein, denn sie hatten mir diesen kostlichen Naturgenuss gewiss entzogen, weil auf dem bestiegenen kleinen Hugel der bose Geist (s'a-nitu) hauste. Ich habe ihn nicht gesehen, nur eine kleine Eule sass stumm auf einem Zweig hoch oben und richtete ihre grossen, fesselnden Augen fragend auf mich, als wollte sie dem Wanderer ein,Zuriick" durch ihren Blick aussprechen. Ein letzter, leider misslungener Ausflug war unsere Fahrt nach den Nassau - Inseln. Am 17. August 1897 traten wir die kleine Reise an, die zunachst nach der landschaftlich schonen si-kakap-Strasse gehen sollte. Ein prachtiger Anblick war es, die zur Abfahrt seeklar gemachte, schmucke Regierungsprau in der kleinen Bucht zu sehen. Der Regierungsagent alias Posthalter hatte uns seine 4 Quadratmeter grosse Kabine mit nur 2 Luftlochern und einer ThUr, welche dem Raume das Tageslicht zufiihrte, in freundlichster Weise abgetreten. Wir sind im Ganzen 13 Personen an Bord, unser Fahrzeug hat eine Lange von 12 Meter bei einer mittleren Breite von 3 Meter. Ein leichter Wind schwellte die schneeigweissen Segel, wir fuhren mit ostlichem Kurs langs der Kiiste unserer Insel, die mir dasselbe landschaftliche Bild, wie auf der Fahrt nach den Dammargarten, zeigte. Nachmittags 4 Uhr mussten wir leider wegen zu schwachen Windes in der kleinen niedlichen Bucht von si-gitji vor Anker gehen. Einige Boote mit Insassen aus dem nahe liegenden Dorfe gleichen Namens begriissten uns, und konnte ich wenigstens noch einen Beilstiel erhandeln. Schon nahte die Stunde der Dammerung, die ersten

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25 leichten Nebel zeigten sich bereits uiber den Baumen der vom dunklen Waldesgriin eingerahmten Bucht. Die Sonne war bald in jener fesselnden Schonheit, wie sie nur hier in der reinen Luft der Tropen untergehen kann, hinter den Baumwipfeln verschwunden; das intensive Rot des Abendhimmels leuchtete noch als reflektierender Scheidegruss. Schiichtern kam die Venus mit ihrem Strahlenglanz im Dimmerlicht heraus; bald folgten die tibrigen Sterne. Herrlich war der Anblick dieser sudlichen Himmelspracht. - In unserer Kabine war dagegen eine Hitze zum Umkommen. Ich versuchte mich fir die Nacht auf dem Dach derselben hauslich zu etablieren, aber die Moskitos plagten mich so schrecklich, dass ich kaum eine Stunde Schlaf Land; froh war ich, als um 1/23 Uhr morgens die Prau wieder zur Reise klar gemacht wurde. Der Wind trieb uns " jedoch nach der Kiiste von Sumatra, dazu kam noch, dass ein GCwitter niederging und ich jetzt gezwungen wurde, meine Zuflucht in die heisse, stickige Kajiite zu nehmen. Jeder belebende Luftzug von aussen war wegen des hineinschlagenden Regens uns abgeschnitten worden. Eine stark russende, kleine Petroleumflamme erhellte unsere Behausung, die wir jetzt noch mit dem Posthalter und Dolmetscher teilen mussten; dabei schaukelte unser Schiffchen tiichtig. Gegen 1/25 Uhr h6rte der Regen auf; ich begriisste den Moment, wo ich auf dem kleinen, nassen Deck - seekrank natirlich - mich hinhocken konnte. Der Wind, welcher nunmehr stark die Segel blahte, trieb uns jetzt erst recht, trotz aller Kreuzungsmanover, gen Sumatra. Auf bedenklich schiefer Ebene, dem Dach unserer Kabine, nahmen der Doctor und ich, beide ziemlich abgespannt, den Friihimbiss, aus Reis mit Milch und Cakes bestehend, ein. Zu all' den Unbehaglichkeiten kam. noch der Umstand, dass uns derK apitin unserer Prau sagte,wirmisstenwiedernachHause zuruickkehren, da der Wind zu ungiinstig sei. Um 12 Uhr gelangten wir auch dann ermattet und ich speziell sehr angeargert wegen des Missgeschicks, welches uns sobald zur Riickkehr zwang, wieder auf der Station an. Die Hoffnung jedoch, in den nachsten Tagen bei besserem Winde nicht wieder ein

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26 Opfer der Naturmiichte zu werdeu, versuchte mich zn tr~iste'n aber es hatte nich't sollen sein. Trotz des schiinen SOnn'enuntergangs, weilcher ini seiner intensiven FarbenprAcht uns' semnen Scheidegruss, -als Trost fiber den verfebIten Au'sfl-ug spenden wollte, blieb der Hlimmel bewvzilkt. Nur vereinzelte Ster-ne blinkten aus dem diistern Wolkengernisc'h hervor, destod hiibscher war der Anblick der in der Luft' schwirrenden Gliihkitfercben, oder wie sie bier und da auf de'm granschmu't zigen Korallenbode n higen-, gle'ic'h he'llgriin futikelndenl Smaragdeni im Dttnke'l der' Na~ht. Zwe'i Zwi'schenfiflle. Im' 4gross-en- Ganzen' kamen wir mit- den Eingeborenen' iecht glit aiis. Sie selbst sagten Ja von sich ma-nit-nil. bar~a kai, in friejer Ubertragung- wir haben ein weisses Herz imi Gegensatz zu unseren Stammesverwandten inf Si Berut. Nu4r einrnalI hatten wir einen kicinen Zwische'nfatll w'eg-en. photographis'eher Anfnahme von Weibe'rn". Wie g)ew6hnlich sa'ssen Wir auf unserer luftigen Veranda, eifrig beschiiftigt je'der in seiner Art, als sich einer un-serer braunen Freunde nabte und in zieumlich verinebmnbarem Brustton der Uberzeagung an Mr. Rostados wand-te und- von diesem das Negativ dier aufgenommenen weiblichen Gruppe, -die ich hier v~orftihre, haben wolite, weil die Frauen dadurch sterbe-n wtirden oder Fieber bekommen; 'a, der Mensch war so unverschiimt, dass er in unsere Dunkelkammer cindrin~gen wollte. Ich liess ihm durch den Dolmetscher bedeuten, wenn er sich nicht ganz manierlich betrage, wiirdein w-ir sein Anliegen nicht bertick-, sichtigen.' Natiirlieli war ich mir sofort daritber klar' dass' von einemn Herausgeben- der Platte- iiberhaupt keine Rede sein konnte, wir mussten den naiven Jungen tituschen. Mr. Rostados redete mir jedoch wiederholt zu, eine von den beiden Aufnahmen zu opfern, urn ferneren Streit- zu vermeiden. Jch ftihflte ruic'h jedoch nicht dazu bewogen, deun wir mussten als tuan's unsere Autorittit zu wahren suchen und gelang mir dies durch folgenden kleinen'Trick. Mr. Rosta-dos musste die Gruppe zunaichst kopieren; ich kratzte wifihrend dieser Zeit von einer ganz andereni verungltickten Platte die Schicht ab, so dass das,

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28 Glas nur blieb. Hierauf iibergaben wir dies nicht fixierte Positiv und die Glasplatte dem erregten sara-ina feierlich und bedeuteten ihm, dass wir das Bild von dem Glas auf das Papier gezaubert hatten und er nun beides behalten konnte. Augenscheinlich sehr erfreut, nahm das grosse Kind beide Geschenke vergniigt mit und freute sich, dass es seinen Willen bekommen hatte, wahrend wir von nun an kein Negativ mehr den Eingeborenen zeigten, um nicht in weitere Konaequenzen verwickelt zu werden. Ein anderes Mal hatten sich die Eingeborenen sehr ungehalten fiber uns zu ihrem zweiten rimata geaussert, weil wir ohne Erlaubnis den Berg der Teufels bestiegen und liess uns derselbe ersuchen, wir mochten ihn von jeder ferneren Besteigung benachrichtigen, weil sonst die Leute bose wiirden. Abfahrt von Si Oban. Bei den umfangreichen Zielen, die sich ein jeder von uns in seinem Arbeitsgebiet gesteckt hatte, ein moglich abgerundes Ganze mit nach Hause zu bringen, flog die Zeit auf ihrem rastlos thatigen Webestuhl nur zu schnell dahin. Packen und wieder Packen war die Parole der letzten Tage; endlich waren 40 Stuck zusammengeschniirrt, adressiert und nummeriert. Ich war ganz zusammengeklappt bei dieser Hitze und freute mich auf die ktihle Seefahrt. Wir schrieben den 22. September 1897, und entnehme ich meinem Tagebuch folgende Schilderung: Es ist in wenigen Minuten 2 Uhr, als uns das Kapal api (Dampfschiff) wieder gemeldet wurde. Wir stirzen uns rasch in unsere Reisetoilette, raffen in der Eile das letzte Geplck zusammen, da fahrt es auch schon ein das schone, stolze, weisse Schiff. Von weitem werden uns durch Herrn Kapitan Loman Griisse zugewinkt, die wir erwidern. Schnell ersteigen der Doktor und ich das Oberdeck, wahrend Rostados alles zur Photographie vorbereitet. Eine schone Tasse Thee wird uns kredenzt. Einige unserer braunen Freunde sammeln sich noch einmal um die weissen Manner, ihnen Lebewohl zu sagen und Geschenke za erhalten. Die Dampfpfeife lasst ihren tiefen, gewaltigen Ton erschallen und lockt noch manchen der anderen braunen Insulaner aus ihrem

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29 Dorf, die noch einmal die weissen tuan's (Herren) sehen wollen, wahrend dessen wird unser umfangreiches Gepack verstaut. Eine Schar kleiner Boote nahte sich aus der Flussmiundung; mit anmutiger Eleganz iiberwinden sie wieder die heute sich starker geltendmachende Brandung. Behende ersteigen viele braune Gestalten mit alten, freundlichen Gesichtern das Schiff. Wir schwatzen und plaudern mit diesem oder jenem und verteilen all' die kleinen Geschenke, welche sich in unseren Restbestanden noch vorfinden. Endlich '/26 Uhr das Signal zur Abfahrt. M'-ai-at kai sara-ina rufen uns die guten Inselsohne zu; wir antworteten kau-an-sara-ina! (Nur zu, Freunde. lebt wohl!) Besonders schwer wurde inir der Abschied von si-samak radja Bilang, dem Regierungsagenten von si Oban, als wir uns zum letzten Male die Hand schiittelten; voll Dankbarkeit driickte ich die braune, runzelige Rechte dieses unscheinbaren Mannes, der uns so viel Gutes stets erwiesen hatte und dem wir allein alle unsere Erfolge auf der Insel zu verdanken hatten. Schon wurde der Anker emporgezogen, als uns noch dieser oder jene braune Inselsohn in Dankbarkeit nach seiner Art umarmte, um dann Abschied zu nehmen. So leb denn wohl du grine Tropeninsel, einst sehnte ich mich fort von deinem traulichen Gestade, heute scheide ich voll Wehmut im Herzen. Am Strande winkten uns die Stationsleute auch noch ein Lebewohl zu. Wahrend unser Schiff aus der stillen griin umwobenen Bucht dahinglitt, leuchtete bereits der purpurne Abendsonnenschein durch die Wipfel der stummen Urwaldriesen und sanft err6tete Poseidons smaragdgriines Element. Nochmals kamen wir an unseren Freunden von si Oban, die nach dem Dorf in ihren leichten Booten ruderten, vorbei, abermals tauschten wir winkend ein herzliches Lebewohl mit ihnen, welches sie ebenso oder rufend erwiderten. - Ich scheide voll Dankbarkeit gegen die guten Insulaner, die mir so manche nette Stunde schenkten; deiner aber, weltverlorene, kleine Tropeninsel, werde ich oft im Leben und in der fernen

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30 Heimat, wo mich mancher Gegenstand an die Bewohner, auf deinem gastlichen Gestade abermals erinnern wird, gedenken. - Schon tauchte Sol seine gluterftillte Fackel in das unabsehbare Meer, als wir die Bucht von Si Oban verlassen hatten. Unser Kurs richtete sich nach jenem Berge, auf welchem si abau lagai das grosse Dorf liegt, wo die Seelen unserer Freunde zum ewigen Frieden einkehren. In ernster Wiirde lag er vor uns der Berg des Jenseits und zeichnete mit seinen dunklen Urwaldbaumen scharfe Konturen gegen das regenerfiillte Grau des Abendhimmels. Von fern sahen wir die Insel Dau, jenes Fleckchen Erde, das den Seelen der Bewohner von tai barau als Ruhestatte zu ewigem Frieden dient. Bald umgab uns nichtliches Dunkel, die See wurde immer bewegter, wahrend rastlos arbeitend uns das Schiff nach der Leuchtturminsel pulu Bodjo zu trieb. Am anderen Mittag liefen wir dann wohlbehalten in Emmahafen auf Sumatra wieder ein. Mich aber begleiteten die Worte eines Eingeborenen auf meiner Riickreise:,,Mein Freund, wenn du noch weit auf dem Meere bist und die Berge deiner Heimat wiedersiehst, dann wird dein Herz erfreut sein." Kapitel II. Ethnographische Beobachtungen. I. Allgemeines. Geschichtliches Die altesten Spuren. tiber das Vorhandensein del Mentawai-Inseln fand ich in alten Kartenwerken des Ptolemaeus. Im Jahre 1548 erwahnt er nur Samotra (Sumatra) und sind die Inseln noch nicht auf derselben vorhanden; erst dreizehn Jahre spiter 1561 hatte er dieselben als einzelne Inseln mit Namen eingezeichnet. Auf dieser Karte finden wir Si-Biru or Mantawai, Si Pora, Pagi. Ortelius nennt die gauze Inselgruppe in seinem Atlas von 1570 mit Isolas Doure, dagegen Mercator 1587 die Bezeichnung verte plate hat. Wahrend im

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31 17. Jahrhundert 1692 im Atlas nouveau par Jaillot nur die gr6sste der Inseln mit,,Isle la Fortune" und die NassauInseln genannt werden. Im 18. Jahrhundert treten haupsachlich die Namen Goede Fortuyn fur die nSrdlichste und Nassau fur die kleineren sudlicher gelegenen Inseln auf. Im 19. Jahrhundert finden wir zu Anfang 1804 grosse Gliicksinsel fur Siberut. 1819 Sebearoo oder Groot Fortuyn und Goed Fortuyn (Sicobo). In der Mitte dieses saeculum wird die Inselgruppe Mantawi Inseln und Pagai (Nassauinseln) benannt. Zur naheren Kenntnis der Mentawai-Inseln mochte ich folgendes hinzufiigen. Die einzelnen Inseln fihren folgende Namen Goede Fortuyn oder Sai Berat oder Se Biru oder Nord Pora. Die siidliche kleinere Mentawai-Insel wird mit Se Pora oder Siid-Pora bezeichnet. Geograhie. Die Mentawai, Mantawei oder MentawiInseln sind eine Gruppe, welche sich langs der Westkiiste von Sumatra hinziehen. Die Kette dehnt sich von N.O. bis SW. aus in einer mittleren Distanz von 120-140 Kilm. Zu ihr gehoren 4 grosse und 17 kleine Inseln, welche einen Flachenraun von ca. 11000 Okm reprasentieren. Die Inseln liegen 59' —3 41' siidl. Breite und 980 30'-100o 40' ostl. Lange von Greenwich. Die beiden nordlichen Inseln, das heutige si Berut und Pora werden mit den naheliegenden kleinen Eilanden eigentlich im engeren Sinne die Mentawai-Inseln genannt, wahrend die zwei im Siiden gelegenen Inseln von den vorigen durch die Meerenge von Pora, auch Nassaustrasse, getrennt, Nord-und Sud-Pageh mit den benachbarten unbedeutenderen Inselchen die Pageh, Poggi oder Nassau-Gruppe sind. Trotz dieser willkiirlichen Teilung bilden die beiden Gruppen ihrer Lage und geographischen Ansicht nach ein einheitliches Ganze, welches jetzt den malayischen Namen Mentawai-Inseln tragt. Die Leute von si Berut nennen Sid Pora heute si kobo und die Nassauinseln si ka lagan auch sa ka lagan d. h. Dorfbewohner. Die Eingeborenen von Slid Pora sagen zu si Berut ~sa birut (d. h. die Maus)", die Nassauinseln bezeichnen sie mit

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32 Sa ka lagan, einen besondern Namen fur jede dieser Inseln haben sie nicht. Sie selbst nennen sich si ka la-lagat, wahrend sie zu Sid Pora, also derjenigen Insel, die sie bewohnen tobo lagai sagen. Dies ist nun kein eigentlicher Name fir die Insel, sondern bezeichnet die Gesamtheit der Dorfer. Da wir uns in den folgenden Seiten ganz besonders mit den si ka lalagat beschliftigen werden, so mochte hierbei gleich erwahnen, dass sie Pandang die Haupt- und Residenzstadt der Westkiiste Sumatras mit Para auch Parak bezeichnen. Die Bewohner von Nias nennen sie si oder sa bagra. Die Malaien haben von ihnen den Namen sa-s'a-rau d. h. die Fernen erhalten. Der Europaer wird mit dem malayischen Wort tuan Herr angeredet. Die Nassauinsulaner haben fir si Berut und Sad Pora den gemeinschaftlichen Namen si kobo; ihre Inseln nennen sie sa ka lagan. (Dorfbewohner). Die Malaien haben fir alle Inseln die bereits anfangs erwahnten Sammelnamen, neben den gleichzeitig genannten Sondernamen fur die einzelnen Inseln. Die Inseln sind vulkanischer Formation und Erderschutterungen kommen dort haufig vor. Die Oberflache derselben kann man im grossen ganzen als flach bezeichnen, selten steigen die Higel iber 150 mtr. oder gar 200 mtr. empor. Die Ufer sind stellenweise reich gegliedert und Buchten fur gute Ankerplitze vorhanden. Korallenriffe umgeben die ganze Inselkette, die Wasserlaufe sind von geringer Bedeutung und Zufluchtsorte fir Krokodile, sowie Leguane. Die Fauna und Flora erinnert an die der Batuinseln. Politische Verhaltni s e. Administrativ unterstehen die Inseln der Residentschaft Padang auf Sumatra. Die Koniglich hollandische Regierung hat von den Inseln am 10. Juli 1864 nominell Besitz ergriffen und halt dort einen malayischen Re-. gierungsagenten, der wieder einen Kontrolleur in Padang zum Vorgesetzten hat. Die Inseln sind bis jetzt noch nicht von der kolonisatorischen Thatigkeit der Hollander ergriffen worden, sondern beschranken sich diese darauf, dass der Regierungsagent dieselben besucht und Streitigkeiten besonders zwischen

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33 malayischen Hindlern und Eingeborenen zu schlichten sucht; auch hat er sein Augenmerk darauf zu richten, dass die kleinen malayischen Handelsfahrzeuge nicht durch die Eingeborenen ausgepliindert werden. Bei derartig vorkommenden Fallen unternimmt gewShnlich die Koniglich holliindische Regierung mit dem Gouvernementsdampfer eine Strafexpedition. um den riuberischen Stamm energisch zu ziichten. Ich konnte jedenfalls die Bemerkung machen, dass der'jetzige Regierungsagent es ungemein verstand mit den Eingeborenen zu verkehren und wurde mir von den Stationsleuten versichert, dass die Insulaner si-Samak radja bilang wie einen Vater verehren. Ausserdem beherrscht er vollkommen ihre Sprache, sowie Dialekte und ist sehr beliebt. Beilaufig bemerkt wohl der beste, sowie zuverlassigste jetzt lebende Kenner der Mentawai-Inseln. Bei uns hat sich der tuan passedor, wie er gewohnlich genannt wurde, ein unvergessliches Denkmal durch seine geradezu aufopfernde Unterstiitzung gesetzt. Besonders wird mir dies noch Dr. Morris bestatigen, dem er einfach durch die tiefe Kenntnis der Sprache unersetzbar wurde. Die einzelnen Inseln. Die am meisten nordlich gelegene Insel von der Gruppe ist zugleich die grSsste derselben si Berut auch Mentawai, Nord Pora, Goed Fortuyn genannt. Im Norden wird sie durch die si Berut Strasse von den Batu Inseln getrennt, im Siden bildet die Scheide von der Insel Si Pora die Seeblumenstrasse. Bei einer Lange von 110 km hat sie eine Breite von 32 km. Als gute Ankerplatze mochte ich die Bai von si Berut und Ka-to pinan auf der Ostseite erwahnen und die Bucht von ka-torai, in welcher der grosste Fluss der Insel der ka-torai muindet, an der Sidseite. Auf si Berut befinden sich 13 Dirfer mit ca. 7000-8000 Einwohnern zusammen. Von den naheliegenden kleinen Eilanden ist das grosste Karawatjet auch Midden Pora oder Cocos-Insel genannt. Dieses Inselchen ist naher an si Pora gelegen, welches wir spaiter naher kennen lernen werden. Wahrend die Seeblumenstrasse wieder die Trennung der Insel si Pora von si Berut im Norden bedingt, ist auf der siidlichen Seite die Nassaustrasse 3

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als Scheide dieser zweitgrossten Insel vorhanden. Die dritte ihrer Lage und Grosse nach ist Nord-Pageh, getrennt von der vorigen wieder im Norden durch die bereits erwahnte Nassaustrasse und von Slid Pageh durch die landschaftlich schine si kakap Strasse, in deren Mitte mehrere kleinere Inseln zerstreut liegen. Die Bai von si labu mit gleichnamigem Dorf befindet sich an der Ostseite. Die Insel hat eine Lange von 40 km und ist 25 km breit. In 6 Dorfern sollen ca. 1300 Bewohner sich befinden. Die siidlichste und zugleich kleinste der Inseln Slid Pageh hat nur 40 km Lange und ist sehr schmal, so dass die Breite 10 km nur betrigt. Die Einwohnerzahl verteilt sich auf 6 Dorfer mit 1300 Seelen. Das stidlichste Kap tragt den Namen Siidhoek. Im SO dieser Insel und durch die Meerenge von Addington getrennt, befindet sich eine kleine aus 3 Inseln bestehende Gruppe Sanding ketjil, Sanding besar und Mego oder Biriloga. Diese letztere ist 100 km von Sid Pageh und 190 km NO von Engano gelegen, welches im Siiden die westliche Inselkette von Sumatra abschliesst. Speziell,,S. Pora". Wir haben uns nunmehr speziell mit si Pora oder Slid Pora auch Si Pora, si Kobo, auch hollandisch geschrieben Sicoboe; malayisch Pageh tengah endlich noch von den Eingeborenen Tobo lagai genannt zu beschaftigen. S. Pora ist die zweitgrosste der Inseln in der Mentawai-Gruppe und hat eine Lange von 60 km, welcher eine mittlere Breite von 30 km gegeniibersteht. Die Bewohner von Pageh tengah sind seit alten Zeiten von si Berut eingewandert, w-eil sie die Streitigkeiten mit den Eingeborenen von si Berut auf die Dauer nicht ertragen konnten. Die Gestalt der Insel ist einem Trapezoid ahnlich. In 9 Dorfern (lagai) werden 140 —1500 Bewohner im ganzen angenommen. Die hauptsachlichsten Buchten befinden sich auf der Ostseite und ist die uns am meisten interessierende von si Oban zunachst zu nennen, weiter waren noch Plana, silabalaba und nach dem gleichnamigen, bedeutenden Dorfe si gitji zu erwahnen. Die Bucht von Sioban. Die Bucht von Sioban'), 1) Cfr. Litteratur-Verzeichnis No. 12.

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35 welche auf dem 20 10' 15" S. Br. und 990 44' 15" 6. L. gelegen ist, hat eine Lange von ca. 1 Seemeile in der Richtung von NW nach SO. Sie greift ungefahr 900 mtr. tief ins Land hinein. Die SO. und NW Huk dieser Bucht, welche 900 mtr. weit von einanderliegen, sind niedrig und mit Baumen bewachsen. Von beiden Huken erstrecken sich Korallenriffe in den Eingang der Bucht. Dasjenige an der SO., ca. 170 mtr. und dasjenige an der NW. Huk ca. 100 mtr. weit, so dass zwischen beiden nur eine tiefe Wasserrinne von ca. 600 mtr. verbleibt. Nordlich und stidlich des in diese Bucht miindenden si Obanflusses liegen lings der Ufer trockenfallende Korallenriffe, von denen das n6rdliche ca. 250 mtr. breit ist. In dem istlichen Teil der Bucht aings des Siidufers befinden sich Korallenriffe von ca. 100 mtr. Breite, auf deren ausseren Enden einige Steine fiber Wasser liegen. In der Mitte der Einfahrt sind 63 mtr. Wasser und diese Tiefe nimmt nach den Einfahrthuken hin bis auf 21, 6 und 19,8 mtr. ab. Diese letzteren Tiefen sind dicht bei den vorher erwiihnten Riffen. Nach innen zu nimmt die Wassertiefe erst langsam bis auf 18 mtr. und dann sehr rasch bis auf 9 und 5,5 mtr. ab. Diese letztere Tiefe ist dicht an der Bank, welche im siidlichen Teil sich langs der Kiiste erstreckt. Der Grund besteht aus blauem Schlamm. Der beste Ankerplatz in dieser Bucht ist in folgenden Peilungen:,,Nordliche Einfahrtshuk in rw. N. z. W. 1/9 W, die Flussmindung in rw. SW... W. 3/4 W. und die siidliche Einfahrtshuk in rw. OSO. /, O." Die si Oban Bucht ist bei triber Luft nicht gut zu erkennen, weil die niedrigen bewachsenen Einfahrtshuken sich nicht vom Hinterlande abheben. Die beste Erkennungsmarke ist die 1 Sm. noirdlicher gelegene kleine Pasakiat Bucht, welche am Eingange 1ings den Einfahrtsspitzen weissen Sandstrand hat, und dieser ist auf grosse Entfernung sichtbar. Die Flut setzt lings der Kiiste nach Sid und die Ebbe nach Nord. Die grosste beobachtete Stromgeschwindigkeit betrug 2 Sm. in 4 Stunden. Das Dorf si Oban. Das Dorf si Oban, welches die 3*

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36 Dom~ine meiner Studien werden soilte, liegt an dem gleichnarnigen Fluss eine Stunde Ruderns aufwhrts, in westlichner iRichtung von der Station uind war der alte Si hadja,- i-otu zur Zeit meines, Besuchs Dorfoberhaupt, auch wurde er als soleher von der' Regiernug anerkaunt. Si Oban zerfijilt in 3 Bezirke, von denen jeder wieder emn Dorfoberhaupt besitzt, sowie einen stellvertretenden riniata. Gleiehfalls befinden sieh in jedem derselben je emn grosses Haus als Sitz des HMuptlings und wird dieses von einer Anzahl klein erer, Familienhiiuser bial-tp und rus'uk~ umigebeu. Die 3 Bezirke von Si Oban, wie sehon im 1. Kapitel erwahut, heissen tai karusuk, tai bhnu trna, S-a koikoi, die zn ihnen geh6rig-en rimata sind der bereits vielfacih genanrit 'Si badja-i-otu, S~i skirak und Si tafi aka" Die Hihiseranzahl wurde mir ftir den 1. Bezirk auf ein grosses Hans 37 Familienbduser (Ifllip) und 10 kleinen Hiitchen (rus'uk) angegegeben; fair S'a koi-koi ein grosses Hans und 20 lalip, endlich in der letzten Siedelung emn grosses Haus und 21 Ia-lip. Seelenauzahi. Die Seelenanzahi ist im Zunehmen begriffen und kounte ich auif Grund dei' Angaben von v. Rosenberg fair die einzelnen Landschaften folgendes ermittein. Auf der Insel Said Pora: Landscb. Ai Oban n. Rosenberg 100 Seelen. Im J. 1897 200 Seelen,t 100 tai ala oiian 300,,400 t100 pora 150 Ai matobii 200 Ai beri ma-nia,, 150,,,,, 150 Ai beri ulan 200,, Ai bo~ua,, 100 Ai gitji 50,,,, 300, t250 Ai barau 200,,,,300 tIGO Jedes dieser D~irfer bildet eine Landschaft far sich. Be v blk erung. Was nun die Bev~ilkerunganbetrifft, so werden in derselbein, wie es zuweilen bei ei-nigen anderen Naturvilikern vorkonmmen kann, keine besonderen Schichten unterschieden. Die Eingeborenen der Mentawai Insein sind nach der Ansieht unseres verdienstvollen Landsmanns von Rosenberg rein polynesiseher Rasse,7 wifihrend Dr. Junghuhn sie den Battaks

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37 verwandt halt. Der Assistent Resident Mess, welcher im Jahre 1870 die Inseln besuchte, zahlt sie zu den Malayen. Ich mlchte mich zu der Ansiclit hinneigen, dass wir es hier mit einem versprengten Rest der Urbevolkerung Sumatras zu thun haben, der zu der grossen malayo polynesischen Volkergruppe gehort. Auf Grund seiner Sprachforschungen hatte mein Begleiter Herr Dr. Morris gefunden, dass der Stamm der Mentawai Insulaner zu denjenigen zahlt, welcher seiner Sprache nach, den malajodajakischen Typus reprasentiert. Die Eingeborenen sind von mittleren Wuchs, ca. 150 - 170 ctm., die Frauen kurz und gedrungen gebaut, verwelken rasch infolge zu friihen Geschlechtsgenusses und langen Saugens der Kinder. Die Hautfarbe ist ein gelbliches Braun; sie liegt bei Kindern nach der Broka'schen Farbentafel zwischen 36 und 37, bei Jiinglingen und Madchen, sowie Mannern und Frauen zwischen 28 und 43. Sie haben eine weiche Haut und sanfte Konturen in ihren Korperformen; selten sieht man pragnante oder gar rohe Gesichtsziige; das Haar ist schwarz, ifters sanft wellig, obwohl etwas straffer, als bei den reinen Polynesiern. Die Schadelformen sind vorwiegend kurzk6pfig. Interessant war es mir nur die ersten ganz simplen Anffinge einer Mischkultur feststellen zu konneni und zwar zwischen Malayen mit Tochtern der Eingeborenen; ob auch ein umgekehrtes Verhiltnis bereits entwickelte Keime auf den Inseln hat, konnte ich trotz verschiedener Fragen nicht erfahren. Ich glaube jedoch dies verneinen zu dirfen, da gewiss derartige Falle dem Regierungsagenten bekannt gewesen sein dtirften. Von 3 in der Bucht von Si Oban ansassigen Malayen hatte sich der eine vollkommen durch Tatowierung, Haartracht und Schmucksachen mentawisiert, wahrend die beiden anderen ihr malayisches Exterieur beibehalten hatten; ebenso hatten zwei von diesen Malayen den Hiittenbau der Insulaner angenommen, wahrend der dritte zu den Stationsleuten zahlte und in einem der kleinen malayischen Gouvernementshiitten wohnte. Spater lernte ich noch einen anderen mentavisierten Malaien aus Tai ala oinan kennen. Hat ein Malaye die Absicht, sich unter den Insulanern anzusiedeln, so kann er durch Tausch von

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38 einem guten Freund ein Stiickchen Land erwerben, oder durch Heirat mit einer Eingeborenen dasselbe erhalten, jedoch bleibt dies Eigentum der Frau. Im grossen Ganzen leben nur eine sehr beschriinkte Anzahl von Malaien auf den Inseln, besonders aber in den Dorfern. Der Grund hierfiir ist darin zu suchen, dass es ihnen zu schwer fallt, sich in die Menge der paniin Gebrauche einzuleben und diese dann streng zu befolgen. ausserdem neigen die Eingeborenen der Ansicht zu, dass eine Nichtbefolgung ihrer heiligen Gebrauche Krankheiten im Dorfe entstehen lassen konne. Es liegt nun naturgemass bei derartigen Anschauungen nahe, dass den eingewanderten Malayen zuerst bei grosserem Umgreifen von Krankheiten diesen die Entstehung vorgeworfen wiirde. Flottante Bevolkerung. Eine flottante Bevolkerung im engeren Sinne ist nicht auf den Inseln vorhanden. Den weitaus grossten Kontingent von Handlern stellt die chinesische Rasse, Sie haben ihren Wohnsitz hauptstchlich in Padang auf Sumatra, Politsche Verhaltnisse in si Oban. Die politischen Verhaltnisse liegen folgendermassen: Die Regierung eines Dorfes wird von einem Dorfoberhaupt, dem noch ein zweiter Unterhauptling beigeordnet ist, reprasentiert. Die Wiirde dieser Stellung bezeichnen die Insulaner mit dimata auch rimata; wobei sie den grossen s'a-bau und den kleinen si goiso bezeichnen. Seine ausiibenden Funktionen, sowie Machtsphare liegen mehr auf religi6sem, wie weltlichem Gebiet. Es kann die Wtirde eines Dorfoberhauptes erblich sein, doch ist's nicht eine conditio sine qua, vielmehr tritt hiufig auch der Fall ein, dass nach dem Tode desselben ein alterer verheirateter Mann dazu erwahlt wird. Ist ein kleiner rimata gestorben, so dauerts oft langere Zeit, bis diese Stellung wieder besetzt wird. Die Vereinigung mehrerer Dorfer zu einem grosseren Verbande kann gleichfalls wie in si Oban vorkommen, doch bildet sie eine Regel von der Ausnahme. Die Stellung des Oberhauptlings zu seinem Volke hat nur dann einen nachhaltigen Einfluss, wenn er zugleich si karai d. h. der Erleuchtete also Priester ist. Seine weltliche

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39 Stellung entspricht nach meiner Ansicht rein dern Bediirfnisse eines Volks, emn Oberhaupt zn baben, urn welehes es sich bei schwierigen Zeitverhdthnissen seharen kann, urn semnen Rat irn Verein mit hlteren Mdinnern zu h~iren. Den einzigen iiusserenVorzug, den der rimata geniesst, ist das Bewohnen eines grossen H~iuptlingshauses, in dern Dorfversamrnmlungen abgehalten werden. Zur Zeit meines Aufenthalts in Si Oban waren in dem Bezirk tai biiu-fima zwei rirnata, ein Si kiirdi mhnnlicher, zwei weiblicher Abstammung. In S'a koi-koi zwei rimata, die zugleich Si khiriii. waren. In tai kiirusukz emn rimata, emnrniinnficher, emn weiblicher Si khrhqi. Die Bezeichnuing rimata ist kein Titel, sondern nur dcir Name einer Wiirde, die jemandem iibertragen ist. Der Inhaber' wird stets, wie die anderen Lenite, einfach mit Namen gen annt. Thronfolge. Die matssgebenden Gesichtspunkte, welche bei einein Weehsel des Dorfoberhaupts stattfindcn, erzihhlte mir 'Si rusai-mofia, dei' Sohn unseres alten Freundes S'i badja i-otu. Wenn emn neues 1)oifoberhaupt gewiihlt, wird emn 5ta-giger putnin. gemacht; bei einem Unterhiiuptling 2 Monate pundin. Es wird, beso-nders emn idlterer Mann bevorztigt, der die zu beobachtenden Vorsebriften fMr die pi~ndi Gebrauche kennt, auch wird die Verwandtschaft des Verstorbenen beriiicksichtigt. Sollte sich cmn solcher nicht findeD, dann kann auch die Wahl auf den Sohn des verstorbenen Dorfoberbauptes geleinkt werden, da dieser gew6hnlieh vom Vater in die heiligen Gcbriiuche cingeweiht worden ist. Alle verheirateten MAniner wiihlen das Dorfoberhaupt; absctzen k~inaen sie den Gewahiten nicht, dagegen braucht dieser die Wahl nicht anzuneh men, wcnn ihn sein frcier Willc das Entgeg-ensetzte zu thun bceinflusst. Nimmt jedoch der Auserkorene die Wahl an, dann kann ci' nur von scinem Amt dadurch befreit werden, wenn er in die Lage kommnt, Witwer za werden und dies la~nger bleibt oder der Tod entbindet ihn von dieser Stellung. Bis zur Wahl eincs Dorfoberhauptes ist der Unterhhuptling mit den Funktionen cines solchen versehen. Wifhrend der Wahl wird im punind getanzt, doch kann der Ai kdrdi den Tanz verbicten, weun jernand im Dorfe krank ist.

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40 Fir die Annahme der rimata Wiirde erhilt der Erwahlte nichts, hat auch sonst kein besonderes Abzeichen und lebt wie jeder andere Eingeborene. Es kann nun noch der Fall eintreten, dass mehrere Familien mit demn rimata unzufrieden sind, dann konnen sich diese vereinigen, wenn sie den alten Oberhauptling nicht mehr habeu wollen, zu einem grossen Hausbau fir ein neues ihnen passendes Oberhaupt, so kommt es, dass einige wenige Dorfer mehrere Bezirke bilden. In si Oban waren 3 grosse und 3 kleine Hauptlinge. Der Unterhauptling kann gleichfalls im grossen Hause leben, wenn dort noch geniigend Raum fiir ihn, sonst bewohnt er ein gewohnliches Familienhaus. Standesunterschiede. Standesunterschiede, natiirlich im Sinne eines Europaers, sind nicht vorhanden, wie z. B. Geburtsadel; wohl aber geniessen diejenigen einen Vorzug, welche es verstehen, die geheiligten ptunan-Tiere zu erlegen, wie Hirsch, Affe, Schildkrote. Die Art der Bevorzugung wird in einem Gernhaben dokumentiert. Weiter huldigen die Eingeborenen auch unseren Grundsatz,,Reichtum inacht nicht gliicklich, Armut schandet nicht." Formen des Grusses. Die Art und Weise, wie sich die Eingborenen begriissen, besteht in einem Anruf wie:,,Ai lau lika sara ina d. h. es ist vorhanden, es (ist) ein Freund (da) oder aka laiu sara-ina, es (ist) ein Freund (da). Dabei wird gewohnlich ein Arm um die Hiifte des Begriissenden gelegt, der so Begriisste erwidert den Gruss ebenso und reibt oder klopft mit der flachen Hand den Riicken des anderen; auch eine doppelte Umarmung unter gleichen Zeremonien kann stattfinden. Nehmen mehrere von einander Abschied, rufen sie sich ein m' ai-at kai, d. h. wir gehen fort, zu; geht dagegen nur einer fort, sagt er m'-ai-an aku d. h. ich gehe fort. Haben die Eingeborenen das Bedurfnis, sich in ganz besonders zartlicher Weise von jemand zu verabschieden, dann ergreift der Gehende die rechte oder linke Hand des Zurtickbleibenden am Handgelenk undreibt die flache Freundeshand an seiner Brust. Die Umarmungen beim Gruss finden nur bei Freunden statt. Begegnen die Eingeborenen ein Kind, so rufen sie ihm aka lau toya zu; wenn es ein kleines

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41 Mdidchen ist, akii lau d6yai; ein alter Mann sagt zu einem jiingeren ika laiu si rou, zu einer verheirateten jiingeren Frau ahk litu si maiso; begegnet er seine Schwester, iaka lau baliu; Frauen werden beim Grusse nicht umarmt. Fiir das Dorfoberhaupt haben sie keinen besonderen Gruss. Hat dagegen ein Mann seine Frau verloren, wird er mlit ta-tau begriisst. auch im entgegengesetzten Fall tritt dieser Gruss fiir eine Frau ein. Ta-tiiu heisst Witwer oder Witwe. Habeu verheiratete Leute ihr einziges Kind durch den Tod verloren, begrtisst man sie mit si-boto. H o flichkeits fo rme n. Eine ganz eigentiimliche Sitte von Hijflichkeitsansicht haben dieEingeborenen noch beimNiessen. Hocken oder sitzen z. B. mehrere Eingeborene zusammen, was entweder dadurch geschieht, dass sie die Beine kreuzweise untereinander geschlagen haben oder sie haben es sich auf ihrem Gesiss bequem gemacht und die Beine nach der Brust angezogen und niesst einer von ihnen, so darf sich keiner in dem Augenblick des Niessens etwa erheben wollen um sich zum Fortgehen anzuschicken. Der gute Ton verlangt es, dass alle sitzen bleiben, wenn einer niessen muss. Zum Niessen sagen sie paisi; den Schleim fortwerfen golok. S.klaverei. Sklaverei kennen die Eingeborenen von si Oban nicht, ebenso ist ihnen Schuldsklaverei etwas Unbekanntes. Rechtsbegriffe. Ich wende niich jetzt dem schwierigen Kapitel der Rechtsbegriffe zu und ist's mir gelungen, eine Basis fiir weitere Forschungen festlegen zu konnen. Natiirlich sind die Begriffe von Recht und Unrecht dem geistigen Niveau der Eingeborenen entsprechend. Da diese nun weder lesen noch schreiben k6nnen, existiert auch kein urkundliches Material, in dem die Grundsatze von einem Recht hatten formuliert werden konnen. Eine Rechtspflege ist demnach nur im abstrakten Sinne vorhanden und findet darin ihre Ausiibung, dass sich jeder nach seiner Auffassung sein Recht zu verschaffen sucht ev. oft unter energischer Zurhilfenahme seiner Angehorigen. Das Dorfoberhaupt kiimmert sich in Streifallen seiner Bewohner nicht um dieselben. Ich mochte jetzt einzelne besonders markante Falle, die ein Rechtsverfahren erheischen, beletchten.

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42 In erster Linie wtirde da nun dem schwersten Verbrechen mein Augenmerk zugelenkt werden missen, dem Totschlag. Dieser wird einfach von den Angehorigen des Erschlagenen auf gleiche Weise gesiihnt. Die Eingeborenen diirfen ohne Urteil ihres Priesters einen Menschen titen, wenn er nach ihrer Ansicht etwas Unrechtes begangen und sie dessen gewiss sind. In zweifelhaften Fallen wenden sie sich an ihre Priester und entscheidet dieser dann, ob der Betreffende get6tet werden soil. Sind in einer Ortschaft mehrere Bezirke, so rachen alle diese den Tod eines Mannes aus denselben gegen ein entfernt liegenderes Dorf. Totet aber ein Mann eines Bezirkes einen anderen aus dem Nachbarbezirk, so racht nur dieser Bezirk den Mann gegen den benachbarten, in welchem der MIrder sich befindet. Dagegen wird der Kindesinord bei Neugeborenen nicht bestraft. Es kann z. B. eine Mutter, wenn sie zu viel Kinder hat oder ein Kind nicht nahren kann, ruhig toten, ohne dass von ihren Stammesgenossen etwas dagegen zur Verhinderung oder Bestrafung gethan wiirde. Dem nachsten Verbrechen, welchem ich meine Aufmerksamkeit widmete, war der Ehebruch. Der Modus des Suhneverfahrens ist folgender. Der betrogene Gatte schlagt hier zuweilen die ehevergessene Frau, aber auch den Ehebrecher; er kann denselben auch toten, wenn er will, je nachdem sein Ich von Hass gegen diesen erfiillt ist. Gefallt einem Mann seine Frau nicht mehr, dann kann er sie fortschicken, sie darf aber nicht eine neue Ehe, wenn sie von einem anderen Manne begehrt wird, eingehen; vielmehr muss dieser sie dem ersten Gatten abkaufen. Hat ein Eingeborener eine Schuld kontrahiert und ist nicht in der Lage, selbige zuriickzuerstatten, so ist nichts zu machen, also tout comme chez nous. Sind Schulden von einem Verstorbenen vorhanden, bezahlen sie in der Regel die niichsten Verwandten, wenn sie sich in zahlungsfahiger Kondition befinden. Im Nichtzahlungsfalle, auch wenn ein konditio vorhanden, entsteht gewohnlich ein

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43 Streit zwischen den Verwandten und Schuldforderern, wobei nattirlich das Recht des Starkeren siegt. Beim Vergleich fordern die Eingeborenen gewohnlicb mehr als das Abgemachte, oft das drei- bis vierfache. Auch Begriffe vom Pfandrecht sind ihnen nicht unbekannt. Sie geben Pfander; wird der bestellte Auftrag, sei es aus irgend welchen Mangeln, nicht abgenommen, verbleibt das Pfand in Hinden des Auftraggebers als Entschidigung, wozu dieser zuweilen noch den zwei- bis dreifachen Preis fordert. Sie bezeichnen das Pfand mit upa auch pa-nuru-at = Geschenk, das Geliehene mit bali. Das Pfandrecht ist bei den Insulanern seit alten Zeiten gebrauchlich. Ich selbst habe mir praktische Erfahrung darin beim Bau eines Modellhauses gesammelt. Zur Bekraftigung dessen, dass dieser seltene Auftrag auch bestimmt meinen Wtinschen entsprechend ausgeftihrt wiirde, fibergab mir einer der beiden Baumeister seinen Kopfschmuck als Sicherheit fir gute Effektuierung meines Auftrages. - Auch Kenntnisse vom System der Anzahlung sind bei den Eingeborenen vorhanden, sie haben sich diese durch die handelnden Chinesen und Malaien erworben. Jedoch existieren heute nurAnzahlungen zwischen Handelsleuten und Eingeborenen, nicht aber zxwischen letzteren unter einander. Im Erbrecht werden die si ka lI-laigat von folgenden Grundsatzen geleitet. Nach dem Tode der Eltern erben nur die mannlichen Sprossen der Familie zu gleichen Teilen; will dagegen der Vater den Madchen auch etwas zukommen lassen, geschieht dies durch Schenkungen bei seiner Lebzeit. Sind keine niiheren Angehirigen vorhanden, wird nach den entfernteren Verwandten gesucht und unter diesen nach dem Modus der Gleichheit geteilt. Uneheliche Kinder werden bei Aufteilung des Nachlasses den legitimen gleichgestellt, auch werden sie von beiden Teilen einer Ehe iibernommen. Die Nachlassteilung, welche also zu gleichen Rechten und Pflichten nur unter den Sohnen einer Familie geschieht, ist jedoch durch den guten Willen dieser noch erweiterungsfahig in sofern, als diese der Mutter oder den Schwestern etwas vom Erbteil abgeben konnen,

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44 wenn sie wollen. Eine sch6ne Sitte ist's nun wieder, wenn die Erben hartherziger Natur sind, dann legen sich die alten Leute 'eines Dorfes ins Mittel, damit dem feminalen Teil der Familie auch etwas zugute kommnt. Das Dorfoberhaupt beeinflusst auch hier nicht gegebene Situationen. Stirbt jemand ohne Erben, kSnnen die in seinem Hause Wohnenden seinen Nachlass nehmen, sogar sein Haus, als auch Lindereien. Das Dorfoberhaupt hat keinen Anteil daran. Der Diebstahl wird je nach der Wiederholung seines Vorkommens bestraft. Beim ersten Mal wird dem Dieb etwas von seiner Habe genommen; wird er im wiederholten Falle ertappt, wird ihm sein ganzes Eigentum an Gerlatschaften genommen, sogar wenn er mehrere GAirten, auch einer. Sie lassen ibm sein Haus, Boot, Ruder. Beiin dritten Male wird er aus dem Stamm gestossen. Das Eigentum seiner Frau bleibt jedoch dieser erhalten. In Streitfallen benutzen die Eingeborenen zuweilen den Bogen und schiessen auf einander. Im allgemeinen sollen die Eingeborenen viel stehlen, mir ist nur einmal ein Badetuch entwendet worden, was ich jedoch durch energische Einwirkung des Regierungsagenten nach 3 Tagen unvermutet wieder vorfand. Ich muss offen gestehen, dass ich melii die guten Seiten von meinen braunen Freunden habe kennen gelernt, namentlich wiederholt manches schone Beispiel vom Wort halten. So hatte mir der tiber 2 Stunden von uns entfernt liegende Dorfhauptling von tai barau Amulette versprochen, die er in 2-3 Tagen bringen wollte und er hielt Wort, was mich umsomehr erfreute, als diese kleinen Halsamulette iiberhaupt nur nach langem Zureden des Regierungsagenten immer bekommen konnte. Krieg. Tapferkeit. Streithammel. Als ich eines Tages die Leute fiug, ob sie denn auch Kriege ftihrten mit den Nachbarstammen, wurde mir gesagt:,,Wir fiihren seit alten Zeiten keinen Krieg, wir wollen es auch nicht, wir verstehen es auch nicht mehr." Kommen Landerstreitigkeiten zwischen Gartenbesitzern vor, so entscheidet in einer reguliren Priigelei das Recht des Starkeren, welcher dann EigentUmer des Streitobjekts

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45 wird. Die Tapferkeit besteht bei den Eingeborenen in der Furchtlosigkeit. Ofters wird sie durch vom Zaun gebrochene Streitigkeiten derart zur Geltung gebracht, dass dieser oder jener Insulaner das Bediirfnis in sich versptirt, durch Landereien sein Eigentum zu vergrossern. Er nimmt dann einfach dem urspriinglichen Besitzer das begehrte Stuck Land fort, wenn er im Stande ist, es sich durch seine Uberlegenheit in der Starke zu erhalten. Sogenannte Streithammel werden aus deln Stamme ausgestossen. Gewohnlich bittet dann der Ausgestossene, um Aufnahme bei einem Nachbarstamm, will ihn dieser nicht, muss er in dem Walde oder auf einer der kleinen unbewohnten Inseln sein Dasein zu fristen suchen. Hat jedoch der Ausgestossene die Absicht, sich zu bessern und ein guter Freund findet ihn, so darf ihn dieser aufnehmen; auch ein anderes Dorf, wenn er Besserung verspricht. Die Frau des Ausgestossenen bleibt gewShnlich in ihrem alten Heim zuriick; doch kommen auch vereinzelte Falle vor, wo sie dem Manne folgt. Sie kann sich auch ohne Erlaubnis ihres Mannes wieder verheiraten. Bei den Eingeborenen der Insel si Berut, die an und ftir. sich kriegerischer gesinnt, als die tibrigen Inselbewohner der Mentawaigruppe, ist ein sehr entwickeltes Gefiihl der Blutrache ausgebildet. Man erzahlte mir, dass Eingeborene von si Berut einen Mann getotet hitten, der vor 25 Jahren einen der Ihrigen; im Kampfe gemordet babe. Die Regierung untersuchte den Fall und war es in der That so. Sie vergessen Beleidigungen nicht, es geht so weit, dass sie die Rache dafiir vom Grossvater auf Kinder und Enkel forterben..Es ist ihnen gleichgiiltig, wen sie in der befehdeten Familie toten. Hat dagegen einer von den handelstreibenden Chinesen oder Malaien einen ihrer Stammesgenossen erschlagen, dann muss dafiir ein Chinese oder Malaie sein Leben lassen. Stellung des Mannes. Die Stellung des Mannes begriindet sich vornehmlich darin, dass er als Oberhaupt der. Familie angesehen wird. Als ich mich nach der Begriindung dieser Thatsache erkundigte, antwortete mir der si ka la-lagat,. well er ilter als seine Frau ist. Auch steht dem Manne das,,';...

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46 Recht zu, seine Frau fortzuschicken, wenn sie ihm nicht melir gefallt. Die Verwandten derselben erheben keinen Einspruch dagegen. Die Kinder bleiben jedoch in diesem Falle beim Vater und dirfen nicht mit der Mutter gehen. Ferner liegt in der Stellung des Mannes die Verrichtung gewisser Arbeiten. Sie bauen Hauser, fertigen samtliche Hausgeratschaften an und -sorgen ftir del Lebensunterhalt der Familie; sie pipppeln sogar ihre kleinen Kinder zuweilen. Ihre Frauen behandeln sie im grossen ganzen gut, ziichtigen thun sie dieselben nicht, sondern suchen sie durch eindriickliche Ermahnungen und Strenge zur Ordnung zu bringen. Ein si ka la-lagat meinte,,,wirden wir -unsere Weiber schlagen, dann kolnnten sie krank werden und uns abends den Riicken anstatt den Magen zuwenden". Ebenso geh6rt es zu den Funktionen des Mannes. dass er das Holz fir die Feuerung im Hause besorgt, Wasser wird von beiden Teilen getragen, auch das Essen konnen beide Familienoberihaupter bereiten. Stellung der Frau. Mich jetzt zur Stellung der Frau wendend, so gestaltet sich diese bei den Eingeborenen derart, dass den Frauen ebenso wie bei uns der grossere Teil hauslicher Pflichten zukommt, besonders haben sie iiber das Wohl und Wehe ihlrer jiingeren Kinder zu wachen. Strafen thun sie dieselben nur durch Schlagen mit der Hand, oder es dienen ihnen die aufgespaltenen Bambusrohre, in denen sie Essen bereitet haben, als Ziichtigungsinstrument. Gewohnlich wird der Rucken oder Oberschenkel beim Schlagen bearbeitet. Die Kinder werden in den meisten Fallen von der Mutter gestraft. Streiten fremde Kinder unter einander, kiinmern sich die Erwachsenen nicht darum. Schlagt aber einer von den Eltern ein fremdes Kind, welches mit ihrem Kinde in Streit geraten, dann kann es zuweilen vorkommen, dass die fiemden Eltern ihr geschlagenes Kind durch Priigel bei dem andern rachen. Von den Ungezogenheiten der Kinder konnte ich feststellen, dass auch diese die able Angewohnheit haben, ihren Eltern die Zunge herauszustecken und Gesichter zu schneiden. Dagegen ein Anspucken der Eltern

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47 noch nicht kennen. (Die Zunge zum Vater herausstecken bala djala djala ka-ama; Gesichter schneiden libi.) Zu den ferneren Obliegenheiten der Frauen gehort, dass sie sich ihre Kleidungsstiicke selbst anfertigen, soweit diese nicht durch Tauschhandel in Form von Zeug erworben werden. Das geschlechtsreife Madchen darf sich frei bewegen und ist es keine Schande, Verkehr mit Mannern vor der Ehe zu haben. Uber die rechtliche Stellung unehelicher Kinder habe mich bereits in den Rechtsprinzipien der Eingeborenen geaussert. Das Weib in der Ehe nimmt nattirlich, wic auch bei anderen Naturvolkern, eine untergeordnete Stellung ein und mochte ich sagen, da die Monogamie bei den Insulanern vorherrschend, sie die Gehilfin resp. Haushalterin des Mannes ist. Dass sich auch hier unter dem sogenannten schoneren Geschlecht, welches nur zuweilen in der Jugend durch anmutige weiche Formen sich zeigt, sonst aber nicht existiert, einige Zankteufel befinden, dirfte nicht iiberraschend erscheinen, da diese Spezies wohl auf dem ganzen Erdball anzutreffen ist. Beziiglich der Arbeitsteilung zwischen Mann and Frau, werde ich diese noch spater in dem Abschnitt iiber Ackerbau zu erortern haben. Eheschliessung und Ehescheidung. Uber Eheschliessung und Scheidung mochte ich folgendes berichten. Die Lage der weit auseinanderliegenden Ortschaften bedingt schon an und fuir sich, dass die Frauen aus dem eigenen Dorf oder dessen Bezirke mit Vorliebe genommen werden; also die Endogamie als Regel angenommen werden darf. Doch ist auch die Exogamie gebrauchlich. Ein besonderer Wert auf die Jungfrauschaft oder Reinheit eines Madchens wird nicht gelegt. Gewohnlich kommt eine Ehe derart zu Stande, dass der junge Mann (si lailiii) ein Madchen (si oko) fragt, ob sie ihn gern hat oder haben mochte. Bejaht dieselbe, dann erhalt sie von ibm kleine Geschenke an Zeug, Glasperlen, Draht etc. Der Vater des jungen Madchens oder ihr Brautigam bauen dann das bereits erwahnte rusuk, in welchem die jungen Leute ofters

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48 einige Flitterjahre verleben bis zu ihrer definitiven Heirat. Diese tritt gewihnlich mit demn Moment ein, wo der junge Mann in der Lage ist, sich ein Familienhaus (lalap) zu bauen und eia Gartchen erwerben kann. Die aus einem derartigen Verhaltnis entstehenden Konsequenzen haben zur Folge, dass es zu dem Gewohnlichen zaihlt, vor der Heirat einigen Kindern - ich mochte fast sagen, zur festeren Begrtindung einer Ehe - das Lebensdasein zu geben. Die unehlichen Kinder fallen den Eltern des Madchens zu, wenn der Schwiegersohn ins spe stirbt oder seinem Madchen untreu wird. Hat ein Junggeselle einem lMaidchen die Heirat versprochen und halt nicht sein Wort, dann geht das Madchen in ein anderes Dorf. Ein Kaufpreis oder Geschenk an die Eltern fur das Madchen existiert heute nicht mehr, wohl aber war es in alten Zeiten gebrauchlich und ist auch ferner noch in si Berut und Tabekat tiblich. Hat ein junger Mann nun soviel erworben, dass er heiraten mochte, dann geht nicht cr zu seinem kiinftigen Schwiegervater, sondern einer von seinen Eltern, oder wenn diese tot, jemand aus der nachsten Verwandtschaft und halt bei diesem um die Heirat an. Da jener bereits seinen gesinnungstiichtigen Schwiegersohn kennen gelernt hat wahrend der Brautzeit, so ist wohl ein Korb fur den jungen Mann nicht zu befuirchten. Es giebt aber auch unter dem sonnig lachenden Himmel der Mentawai-Inseln Don Juans, die gelegentlich ein Midchen sitzen lassen, die gute Sitte, welche dann in ihr Recht tritt, bemerkte bereits im Vorhergehenden. Ich m6chte jedoch die Gelegenheit hierbei wahrnehmen, den geehrten Lesern einen solchen Ritter mit grossem Herzen vorzustellen, der zugleich der beste Freund des Herrn Dr. Morris war und ihm manche wertvolle Bereicherung fir seine Spracharbeit geliefert hat. Mit Stolz erzahlte uns dieser si ka la-lagat, dass er bereits 2 Madchen in tai bau ama, eine in sa koi-koi sitzen gelassen habe und jetzt im Begriff stehe, eine neue Liebschaft einzufadeln. Hat ein Mann geheiratet, so muss er in si Oban einen otagigen punan halten, dann baut er ein Boot und legt einen

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Unser Dorf Don Juan Sara ina Sara-t oba. 4

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50 Kladdigarten an. Der Zeitraum, in welchem er diese Dinge zu verrichten hat, dauert cr. 22 Tagc; erst nach diesen ftihrt er in seiner jungen Ehe den coitus aus. - In sa urainu sind die puann Gebrauche bei der Heirat andere und werde ich darauf spater zurfickkommen. Den Verheirateten ist es zu allen Zeiten verboten in den kleinen Hausern (rusuk) am Fluss, am Meer oder in den Garten den Beischlaf zu vollziehen, weil es der bose Geist sehen konnte, und die zu erwartenden Kinder dann sterben warden, dagegen ist es den Junggesellen liberall gestattet, zu coitieren. Geschwister und Stiefgeschwister kSnnen sich nicht mit einander verheiraten, wohl aber kann ein si ka lii-lagat seine Cousine heimfihren als Frau. Hat ein Junggeselle ein Verhiltnis mit einem Madchen und empfindet ausserdem das Bedtiifnis, noch ein ferneres einzugehen, dann suchen die Eltern des ersten Miadchens dies zu verhindern, sie werden sogar sehr base, wie mir mein Gewahrsmann sagte. Sehr wertvolle Nachrichten gab mir der Dorfhauptling von tai bau uma iiber die verschiedenen zu beobachtenden Grundsatze, welche fir die Schwangerschaft in Betracht kommen. Befindet sich eine Frau oder Madchen in diesem Zustand, und bedarf eines neuen Hiiftschurzes, oder hat den Wunsch nach selbigem, so verfertigt sie in ihrem Garten einen solchen und legt den alten ausgebreitet dahin, doch kann dies auch an einem anderen Ort geschehen, wahrend in anderen nicht Schwangerschaftsfallen sie den alten Schurz einfach wegwirft. Der Grund, weshalb sie den Schurz ausbreitet, findet sich in dem Glauben, dass dadurch das Kind gerade und nicht krumm geboren wird. Alle Sachen, welche sie wahrend dieser Periode benutzen, suchen sie gerade hinzulegen. Wahrend der Schwangerschaft darf der Mann den coitus nicht ausfihren, ebenso (ungefahr 8 Monate) nach der Geburt des Kindes, bis es sitzen kann. Diese Gebrauche sind den si ka li-lagat ta ka-kai-kai, d. h. heilig. In demselben Raum mit einem Weibe wahrend dieser Zeit schlafen, ist gestattet.

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51 Die hier angefiihrtenVorschriften haben auch die Unverheirateten, die in wilder Ehe oder in ihren Flitterjahren leben, zu befolgen, weil die Eingeborenen die Stellung dieser Madchen den Frauen gleich achten. Weiter diirfen die Frauen wahrend der Zeit, wo sie ihre Kinder unter dem Herzen tragen, wenn sie aus dem Fluss Wasser holen, keinen Bambusbehalter benutzen, in dem sich ein Schossring ausser am Boden befindet; derselbe muss ganz glatt sein, weil die Frau gem leicht gebaren will; ebenso liegt dem Manne in dieser Zeit die Reinigung der Geratschaften nach dem Essen ob, wahrend die Frau auf der Veranda des Hauses sitzen darf und der Ruhe pflegen. Der Mann verrichtet deshalb all' diese kleinen htiuslichen Funktionen, damit sich das zu erwartende Kind nicht im Leibe der Mutter herumdreht, die Frau keine Schmerzen hat, wenn sich dieselbe durch Arbeit viel bewegt. Auch sind's die Gesetze des panan, welche diese Verhaltungsmassregeln vorschreiben. Ein Ausserachtlassen aber dieser Bestimmungen hatte den Nachteil, dass die Nachgeburt (alai toga, d. h. der Gefiahrte des Kindes) folgen und die Frau krank wirde. - Ist eine Frau schwanger und wird ihr Mann krank, dann geht dieser zum Priester, welcher ihm sagen kann:,,Du bist krank, das Kind ist nicht Dein, ein anderer ist Vater; ich babe es vom Teufel, mit dem ich gut befreundet bin, erfahren." Natiirlich ist's nicht ausgeschlossen, dass dem Kranken der Priester auch sagen kann, dass er durch etwas anderes auch krank geworden sein konnte. Jedenfalls soll die erste Antwort, welche mir als charakteristisch dafir bezeichnet wurde, dass die Priester durch eine solche feststellen, wenn eine Frau mit 2 Mannern Umgang gepflegt hatte. Der Mann nach ihrer Ansicht wird in diesen Fallen immer krank, bleibt er gesund, darf er das alleinige Recht der Vaterschaft fiir sich in Anspruch nehmen. - Wahrend der Schwangerschaft konnen Frauen alles essen ausser dem Tintenfisch, den sie gurita (malayisch kurito) nennen, weil dieser in HIhlen und zwischen Korallen lebt. Wahrend der Ebbe halt er seinen Kopf heraus und ist schwer aus seinen Schlupfwinkeln heraus zu bekommen, weil er sich dann aufblaht. Die 4*

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52 Frauen der Eingeborenen denken nun, wenn sie sich des Genusses dieses Fisches hingeben, dass es ihnen bei der Geburt mit ihren Kindern dann iihnlich ergehen konnte. - Wahrend der Schwangerschaft bediirfen die Weiber nicht des Priesters, auch erhalt der bose Geist keine Speisen von ihnen. - Ebenso hat das M/idchen in dieser Zeit punann zu halten, nicht dagegen der unverheiratete Mann. Besondere Feierlichkeiten finden nicht statt. - Die Madchen schamen sich nicht, Kinder zu erhalten, auch suchen sie ihren Zustand nicht zu verbergen. De reliquis vitae,,si ka la-lagat" familiaritatibus haec mihi, quam afferam, digna videtur quod coitum ita perficiunt, ut femina inter coitum humi recubet, vir inferiorem corporis sui partem una cam genitalibus inter feminae cura distantia interponat, superiorem feminae imponat. - Eodem igitur illi quo nostri modo coeunt. Benutzt ein Unverheirateter die Frau eines anderen, dann muss er dem Manne eine Entschadigung geben, die ganz seinem freien Willen tiberlassen ist. Dem betrogenen Gatten jedoch steht das Recht zu, sich dann von seiner Ehehialfte ohne weitere Zeremonien zu trennen und kann eine solche Frau sich ohne Zustimmung ihres erstenl Mannes dann wieder verheiraten.Im allgemeinen sind die Manner den Frauen treu. - Frauen, welche mit anderen Mannern anbaindeln, nennen sie sitjo. Die Witwen. Anschliessend hieran mochte ich einigeWorte iiber die Behandlung und Stellung von Witwen folgen lassen. Eine Witwe bleibt nach dem Tode ihres Mannes bei ihren unverheirateten Sohnen oder T6chtern, wenn sie welche hat; auch kann sie zu ihrem Bruder, wenn ein solcher vorhanden, gehen und fallt diesem dann das Besitztum seiner Schwester resp. seines verstorbenen Schwagers in diesem Falle zu. Wenn eine Witwe nur eine verheiratete Tochter hat, geht sie zu dieser. Hatte der verstorbene Mann eine Tochter und eine Schwester, dann wird das Eigentum zwischen dieser und seiner Tochter geteilt. Nach dem Tode eines Mannes ist es seiner Witwe ebenso gestattet, zu ihrem Vater, zu ihren verheirateten Sohnen, ihrer Schwester, wenn diese verheiratet, zum Bruder oder

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Wittwe (die im Rufo ciner Gifirniseherin stand.)

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54 Schwester von ilhren Eltern und zu einem Frelnid zu gehen, niemals aber zu del Verwandten des Mannes. Eine Witwe kann nach dem Tode ihres Mannes alles machen, da sie vom punan der Verheirateten befreit ist. Sie darf ebenso wieder alles essen, was Verheirateten in gewissen Fallen nicht erlaubt ist, worauf ich noch in dem Kapitel iiber,,Das tagliche Leben der Eingeborenen" mich naher iussern werde. Ebenso ist eine Witwe von dem Schwangerschaftszeremoniell befreit, deshalb, damit der b6se Geist weiss, ihr Mann ist tot. - Es ist einer Frau gestattet, sich nach dem Tode ihres Mannes in 3 Tagen wieder verheiraten zu diirfen.. Auch bekunden die Witwen keine Angst far den verstorbenen Gatten. Der bose Geist desselben (s'a-nitu) geht dann zu seinem Hause, dort thut er an den Wanden kratzen; klopfen und rutteln am Hause; sogar soil er zuweilen die Leute kneifen. Die Anwesenheit des Geistes dauert 3 Tage lang; hierauf kehrt er in den Wald oder zu dem Toten zuriick; was er dort machlt, weiss der si ka-la-lagat nicht. Zu den weiteren Dingen einer Frau, wenn ihr Mann gestorben, gehort das Anlegen der Witwentracht. Die Bananenstreifen des Schurzes und der Oberkorperbedeckung werden breit geschnitten, Perlen, Armbander, sowie sonstiger Schmuck abgelegt, auch die so reizend wirkenden Blumen. Die Hite werden glatt gohne Bananenstreifen getrngen. Der Schmuck wird nicht eher wieder angelegt, bis sie sich verheiratet. M oral. Diemoralischen Ansichten derEingeborenen scheinen mir ziemlich laxer Natur zu sein. Zur Behauptung dieser Ansicht mochte ich auf einige Erzahlungen hinweisen, die im Werke meines Begleiters Dr. Morris, pag. 185-195, sich vorfinden. Es sind suisse Reden, Gesprache mit Madchen, sic geben den priapischen Liedern oder dem Satiricon des Marcus Petronius an Inhalt nichts nach. - Eiue besondere Beschrankung dagegen, die unzweifelhaft Spuren eines mehr oder minder entwickelten Schamgefiihls zeigt, beobachten die Manner in Gegenwart von weiblichen Wesen. Es gehort bei ihnen zur guten Sitte, dass im Beisein dieser keine unanstandigen Redensarten

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- I., r. Er;. Yz - a., - f, 11. Ill"-:* $I1i~ ~11, t, 1 Witwentracht.

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56 gefiihrt werden diirfen, oder es wird im Fliisterton von denselben gesprochen. Cum e caelibe quodam quaererum quomodo viri suae gentis cum feminis coirent, ille eodem modo quod mihi prater opinionem accidit - quo etiam nostri homines uti solent, coitum digitorum opera describere atque imitari conatus est. Alterius enim manus pollice et digito curoatis atque inter se conjunctis rimae vel cunnus formam effecit in quam alterius manus digitum immisit immissumque aliquoties ultro citroque agitavit. Eine Prostitution in unserein Sinne kennen die Eingeborenen nicht, wohl aber haben sie fur nymphomanische Madchen den trefflichen Namen iba lagai, d. h. Dorfspeise. Diese Madchen leben in einem rusuk nur einzeln und nicht zu mehreren. Fir die Hingabe ihres Koirpers erhalten sie weder Geschenke, noch cine Art von Bezahlung, sie thun es aus freien Stiicken, um einzig ihren krankhaften Trieb zu befriedigen. - Treibt jemand mit einem Maidchen Notzucht, so muss er dem Vater desselben oder ihrem Liebhaber Schadenersatz zahlen. Geburt. Bei der Geburt eines Kindes miissen die Eltern diat leben und diirfen keine Nahruugsmittel von anderen annehmen. Wenn eine Frau schwer gebirt, lasst sie den weiblichen si karai, der Priester, Zauberer und zugleich auch Arzt ist, holen; versteht es dieser nicht, erst dann schickt sie nach dem mannlichen Kollegen. Nur bei schweren Geburten wird Hiilfe in Anspruch genommen, sonst nicht. Dieselbe besteht darin, dass der mannliche si karai eine Blattermischung mit Wasser herstellt und damit den ganzen Kirper der Frau einreibt. Die Behandlung des weiblichen si karai ist die gleiche,.darauf werden vier verschiedene Blatter biluk tabak (malay. paku tonga); bobolo (mal. linjuang. Condyline terminalis); osi,(mal, sikai, Lygodium microphyllum); soung (?) genommen und der Korper der Frau damit gefichelt, ebenso der Raum und das Haus in dem sie sich befindet. Nunmehr erfolgt ein punan, zu dem ein Schwein oder Huhn geschlachtet wird. Einige Speisepartikel von dem Mahle erhalt auch der bose

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57 Geist S'a-nitu, wahrend das Essen gemeinsam von den Hausbewohnern verzehrt wird. Der si karai nimmt je ein Blatt von den vier genannten Pflanzen, deren Heilkraft darin bestcht, dass der s'a-nitu dem si kirai sagt, diese Blatter sind gut. Es konnen auch andere Leute die Blatter bringen und auch zusammen binden, doch keiner kann mit ihnen so facheln, wie der si kariai; auch massiert derselbe ein wenig den Bauch der Frau. Hebeammen giebts nicht; andere Frauen und Verwandtschaft sind manchmal bei der Geburt zugegen. - Die Nabelschnur kann die Gebarende selbst, ihr Mann oder eine andere Frau abschneiden, dagegen haben wahrend der Geburt andere Manner keinen Zutritt, ausser den Gatten. Das Abschneiden der Nabelschnur geschieht mit einem scharfen Bambusstabchen oder- eingeftihrtem Messer. Dieselbe wird auf eine unreife Banane gelegt. Sie binden den Nabel mit Zwirn kulit bakii, der aus den Rindenfasern von Gnetum Gnemon hergestellt ist, ab und schneiden dann; hierauf wird derselbe mit Kokosnuss01 eingerieben. - Liegen die Kinder schlecht, dann ist keine Hiilfe vorhanden, sie missen sterben. - Ist dagegen die Mutter bei der Geburt gestorben und das Kind lebend zur Welt gekommen, wird es vom Vater getotet, dann an die Brust der toten Mutter gelegt und mit ihr begraben. Die Eingeborenen toten derartig verwaiste Kinder, dass ihnen der Kopf eingedriickt, Mund und Nase zugehalten wird. - Diese far unsere Auffassung grausame Art begriinden die Eiugeborenen damit, dass das Kind keine Milch als Nahrung erhalten konnte und aus dieser Ursache sowieso sterben wiirde; ausserdeln, dass es als Ungliickskind angesehen wird. - Nachdem das Kind von der Nabelschnur losgelost ist, wird es in die Hand genommen und mit Wasser gereinigt; als elste Speise erhiilt es Milch. Das Kind wird in der Regel von der Mutter gewaschen, nur wenn diese zu schwach, besorgt es eine andere Frau. - Zur ferneren Nahrung erhiilt der Sprossling gleich am ersten Tag von der Mutter gekauten kladdi. - (Colocasia esculenta) Zum besseren Saugen der Kinder werden die reich mit Nahrung vcrsehenen Briste oberhalb der Brustwarzen durch eine ge

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58 farbte Rotangschnur (lai-lai) herunter gebunden. Gestillt werden die Kinder bis zum Gehen und im Spaltsitz auf der Hiifte getragen. Ist die Mutter krank, kann sie ihr Kind zu einer anderen Frau zum Stillen bringen, auch wenn die Mutter einige Tage nach der Geburt stirbt, gescbieht dasselbe. - Einen Unterschied in der Behandlung von Jungen und Madchen existiert nicht bei der Geburt; ebenso bevorzugen die Eingeborenen kein Geschlecht. - Die Nachgeburt wird in einen offenen Bambuscylinder, in dem sich bereits Asche befindet, gebracht. Auf dieselbe wird dann wieder Asche und 01 gethan, unm die Verwesungsgeriiehe zu inhibieren. Dieser Behalter wird an einen Pfahl vor der Veranda des Hauses vermittelst einer Rotangschnur aufgehangen. Dies darf nur der Vater besorgen, ein anderes Familienmitglied oder wer sonst gerade zugegen, darf es nicht. Hier bleibt er solange hangen, bis die Befestigungsschnur abfault und der Cylinder herunterfallt. Die Art solcher Behandlung besteht seit alten Zeiten. Die Nachgeburt nennen die Insulaner alai toya (Begleiter des Kindes.) - Zwillinge sind sehr selten, als ich frug, ob die Frauen auch drei Kinder bekommen konnten, meinten die Eingeborenen, es sei nicht moglich. - Friihgeburten, Todtgeborene werden auf dem Begrabnisplatz begraben. Missgeburten entstehen, weil Vater oder Mutter nicht einen punan gehalten haben, lassen aber selbige am Leben. - Die Eingeborenen wissen, dass nach 9 Monaten Kinder geboren werden und Abortus stattfinden kann. Die Verheirateten haben am ersten Tage nach der Geburt einen punan zu halten. Mit der Bedeutung desselben werde ich in dem Abschnitt fiber Religion mich noch eingehend zu beschaftigen haben. Dieser pfnan dauert zwei Tage. Die Eltern und Kind schmiicken sich am ersten Tag gleich nach der Geburt mit neuen Blumen und Blattern. Das Kind erhalt den Pflanzenschmuck an einer Schnur um den Hals und wird derselbe ein Monat lang von diesem und den Eltern getragen. Nachdem diese beiden Tage verstrichen sind, gehen die Eltern, wie mir die Eingeborenen sagten, 30 Tage lang auf die Suche

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59 nach Nahrung, wie die Vogel. Der Mann fangt Fische, die Frau geht nach dem kladdi-Garten. Nach gethaner Arbeit treffen beide im Hause wieder zusammen. Das Kind erhilt gekauten Reis (der importiert wird), wahrend die Eltern die Fische und kladdi verspeisen. - Nach Verlauf der 30 Tage wird ein neuer dreitagiger punan gemacht, in welchem das Kind ein Perlenhals- und Armband erhalt; die Eltern verspeisen in demselben ein Huhn. Dann geht der Mann in den Wald und sucht einen Affen zu erlegen, wozu er 10 Tage Zeit hat. Ist ihm St. Hubertus nicht gewogen, so zieht dies keine weiteren Konsequenzen nach sich; im entgegengesetzten Falle dagegen bringt der gliickliche Nimrod seine Beute nach dem grossen Hause, dort wird sie gekocht und zerlegt, so dass jede Hiitte ein Stickchen erhalt; wahrend der Essenszeit abermals piinan. Nach Ablauf dieser 10 Tage nehmen die Eltern des Neugeborenen denselben nach ihrem Garten mit, dort empfangt auch der bise Geist von ihnen Essen, warden sie dies nicht thun, dann wiirde der s'a-nitu argerlich und das Kind koUnte womoglich krank werden. Die Eltern gehen 5 Tage mit dem Kind nach den Plantagen, nach diesen bauen sie ein Boot (sampan), weil sie glauben, dass wenn dies unterbliebe, ebenfalls das Kind von Krankheit befallen wiirde. Die Zeitdauer des Banes wird auf 10-20 Tage angenommen. Hierauf beginnt das Alltagsleben wieder in seine Bahn einzulenken. - Im fiinften Monat erhalt das Kind ein Armband, ebenso Fussknochelringe von Messingdraht. Dieselben werden bis zum Engwerden getragen, dann abgenommen und fir kommende Kinder verwahrt. Fingerringe werden von gr6sseren Kindern nicht getragen, wohl aber Armbander von Madchen, Frauen, Junggesellen und Mannern; letztere tragen auch Fingerringe, seltener Zehenringe namentlich fir die grosse Zehe. Nachdem das Kind im fiinften Monat das Messingarmband erhalten hat, k6nnen die Eltern machen, was sie wollen, nur ist's noch untersagt, wahrend dieses Zeitabschnittes den Beischlaf zu vollziehen, erst nach Ablauf dieser Periode diirfen sie es, wenn nicht gerade ein grosser panin wieder wahrend dieser Zeit ist. Kommt es nun vor, dass sich

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60 ein Ehepaar oder andere sich gegen dieses Verbot vergehen, dann kann das Dorfoberhaupt den pnain nach Belieben verlangern, auch konnen die, welche das Gebot iibertreten haben, aus dem Stamm oder Dorf ausgestossen werden. Am 1. Tage der Geburt wird das Kind im Hause gepflegt, am folgenden wird es einer befreundeten Frau oder Schwester der Mutter gegeben, welche mit demselben zum Flusse geht, dort dem Kinde gekauten kladdi mit Flusswasser giebt und es dann der Mutter zum Stillen wiederbringt. Die Frau sitzt im Wasser, halt das Kind im linken Arm und fiittert es; nit dem anderen Arm wirds dann noch gewaschen. Diese Waschung geschieht aus zweierlei Griinden, well die Eingeborenen glauben, dass Kind wiichse dadurch schneller und wirde widerstandsfahiger. Die Neugeborenen werden alle Tage 4 mal zum Fluss getragen und dauert dies solange, bis sie gehen k6nnen. In den ersten 3 Tagen besorgt eine andere Frau das Kind zum Fluss, nach diesen die Mutter. - Ganz kleine Kinder werden vorn getragen; die linke Hand ruht unter dem Gesass; der Kopf legt sich auf die Schulter der Mutter und sieht dariiber hinweg, wahrend ihn die rechte Hand halt. Erst spater, wenn die Kinder grosser, sitzen sie wie schon erwahnt, auf der Hiifte; in beiden Fallen werden die Kinder rechts getragen. -- Sterben Kinder, dann kehrt auch der bose Geist, wie bei erwachsenen Toten zum Hause zuriick, man kann ihn 3 Tage horen. Totgeborene Kinder oder solche lebenden, die in beiden Fallen durch ihre Geburt die Mutter getotet haben, dann selbst getbtet werden, werden mit ihrer Mutter in einer Matte (fara) zusammen begraben und zwar halt dann die Mutter das Kind auf der Hiifte der rechten Seite in ihrem Arm. - Endlich mochte ich noch eine Bemerkung hinzufigen, die mit den religiosen Ansichten der Eingeborenen verkniipft ist. Eines Tages wollten Dr. Morris und ich den Kindern Blumen anstecken, doch liessen es die Eingeborenen nicht zu, da sie meinten, es ware nicht gut. Dagegen hatten Jiinglinge sich dieses Anstecken von Blumen durchaus ruhig gefallen lassen. Name. Eine ganz eigentiimliche Art und Weise herrscht

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61 bei den Eingeborenen, den Kindern einen Namen zu geben, dieselbe steht in ganz anderem Verhaltnis als bei uns. Die Kinder erhalten dutch den Vater ihren Namen nach 6 Monaten oder in einem grossen punan z. B. wenn die Eingeborenen ein Schwein verzehren; er wird dann gegeben, wenn sie gehen konnen. - Hat z. B. ein Vater seinen Namen lange gebraucht und ist desselben tiberdriissig, dann nimmt er einfach einen neuen an und erhalt das Kind seines Vaters alten Namen, es ist gleichgiiltig, ob Sohn oder Tochter; nur darf der Vater seinen Namen nicht 2 mal in der Familie vergeben, resp. gebrauchen. Dagegen finden die Eingeborenen nichts, wenn ein Name mehrere Male im Dorf vorkommt. Auch das Wechseln des Namens bei einemn Individuum kann zuweilen vorkommen. Z. B. hat ein Eingeborener in einem Dorf mit einem anderen denselben Namen und stirbt dieser, wechselt cr seinen Namen. Derselbe Fall kann auch eintreten, wenn ein Eingeborener eines anderen Dorfes den gleichen Namen hat. Solche Namen diirfen nicht Kindern gegeben werden; wohl aber andere alte vorhandene Namen. Frauen haben auch andere Namen wie ihre Mainner und diirfen sie andern. Nach den Namen jemandes fragen wird ffir unschicklich gehalten, weil es ta ka-kai-kaii ist. Als gute Freunde gaben sie uns zwar ihre Namen an, aber gewohnlich waren es falsche, oder die anderer Eingeborenen. Fur uns hatten die Eingeborenen folgende Namen: Dr. Morris, der Herr, dem die Haare heruntergerutscht waren. Mr. Roslados tuan si ata asak, der mit der langen Nase, und fur mich ~i ata tubu, der lange Herr. Eine gewisse Erziehung findet dadurch statt, dass ihnen alles beigebracht wird, was ta ka-kai-kai d. h. heilig, aber auch schrecklich ist. In Gegenwart von weiblichen Wesen die Schamteile entblossen, ist aufs Strengste untersagt. - In der Familie und Verwandtschaft haben die Eingeborenen folgende Bezeichnungen: Vater ukui, Mutter ina, Kind toya, ilterer Bruder kabu, Schwester ta maniu oder baliu, jiingerer, bagi, Onkel, Tante von seiten des Vaters ka-ma-ama-n,

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62 Onkel, Tante von seiten der Mutter ka-ma-ina-n, Neffe, Nichte m6moi oder bua, je nachdem sie vom Bruder oder Schwester des Vaters oder der Mutter abstammen, Cousin, Cousine taluba, Grosseltern ta-tau; Urahnen ukui si buru, die Vorfahren si bu-bua. Enkel punu ta-tau, Braut, Brautigam, madi, Ehemann, Ehefrau si koi; verheiratete Frau si maiso; ein Ehepaar sa-fia lalap, verheiratete Leute si ma-mu-koliu, Schwiegereltern taliku, ebenso wird auch die Schwiegertochter genannt, Jungfrau si oko, Jiingling si laiiia, Knabe si rou, kleiner Knabe si arau, Schwager des Mannes lakun, Schwagerin des Mannes saolu,,,,,,,,, der Frau ira, das vater- oder elternlose Kind, die Waise, si lusai, die mutterlose Waise, ta ina. Die Pubertat war nicht genau festzustellen. Der Anfang der Titowierung ist hier kein Zeichen ftir die Mannbarkeit. Knaben konnen hier sogar zu MAldchen gehen,. wenn diese noch nicht ihre Periode haben. Hat ein Junggeselle ein solches Madchen gern, geht er zum lalap, dem Hause der Eltern des Madchens, fragt bei der Mutter desselben an, ob er sie erhalten kann, diese verhandelt nun weiter mit dem Vater, wenn derselbe es zugiebt, baut er dem jungen Mann ein rusuk, oder wenn er darin behindert ist, baut der Schwiegersohn in spe es selbst. Ist das Madchen noch sehr jung, so kommts auch vor, dass kein rusuk gebaut wird und die jungen Leute wo anders zusammentreffen, um ihre Liebe zu geniessen. - Auch sind keine besonderen Ceremonien bei der Periode, wie bei einigen afrikanischen Stammen gebrauchlich. Das Eintreffen der weiblichen Geschlechtsreife, der Menstruation, schilderte uns ein Eingeborener wie folgt:,,Es sind Jungfrauen. Bei zunehmenden Mond kommt Blut heraus, bei abnehmendem Mond kommtesnichtheraus; nimmt derMond zu, kommtes wiederheraus."

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63 Krankeit, Tod, Bestattung. Die Ursache der Entstehung von Krankheiten wird infolge des Glaubens der Insulaner an bose Geister diesen zugeschrieben. Der bose Geist s'a-nitu kommt. wenn Sidwind von Pageh baru (Nassauinseln), wenn Nordost-Wind von Sumatra, bei Westwind von si Berut. Der b6se Geist kommt in einem grossen Schiff ka-laba in der Nacht; weht dann gerade Nord- oder Siidwind, bekommen die Eingeborenen Fieber. Tritt dies nur in massiger Form auf, sagen sie, die Winde, in denen auch die Geister hausen, bringen es. Haben die Eingeborenen dagegen viel Fieber und grosse Krankheiten, dann bringen es die Teufel, welche im Meere zwischen ihrer Insel si kobo und Sumatra wohnen. Sie kommen wahrend der Nacht, der Priester kann sie sehen, am Tage kehren sie in ihrer ka-laba zu ihren Wohnstitten im Meere zurick. Ferner neigen die Eingeborenen zu der Ansicht, dass auch bose Menschen ihnen Krankheiten zufiigen konnen. Ein Mann erzahlte uns eines Tages, dass schlechte Menschen Gift unter seine Hiitte gelegt hatten und dadurch sein Kind krank geworden ware. Sieht ein Eingeborener, der nicht Priester, den bisen Geist auch, so kann er ein wenig, aber auch sehr krank werden. Beim Tode werden nun folgende Gebrauche beobachtet. Da ist zunachst Vorschrift, dass beim Eintritt desselben die nachsten Verwandten und gute Freunde drei Tage lang piinan halten und den Toten beweinen und klagen - der Tote wird in eine Lattenmatte iara gelegt, dann in ein Boot gebracht und bis zur Begrabnisstatte gefahren; dort angelangt wird er aus der nara herausgenommen und im Boot gewaschen, darauf in weisses Zeug (komail si ma-bulau mal. kain marekan) gewickelt, und in eine neue am Begrabnisplatz angefertigte Matte gehiillt. Reiche Eingeborene werden in 12 oder 20 Armspannen Zeug gewickelt. Diese Langen sind die eines malayischen Langenmasses kaju; arme Leute erhalten nur in 3 Armspannen. Die alte Matte wird wieder nach Hause mitgenommen. Sie waschen den Toten deshalb, weil die Leute, welche um ihn stehen, buchstablich beweinen, diese Thranen aber miissen wieder

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64 entfernt werden, da sonst die Klagenden krank wiirden. Ferner fiigen sie dem Toten eine Kokosnussschale mit Wasser bei, damit die Seele weiterlebt und nicht stirbt. - Den Inhalt eines Klagegesanges konnten wir leider nicht ermitteln, da er ta ka-kai-kai ist. Wir sahen nur eines Mittags 2 Boote, das eine mit 3, das andere mit 2 Personen am jenseitigen Ufer unserer stillen Bucht voriberziehen. Aus diesen erscholl nach Angabe des Regierungsagenten ein Klagegesang, dessen Ton aus der Ferne wie ein langgezogenes O mit einem harmonischen Toneinfall sich anhbrte. - Unpassend ist es auch zu einem Eingeborenen zu sagen:,,Ich habe dich lange nicht gesehen", wenn ich weiss, es hat ein Todesfall in seiner Familie stattgefunden. Es darf aber niemals darauf hingewiesen werden im Gegensatz zu uns, die wir unser Beileid bezeugen mochten. - Bei der Bestattung dtirfen nur Jiinglinge und Unverheiratete den Toten zur Begrabnisstatte bringen. - Ein Witwer darf zum Grabe seiner Frau folgen, aber nicht, dieselbe tragen helfen. Ist ein Mann gestorben, begleitet die Witwe den Toten, aber nicht die Kinder, wenn ein Priester gestorben, geht nicht der rimata mit; hat ein Dorfoberhaupt das Zeitliche gesegnet, dann begleiten ihn auf seinen letzten Gang viele Jiinglinge. Das eigentliche Begraben besteht nun darin, dass der Tote einfach auf die Erde, in seiner Matte eingehiillt, hingelegt wird. Die Wohlhabenderen werden an einer Stange befestigt, die auf je zwei gabelformig zusammen gebundenen Baumen ruht; ist dies geschehen, dann weinen und klagen die nachsten Verwandten. Perlen und Schmuck gehen in beschranktem Massstabe mit ins Grab. - Die Trauernden legen denselben wahrend der Trauerzeitab. Die Manner, wenn ihreFrau gestorben, legenKopfschmuck, Perlen, Fingerringe, Armbander und sonstigen Schmuck ab, bis sie sich wieder verheiraten. Von Kindern werden, wahrend sie trauern, die Schmucksachen ein Monat lang abgelegt. Die Trauer erstreckt sich auch, wenn jemand seine Eltern, Schwestern und Briider sterben und dauert auch einen Monat lang; sie wird gleichfalls durch Ablegen der Schmucksachen dokumentiert. - Ein Abschneiden von Fingernageln oder Haaren zum

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65 Zeichen der Trauer findet nicht statt; auch konnen alle Dinge des Verstorbenen von den Erben nach seinem Tode weiter benutzt werden. - Stirbt ein Eingeborener eines anderen Dorfes auf der Reise in einem fremden Dorf, dann wird er dort begraben. SeineAngehiirigen u ndFreunde kommen nach dem Hause,in welchem er gestorben, beklagen und beweinen ihn, auch fragen sie, woran er gestorben ist. Sie gehen aber nicht nach dem Begrabnisplatz mit, da dies ihnen ta kai-kai-kai ist. - Den Tod durch Erschlagen vom Blitz kennen die Eingeborenen nicht. - Auch singel die Priester beim Tod ebensowenig, wie bei einer Geburt; wohl aber kommt es bei Wohlhabenden, wenn Hochzeit ist, vor. Zu dem Tod eines Giftmorders erzahlte uns der alte rirnata von tai hau uma folgende Geschichte. Die Benutzung des Galgens kommt sehr wenig vor und wird nur bei Giftmordern angewandt. Er hatte in seinem Leben, welches jetzt wohl 55 Jahre zahlen mochte, nur einmal in seiner Jugend einen Mann fangen helfen, der im Verdacht des Giftmordes stand. Vor langer Zeit - so fuhr der rimata fort - war im Dorf ein Mann, der 4 Brtider und einen Vater hatte, da starb der eine Bruder. Nach ungefiahr 9 Monaten wurde der andere Bruder krank, als der Vater den si kariai fragte, sagte dieser, dass der Mann durch Gift den verstorbenen Bruder getotet und dem Kranken dasselbe gegeben. Der Vater erzahlte dies seinen Kindern und sagte, wir miissen ihn ergreifen, sonst totet er uns alle. Darauf fingen die Sohne mit noch 6 anderen Jiinglingen den Bruder. Der Vater durfte sich nicht daran beteiligen, weil es fir Verheiratete verboten d. h. punain oder ta ka-kai-kai ist. Es wurden ihm die Hande auf den Riicken und die Fiisse gebunden, dann wurde er in ein Boot gelegt und zur Statte des Toten, dem Begrabnisplatz gebracht. Hierauf fertigte einer der Begleiter eine iiara d. h. eine Matte aus diinnen Latten an, in welcher der Tote eingewickelt wird. Wahrend der Deliquent zum Richtplatz geschleppt wurde, sagte er:,,Vater, Vater ich habe nicht Gift gegeben, ukui, ukui ta manda aku". Warum wollt ihr mich toten, ich habe nicht Gift gegeben, aber einige Leute hatten es gesehen. Ja du 5

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66 musst sterben, sagten die andern. Im Moment des Hingens sagte er dann:,,Ich will sterben". Begraben wurde er dann wie jeder andere. Eingewickelt in die bereit gehaltene ilara und mit 3 Paar kreuzweise iiber dieselbe gelegten Pflocken am Boden befestigt. - Aufgehangen werden die Toten, wie ich.schon erwahnte, wenn ein Reicher begraben wird, aber es geschieht dies nur dann, wenn die Trager stark genug sind, die Baume zu biegen. - Ist ein Eingeborener gestorben, so erkennen sie es daran, wenn der Athem weg ist, oder der.si-kiirai sagt, sein kacat ist fort. Sein Korper wird nun ein boser Geist, wahrend die Seele fur die Eingeborenen von sa urainu nach der Insel Dau wandert, hatten unsere braunen Freunde von si Oban sich den Berg si a-bau lagai d. h. grosses Dorf zur Wanderung ihrer Seelen auserkoren, dorthin wurde sie entfihrt, wo bereits die alten Voreltern wohnten. Sie leben dann als bose Geister weiter. II. Religion. Unzweifelhaft ist die Religion eins der interessantesten Kapitel fiber Naturvolker. Die Religion der Mentawai-Insulaner ist ein mit dem Glauben an guten und bosen Geistern (sa bulunan und s'a-nitu) innig verwachsener Fetischdienst. Wir begegnen in demselben jene psychologischen Voraussetzungen, welche die Urquelle, aus dem jeder Fetischismus hervorsprudelt, bilden:,Erstens den besonderen Schatzungswert, welchen der Wilde den Objekten giebt, zweitens die anthropopathische Naturauffassung, drittens die kausale Beziehung der Vorstellungen, viertens die Gemiitsbewegungen, insbesondere der Furcht und der Hoffnung". In prichtiger Urwaldlandschaft, nur wenige Schritte vom Meeresufer der Bucht von si Oban, erhebt sich das grosste Heiligtum unserer braunen Freunde, die ka c'aila pu-koat-an. Sie wird namentlich, wenn Leute auf das Meer fahren oder zum Fischen ausziehen, verehrt. Dieses Heiligtum besteht aus einem grossen eingekerbten Bambuscylinder, der mit bunten Streifen Zeugs, an denen Blumen oder Blatter

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Urwaldlandschaft bei der ka caila pu-koat-an. (Am Boden aufgeschlagene Bambuscylinder, in denen Speisen waren).

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68 gebunden, behangen ist; ferner aus einem holzernen Stab, dessen oberes Ende gespalten und somit in mehrere Spitzen ausliuft, zwischen diesen liegt ein kleines Brettchen aus dem Schafte der Sagopalme. Dasselbe deutet den Sitz fir den guten Geist (sa buluilan) an. Geopfert wird nun derartig, dass neue Streifen Zeug mit daranhangenden Blumen oder Blittern an dem Bambuscylinder befestigt werden und auf dem Sitz legen die Eingeborenen kleine Partikel von Speise nieder fur den Geist. Essen sie Eier, so werden die Schalen auf die Spitzen, welche del Geistersitz umgeben, gesteckt. Ein kleineres Heiligtum, die sogenannte Haus ka caila, benutzen sie in ihnlicher Weise in ihren Hiitten. - Beim Gewitter wird dieselbe geriittelt, um die bosen Geister, welche dasselbe veranlasst haben, zu vertreiben. - Im Hauptlingshause befindet sich das ilalau uma als grosser Hausfetisch. In kleinem Maassstabe gleicht es dem ialau si karai der Priester, welches diese als Amulet, um den Hals tragen.Die Familienhiuser haben andere Fetische, wie den Schnabel des Nashornvogels, das Riickenschild von Seekrebsen und in Tuch gewickelte Blitter, sowie Holzstiickchen, die mit rotgefarbtem Rotang (lailai) verschniirt sind, ebenfalls aber auch rit bunten Bandern verziert werden. Parallel mit dem Glaubensbekenntnis der Eingeborenen, welches in dem Bewusstsein des Vorhandenseins verschiedener Geister, die sich im Walde, im Wasser, in der Luft, in ihren Dorfern befinden, gipfelt, geht eine Summe von Gebrauchen, die ihnen heilig und in denen den Eingeborenen gewisse Observanzen auferlegt werden, welchen sie sich zu unterwerfen haben. iDie Mentawai-Insulaner bezeichnen diesen Zustand mit punan. Allein das Studium zur Kenntnis aller der Momente zu gelangen, in welchen sich die Insulaner im punan (malayisch pantang) befinden, wiirde eine interessante wissenschaftliche Ausbeute sein, die allerdings nur durch unumschranktes Vertrauen bei den Eingeborenen erlangt werden konnte und einen jahrelangen Verkehr wie durch Missionare voraussetzen misste. Ich habe mich bemiiht, so viel es mir moglich gemacht wurde,

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Grosser Waldfetisch ka ~aila pti-koat-an.

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70 mich in die Summe dieser Gebrauche hineinzudenken und mochte annehmen, dass es mir wohl gelungen ist, eine breite Operationsbasis fur fernere Reisende zu schaffen, um das Bild in nochmehr durchgearbeiteter Form zu vollenden. Ist pfniin vorhanden, schmiicken sich die Insulaner mit der ihnen besonders heiligen roten Blume bak:iu (Hibiscus rosasinensis L.), welche in den Haaren, hinter dem Ohr und an der Stirn getragen wird und nur in demselben angelegt werden darf. - Die Priester einiger Stamme schmiicken sich wahrend dieser Zeit mit Hahnenfedern in einem Ohrlappchen. Bei einem allgemeinen pftniin geht das Dorfoberhaupt in den Wald, sucht Blatter und Blumen, womit die Haus ka caila geschmiickt wird. Diese wird gewohnlich an einem Thiirpfosten befestigt. Dann kocht der Haiuptling Essen fiir den bosen Geist von kladdi (Colocasia esculenta), oder dem Hlerzen eines Schweins, zuweilen wird auch ein Huhnerherz genommen, ferner sind noch Krabben gebratuchlich. Dies sind die haupts:iehlichsten Nahrungsmittel, von denen der s'a-nitu erhalt, doch diirfen ibm auch noch andere Lebensmittel gereicht werden. Hat das Dorfoberhaupt den bosen Geist gespeist, geht er in die kleine Kammer seines Hauses und giebt dort ebenfalls dem s'a-nitu Nabrung, dann begiebt sich der rimata nach dem grossen Gemeinderaum zuruck, hockt in der Mitte desselben nieder und wartet ein Weilchen, bis der bose Geist seine Mahlzeit vollendet hat. Er schlagt nun das Gong, eine Art Tam-Tam, das von Chinesen importiert wird, geht dann abermals in eins der kleinen Zimmer, um jetzt mit seiner Familie zu speisen Der rimata darf solange keine Nahrung im punan zu sich nehmen, waihrend die anderel Dorfbewohner speisen, da erglaubt,sonststerben zumiissen; ebensowenig darf er wahrend dieser Zeit irgend welche Arbeit verrichten, denn dann wiirden seine Leute sterben. Diese haben, solange er seine Mahlzeit einnimmt, zu warten. Ist ein rimata alt und kann nicht mehr gehen, daun trifft sein Sohn oder der nachste Anverwandte die Vorbereitung zu einem pftnan namentlich das Holen der notwendigen Blatter, gleichzeitig wird der damit Beauftragte, besonders wenn es der Sohn ist, in die Kunst panin

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71 zu machen eingeweiht und angelernt. Den panan selbst halt aber der Unter- oder kleine rimata ab. Bei grossen, langeren punain's werden Hiihner und anderes Vieh aus den Garten nach Hause gebracht, um dieselben fiittern zu konnen, da die Eingeborenen dann das Dorf nicht verlassen diirfen. ebenso keinen Umgang mit Fremden pflegen. Kleine punan's finden beim Bootsbau, Gartenanlagen, beim Bau eines kleinen Hauses, wenn Sago bereitet wird, bei Geburt und 8 Monate nach derselben, Krankheit, Hochzeit, Tod, beim Erlegen der durch punan besonders geheiligten Tiere, wie Hirsch, Affe, Meerschildkrote und schliesslich, wenn ein Eingeborener sein Dorf wechselt, statt; auch bei Gartenbestellung, wenn ein Baum im Walde fallt. - Wahrend des punan durften sie auch keine Auftrage von uns, wie die Herstellung von Armbandern, ausfiihren. Da sich nun die Eingeborenen mehr oder minder fast das ganze Jahr hindurch in grisseren oder kleineren panan's befinden, so war es ausserordentlich schwierig, ihre Dirfer zu sehen. Ein ferneres Hindernis war der sie ausserdem noch beherrschende Aberglaube, welcher allerlei Auswiichse trieb, da wurde uns dann gesagt, dass Kinder Furcht vor Fieber hatten, wenn wir kamen. Mit grosser Geduld musste ich mich in mein Schicksal finden und die wertvolle Zeit bis zum Besuch eines Dorfes kostete mich wochenlange, wiederholte Unterhandlungen, eh das Vertrauen zu uns gefestigt war. Eine fernere wichtige Rolle in den Religionsanschauungen der Eingeborenen spielt der Begriff' des ta-ka-kai-kai, welchen ich schon ifters erklart und den sie als vorziigliches Abschlussmittel gegen alles das, was sie nicht wollen, auch besonders Fremden gegentiber, ins Treffen fihren. Einige Beispiele mogen zur besseren Begriindung hier Platz finden. z. B. ist punan und wird im Hauptlingshause die grosse ka-tauba geschlagen, dazu getanzt, dann diirfen Fremde nicht zusehen, da es ta ka kai-kai. Diese ka-tauba darf nur beim Tanz geschlagen werden. Weiter erstreckt sich dieser Begriff, wenn in Gegenwart von weiblichen Wesen das Bewusstsein des Anstandes verletzt wird; oder kommt jemand zu mir, ich habe viel Aerger gehabt, er

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72 fragt nun, wie es mir geht; ich antworte schlecht, in bin behext (ai kai mu kai-kai oder ai kai mu punan). Zu den weiteren Verboten im ptinan geh6rt, dass der Beischlaf jedweder Art nicht vollzogen werden darf. Erlaubt dagegen sind im punan alle Speisen. Ein punan kann nun ferner entstehen, wenn ein von den, den Insulanern heiligen Tieren, die ich bereits oben erwahnte, erlegt wird. Dieses wird dann zum Dorfoberhaupt gebracht, der darauf das fno schlagt, darauf versammeln sich die Dorfbewohner in dem grossen Hauptlingshause. Der Unterrimata teilt nun das Tier in so viel Sticke, wie Hauser im Dorf sind, jedes Familienoberhaupt nimmt sein Stick zum Essen mit. Zuerst essen all die Leute des Dorfes, dann der rimata. Die Zeit, wahrend das Stuck verzehrt wird, ist punan, bei kleinen Tieren dauert es 1 Tag, bei grossen zwei Tage. Die Schadel dieser geheiligten Tiere, auch das Rtickenschild von der Schildkrote werden beim rimata aufbewahrt in dem Glauben, wenn sie solche aufheben, dass sie bald wieder so ein Tier erllalten. Wenn nach dem Begrabnis cines rimata der 5tagige puanin beendet ist, dann diirfen die Eingeborenen 8 Monate lang ihre Felder bepflanzen, nach Ablauf dieser Zeitperiode ist wieder ein grosser punan, der sogenannte pfnan i'otu, d. h. der puann der Hundert, in dem das neue Dorfoberhaupt gewiihlt wird. Die verheirateten Leute machen dann zwei Klosse aus Kladdi mit geriebener Kokosnuss, die sie zum,,Grossen Haus" bringen. Das neue Dorfoberhaupt nimmt ein wenig von diesen K1lssen, giebt dem s'a-nitu davon etwas, wahrend die Leute den Rest nach ihren Hausern mitnehmen, um ihn zu verspeisen. Wahrend des puiian miissen alle MaInner im Hauptlingshause schlafen. Sie gehen nach Sonnenuntergang zu demselben hin, und am Morgen, wenn es dammert, so gegen 1/27 Uhr, verlassen sie es wieder, um nach ihrer eigenen HUtte zuriickzukehren. Wahrend des piinan diirfen Mannel niclit mit Frauen zusammenschlafen; doch kann der si kAirai diese Vorschrift auf

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73 heben, wenn in einer Familie z. B. keine Kinder sind und der Wunsch nach solchen vorliegt. In diesem Falle gestattet der Priester den ehelichen Beischlaf im punan. Er sagt:,,Geh' nach Deinem Hause, schlafe am Tage mit Deiner Frau wahrend des punan;" ferner giebt der Priester der Frau Blitter und Blumen, die sie an den Kopf stecken muss. Nach dem coitus geht die Frau zum grossen Hause, sucht dort ein kleines Kind zu erhalten, dem sie Kladdi giebt. Ich mochte jetzt an dieser Stelle die bereits in Aussicht gestellten punan-Gebrauche, wie sie in sa urarinu bei einer Eheschliessung bestehen, hier erwahnen. Am ersten Tage werden die jungen Leute verheiratet, den zweiten bleiben sie in ihrer Behausung, 3. -5. Tag fangen sie kleine Krebse im Fluss; der 6. und 7. Tag ist dem Fischfang an der Flussmiindung gewidmet; am 8.-16. Tage gehen sie zu ihren Gaiten, welche an der Quelle des Flusses liegen, also die sog. Dorfgarten. - Ta-kii-kaii-kaii ist dem Eingeborenen noch, wenn er nach einem anderen Orte geht, verheiratet ist und sich dort mit Weibern einlisst. Ebenso sind ihnen ta-ki-kiii-kai die Hauser in den Garten, wo sie ihre HUihner bewahren; wenn ein Fremder dort gehen wiirde, dann wiirden diese Tierchen krank werden. Noch einmal mochte ich jetzt kurz rekapitulieren, in welchen Fallen punain stattfindet. Der grosse punain wird beim: 1. Bau des Hauptlingshauses, 2. wenn grosse Krankheiten im Dorf, 3. wenn ein Kokosnussbaum von selbst fallt, 4. bei Wahl eines Dorfoberhauptes, der von seinen Verwandten dazu ausgerufen wird; folgen ihm die anderen Leute, dann grosser punan, 5. bei Priester-Wah!, 6. wenn ein Eingeborener durch ein Krokodil getitet wird, 7. wenn ein Giftm6rder gefangen wird, 8. wenn bei einem Streitfalle ein Eingeborener getotet wird im Dorf, 9. wenn die piunan-Tiere Hirsch, Affe, Meerschildkrote erlegt werden, abgehalten. Kleine punan (pfnan uma) finden statt: 1. beim Bootsbau, 2. Garten machen, 3. wenn kleines Haus (lalap) errichtet wird, 4. beim Sago bereiten, 5. in der Schwangerschaft, 6. Kindergeburt und

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74 8 Monate nach derselben, 7. bei Krankheit eines Menschen hat sein Haus punan, 8. beim Tod, 9. wenn ein Priester kommt, den bosen Geist des Verstorbenen aus dem Hause zu treiben, 10. Hochzeit, 11. haben diejenigen, welche die geheiligten Tiere fangen oder erlegen, machen punan, 12. von den vorhandenen Schildkroten diirfen sie nicht wahrend des pinan die kaira (karah), d. h. Karetschildkrote, fangen, wohl aber die si malina oder iba laut (mal. katuong) und elato (katuong balimbiang), 13. wenn jemand fortzieht, z. B. nach si Berut. Der Blitz im Volksglauben. Von den Naturerscheinungen, welche mit dem Religionskultus der Eingeborenen innig verwachsen sind, spielt zunachst der Blitz eine besondere Rolle. Die Ursache seiner Entstehung hat bei den Eingeborenen folgende Vorstellung in ihnen grossgezogen. Sie meinen, die Blitze sind eine Menge b6ser Geister (s'a-nitu), welche wthrend eines Gewitters ihr Wesen im Dorfe treiben. Um sich gegen dieselben zu schiitzen, bedienen sich die Insulaner einer Fackel, welche sie mit dem Namen ka sila bezeichnen. Sie besteht aus einem Stiickchen Holz, welches im griinen Zustande geklopft, dann getrocknet und angebrannt wird. Es verbrennt mit wohlriechendem Rauch, welcher die b6sen Geister vertreibt. Matter bedienen sich ihrer auch bei Kinderkrankheiten zum Vertreiben der Damonen; wenn sie dies Holz nicht anwenden thaten, dann wirden die Kinder den Teufel riechen, aus Furcht weinen und wollten auch dann nicht baden. Seit langen Zeiten haben die Eingeborenen nicht gehort, dass jemand vom Blitz erschlagen worden ware. Fihrt der Blitz in einen Baum, so sass ein s'a-nitu in demselben, jedoch lauft dieser fort und der Baum wird getroffen. Gleichzeitig m6ge diese Notiz darauf aufmerksam machen, dass sich die Eingeborenen in ihrem Glauben an guten und bosen Geistern dieselben auch in Baumen denken. Hat der Blitz nur einen Baum getroffen, so entsteht ein Loch in der Erde, tiber dieses legen sie ein Birablatt, dies wird an einer kleinen Stelle trocknen, unter dieser soil sich zuweilen bulauZinn befinden; jedoch missen die Eingeborenen ein bis zwei

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75 Fuss graben, um es zu finden. Dann wird es geschmolzen und zu Dolehen als Zwinge benutzt. Stammes- und Ortsgottheiten (Dorffetische). Sogenannte Stammes- und Ortsgottheiten giebt's im eigentlichen Sinne nicht. Die Dorffetische sind in jeder Ortschaft dieselben, mit kleinen Varianten in der Herstellung; dagegen sind die Geister in den einzelnen Dirfern verschiedene und nicht die gleichen. Stirbt z. B. jemand in einem Dorf, der aber in einem anderen seinen Wohnsitz hat, so kehrt sein S'a-nitu nach demselben zuriick; im Leben dagegen ist der s'a-nitu standiger Begleiter des Menschen. Die Geister und die Geisterwelt. Zu den fesselndsten Mitteilungen, welche mir die Eingeborenen machten, gehbrten ihre Vorstellungen von Geistern und deren Wirken. Eine eigenartige Ideenwelt ist's, die sich dem lauschenden Ohr des Reisenden hier mitteilt; emsig fliegt die Feder fiber die zu fiillenden Tagebuchblatter, um moglichst viel aus diesem Kapitel menschlicher Anschauung schipfen zu konnen. Als Grundbasis dieses Vorhandenseins von Geistern, die sich die si ka la-lagat als mannliche und weibliche denken, mochte ich den Glauben der Eingeborenen, die gute und bose Geister verehren, betrachtet wissen. Die guten Geister nennen sie sa bulu-ian, die bosen s'a-nitu. Den ersteren schreiben sie eine grossere Kraft zu, da die letzteren Furcht gegen dieselben hegen; auch sind die guten Geister in grosserer Anzahl, als die bosen vorhanden. Bei Speiseopfern, die Eingeborene ihren Geistern zuweilen darbringen, giebt der gute Geist dem bosen davon ab, um ihn zu versohnen. Auf diesen Glauben baut sich nun weiter ihre Ideenwelt derart auf, dass sich diese beiden Arten uberall fur sie befinden, sei es in der Luft, sei es auf der Erde oder im Wasser. Ungemein schwankend war die Vorstellung der Eingeborenen von der Griisse ihrer Geister. Sie nannten die Grosse eines Zeigefingers und dehnten dieselbe bis zu der eines 4 bis 5jahrigen Knaben aus; sogar die Gr6sse eines grossen Fischnetzes, wie sie es zur Meerfischerei gebrauchen, wurde mir an

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76 gegeben. Ausser den Geistern spielt das kacat und unou tubu noch eine besondere Rolle in dem Leben der Mentawai-Insulaner. Das kacat ist das Leben, welches man bei Kindern an der Stelle der grosse Fontanelle sieht. Ich bezeichnete es mit Seele, wahrend das abrige im Menschen pulsierende Leben, besonders das Klopfen des Herzens von den Eingeborenen mit unon tubu benannt wird. Das kiacat, die Seele des Menschen sieht aus wie er selbst. Morgens 4 Uhr und abends 10 Uhr zu einer Zeit, wo die Eingeborenen der Nachtruhe pflegen, also sich in einem abstrakten Dasein befinden, geht's zum Bade im Flusse, wenn es dort von S'a-nitu angetroffen und mitgenommen wird, dann stirbt der Mensch. Nach dem Bade kehrts wieder zuriick zu dem Menschen. Hat ein S'a-nitu ein kaiiat gefangen, nimmt er es nun auf seine ka-laba, die ein grlsseres Boot ist, mit und st6sst er dann demselben ein Messer in den Leib und sagt, nun kannst du wieder zu deinem Besitzer zuriickkehren, dann muss derselbe auch sterben. Nach seinem Tod geht das kaiiat wieder zum Teufel auf die ka-laba. - Ist jemand krank und das kacat kehrt zurick vom Teufel, dann bleibt es bei seinem Besitzer, wenn der Priester es weiss und durch seine Medizin den Menschen zu heilen vermag, wobei auch ein punan abgehalten werden muss. Ferner hegen die Eingeborenen die Ansicht, dass nur das kaiat aber nicht der Mensch krank werden kann. Woher das kacat kommt, konnten mir die Eingeborenen nicht angeben, sie sagten mir, dass Kinder gleich mit demselben geboren wiirden. Wenn die Eingeborenen sich im punan befinden und in demselben einen Affen oder sonst eins von den ihnen heiligen Tieren verspeisen, abends dann coitieren, regt sich in ihnen das kacat und zwickt sie am Korper, weil sie den heiligen Brauch des punan verletzt haben. So tragen selbst nach Ansicht der si ka la-lagat die Geister daffir Sorge, die Menschen zu strafen, wenn sie die von alters her heiligen Gesetze verletzen. Jetzt mochte ich eine kurze Unterhaltung des Herrn Dr. Morris mit einem Eingeborenen fiber Geister folgen lassen.

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77 Dr. M. Hat der Teufel Angst vor dem si karaii? Dr. M. Kannst du die bosen Geister sehen? Dr. M. Wo ist der Teufel? Dr. M. Einer blos? Dr. M. Was essen sie? Dr. M. Sterben sie denn nicht, wenn sie nicht essen? Antwort von Dr. M. Ich babe ihn noch nichtgesehen. Dr. MI. Sind die Teufel schon oder hasslich? Dr. M. Sind sie bekleidet? Dr. M. Coitieren sie? Dr. M. Wie lange dauert bei ihnen Schwangerschaft? Dr. M. Kann der Teufel auch wie ein Tier aussehen? E. Der Teufel hat Angst vor den Zaubermitteln des Priesters. E Ich kann die ' a-nitu nicht sehen, der si kairai kann sie sehen. Ich bin kein Priester. E. Der Teufel ist im Dorf. E. Viele, soviel wie Menschen; am Abend, sind Teufel da. E. Sie essen nicht, das giebts nicht bei den Teufeln; bei uus, den si ka la-lagat, giebt's Essen. E. Wenn dieTeufel nicht essen, sterben sie nicht, wenn die si ka la-lagat nichts essen, sterben sie, sie habenHunger. E. Du kannst den Teufel sehen, Du bist ein si karai, deine Augen sind nicht klar. E. Sie sind nicht hasslich, sie sind schin; am Abend konnen sie sehen; ihre Augen sind rot, ihr Kirper wie ein Mensch. E. Sie sind gekleidet wie die si ka la-lagat E. Ja, Teufel oben, des Teufels Weib unten. E. 9 oder 10 Monate wie beim Menschen. E. Der Teufel ist nicht wie ein Schwein, Hahn, Huhn, er ist wie ein Mensch bloss. Ferner stellten wir folgende Namen von Geistern fest.

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78 Gute Geister. 1. tai la ki-kiau sie essen nicht, wohnen im Himmel. 2. tai ka ma-nua der im Himmel wohnt, er isst nicht. 3. si ku-kuti wohnt auf der Erde, er isst Fische. 4. ta-tau der Alte, der am Hause riittelt, wohnt im Walde. 5. si kom mak-mak die die reifen Bananen essen, wohnen auf der Erde. 6. si pu-ma-batu-oinan der den Fluss steinig macht, wohnt an der Quelle des Flusses. 7. si ta sulat die ohne Nagel wohnen im Flusse, sie fahren auf Segeboten. 8. s' ai ma-dju-dju wohnen auf dem Berge. Bose Geister. 1. tai la ki-kiau wandert auf dem Berge. 2. si bau lapa der mit der grossen Jacke wohnt am Flussufer, (er isst nicht.) 3. si la-ko-koina wohnt auf dem Gipfel grosser Baume. 4. tai ka taiia loina der auf der Mitte der Baume wohnt. 5. tai ka baya-t koat die im Meere wohnen. (Sie essen nicht.) 6. tai ka tiri-t oinan die an der Flussquelle wohnen. 7. tai ka laliu die auf dem Berge wohnen. 8. s'a-nitu polak der auf der Erde wohnende a-nitu. 9. tai ta alai die Haarlosen wohnen auf der Erde am Strande. 10. si niu iu djo-djo die Hundeschnauze wohnt im Walde. 11. si njap-njan alai der die Haare abschneidet wohnt aussen an den Baumen. 12. si ta lo-lokat der ohne Hals wohnt unten an den Baunen. 13. si ta uta der ohne Kopf wohnt ebenso. Vom si la-ko-koina erzahlte uns ein Eingeborener, dass er seinen Sitz auf einem Baume habe. Den Kokosnussbaum aber liebe er nicht, sondern auf einem grossen Baumwipfel sasse er. Er isst Huhner, geht nach den Hitten der si ka la-ligat, stiehlt dort Hihner, rupft die Federn aus, wirft sie weg. Kochen thut er die Huhner nicht. - Auch mochte ich noch erwahnen, dass den Eingeborenen angenehme, sowie unangenehme Traume bekannt sind.

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79 Nicht uninteressant diirfte es sein, die Erzihlung eines Eingeborenen zu horen, wie Menschen wahnsinnig werden konnen. Erlegt ein Mann einen Hirsch, dann wird dieser im pfuann verspeist. Schlaft der gliickliche Schiitze bei seiner Frau wiihrend des punan, dann nimmt der Hirsch sein kiaat, tragt es zum Walde und der Mann wird wabnsinnig, da sein kacat dem Hirsch immer folgen muss, so wird der Mann alle Sachen machen, die das khaat thut. Wenn der Hirsch todt bleibt im Walde liegen, so bleibt auch dort sein kiaat, da selbiges immer im Kopfe sich befindet. Amulette und Zaubermittel. Wunderkraft von Amuletten. (falau) Diese zu erhalten gelang mir nur durch das Vertrauen, welches der Regierungsagent bei ihnen besass. Ihre Zahigkeit am Festhalten derselben war jedoch eine so grosse, dass sie mir von der kleinen Anzahl, welche ich erhielt, nur 2 getragene brachten, wahrend sie die anderen neu angefertigt hatten. Die Amulette haben den Zweck, die Menschen gegen Gift, Krankheiten, bose Geister und Menschen zu schiitzen. Der Eingeborene wird dabei von der Vorstellung geleitet, dass diese zum y'a-nitu sprechen,,komm nicht, ich schiitze die Menschen". Als ich einmal einen Dolch mit daranhangendem Amulett von einem Eingeboreuen kaufen wollte, sagte er mir, dass er sich von seiner Waffe und dem Amulett nicht trennen diirfte, da er sonst sterben wiirde. Der gute Geist sagt zum Priester:,,Nimm Blatter, 5-6 Arten, thue sie in ein zumachendes Amulett, damlit, wenn der s'a-nitu kommt, es den Menschen schiitzen thut." Mellr als zwei Amulette haben die Insulaner nicht, die Wirkung in beiden ist eine gleiche. Die Leute von si Berut haben noch besondere Amulette fur den Krieg, die sie zuweilen am Schildgriff befestigen. Wenn die Eingeborenen von si Pora nach si Berut fahren, haben sie noch ein besonderes Amulett um, welches sie schiitzen soil, dass ihnen von ihren Stammesbriidern in si Berut nicht der Kopf abgeschlagen wird. Kommen sie wieder nach Hause, legen sie dieses Amulett fort

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80 und heben es auf. Die Amulette werden vom sa bulu-fian durch den si kiiri oder rimata gegeben. Gewohnlich besteht ein Amulett aus einem Stiickchen importierten Zeugs von blauer oder roter Farbe, in das die schiitzenden Blatter gethan werden, dann wird es mit einem diinnen rotgefiirbten Streifen Rotang oder Schnur fest umwickelt und verschniirt. An einer Schnur oder Messingdraht um den Hals getragen. Zuweilen finden sich auch noch an den beiden Enden des rollenformigen Amuletts kleine Hiuhnerfedern als Verzierung. - Nicht ein jeder kann Amulette machen. - Im Amulett konnen folgende Pflanzen oder deren Bestandteile sich befinden: 1. Kopuk (mal. xekur) Kaempferia galanga, 2. tikup (mal. dukung anak) Phyllanthus oxyphyllus Miqu, 3. Kulu, 4. popui (mal. lalang laut), 5. laiga (mal. sapedas) Macaranga megalophylla), 6. akaba (mal. akar barak) Chailletia sumatrana Miqu, 7. Kara, 8. takodan, 9. pa-ka-sailau Polygala Simassan Miqu. var. lanceolata, 10. pai-pai (mal. puar) Curcuma Zedoaria Rose., 11. laglgi (mal. djerudju) Acanthus ebracteatus, 12. padoimin, 13. bobo (mal. linjuang auch djiluang), 14. sura (mal. puding ami) Tabernae montana mallacacensis, 15. bakau (mal. bungarajo) Hibiscus rosa sinensis L., 16. Kainau (mal. bunga suli oder kambaliu), 17. to-tonan (mal. sambong) Scindapsus pertusus, 18. ailapat si ma-sorou (mal. puding itam), 19. sari (mal. paladang) Sonerila insignis BI., 20. po-pou-pou (mal. perupu), 21. ailapiat i bulayat (mal. puding telor), 22. pakala 01 aus der Kokosnuss gewonnen. Beim Begrabnis behalten die Eingeborenen ihre Amulette um. Eine besondere Art von Amuletten haben noch die Priester, auf welche ich naher bei Beschreibung derselben ein

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81 gehen werde. Auch an ihren dolchahnlichen Messern befestigen sie manchmal ein Amulett und sind dann natiirlich solche Waffen nicht verkauflich. Im Zauberwesen der Eingeborenen ist's besonders die ka- aila. Diese kommt vor als ka-caila uma, welche zum Fernhalten der bosen Geister im Hause dient. Sie wird entweder geschiittelt oder kurz hintereinander auf den Boden gestossen und befindet sich im Hause oder am Thtirpfosten befestigt. Ihr Ausseres besteht aus einem Bambuscylinder, der zur Aufnahme heiliger Blumen und Blatter dient. Ein Zahnschnitt am unteren Ende dient dazu, um Streifen bunten Zeugs mit Blattern und Blumen ebenfalls als Anhangsel autzunehmen. Auch im Walde befinden sich grosse ka-caila's aufgestellt und mochte ich die Aufinerksamkeit des geehrten Lesers noch einmal auf pag. 66 und 69 gelenkt wissen, wo bereits die ka-caila pa-koat-an erwahnt wurde; ebenso mochte ich nochmals an die als Fackel bein Blitz und Kinderkrankheiten benutzte ka-sila auf pag. 73 erinnern. Dann ware noch die ka-caila uma s'a-bau, welche sich im grossen Hause befindet, zu erwahnen; aus Bambus und Blattern der Sagopalme hergestellt, dient sie gleichfalls zum Fernhalten boser Geister. Neben der ka-caila ist das iialau von Bedeutung. Wir finden es in besonderer Grosse und als Hauptheiligtum, als sog. nialau uma, im Hause des Dorfoberhaupts und erwahnte ich auch dieses bereits auf pag. 18. Ferner kommt es auch als solches, aber in anderer Form, noch in den Hiitten der Eingeborenen vor. Hier besteht es aus einem geschnittenen Stuck schweren Holzes, von den Eingeborenen tarap (mal. madan prawas) genannt, welches mit blauem Zeug umwickelt ist und dann netzartig mit rotgefarbtem Rotang verschniirt wird. Ein gelber Behang von paldkak (mal. pua) und verschiedenen Lappchen blauen, roten, weissen Zeugs, letzteres ist gelb gefarbt durch kinau (kuni) und Fahnenfedern vom Hahn dienen als Verzierung. Dem fialau ama s'a-bau gleicht das nalau i kiarai; es ist eine Diminutivform des ersteren und wird gebildet von einem Halsring aus Bambus, an welchem sich das Hauptteil des 6

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82 eigentlichen ialau befindet. Dieser Teil wird nach seiner Umwickelung mit rotgefarbtem Rotang lai-lai bezeichnet; ein als Zier dienender Behang, manai genannt, ist aus to-tonan (sambong) gemacht; rotes Zeug, kleine Muschelstiickchen an Perlkettchen, Hahnfedern, ferner noch zwei kleine Streifen lai-lai mit Perlen, welche an dem Hauptteil angebunden sind, vervollstaindigen das Ganze. In dem nalau befinden sich die als Zaubermittel bekannten und Heilkraft besitzenden Blatter, wie ba-bagat (rotan bezar); bakiu (bungarajo); uka-na (das Blatt von pisang iri); ferner inu (mani) kleine blaue Perlen und bfllau (tima itam) Blei, endlich lai-lai (rotang janang) und wird es im punan getragen. Auch die Knollen von laiga (sapedas) werden zuweilen an einer Schnur als fialau getragen, dienen dann als Amulett. Zu den weiteren Fetischen, in welchen eine Zauberkraft fur die Eingeborenen wohnt, wird das kaman geziihlt. 1st panan vorhanden, werden sie geholt; in ihrem Innern befindet sich Medizin, d. h. Blatter, gegen den Teufel; wenn die Eingeborenen in den Wald gehen, nehmen sie es mit -- Ebenso erfreut sich als Zaubermittel das lalap eines Rufes. Es ist dies ein in gefarbtem Rotang eingeschntirter Stein, welcher an einem Holzhaken durch einen Rotangstreifen befestigt ist. Er wird in der Behausung aufgehangt; wenn ihn der Teufel sieht, lauft er weg. Den Beschluss in den Zaubermitteln bilden einige Fackeln. Da mochte ich zunachst eine solche fuir Priester beschreiben. Sie wird ma-haiiiai genannt, besteht aus dem kienartigen Holze tuiala-akA und ist mit komaln i ma-pusu, blauem Zeug, umwickelt, welches in lai-lai netzformig eingeschniirt ist. Der zu ihr gehorige Vogel dient als Verzierung. Die Priester benutzen sie beim Fieber, indem sie selbige anziinden und schwenken, dann ausdriicken und die Asche auf den Korper des Menschen tupfen. Endlich bedienen sich noch die si ka la-lagat einer Fackel beim Gewitter, die sie mit lo-loisi bezeichnen, um auch mit dieser die bosen Geister zu vertreiben. Eine besondere Rolle nehmen natirlich in diesem Zauber

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83 kultus die Gesange der Priester ein, die ihre besondere Beriicksichtigung in dem Buch des Herrn Dr. Morris gefunden haben. Ich mochte hier nur eine kurze Probe geben. Einer dieser Zaubergesange lautete:,.Konat, - konat, - konat, - konat Kina kicrat alii, si ron, do;'ai, ba pu-ru - rusa kam, ba pu-apa-kam, iba-ta, sakoko, iba-ta gou-gou.",,Kommt, kommt, kommt, kommt her, ihr Seelen; ihr Knaben ihr Midchen, erregt keinen Wind, lauft nicht durcheinander. Unsere Speise sind Schweine, unsere Speisen sind Hihner." Die Art und Weise, wie der Priester seine Zauberkrafte entfaltet, besteht darin, dass er sich zuniachst mit dem grossen Priesteramulettbehangt; dem seinemStande zukommenden Schmuck, dieHallnfeder, in das Ohrlappchen stecktund mitBlumen seinHaupt schmiickt; dann nimmt er in die eine Hand eine kleine Glocke, in der anderen halt er einen Strauss Blatter von b6bolo (linjuang); nun ruft er durch einen Gesang die Geister herbei, verspricht ihnen Speise und zaubert sie in den Strauss hinein. Dieser wird nun von ihm den Leuten auf den Kopf gehalten, und er bewirkt dadurch, dass der gute Geist im Kopf bleibt und nicht herauskommt, um dem bosen Geist den Eintritt zu verweigern. - Im grossen pmaiin tanzt er noch dazu. - Ist ein Mensch in ibler Verfassung, hat er Fieber, geht der si kairai zu ihm und singt eine seiner Zauberformeln,,Kommt her, die ihr im Busch wohnt, ihr guten Geister", dann ist panin, und der Mensch ist nunmehr befreit von seinem Ubel, erzihlte uns ein Eingeborener. Anschliessend hieran mochte ich nunmehr etwas Naheres fiber den Priester-, Arzte-, Zaubererstand berichten. Alle 3 Funktionen vereinigen sich bei den Mentawai-Insulanern in einer Person, die sie mit dem Namen si kiirii d. h. der oder die Erleuchtete bezeichnen, da es minnliche und weibliche giebt. Unsere erste Bekanntschaft mit einem solchen Vertreter 6*

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84 so vielseitiger Thatigkeit fuihrte dazu, dass sich mein Begleiter, Herr Dr. Morris, mit seinem si Obaner-Kollegen und unserem Dolmetscher hinter eine verschlossene Thiir zurickzog, um ihm die Kiinste abzuhorchen. Allerdings brabbelte der si karai dann auch einige unverstandliche Zauberformeln Herrn Dr. Morris vor, war jedoch zu anderen, eingehenderen Er6rterungen nicht zu bewegen, vielmehr liess er uns beim Abschied nur in der Hoffnung, in 3 - 4 Tagen wieder zu komnen; er zog es aber vor, sich hinter Schweigen und Unsichtbarkeit fernerhin zu verschanzen. Im gewohnlichen Leben, wenn die si kiari nicht in Ausiibung ihres Berufes sind, haben sie kein Unterscheidungsmerkmal ihren Stammesgenossen gegeniber. In ihrer Thatigkeit werden sie, wie bereits erwahnt, durch das falau si karai und die Fahnenfeder eines Hahnes ausgezeichnet. Letzterer Schmuck war jedoch in si Oban nicht gebrauchlich, wohl aber in anderen Dorfschaften. Die beigegebene Abbildung zeigt das wohlgelungene Portrat eines jungen Arztes, geschmiickt mit den Abzeichen seiner Wiirde. Priester kann nur derjenige werden, welcher den guten Geist sa bulu-ilan gesehen, und dieser bezeichnet ihm auch die Bliitter und Pflanzen, welche von heilbringender Wirkung sein sollen. Zu diesem Zweck hat der Betreffende dem guten Geist in den Wald zu folgen, nachher teilt er seinen Verwandten die Unterredung mit demselben mit; diese bringen nun das Ereignis unter die Dorfbewohner und sprechen besonders mit dem Dorfoberhaupt und alten Leuten dariiber, welche ihn dann zum si karai machen. Die Ceremonie besteht in einem fiinfmonatlichen panan, in welchem der jugendliche, angehende Priester den Kopfschmuck lai-lai d. h. die Fahnenfeder des Hahnes sich beschafft und das Amulett ilalau anfertigt. Nur wenn er seine Funktionen ausiibt, ist er si karai, sonst wird er, wie jeder andere Mensch behandelt. Als Priester, Arzt, Zauberer erhalt er kleine Geschenke, wie Zeug, Perlen, Draht, Hiihner etc. von seinen leidenden Mitmenschen. Im grossen punain bekommt er sogar das halbe Schwein, sobald

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86 er sich in ausiibender Thatigkeit befindet. Hat der Kranke nichts, um den Arzt zu bezahlen, ruft er ihn auch nicht, sondern leidet ohne zu klagen und stirbt lieber ohne jede Hilfe. Wenn jemand krank ist, so geht der si karii von der Hypothese aus, dass das kiaat den kranken Menschen verlassen babe und durch seine Kunst demselben wieder zugefiihrt werden musse. Dies geschieht unter den bereits beschriebenen Formalititen; die dabei in Kraft tretenden Zaubergesinge kommen 5fters in alten, feststehenden, erstarrten Formen vor, die teilweise selbst alten Leuten unverstandlich sind, auch wohl dadurch den Zauber des Mystischen erhohen.. Leider waren die Bemiihuugen des Herrn Dr. Morris, diese veralteten Formen zur Translation zu bringen, nieht immer von Erfolg gekront, da der Sinn der Worter den Leuten im Laufe der Zeit abhanden gekommen war. Wenn zu einem grossen punain die den Eingeborenen heiligen Tiere gebraucht werden, dann ruft der si karaii das kacat dieser Tiere an und erhalt dies daun kleine Teilchen Fleisch von den zu verspeisenden Tieren, auch etwas Kladdi ab. Ist jemand gestorben, so kann der si karai die Seele des Verstorbenen als bosen Geist sehen. Wenn die beiden bosen Geister des NMensclien, in welche sich das kiaat unou tubu verwandelt hat, zur Behausung des Verstorbenen zuriickkehreu, kann man zuweilen den einen dieser beiden Teufel horen, den anderen nicht. Es soll sogar vorkommen, dass man ihn 3 Tage lang h6ren kann. Die Witwe des Verstorbenen oder die Uberlebenden rufen dann den Priester an, welcher einen Strauss Blatter zusammenbindet, diese an dem Thiirpfosten befestigt oder in einem Bambuscylinder vor dem Hause in die Erde steckt. Der Grund, welcher in dieser Ceremonie zu suchen ist, kennzeichnet sich dadurch: Wenn der bose Geist kommt, dann kann er das Haus nicht sehen, da der Priester ja seine heilkraftigen Zaubermittel angewandt hat. Daraufhin kehrt der bose Geist des Korpers, der s'a-nitu, nach dem Berge si-a-bau lagai, dem Ort, wo die Seelen der Abgeschiedenen weiter leben, in das schone Land des Jenseits zurick, wahrend das kiiaat und tnou tubu es nicht thut. Ein anderes Mittel des Priesters, um die

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87 Damonen von dem Hause Verstorbener fern zu halten, ist eine Einreibung, die er alien Insassen des Hauses befiehlt. In das Wasser der Bambusbehalter mischt er einige der uns bereits bekannten Blatter. Am ersten Tage reibt der si karai die simtlichen Bewohner des Hauses ein, am dritten Tag reiben sich die Leute selbst den ganzen Korper ein und betupfen den Kopf mit einem Tropfen Kokosnussol. Wenn die Leute auf diese Weise den s'a-nitu nicht aus dem Hause heraus bekommen, fiirchten sie, sterben zu miissen. Auch weibliche si karai haben die si ka la-lagat der Mentawai-Inseln; bei ihrer Wahl 1 Monat pfnan. Die Berufung eines Priesters glaube ich am besten wieder durch ein Gesprach des Eingeborenen sara-t oba mit Herrn Dr. Morris darstellen zu k onnen. Dr. M.: Wie viel Arzte sind sara-t oba: Viele; 5 oder 6. in deinem Dorf? Mochtest du. ein si karai werden? Was gebt ihr dem si kiarii? Kommt der gute Geist zu dir? Wer kann denn Priester werden? Sind die Kinder des Arztes auserwahlt? Werden sie Arzt? Wer macht denn die Arzte zu Auserwahlten? Ich mochte gem. Die Menschen geben Schweine, Huihner, Affen alles dem si kIir/i. Der sa bulu-han kommt nicht zu mir, er will mich nicht. Die Auserwahlten; Geeigneten werden Si karai. Will sie der sa bulu-fian, geht er zu ihnen; ist er bei ihnen, werden sie si karai; ist er nicht bei ihnen, werden sie es nicht. si karai werden durch Geister gewahlt; wenn du in einem Dorfe wohnst, kommt der sa bulu-iian zu dir, so bist du Arzt.

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88 Woran siehst du denn, dass jemand auserwihlt? Kann der sa bulu-nan auch zu dir kommen? Sehen denn Arzte die Geister? Kann eine Frau auch Arzt werden? Konnen es mehrere in einem Dorf werden? Kann der rimata die Geister sehen? Warum sehe ich die Geister nicht; ich bin doch ein Arzt? Ob ein Mensch auserwihlt ist oder nicht, kann ich nicht sehen. Die GeeignetenwerdenD Arzte. Kommt der sa bulu - an zu mir, das will ich, das ist schon. Wenn ein Arzt da ist, kann er sehen; sieht er die b6sen Geister, sieht er die guten Geister. Ist eine Frau geeignet, wird sie Arzt. Viele Frauen in einem Dorf haben die Berufung. Wenn rimata kein si karai, sieht er sie nicht, blos mit dem punan weiss erBescheid. Die Arzte der Herren sehen die Geister nicht. Deine Augen sind blode. Als ferneres interessantes Beispiel von Geisterglauben mochte ich unsere Bekanntschaft mit einer Eingeborenen von si ma-toba, die in dem Ruf einer Giftmischerin bei ihren Landsleuten stand, erwahnen. Eines Tages landete in unserer abgeschiedenen Bucht, die vom Frieden des Urwaldes umrauscht wurde, ein iBoot mit 3 Insassen, 2 Weibern und 1 Mann. Es waren Leute von si ma-toba, die von dem weissen si karai gehort hatten. Unser Dolmetscher sagte uns, dass dieselben eine alte Frau mit Namen si gori manai zu uns brachten, welche wir nach Europa mit uns nehmen mochten, um sie gegen die Verfolgungen ihrer Landsleute zu schiitzen, bei denen sie in den Ruf einer Giftmischerin stande, was auch der si karai behauptete. Da mir der Wunsch der Eingeborenen gerade nicht verlockena schien, so liess ich den Leuten den Vorschlag machen, wir wollten die Frau untersuchen (d. h. ich photographierte sie,

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-89 nabm ibre wundervolle Witwentracht fuir meine Sammiung, gab ihr dafuir komafi und andere kliene Gesebenke, Herr Dr. Morris nahm einige anthropologisehe, Masse), ob sie wirklich eine Giftmiseherin sei, denn unsere iirztliche Kunst k~Innte dies ergriinden. Natiirlich entliessen wir die Leute mit der Erklirung, es sei ganz unmbglich, dass diese Erau soiches Verbreehens. besehuldigt wdrde und sie soilten das ihrem Si kiirii sagen. Nach einigen Tagen kain jedoch die Gesellscbaft wieder und liess uns der Si kiirii bestellen, wir kiznnten das nicht sehen, somit waren unsere Bemiihungen, den Ruf der Fran zu. rehabilitieren, an der Ziihigkeit des Glaubens der Insulaner und der Macht eines Si kArAi gescheitert. Die medizinischen Kenutnisse der Si ka 1ii-Ia"gat sind sehr besehr~nkt. Den Hauptbestandteil ihrer Heilmittel bilden Blitter von Biiumen oder Striluchern, die entweder zerrieben oder in frischem Zustande auf den schmerzenden Kiirperteil gelegt werden. Die Anwendung innerer Mittel ist sehr selten, daher in wenigen Fflhlen bis jetzt noch angewandt. Nachfolgende Pflanzen oder deren Bestandteile, sowie die Form ihrer Anwendung konnte ich feststellen. Name malayisch und Awedn N. Pflanze wissenschaftlich Anwendung________.karamanjofi 2. IcA-c5pI 3. 1 i-gau-gau baj em- bajem rumput tjirit babi. Blainvella latifolia schabei siri antn. Chavica miniata Miqu. puding ami. Tabernaemontana mallaccensis iAusserlich angewendet u. zwischen Fingern gerieben. auch gerieben, bei Bauchschmerzen mit Wasser getrunken. zerschnitten, Ausserhich, bei Kopfschmerzen. bei Bauchschmerzen; trinken. bei Kopfschwindel aufgelegt. bei Kopfsclimerzen zum Kilhlen. bei Kdrperkrankheit durchl15chert aufgelegt. 4. 5. 13. 7. 'Si mada doguru Ad~ra

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90 Nam.e malayisch und No. Pflanze Anwendung. wissenschaftlich _, 8. ailapat puding telor. Graptophyl- bei Kopfschmerzen aufgelum hortense (?) legt. 9. ailiapt si-ma- puding itam. bei Kopfschmerzen aufsurou legen; bei Bauchschmerzen trinken. 10. paka iala sugi- ugi. Polygala Si- bei Kopfschmerz auflegen. massan Miqu. 11. djagbuk dito 12. biakau bungarajo. Hibiscus rosa dito, ebenso bei Bauch= cinensis L. schmerzen. 13. kasika puro damungu. bei Husten angewandt. 14. to-tonan sambong. Scindapasusper- bei Kopfschmerzen benutzt. tusus Schott. Die Schale einer Schnecke, welche sie lala djo-djo (Chrysostoma Nicobaricum) nennen, wird in einem Stiickchen Kokosnussschale fiber dem Feuer gerSstet, dann zu Pulver zerstampft und mit Kokosnussol zusammengerieben und als Brei zur Heilung der abgeschnittenen Nabelschnur bei Neugeborenen benutzt. Brechmittel, Entbindungs- und Abtreibemittel sind den Eingeborenen unbekannt. Pfeilgift. Sie stellen dagegen ein Pfeilgift aus mehreren Pflanzen her. Zunachst benutzen sie den Rindensaft des omai Baumes (mal. ipu) Antiaris toxicaria, dann den tuba-Strauch (mal. tuba) Derris elliptica, dann daro (ladok), baglai (langkuas) (Alpinia galanga L.) Die Safte dieser Pflanzen werden in Wasser ausgedrtickt, dann wird der Pfeil damit bestrichen, an der Sonne getrocknet und wird diese Manipulation mehrere Male wiederholt. Eine ausfiihrliche Giftbereitung liess ich mir eines Tages von den Eingeborenen selbst zeigen. Sie bedienen sich dabei eines Giftmorsers nebst Klopfer und Pressktrbchen mit Zange. Die Rinde von omai wird abgeschabt dann geklopft, damit sich der Saft aus derselben herauslosen kann, dazu setzten sie baglai und ein Stuck von der Wurzel tuba, beide werden gleichfalls bis zum Entquellen des Saftes

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91 mit dem Klopfer behandelt; weiter ffigen die Eingeborenen noch den Saft der Pfefferschote hinzu. Hierauf wird die breiartige Masse in ein zierlich geflochtenes, kleines Korbchen gethan, welches in ein Bananenblatt gelegt ist und durch eine Quetschzange wird dann der Brei gehorig ausgepresst. Der so gewonnene Saft ist das Pfeilgift 6mai. Die Wirksamkeit deseelben halt sich einen Monat lang auf Pfeilen. Selbst in gut verschlossenen Flaschein zersetzt es sich leicht. Herr Professor Dr. Lewin einer unserer besten Kenner der Pfeilgifte der Naturvolker, hatte die Giite, die mitgebrachte Probe zu untersuchen und teilte mir dariiber folgendes mit:,,Es wurden mir 3 ccm einer gelblichen, diinnen, emulsionsartigen Fliissigkeit in einem zugeschmolzenen Glasrohr iibergeben. Ein Stoff mit glycosidischem Charakter konnte nicht darin gefunden werden. Die Substanz erwies sich als giftig. Nach subcutaner Beibringung von etwa 1 ccm stellte sich bei einem Frosche nach 35 Minuten systolischer Herzstillstand ein."). Von den hier vorkommenden Krankheiten beobachtete Herr Dr. Morris bei einer alten Frau rheumatische Affektion der Gelenke; bei einem Mtidchen eitrige Hautaffektion am linken Unterarm, sowie bei einem kleinen Jungen dieselbe Krankheit zwischen den Zehen; weiter kam uns eine alte Frau mit einem Geschwulst in der linken Bauchseite vor. Ein Mann mit Hautblaschenausschlag (Herpes iris), hier guluk genannt, mehrere Leute mit grossen Flechten, ein Eingeborener mit einem Gerstenkorn, einer mit tiefeiternden Beingeschwiiren und endlich eine Anzahl von Fieberfallen. Eine gute Beschreibung des Malariafiebers erhielt ich von Herrn Dr. Morris, der dieselbe durch einen der Eingeborenen hatte. Zugleich zeigt die folgende Darstellung, wie ein Einzelner die Natur dieser Krankheit beobachtet hat.,,Am anderen Tage ist Fieber, nach zwei Tagen ist es nicht da, (am nachstfolgenden Tage) ist es wieder da. 1) Naheres fiber Pfeilgifte der Mentawai-Inseln findet sich in dem Werke des Herrn Professor Dr. Lewin,Die Pfeilgifte." Beriin 1894. Verlag Georg Reimer.

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92 Wenn Fieber ist,. (fthibt man) Kiilte, es kommt Schweiss, (dann), ist es zu. Ende." Ausser diesen Fallen m6chte ich noch binzutffigen, dass audi die Pocken zeitweise unter den Eingeborenen. grassieren und sie gegen. diese kein He'limittel besitzen. Den Biss einiger Giftscbla-ngen heilten die Eingeborenen friiher durch Aibbinden des gebissenen Gliedes, weiches, dann abfaulen musste. H~iufig steilte sich bei diesem Heilungsprozess ein 7-8tiigiges Deliriuni emn. - Jetzt thun sie nichts mehr' gegen giftigen Schiangenbiss. Ich m~ichte mich jetzt zu einem anderen intere-asanten Gebiet, der Zeitrechnuing der Eingeboreuen, weuden. Eine Einteilung, wie wir dieselbe haben, darf natfirlich nicht boi einem so primitiven Volke, wie die Si ka la-la-gat. der Mentawai-Inseln erwartet werden, denuoch sind ihnen Begriffe fuir dieses Kapitel ethnographischer Forseb unO bekannt. Die Tageszeiten werden von den Insulanern nach dem Stande der Sonn~e unterschieden. Einen Tag, nennen sie go-go'i, Sonnenaufgaing balMa s'ulu, dann 6-7 Uhr pato, Morgen matjitp, Vormittag tago, 9 Uhr vormittags S'uln pu-a~tdlu,-at gou-gou, 1/211 Ubr tabo, 12 Uhr mittags, tugii-rio S'ulu, 2 Uhr naclimittags. gilik S'ulu, 3-4 Uhr nachmittags pa-iniiu-karn gatiti d. h. die Zeit wo Kiaddi bereitet wird, Sonnenuntergaing ba""1a- - sku, Abend, Naclit S'oibo, Mitternacbt thiia m'-6i, einen Monat lago. Fuir die Zeitdauer eines Jabres, sowie ftir Festtage haben sie keinen sprachuichen Begriff. Dagegen unterseheiden die Eingeborenen in dieser Zeitspanne zwei grosse Perioden: rura und agau. Rura, ist die Zeit von 7 Uhr morgens his 7 Uhr abends, in der das Siebengestirn abends im Westen erscbeint und morgens im Osten untergeht; agau. diejenige Zeitspanne, wo von morgens 7 bis abends 7 Uhr die kalaba, der Skorpion am Himmel sielitbar ist. Sie fiflit, in die Zeit der 6 malayischen Monate muharam, sapal, maolut, jethaida, jumi, diawan, die anderen 6 Monate rura (mal. bintang banjak). Die trockene Zeit auf den Insein ist vom Januar bis Juli, die Regenperiode in der zweiten HaIfte unserer Jahresrechnung, von August bis Dezember.

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93 Auch fiber die astronomischen und physikaliahen Kenntnisse der si ka-la lagat konnte ich einiges erfahren. Den Himmel nennen sie ma-nua, den Horizont koilup ma-nua, Tag und Nacht entsteht dadurch, dass die Sonne asul von einem Berge kommt, dessen Name leider nicht in Erfahrung gebracht werden konnte, dann in das Meer, welches an der Erde hangt, untertaucht, um nun wieder den Berg zu besteigen; so wird in ewigem Wechsel dieser Erscheinungen Tag und Nacht hervorgerufen. Den Regenbogen nennen sie luni, Wolken tanai rusa, Morgenrote lafiit. Die Sonne dagegen kommt aus einem Lande, in welchem nur Frauen wohnen, und wurde uns eine Erzahlung von den Stidostwinden dariiber berichtet:,,Es sind Frauen, der Sidost nur ist ihr Brautigam. Wenn el in ihre Geschlechtsteile hineinweht, kommen Kinder. Ihr Speise sind die Himmelssprossen. Kommen die Frauen Morgens, sind die Sprossen zart, kommen sie Mittags, sind sie hart." Beim Mond lago unterscheiden die Eingeborenen genau die Phasen, welche auch wir an demselben beobachten konnen. Neumond lago kina bala, erstes Viertel takap lago si goiso, Halbmond lago si goiso, drittes Viertel takap ma-mutu lago, Vollmond mamutu lago. Der Mond geht auf bala lago; der Mond geht unter bala lago. Den Mondhof bezeichnen sie mit pu-turu-kan. Auch die Erscheinung einer Mondfinsternis ma-rnpat mata-t lago ist den Eingeborenen bekannt. Sie sagen auch dazu ma-ramun mata-t lago. Desgleichen kennen sie die Sonnenfinsternis. Beide flissen ihnen Furcht ein. Griinde, wie diese Naturereignisse entstehen, wussten sie nicht anzugeben. Im Monde sitzt fir die si ka la-lagat ein Mann Namens si kobut, auch dessen Herkunft ist ihnen unbekannt. Von diesem wissen sie eine kleine Fabel zu erzahlen. Er soil ein Tau spinnen, an dem er sich zur Erde herunterlassen will, da aber eine Maus es immer wieder anknabbert, so kann er nicht herunterkommen und so wiederholt sich dieses Spiel jede Nacht. - Die Sterne pa-njannjan sind nach Vorstellung unserer Insulaner - Menschen, und zwar die grossen - Manner, die kleineren - Weiber, die ganz kleinen - Kinder. Fallt ein Stern zur Erde, besuchen sich zwei

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94 Sterne, ein Mann und eine Frau. Das Herabfallen ist das Zuriickkehren des einen Teils in seine Huitte. Die Sterne sind Kinder des Mondes. Eine niedliche Erzahlung dariiber wussten uns die Eingeborenen von diesen Kindern zu geben.,,Die Sonne verspeiste einst Sterne und sagte dies dem Mond, darauf erwiderte derselbe, ich will sie selbst essen, und machte sie fur die Sonne unsichtbar. Nunmehr entstand ein Streit zwischen Sonne und Mond." Sternbilder, die natiirlich in den seltensten Fallen mit unsern identisch sind, gaben uns die Eingeborenen folgende an und versinnbildlichten mir einige durch das Hinlegen kleiner Korallenstiicke. 1. *** talainaa der Skorpion. 2. ** si ka ta-talu tai oko die drei Jungfrauen. 3. * bakala sa koko Unterkiefer des Schweines. 4., si gai-tat Sasa Rotangschnitzel. 5. *** i ka ta-talu birut die 3 Mause. 6. kinapat (mal. uta muri) das Schiff aus 8 Sternen bestehend. 7. si ka ruku-at balu die 8 Spine aus 8 Sternen bestehend. 8. pu-ri-manu das Fischnetz (?) aus 4 Sternen bestehend. 9. so-soat die Lanze aus 2 Sternen bestehend. 10. p6i (mal. taradju) die Waage. 11. kalaba oder muri (mal. bintang kola). 12. sukat (katjoran) der Planet Venus. 13. pa-abai-an (mal. naga) der Drache. Der Regenbogen luni ist ihnen gleichfalls bekannt, eine Geschichte wussten sie dariiber nicht zu erzahlen, wohl aber unterschieden sie an demselben als Hauptfarben rot, griin, weiss. Fur Wolken haben sie die eigenartige Bezeichung Windkot tanai rusa. Sie kommen von den Bergen Sumatras fiber das Meer zu ihnen. Auch fragten wir wiederholt, wer denn die Welt gemacht hitte. Sie batten keine andere Idee davon und konnten uns auch nichts Naheres dariiber mitteilen, wer ihre Inseln gemacht habe, ausser was ihnen aus ihren Sagen bekannt war.

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95 Von den physikalischen Eigenschaften im Weltall waren ihnen Wind ruLa, Sturm rusa ma-ron, Regen uran, Blitz bila, Gewitter, Donner la-lagu, Flut odju, Ebbe ma-lalap odju bekannt. Auch Nebel ki nobut, Thau lo-lo kannten sie, desgleichen starke Erdbeben, welche die Inseln heimsuchen und Hiitten der Eingeborenen zerstoren. In den 6 Monaten des agau ist die Flut stark, wahrend in der Zeit der rura See und Wind angenehm sind. - Von den Himmelsrichtungen kennen die Eingeborenen acht. 1. Norden bara, 2, Nordwesten bara usut iiai, 3. Westen usut nai, 4. Siidwesten sika lalau d. h. die Richtung, nach der das Land liegt, 5. Suiden si ka olak, 6. Sidosten kaiaman, 7. Osten kaiaman mata-t sulu, 8. Nordosten si ka laut d. h. die Richtung, nach der das Meer liegt. Beim Rechnen unterscheiden die Eingeborenen Ganze und Halbe; jedoch ist ihnen von den Brichen nur die Halfte bekannt. Sie konnen bis 1000 pulu-n'otu zhhlen und wird diese Zahl besonders beim Verkauf von Rotang und Kokosniissen benutzt. Soil ein Eingeborener die Aufgabe,,eine ungerade Anzahl Perlen teilen" 16sen, so teilt er zunachst die gerade Anzahl und setzt hinzu, es fehlt eine auf der einen Seite oder es ist eine auf der anderen Seite zu viel. Fur Stuck haben die Eingeborenen das Wort ba und wenden es ofter zur Bezeichnung von Gegenstanden an. Auch ein sogenanntes Quaseleinmaleins besitzen sie, wie mir Herr Dr. Morris sagte. Die bei Handel und Wandel notig werdenden kleinen Berechnungen sind ihnen im Grossen und Ganzen gelaufig, selbstverstandlich dienen ihnen auch die Finger zuweilen als Hiilfe im Zahlen. Einige Zahlenproben, welche ich Herrn Dr. Morris verdanke, mogen hier angefiihrt sein. 1 sara. 8 balu. 2 rua. 9 siba. 3 talu. 10 pulu. 4 apat. 11 pulu sara tara. 5 lima. 12 pulu rua tara. 6 anam. 20 rua-na pulu. 7 pitu. 21 rua-fa pulu sara.

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96 30 talu-ila pulu. 80 balu-fia pulu. 40 apat-fia pulu. 90 siba-ia pulu. 50 lima-i pulu. 100 sa-fi'otu. 60 anam-fia pulu. 200 rua-i'otu. 70 pitu-ia pulu. 1000 pulu-nfotu. In alten Zeiten hat in tai-ba-fma eine Auswanderung stattgefunden. Die alten Leute sind zuriickgeblieben und haben den Ort tai bau-uma d. h. das Haus der Alten genannt. Uber die Entstehung der Erde und der si ka la-lagat konnten wir folgende Geschichte in Erfahrung bringen:,,Es war einmal ein guter Geist mit Namen tai ka-ma-nua, der lebte im Himmel und machte die Erde, die Baume, die Tiere im Walde, die Fische, er machte alles und warf Erde nach Samatra hin. Es waren dort keine Menschen. Tai ka-manua machte einen Mann und eine Frau. Als diese 3 Monate dort waren, fragte tai ka-ma-nua, warum vermehrt ihr euch nicht. Sie antworteten, wir verstehen es nicht. Er antwortete: Ich will euch einen Hund und eine Hundin zeigen, wie die es machen, so miisst ihr es auch machen. Die ersten Menschen folgten dem Beispiel und es wurde eine grosse Bevolkerung. Ein Krokodil sagte zu den Menschen, ihr seid viele, macht eine ka-laba, eine alte Art Prau (Boot). Sie segelten dann nach si Berut, wo sie blieben. Nach einiger Zeit kehrte die Halfte nach Sumatra wieder zurtick und kamen abermals nach einiger Zeit nach si Berut wieder zuriick. Es kam nun ein Vogel manjafg von Pageh baru, dieser verspeiste einige, die wieder von Sumatra mit der ka-laba gekommen waren. Diese kehrten nun nach Sumatra wieder zuriick. Der tai ka-ma-nua sagte zu den Leuten, die in si Berut geblieben waren: Braucht den kabit (d. h. macht euch einen Hiiftschurz aus Baumrinde). Kain (ein kattunartiges Gewebe) braucht ihr nicht mehr, ebenso Eisen. Ihr braucht nicht zu wissen, wie Kain und Eisen gemacht wird, wenn ihr es wissen thatet, wiirdet ihr nicht mit ihren Verwandten zusammenkommen. Nun reisten einige Leute mit der ka-laba nach Pageh baru und liessen dort Leute und kehrten dann nach si Berut zuriick. Als sie dort ankamen, fragten sie,

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97 warum sind nicht viel hier, sagten die anderen, der manjafl hat uns gefressen. Daun kehrte die Prau nach Sumatra wieder zuriick und erzahlte, dass dort so wenig Leute waren. Die Menschen in Sumatra sagten, wir wollen das Nest des manjal suchen. Es war auf einem hohen Baum. Die Leute arbeiteten viele Tage daran, um ihn zu fallen, da sie arbeiten nicht gewohnt waren. Nachts wuchsen ihre Streiche immer wieder zu. Sie machten Feuer an waihrend der Nacht und hieben sie Tag und Nacht. Sie sahen Korperteile aus dem Nest heraushangen. Endlich fiel der Baum, da die Streiche nicht so schnell zuwachsen konnten, wie sie selbige dem Baum zufiigten. Der Baum fiel nach 3 Tagen, als die ka-laba dort angekommen war. Der Vogel flog nun nach einem anderen Baum, wo sie ihn dann schossen, er wurde nur verwundet. Der Vogel flog nun nach Sumatra und starb dort. Als er daselbst ankam, wurde er ein kleines Gewasser." Einen besonderen Wert legte ich bei der Verfolgung meines Reisezweckes in der Sammlung anthropologischen Materials. Leider war es mir nicht Inglich, bei dem grossen Miss. trauen, mit welchem meine braunen Freunde mir in diesem Zweig wissenschaftlichen Forschens entgegenkamen, auch nur eine zweckmassige Korper-Messung, die sich fir diePublikation eignete, zu erlangen. Ich gebe mich jedoch der Hoffnung hin, dass der verdienstvolle italienische Reisende Dr. Mogdigliani, dem es in si ma-toba besser gelungen ist, bald sein anthropologisches Material veroffentlichen wird. Andererseits begtinstigte mich das Gliick, 12 Schadel zu erlangen. Es sind diese die ersten, welche in grosserer Anzahl nach Deutschland gebracht worden sind, und diirfte die Publikation einiger typischer Reprasentanten derselben Interesse in Fachkreisen beanspruchen. Ich hatte dieselben seiner Zeit meinem, um die anthropologische Wissenschaft sich hohe Verdienste erworben habenden Lehrer Herrn Professor Dr. von Luschan fur seine Sammlung geschenkt. Dieser hatte die Gite, dieselben in einem Kapitel zu meinem opus zu besprechen. Ich mSchte nur hier noch anfiuhren, dass die Eingeborenen von mittlerem Wuchs sind, sehr 7 t

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98 schone, weiche Kirperformen zeigen und eine sammtartige Haut haben, die nach der Brocaschen Farbentafel fir Kinder zwischen 36 und 37, fur Jiinglinge, Frauen, Manner zwischen 28 und 43 liegt; natiirlich erscheinen die wenig bekleideten Stellen etwas heller. Einige anthropologische Aufnahmen sollen meine Resultate auf diesem Gebiet abschliessen und verweise ich die geehrten Leser auf die beigegebenen Abbildungen. Beziiglich des sprachlichen Materials mochte ich hier nur einige Eindriicke wiedergeben, da dasselbe ausschliesslich von Herrn Dr. Morris bearbeitet worden ist und dieser seine Ergebnisse in einem besonderen Werk,,,die MentawaiSprache, Berlin 1900, Verlag Conrad Skopnik," ver6ffentlicht hat, worauf ichmeine Leser hiermithinweisen mochte. Weitermochte ich bemerken, dass dieses ausserordentlich interessante Werk zunachst eine Sprachskizze, dann Marchen, Sagen, Ratsel, Gesprache und ein alphabetisches, sowie sachlich geordnetes Wirterverzeichnis nebst Nachtragen enthalt. Mir personlich sei es an dieser Stelle gestattet, Herrn Dr. Morris fir seine sehr fleissige Arbeit, die somit den 2. Band meines opus bildet, hiermit nochmals meinen herzlichen Dank zu sagen. Ich gestatte mir aus diesem Werke nur eine kleine Skizze von einer Erzahlung hier beizufiigen. Die Stammsage. Sie kamen von si Berut, langten hier an (und) griindeten ein Dorf. Da gab es als Nahrung Bananen, es gab als Nahrung Kokosniisse, es gab Baumfriichte. Danach warfen (Teufel) einen Menschen tot, die Teufel hatten nach ihm geworfen. Danach schoss der Priester die Teufel, zwei, ein Weib und einen Mann. Da bara da ka sa Birut, saga sa na, tada lagai. ai-at kan bago ai-at kan toitat, ai-at bua-t kaju. lapa ribai si ri-ma-nua matai s'a-nitu pa-si-ribai. lapa si karai mu-pana s'a-nitu dua, sara si na-nalam, sara si ma-tau. lapa si ri-ma-nua ma-si-ala la

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100 nach holten die Menschen zu trinken aus dem Flusse, (da) schassen (die Teufel sie) tot. Es starben viele, die anderen zogen fort, sie machten sich fort. Es gab keine (Menschen) im Dorfe. Zwei blieben iibrig, ein Mann (und) eine Frau. Danach segelten sie nach tai Barau, dann folgten(die andern), sie kamen nach si Berut, iiefen, (die Leute) kamen von den Dorfern hierher, sich niederzulassen. Danach kamen die Anverwandten hierher sich niederzulasscn. Danach kauften sie das Dorf, sie kauften den Fluss, danach liessen sie sich nieder. si Oban ist der Name des Dorfes; der Name des Menscheq gab den Namen dem Dorfe.]) Seit langer Zeit (sitzen) die Nachkommlinge (hier). Aus. oinan, bob - bob- bob, matai. matai ma-igi sia, tui si bagaii, tui sia ta-ta ka lagai. dua mulaga-i, sara si ma-tau, sara si na-nalaim. lapa gati ladjo tai Barau, tut nailat sia, ii ka sa Birut, soga-i, 6i sia ka lagai, lapa 6i sia ka lagai kudu si na, lapa 6i kai kudu si bu-bua lapa a-da-saki lagai, a-da-saki n-oinan, liipa gati kudu. si Obat oni lagni. oni-t si ri-ma-nua kau oni lagai ma-ulju-t.i bubua. l:ipa. Die Sprache der Mentawai-Insulaner ist eine in Stammw6rtern ungemein bliihende. Es giebt Praefixe, Infixe und Suffixe in ihr. Der Artikel ist si oder tai, was dasselbe bedeutet. Ein gewaltiger Wortreichtum tritt natiirlich in den Dingen und da zutage, wo das Interesse der Eingeborenen sich bekundet. So erinnere ich mich, dass eines Tages, als Dr. Morris K6rperbewegungen notierte, die Eingeborenen fir alle moglichen und unmoglichen Stellungen besondere Namen hatten und meines Begleiters Gymnastik zu Erhartung ihrer Wprte nachahmten. Ausserordentlich geschickt waren die si ka' I) Nach der Herrn Dr. Morris gegebenen Erliauterung meint der Erzahlrer; dass tai Oban seinen Namen davon habe, dass seine Bewohner von dea. einen alten Ehepaare abstamme.

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101 lalagat in ihren vielseitigen Bewegungen, die ihnen der Jagerberuf beim Anschleichen des Wildes oder beim Fischfang auferlegte. Es war ihnen sogar eine gewisse Eleganz in der mimischen Darstellung aller dieser Bewegungen nicht abzusprechen; nattirlich hatten die weichen, geschmeidigen Kirperformen ihren Anteil daran. Einzelne sogar wussten mit bewundernswertem Pathos Geschichten zu erzahlen. Besonders der alte si badja i-otu. Die Worte wurden dann kurz hervorgestossen, was den Ausdruck bedeutend hob; um aber der Darstellung noch eine besonders fesselnde Kraft zu geben, begleitete ein sehr bewegtes Mienenspiel und lebhafte Gestikulation die Erzahlungen. Viel Wert scheinen die Eingeborenen auf eine richtige, gute Betonung zu legen. Es wurden eine grossere Anzahl Manner- und Frauennamen festgestellt, wovon ich nur einige, deren Bedeutung ermittelt werden konnte, hier anfihren mochte. I. Namen von Mannern auf II. Frauen-Namen auf si Kobo: si Kobo: 1. si ta apiderkeinFeuer(hat). 1. si kau die Geberin. 2. si goiso uma der Kleinhaus. 2. ci kaila Huhn. 3. si bolot lulak der Teller- 3. si pa-igi tiboi-at Vielschwatz. lecker. 4. si tu-tu baya B6sherz. 4. si badja i-otu der Altteiler. 5. si lalat lagai Dorfstein.1) 5. si ta i-oba der Unmogliche. 6. si sarak lagai der Dorfstosser. 7. si ton aka der Zieher. 8. sipusu paraderSchwarzarm. 9. si ta i-oba golu der Friedliche. 10. si sara-t oba der nur will. Ihre Fliiche entnehmen sie von Geschlechtsteilen z. B. tilai (aussere weibliche Geschlechtsteile), parat (penis), kuou (prolapsus uteri), lalan (vulva). -- 1) cfr. Max Morris Mentawaisprache, pag. 45-58, ~ 21 Eigennamen.

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102 Auch Witze haben die Eingeborenen; z. B. bezeichnen sic schlechten Tabak mit Witwentabak. Von den Ratseln mochte ich die fir unsere Begriffe verstandlichsten Exemplare anfiihren; z. B. man fragt, was ist das? hier ist's, da ist's, iberall, wo ich will, zeigt mit dem Zeigefinger nach verschiedenen Richtungen bin. Losung der Finger. Ferner: Man hat's ausserlich und sieht's doch nicht. Die Ohren sind gemeint, bei der Voraussetzung, dass die Eingeborenen friiher keine Spiegel kannten. - Besondere Namen haben sie noch fir Weiber, welche nit anderen Mannern anbandeln sitjo, fur eine Diebin manako, fir eine Giftmischerin Si pa-nanai. Ein besonderes Zimmergewerbe ist bei den Eingeborenen nicht vorhanden; vielmehr werden die Hauser unter Zuhiilfenahme guter Freunde und Verwandten von dem Interessenten und dessen Familienangehorigen errichtet. Da die Hiitten ausschliesslich aus Balken von Holz und viel Bambusrohr hergestellt werden, so kennen sie die Thatigkeit eines Maurers nicht. Beim Bau des grossen Hauses ftir das Dorfoberhaupt helfen die Gemeindeglieder mit. Die typische Form der Hauser ist der Pfahlbau. Die kleinen Familienhauser stehen auf 8-10 Pfahlen von 2,50 bis 3 m Hohe und sind in ihrer Grundflache rechteckig gehalten. Eingekerbte Baumstamme fihren als Treppe iiber eine kleine Veranda zu dem einzigen Raum, den sie enthalten. Im hinteren Teil desselben befindet sich der gleich mit dem Hause eingebaute Kochherd, welcher das wesentlichste Reprasentationsstiick der Hauslichkeit ist. Der Fussboden ist aus Bambusstaben hergestellt, das Dach oft mit schon ausladenden Giebeln aus Atap d. h. mit den starken Blattern der Nipapalme gedeckt. Unterhalb des Daches werden die Hausgerate placiert, wahrend der unter dem Hause befindliche Raum, welcher von den Pfahlen begrenzt wird, fur das Aufhangen kleiner Kafige oder zur Aufbewahrung von Brennholz bleibt. Bei reicheren Leuten ist er noch umlattet und cient als Stall fir das schwarzgraue, unansehnliche Borstenvieh, welches mehr

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/ I!i. I, I I -' I~ ~" I Kochherd in der Sammlung des Kgl. Museum fCir Volkerkunde Berlin.

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104 wilden Schweinen als zahmen Hausgenossen iihnlich sieht. Die Pflocke, welche die Balken zusammenhalten, uiberhaupt den Hauptverband des Hauses bilden, sind Tierformen, besonders Viogeln nachgeahmt. Es werden folgende Bauarten unterschieden: das grosse oder Hiuptlingshaus uma s'a-bau, das kleine Famlilienhaus lalap und das Haus fir junge Leute, in welchem sie mit ihrem Madchen hausen, rusuk. In den Garten der Eingeborenen haben sie zwei Arten Hauser. Das sicbtbar gebaute sapou si mabuak und ein versteckt liegendes sapou kanu. Im ersteren kochen sie Essen und haben ihre Geratschaften zum Landbau darin, das letztere ist sehr klein und dient den Eingeborenen als Rendezvousplatz des Abends; hier kommt Mann und Frau oder Junggeselle mit seinem Madchen zusammen; es enthalt weiter nichts als eine Lagerstitte fur zwei Personen, um dort Schiferstunden zu geniessen. Es iihnelt in dieser Beziehung dem netten, allerliebsten rusuk in den Dorfern. Besondere Mischstile in den Bauten giebt es in si Oban nicht. Der vornehmste Ban natiirlich im Dorfe ist,,das grosse Haus ". Es ist Eigentum des Dorfoberhaupts und gewohnlich von 50-60 m Lange bei einer Breite von 12-15 m. Thatsichlich ist ein solcher Ban nur ein kolossales Dach (sogenanntes Satteldach) mit gewaltig ausladenden Giebeln, welche neben Grosse die charakteristische Zier des Hauses ausmachen. Die Diele ist von Bambusstaben oder rohen Brettern hergestellt, auf derselben erheben sich niedere. kaum nennenswerte Wande mit fensterahnlichen Luftlochern. Im Innern befindet sich dann die Balkenkonstruktion, welche das massige Dach tragt. Der Hauptbalken im Hiuptlingshause ist stets schon ornamentiert. Je nach den Verzierungen nennt man diesen Balken; z. B. schmicken ihn Tiere, wie der Hirsch, dann heisst er karakat oder tulaf-an isa-sa auch si ma-sura. Sind Affenarten in demselben eingeritzt, dann giebt es tulaii-an djodja (xinku) tulafi-an ma djapdjam (eine Affenart, die in Sumatra nicht vorkommen soil), tulan-an sitau (monjet baharu), tulah-an bilou (Gibbon). Weiter giebt es von den mit Tieren gezierten Balken tulah-an gougou (Hahn), tulah-an

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106 sa koko (Schwein), tulaf-an manjori (Adler, Falke), tulai-an tua (mal. puxung) endlich noch tulan-an labai (Reiher). In Pageh tenga sollen die Balken nur mit taka arigi d. h. Ornamenten verziert werden und finden sich eingeschnittene Tierfiguren bloss an den Wanden. Ausserdem zeichnet sich noch das grosse Haus durch eine Anzahl von Frauenkammern, 3 oder 6, aus, die nach der Hinterseite des Hauses liegen und daselbst durch einen Gang getrennt zu je 3 liegen, dieser fiihrt zur Ausgangsthiir auf die Veranda; ebenso ist neben den vier Hauptthiiren des Hauses noch auf jeder Seite der Kammern eine Thur zur Seitenveranda. Uber die innere Einrichtung.habe ich bereits im Kapitel 1 gesprochen. An dieser Stelle mochte ich nur noch einige Worte tiber den Bau eines solchen Hauses mit den damit verbundenen Zeremonien hinzufiigen. Es beteiligen sich an demselben die Anverwandten, sowie Dorfleute, auch der rimata selbst und si karai. Zunachst werden mehrere 8-10 Fuss hohe Pfihle als Unterbau des Hauses, auf dem es zu stehen kommt, in das Erdreich gegraben. Diese Pfahlanlage hat den Zweck, das Gebaude bei Uberschwemmung zu schiitzen; ebenso konnen wegen der auf den Inseln herrschenden Feuchtigkeit die Hauser nicht auf dem Boden gebaut werden. Um in das Innere zu gelangen, fuhren je nach der Entfernung voin Ufer mehr oder minder grosse Laufbriicken, die desto niedriger werden, je mehr sic von den Hausern entfernt sind. Der Aufbau eines solchen Hauses dauert oft 2 —3 Jahre. In si Berut herlrscht der Brauch, wenn ein neues Haus erbaut worden ist, dasselbe durch ein Menschenopfer zu weihen. Eine Anzahl Bewaffneter eines Stammes zieht aus und sucht sich ein Opfer im Nachbarstamm, welchem der Kopf, die Arme und Beine abgeschlagen werden. Diese drei werden dann in dem neuen Hause 3 Tage lang aufgehangen, dann zur Begrtibnisstatte gebracht und dort niedergelegt. Wahrend der Brustkorb des Erschlagenen dadurch zerstUickelt wird,^dass jeder der Ausgezogenen hineinschlagt. Jeder Kopf, ob Mann Frau, Kind, ist als Einweihungsopfer den Insulanern genehm.

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107 Als Wahrzeichen schneiden sie denselben in einem der Pfosten der Hausthiir ein. In si Oban herrscht die Sitte der Kopfjagerei nicht mehr. Alle verheirateten, sowie ledigen Manner gehen abends, nach Eintritt der Dunkelheit, 6-1/27 Uhr, nach dem grossen Hause, wo sie eine Schlafstatte unter einem Moskitonetz finden. Den Gebrauch dieses Netzes, sowie den Stoff dazu haben die Eingeborenen von den chinesischen und malayischen Handlern kennen gelernt. Gewohnlich bleiben die Manner 2 Stunden im Hauptlingshause, gehen dann nach ihrem eigenen zuriick, oder nach dem rusuk, wie es die Junggesellen machen. Auch Frauen schlafen im grossen Hause zuweilen, wenn es ihnen gefallt. Treffen sich nun mal zwei Leute dort zusammen, von denen einer der Bruder seiner Schwester ist und diese von dem anderen geliebt wird, dann richtet der Liebhaber es so ein, damit der Bruder nichts erfahrt, dass der andere nachts zu seiner Schwester gehen will, dass sie auf entgegengesetzten Seiten zu schlafen kommen, damit einer den anderen nicht gleich sehen kann, wenn er fortgeht. Ist nun ein Hauptlingshaus mal im Laufe der Jahre baufallig geworden, so dass sich die Notwendigkeit eines Neubaues geltend macht, dann wird nach einem geeigneten Bauplatz gesucht und dem Besitzer des betreffenden Stuck Landes einfach gesagt, wir wollen auf deinem Grund und Boden ein neues, grosses Haus errichten. Ohne jedwede Entschadigung hat dann der Eigentiimer des Grundstiicks dasselbe unentgeltlich abzutreten. Frauen beteiligen sich nicht bei den Arbeiten zum Hausbau. Aus dem alten Hause werden dann samtliche Fetische, wie ka caila, die an einen Thiirpfosten gebunden wird, dann die geheiligten Hirsch- und Affenschadel, die Schilde der Schildkroten, dann die grossen Musikinstrumente, wie ka tauba, tudikat, goi und buluan hiniibergebracht und an bestimmten Platzen wieder placiert. G an ze D orfanlagen. Die Dorfanlagen sind vollkommenunregelmassig ohnejedwede Strassenanlage. Typisch istbeiihnennur,

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108 dass sie weit aufwarts des Flusses liegen, damit die Bewohner sich gegen rauberische Einfalle schiitzen und besser im Fluss baden konnen. Ein Eingeborener fiihrte mir noch als Grund fiir diese allgemein herrschende Anlage der Dorfer an, dass diese vorherrschende Lage auch fdir die primitive Schweinezucht besser sei, da die Schweine nicht im Meerwasser baden diirfen, well es sonst keine Ferkel giebt. Die Eingeborenen aller Inseln leben flussaufwarts am Ufer und nicht im Innern des Landes. Dasselbe ist vielmehr von dichtem Urwald beschattet. Ganz ohne Zusammenhang mit der Dorfanlage findet man im Walde ifters grosse, lange Schuppen, gewohnlich in der Nahe des Meeresufers, worunter die Eingeborenen bei grossen, allgemeinen Fischziigen ihre Fische aufbewahren oder rosten; ebenso sind die Bootsschuppen am Flussufer entfernt vom Dorfe isoliert angelegt; endlich bilden noch die kleinen entferntliegenden Garten der Eingeborenen wieder Siedelungen fiir sich. Die Grosse der Dorfer ist nattirlich auch sehr schwankend und richtet sich nach der vorhandenen Anzahl der Familienhauser lalap; diese konnen die si ka la-lagat in der Regel besser angeben, als die vorhandenen rusuk's. In tai banuma sind z. B. 25 Stuck. Der Grund ist darin zu suchen, dass die Leute wissen, in wie viel Teile ein Affe beim panan geteilt wird, da nir die lalap-Bewohner davon erhalten. Ist jedoch in einem solchen Familienhause der Mann oder die Frau gestorben, erhalt die Hiitte keinen Anteil von den dem punan geweihten Tieren. Auch kennen die Eingeborenen nicht Kommunaleigentum; bei ihnen giebt's nur Besitztum und besitzloses Landr wozu die Berge und hoher gelegenen Urwaldstticke an den Lehnen der Berge oder wohl besser gesagt Hiigelketten gerechnet werden. Aborte. Dass die hygienischen Anschauungen bei einem Volk, wie die Mentawai-Insulaner, auch noch sehr derVerbesserung bedirfen, mag nicht tiberraschend klingen, zumal der geehrte Leser aus all den vorangehenden Seiten bereits zu der Erkenntnis der Primitivitat des Volkes gekommen sein dirfte. Es wird deshalb nicht unglaublich klingen, wenn ich berichte, dass

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109 die Eingeborenen die Anlage von Aborten nicht kennen; und dennoch haben sie eine vorziigliche Einrichtung, die billiger und ebenso gut wie unsere Kanalisation funktioniert, sie bedienen sich des einfachsten Schwemmsystems der weiter zum Flusse sich heraufbewegenden Flutwelle, welche alle Exkremente dem Meere zufiihrt. Etwas boser siehts jedoch in den Dorfern mit der Fortschaffung von Asche und Kehricht aus; dieser bleibt einfach vor oder unter der Hiitte liegen, wo er gerade hingeworfen wird; dass sich dabei allerlei wenig parfiimose Geriiche in einem Dorf breit machen, geniert die Eingeborenen wenig; so war's seit alten Zeiten, sagte mir ein alterer Mann, und so wirds wohl auch noch fiir unabsehbare Zeit bleiben - eine Logik, die wir ja bei uns auf dem Lande auch noch ofters antreffen. Regelrechte Befestigungen sind den Leuten unbekannt gewesen, sie kennen nur das Sperren des Flusses durch hineingelegte Baumstimme, wenn sie angegriffen werden. Was nun die innere Einrichtung eines typischen Hauses betrifft, so besteht dieselbe aus einem einzelnen, grossen Raum, an dessen hinterer Wand sich der mit dem Hause engverbundene, unverriickbare Kochherd befindet, welcher das Hauptinventarstiick einer mentawaischen Einrichtung bildet. In den Nahten des Atapdaches stecken eine Menge neuer Pfeilspitzen, welche als Vorrat dort aufbewallrt werden. Hiibsch geflochtene Korbe, die gewohnlich an Dachlatten mittelst einer Rotangschnur befestigt waren, Sagobehalter aus einfachen Bambusrlohren, Beile mit importierten Eisenteilen, auch Feilen erginzten die Hausgerate. Zur weiteren Komplettierung gehort auch ein sehr beliebtes Musikinstrument la-liga, bestehend aus 4 ca. 1 Fuss langen Holzern, die auf die Oberschenkel gelegt und dann mit 2 Schlageln geschlagen werden. Trotz der Monotonie des Klanges hatte gerade die ungemein primitive Art derHerstellung, sowie die einfacheTechnik des Spiels, mit der die oft willkirlichenWeisen zur Geltung kamen, fiir mich einen besonderen Reiz. Ferner sah ich noch Loffel aus Kokosnussschalen, Feuerzangen aus Bambus, ebenso Haarauszieher von gleichem Material. Als Schlafstatte dient eine latten I.

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ll1 artig angefertigte Matte. An dem Hauptbalken befestigt, ist der kleine Hausfetisch, die ka caila; als weitere Ausschmiickung des Raumes dienen auch die Riickenpanzer von grosseren Taschenkrebsen, sowie der Schnabel des Nashornvogels. Manch. mal werden die Hausgerate durch kleine Kerbschnitzerei verziert, jedoch selten; auch eingeritzte Ornamente findet man bisweilen auf den Bambussachen. - Eine besondere Zunft der Besenbinder giebt es nicht, da alle Leute Hausgerate fertigen kSnnen, so auch Besen, deren Haare aus (mal.) pohon kaju hergestellt werden. Als Schluss des III. Abschnitts mochte ich die Kunst der Mentawai-Insulaner zu schildern versuchen und mich zunachst dem einfachsten Grundbegriff derselben, des Stils, zuwenden. Bei naherer Betrachtung dieses Wortes fillt uns wieder ein, dass es seinen Stamm in dem griechischen stylos-Griffel hat und somit die Art und Weise bezeichnet, in der ein Gegenstand durch diesen zur Anschauung gebracht wurde. Die unmittelbaren Erzeugnisse des Griffels sind die geschriebenen und gemalten Werke, im weiteren Sinne iibertragen nennen wir stilvoll die Architektur, Sculptur und Musik. - Dass der Stil in den verschiedenen Landern unter dem Einfluss des Klimas, Materials, den Bildungsgrad eines Volkes und des Einzelnen verschieden ist, versteht sich von selbst. Im asthetischen Sinne ist stilvoll nicht immer gleichbedeutend mit schtn; stilvoll ist aber immer charakteristisch. Der Buffonsche Ausspruch,le style c'est homme" hat somit in letzterer Beziehung seine voile Berechtigung. Bei den Mentawai-Insulanern liegt nun die Force ihres Stils in linearischen Figuren. Die Frage iiber die Entstehung des Ornaments hat man friiher sehr leicht genommen, wlhrend man heute mit anthropomorphen, zoomorphen, biomorphen, physicomorphen Elementen rechnet. Es giebt in der Kunst von Naturvolkern keine geometrischen Ornamente, sondern linearische Figuren. Sobald Ornamente auftreten, denken sich Naturvolker etwas dabei. Sie interpretieren oder symbolisieren das Muster. Die Kunst der Eingeborenen, wenn man fiberhaupt im Sinne einer solchen von derselben reden mochte, findet demnach

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112 gleichfalls ihre hochste Entwicklung in linearischen Figuren. Da sind es besonders die taka arigi, die Verzierungen des Hauptbalkens der grossen Hauptlingshauser, neben diesen, aber primitiver, finden wir Tiere in eingeritzter Manier, auch als Flach-Relief auf Thuiren als Verzierung. Auch verstehen die Insulaner, aus dem Wachs wilder Bienen Tiere roh nachzuformen und kleine Ornamente zu bilden; aus dem gleichen Material verzieren sie mit Perlen und roten Fruchtkornern zuweilen die Deckel ihrer Pfeilkocher. In der Schnitzerei sind es Griffverzierungen von Loffelstielen und Pflocke, welche einzelne Balken im Hause zusammenhalten, denen namentlich Tierformen gegeben werden; auch verstehen es die Eingeborenen, in den Puppen ihrer Kinder die menschliche Gestalt roh nachzuahmen, Vogel aus Holz zu schnitzen, die sie zur Verzierung ihres Heims benutzen. Weiter ritzen sie in den Waitden ihrer Hauser oft kleine Abbildungen von Tieren oder Ornamenten ein, letztere finden sich auch noch an den Enden der Bogen und haben dort besondere Bezeichnungen. Beziiglich der taka-arigi, der Hauptzier im grossen Hause, ist zu erwahnen, dass in diesen die Spirale die weitausgepragteste ist; besonders sah ich sie noch in derForm des laufendenHundes, jenes reizenden Ornaments, welches die alten Griechen schon so vorteilhaft zu verwenden wussten. In si Berut giebts auch sogenannte ta lan-an oder kara-kat si ri-ma-ma d. h. Menschenbalken, welche mit Schadeln verziert und auf denen Menschenfiguren eingeritzt sind, ebenso Hirschbalken mit Abbildungen dieses Tieres. In den Blattern aus dem Zeichenbuch der Mentawai-Insulaner habe ich versucht, die verschiedenen Formen und Auffassungen der Eingeborenen, wie sie selbige zeichnerisch wiederzugeben vermogen, fixieren zu lassen. Ich mochte jedoch bemerken, dass sie die Kunst des Zeichnens mit einem Stift oder einer Feder nicht kennen, sondern nur durch Einritzen mit scharfen Gegenstanden. Auch ist es nicht statthaft, (ta kai-kai-kai), dass Manner Frauen abbilden durfen. Zu der Kunst im weiteren Sinne rechne ich noch das Tatowieren, wo

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~n-i )~~ ~.~;:' x * `~9 I r~ 6i m'-aila.

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114 rauf ich in einem besonderen Abschnitt noch einzugehen habe; ferner das Filieren, Flechten, welches durch Korbe und Kafige reprasentiert wird, ebenso das Herstellen kleiner Boote, Hauser, erstere fur Kinder, letztere, wie sie dieselben fur uns machten. Endlich sind einige Insulaner noch hervorragende Portraitmaler. Ich hatte dem Instilaner si m'-maila (d. h. der Verschamte) eine Sitzung gewahrt und wird die Kunst seines Stiftes, welcher ein Konterfei von mir entwarf, alles andere besagen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt dtirfte es an dieser Zeichnung interessant erscheinen, auch hier die alte Beobachtung bei Naturvilkern zu machen, dass sie die Zahl der Zehen und Finger sehr rigoros behandeln. Fiir gewohnlich ist die Zahl 3 vorhanden; eine Formenwelt als solche ist fur die Naturvolker noch nicht vorhanden. IV. Das tagliche Leben der Eingeborenen. Vorrichtungen zum Feuermachen. Ich mochte mich jetzt mit meinen Betrachtungen dem taglichen Leben der Eingeborenen zuwenden und zunichst die Vorrichtungen zum Feuermachen berihren. Das Herdfeuer spielte ja schon in alten Zeiten bei Agyptern, Griechen, Romern ebenso wie bei unseren Vorfahren eine Rolle in ihren heidnischen Begriffen, auch auf den Mentawai-Inseln finden wir Gebrluche, die des Erwahnens wert sein diirften. Zum Feueranziinden benutzen die Eingeborenen alle moglichen Holzarten. Noch heute wird das Feuer angerieben; es geschieht dies derartig, dass sich ein Eingeborener hinhockt und mit seinen Zehen ein Stiickchen Holz festhilt, in welchem er eine kleine Hohlung gemacht hat. In diese setzt er ein anderes Stbbcllen diinnen Holzes, welches er quirlartig mit beiden Handen dreht. Durch die Reibung beider Stabchen entsteht

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2 Alfred Maass nach einer Zeichnung des Eingeborenen 'Si m'-aila. 8*

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116 ein brauner, feinpulverisierter Staub, welcher zu glimmen beginnt und dann zum Feueranmachen benutzt wird. Gewohnlich bedienen sich die Eingeborenen hierzu des Holzes vom Upasbaum omai (mal. ipu) Antiaris toxicaria. Die hier eingefigte Abbildung zeigt eine typische Darstellung, wie das Feuer durch einen Eingeborenen angerieben wird. Wollen sich die Eingeborenen nicht der Mihe unterziehen, auf die beschriebene Art Feuer zu gewinnen, suchen sie sich es vom Nachbar zu verschaffen. Fur gewihnlich erhalten sie das Herdfeuer unter der Asche glimmend, damit sie es auch nachts schnell finden konnen, um beim Bedarf grosseres Feuer dann schnell anzufachen. Ziindholzer nach schwedischer Art sind bereits auf der ganzen Gruppe bekannt und stammen aus japanischen Fabriken. Ich fand in si Oban zwei Arten vor, welche ich spater noch in der Beschreibung meiner grossen Sammlung fur das Konigliche Museum fir Volkerkunde in Berlin erwahnen werde. Die Eingeborenen unterscheiden Herd-, Warme- und Rauchfeuer; ebenso kennen sie den Gebrauch des Feuersteins und Eisens, welche beide importiert werden. Die Art und Weise, das Feuer anzureiben.

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117 K o c h g e sc h i rr. Ausserordentlich primitiv ist das Kochgeschirr der si ka la-lagat. Es besteht aus einer Anzahl grtiner Bambuscylinder, welche, sobald die Mahlzeit gar, aufgespalten werden; ein paar Napfe aus Kokosnuss, aus ebensolchem Material gefertigte Loffel, sowie einige Holzschiisseln, ist eigentlich alles, was die Insulaner bediirfen. Einigen Wandel, natiirlich durch Einfiihrung von irdenen Napfen, Tellern hat hier und da der Tauschhandel schon gezeitigt, doch gilt dies heute noch fir wenige Ausnahmen und finden wir dergleichen Gegenstande hauptsachlich beim rimata. Bestandteile der Nahrung. Von den Bestandteilen der Nahrung dirften die wichtigsten das Salz und das 01 sein. Ursprtinglich salzten die Insulaner ihre Speisen durch Kochen mit Meerwasser, da sie die Gewinnung des Salzes durch Verdunsten aus demselben nicht kennen; erst der Handel schaffte hierin wieder eine Neuerung, indem er durch malayische Handler von Sumatra aus das Salz einfiihrte. Dagegen wissen die Eingeborenen aus den Kokosniissen 01 zu gewinnen. Die Bereitung geschieht auf folgende Art: Die Kokosniisse mit ihrer griinen Schale werden auf einem zugespitzten Stuck Holz gespalten und so von ihrer ausseren Umhiillung befreit. Dann wird der Kern freigelegt und die in demselben befindliche sogenannte Kokosmilch ausgelassen. Nunmehr wird das zarte, weiche Fleisch auf einer Raspel, die aus der Blattrippe der Kokospalme hergestellt ist, gerieben und dann tichtig mit den Handen ausgequetscht. Der dem Fleische entquellende weisse Saft in einer Schale aufgefangen und bis zum Einkochen gebracht. Das 01 scheidet sich aus und die Kokosnussreste, welche sich eventuell noch im Saft befinden, bleiben als Grieben auf dem Boden zurick, wahrend das 01 abgeftillt und in Bambuscylindern verwahrt wird. Die Eingeborenen verstehen nur zu kochen und ihre Fische zu rosten; braten k6nnen sie nicht. Die tagliche Speisekarte. Im weiteren Verlauf meiner Schilderung diirfte es dem Leser nicht uninteressant erscheinen,,

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118 wenn ich ihn jetzt mit der tiglichen Speisekarte der Eingeborenen bekannt mache. Dass sich gcradc fUr den vcrw~ihntcn Magen eines Gourmand Genfisse in dem Speiscrepertoir der Si ka Ia-LIdgat befinden, m6chte ich nicht behaupten, dennoch aber liefert ihrc Inset Freuden fuir den Gaumen, die dem, Reisenden eiii schr angenehmes Aquivalent neben seinen Konserven und dem unumgianglicben Reis bieten. Da sind es besonders eine Anzahl kleiner zarter Seefische 1. tabat (mal. tamban) und Krabbcn, 2. tu-tuuit (udang sai), neben den -wohlschmeckcndcn Banancii und der Papaja. Die Hauptnahrungsbedtirfnisse der Eingeborenen bestehen aus Friichten, Fischcn, Krcbscn, Muschcln und dcii ihnen heiligen Ticren. Von Friichtcn bcnutzen sie folgende Arten: Sago, Kladdi, iaikiit (mal. ubi giigi) (Batatas edulis); Bananen bago (Musa paradisica) kennen sic in 6 Artcn; wilde Ananas, Papaja 'Si kailo; Kokosnutisse toitiut (mat. pohon kiappa) (Cocos nucifera); lamodo6 (mal. pario) cine Schwammkiirbisart (Luffa acutangula) mit bitterem. Saft, aus welcher die roten Kernc gcgcsscii werden. Von Fischen dienen ihncn zur Nahrung: Besonders die schon erwiibntc klicine Art tabat (mal. tamban), dan kapala (inal. nauin), mitira (mal. galamba), labo (mal. katumbang), katu-tu (mal. alu alu), cine Art Sardelic oder Mcci'ischc (Sphyriina), Sou-Sou (todak) Sdgcfisch, kfirat (mal. kcrapu) (cine Art Serranu's) Siigcbarsch, Si maiia (in) dcr Haifisch, Si butii bava (maL. belanak~) Meeriische oder djumpill (Seebarbe), pa-Sii-Siffiau (arau), Si ma-rou (mal. mukui), lukuk (mal. garapu), iba mofta (mal. badac), padaman (mal. tjanku), Si maitlip (mal. baja-n), surou tiii-tiii (mal. ambu ambu), der Bonite din Thunfisch (Thynus pelarnys L.), dod-dod (mal. kerung-kerung), kirip (mal. matjo), kainas'ai (mal balana) Meerusche; barugai (mal. gagu), ilak (mal. panjan) AaI, golak (mal. limii) ciuc Art Seelaal, takii laiiiri (mal. bona), kailaa (mal. tadji-tadji), pa-mui-m-a-a (mal. marang) cmn flunderf~irmiger Fi seli, tutuk tai-tuii (mal. supi-supi), ladjari (mal. stu), buluk kold (mal. bal~dang), poi (mal. pari-pari) Roche, udun

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119 an) (mal. kio-kio), si mi-mii (mal. kurau) (Polynenus), ma-sa-sa (mal. sikik kare). Von Krebsen lassen sich die Eingeborenen folgende gut schmecken: tu-tu (mal. udang gala), tu-tu-it (mal. udang sai). Von Muscheln geniessen die Eingeborenen mehrere Arten von kopak (mal. lokan bakau) Name fur Muschelarten der Gattung Tapes und Spondylus. Trotz der Reichhaltigkeit an Nahrungsmitteln verschmahen es die Insulaner nicht, auch noch Haarliuse und eine dicke, fette Larvenart zu geniessen, die unseren Engerlingen gleicht und von einem Kafer njuk-njuk (buang), einer grossen Maikaferart, abstammt. Als ich einem Eingeborenen meinen Abscheu gegen das Essen von Liusen auszudriicken versuchte, antwortete er mir ganz treuherzig:,,Wir essen die Lause, weil sie unsere Kinder essen." In der Regel werden dieselben von den Eingeborenen nur mit den Zihnen zerquetscht und dann ausgespieen. Im allgemeinen werden von ihnen 3 Mahlzeiten am Tage eingenommen und zwar des Morgens 7 Uhr, mittags 12 Uhr und abends 5 Uhr. Zum Dejeuner (ina-kom matjap) giebts Kladdi mit geriebenen Kokosniissen dariber und Fische; trinken thun die Eingeborenen nichts dazu. Das Mittagsmahl (mu-djarut tago) besteht aus gekochten Bananen mit Kokosnussmilch, die mit dem geriebenen Fleisch der Kokosnuss gemischt werden. Serviert wird dies Gericht auf einem zusammengefalteten Bananenblatt und dann ausgeloffelt; gewvohnlich verspeisen sie dieses Mahl in ihrem Garten. Abends (ma-kom soibo) giebts dann Klosse (subat) von gekochtem Kladdi mit geriebener Kokosnuss; auch bevorzugen die Eingeborenen ein Gericht si bogdjan von gar gekochtem Sago unter Zusetzung von Kokosnuss mit etwas Wasser. -- Neben diesen Hauptnahlzeiten giebts auch noch solche in der Zwischenzeit, jedoch sind diese ganz der Willkiir der einzelnen iiberlassen. - Kommen grossere Sticke, wie z. B. im panin Hirsch, Affe, Schwein oder Schildkrite zur Bereitung einer Mahlzeit vor, so werden diese auch in Bam

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120 busbehaltern gekocht und sehr zerkleinert, um die Verteilung dann an alle Familienhauser bewirken zu konnen. - Fleisch kochen sie nie mit Pflanzennahrung zusammen. - Ist z. B. ein Affe geschossen worden, wird er tiber Feuer gehalten, abgesengt, dann aufgebrochen und ausgeweidet, gewaschen und gereinigt, dann geteilt und in Bambuscylindern gekocht mit etwas Wasser; ist er geniigend gar, setzen die Eingeborenen ein bischen Meerwasser zu, um das Fleisch zu salzen. Noch gr6ssere Tiere, wie der Hirsch, werden auf ein rollenartig eingerichtetes Gestell gelegt, auf dem sie beim Absengen hin und her gezogen werden konnen. Gebotene und verbotene Speisen. Alle Tiere, die eines natiirlichen Todes sterben, diirfen von Verheirateten nicht gegessen werden, wohl aber von Junggesellen und Madchen, Witwern oder Witwen; wenn ihre Kinder leben, diirfen auch sie gefallene Tiere nicht essen, dagegen ist ihnen gestattet, wenn sie keine Kinder haben, die gestorbenen Tiere zu geniessen. Stirbt zum Beispiel ein Schwein im Dorfe, darf es nur von den Unverheirateten verzehrt werden und von den kinderlosen verwitweten Leuten. -- Ein besonderes Vorrecht in Speisen geniessen weiter die Junggesellen; sie diirfen Eichhornchen, zwei Schildkrotenarten, Leguane, Schlangen, tote Hiihner, auch wenn sie diese Tiere tot finden, essen. Den Verheirateten sind die benannten Tiere verboten, weil sie von dem Genuss derselben krank werden. - Das Essen kann von beiden Teilen einer Ehe gekocht werden, aber es ist gebrauchlich, dass es die Frau in einer Haushaltung bereitet. Tabak. Zu den weiteren Genussmitteln der Eingeborenen zahlt der Tabak (uba). Die griinen Blatter desselben werden am Feuer auf Gestellen mit Namen si lana getroknet, dann in armdicke Bambusbehalter hineingepresst und bleiben so 1-2 Jahre im Hause stehen, um eine Art Fermentierungsprozess durchzumachen. Da die Insulaner leidenschaftliche Raucher sind, so kommt es auch vor, dass die getrockneten Blatter gleich benutzt werden. Natiirlich ist der von ihnen gewonnene Tabak kein erstklassiges Gewachs; die Hauptsache ist bei ihnen, dass

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121 es raucht; als Deckblatter benutzen sie grine Bananenblitter. - Die von den si ka li-lagat so gewickelten Cigarren haben dann im frischen Zustande den respektabelen Durchmesser von 2-21/2 cm, wahrend das Mundstiick breit gekaut wird. In alten Zeiten waren Tabakspfeifen in si Oban bekannt, heute sind sie verschwunden. Den Tabak bauen die Eingeborenen in ihren Garten in kleinen Parzellen an und sie legen nur darauf Wert, dass er durch Ausziehen des Unkrautes von demselben freigehalten wird. Schnupfen und Kauen des Tabaks ist bei ihnen nicht Sitte, dagegen rauchen lManner, Frauen und Kinder. Alk o h oli k a. Ein grosser Segen fir die Eingeborenen ist es, dass Alkoholika nocli nicht auf den Inseln ihrenEinzuggehalten und die Regierung mit unnachsichtlicher Strenge Ubertretungen fahnden wiirde: andererseits der verhailtnissmaissig kleine Tauschhandel und die genaue Kenntnis des Regierungs-Agenten von samtlichen handelnden Prauen dies Verbot nach besten Kraften unterstitzt, wozu noch seine strengglaubige Religionsanschauung als Anhanger des Propheten gleichfalls wesentlich beitragen diirfte. Dagegen wissen die Eingeborenen aus dem Rindensaft von paola auch poula (mal. pohon anu anu) der Arengpalme (Arenga saccharifera) ein siisses, nicht berauschendes Getrank zu machen. Lampen, Leuchter, Fackeln. Zur Beleuchtung ihrer Raume bedienen sich die Eingeborenen einer Anzahl Fackeln, aus verschiedenem Material hergestellt; in neuester Zeit sind auch von Haindlern kleine Glaslampchen palitoat mit Docht, (einfach gedrehtem Volldocht,) ffir Kyrosin tula polak oder Kokosnussol eingefiihrt worden, doch kamen dieselben noch sehr vereinzelt vor. Leuchter habe ich niemals gesehen, auch sind dieselben den Eingeborenen wohl unbekannt, da wir ihnen erst einige Lichte schenkten. Die Benutzung der Fackeln kisou geschieht in und ausser dem Hause und habe ich bereits an verschiedenen Stellen dieselben erwahnt, sowie beschrieben. Korperpflege. Auch der Kiirperpflege widmen die Eingeborenen einen grosseren Teil ihrer Zeit. Oben an in hygienischer Beziehung stehen die Flussbader. Sie baden bis zu

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122 funfmal des Tages. Das letzte mal um 6 Uhr abends nur im Fluss, der sich langsam an ihlem Dorfe vorbeischlingelt. Nach dieser Zeit noch zu baden, halten sie aus religibisem Bedenken nicht fir ratsam, da dann der S'a-nitu ihnen ctwas b6ses zufiigen und das kiicat die Seele mit einem Messer verwunden konnte. Dieses wiirde dann dem Arzt Si kiiriai sagen:,,Ich bin verwundet", welcher nun helfen muss, umn das Leben des so gefahrdeten Eingeborenen zu erhalten. WaVhrend des Badens reinigen die Eingeborenen gleichzeitig mit den Fingern ihre Zahne. Die Ohren reinigen sie vermittelst einer Hahnfeder. Auch verstehen die Eingeborenen, welche M1oskitonetze besitzen, diese, sowie ihren Hiiftschurz aus importierten Stoffen, zu reinigen. Es geschieht dies durch cine Frucht mutaii (liman antu), die Riesenorange oder Pompelmus, citrus grandis auch decumana genannt. Sie driicken den Saft auf das zu reinigende Stuck, reiben es tuichtig mit der Frucht und spiilen es gut mit Siisswasser des Flusses nach. Auch haben sie eine Wurzel bakala (ubi gading) zum Waschen. Dieselbe wird auf einer Raspel gerieben. Die geriebene Masse benutzen sie dann gleichfalls an Stelle unserer Seife zum Reinigen. Zur Pflege ihres schwarzen ofters sanft welligen Haares bedienen sie sich kleiner Kaimme mit engen Holzziahnen, deren Griff aus Scbweineknochen hergestellt und zuweilen mit kleinen Bandmustern versehen ist; auch solche von Schildpatt werden benutzt. Damit das Haar einen schonen, matten Glanz erhalt, fetten es die si ka la-lagat mit dem 01 der Kokosnuss ein. Frtiher wurde das Haar nicht geschnitten, seitdem die Handler MTesser und Scheeren eingefiihrt haben, schneiden sie es, besonders bei kleinen Kindern. Kinder, deren Eltern ein Scheeren nicht wollen, tragen die Haare lose und lang; die Ndigel beissen sie sich gewohnlich ab, waihrend ailtere Personen sich der importierten Messer oder Scheere zum Verktirzen derselben bedienen. Als Kosmetikum bedienen sich die Eingeborenen einer Wurzel kinau (kuni), Fibraurea chloroleuca Miers, mit dieser reiben sie den Korper nach dem Bade ein, welcher dann eine gelblich glanzende Farbe annimmt. Besonders Madchcn und Jiinglinge lieben es, sich dieses Schonheitsmittels zu bedienen.

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Eing~ebore'lier mit eultferinten Stirnliaaren un d llaarschiopf.

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124 In ta bekat auf si Berut herrscht der Gebrauch, wenn die Eingeborenen dieser Ortschaft in den Krieg ziehen, ihre Gesichter mit Russ und kinau, welches mit Kokosnussol angerieben wird, zu bemalen. H a a r t racht. In wenigen Worten habe ich mich bereits iiber die Pflege der Haare geaussert. Ich m6chte jetzt derselben meine fernere Aufmerksamkeit widmen. Bei den Eingeborenen der Mentawai-Inseln herrscht die Sitte, dass sie die Barthaare, Augenbrauen, einen Teil der vorderen Stirnhaare, die Schweisshaare unter den Armen und auf der Brust mit einer Pin z ette ausreissen, deren federnder Teil durch ein fiisch zusammengedriicktes Blatt hergestellt ist. Wahrscheinlich geschieht es auch bei den Schamhaaren, doch war es mir nicht moglich, es genau festzustellen. Seit der Einfihrung von Messern rasieren sie auch die Stirnhaare 1-2 cm weit weg. Nur einmal sah ich bei einem kleinen Madchen blondes Haar. Die Manner tragen das Haar gewohnlich hinten zu einem Knoten vereint, in dem ein Chingon ruht. Die Frauen scheiteln das Haar in der Mitte und kniipfen die beiden nach den Seiten herabfallenden Strahnen zu einem Knoten auf dem Scheitel zusammen. Die Einlage im Haarschopf sind Blumenstenge!, in blauem Zeug (komafi si ma-ptusu) gewickelt; sowie Perlschniire, auch Stirnbander aus Perlen oder Schnur, zuweilen mit einer Muschel daran oder darauf gesteckte Blatter oder Blumen zieren das Haupt.. Auch hinter die Ohren werden ofters Blumen gesteckt. Reizend anmutig ist die Sitte, das Haar mit frischen, leuchtenden Blumen oder Krotanarten zu schmiicken. Ungemein lieblich sehen die so geschmiickten jungen Madchen aus; auch Manner und Frauen kleidet der Schmuck mit Floras Kindern gut. Besonders wenn punan ist, wissen sie sich mit den thaufrischen Kindern des Waldes zu putzen. K e i dun g. Kinder beiderlei Geschlechts laufen bis zum 3. oder 4. Jahre vollkommen nackt umher, ausser einigen Schmucksachen, wie Armband, Fussringe jedoch sehr vereinzelt, die ihnen bald nach der Geburt gegeben werden. Ein Hiiftschurz aus Rindenzeug, gewohnlich bei den Mannern, zu

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125 weilen auch aus diinnem weissen, roten oder blauen Zeug, ein paar Blumenbiischel hinten in den Hiiftschurz gesteckt, ein rot gefarbter Rotanggiirtel bilden die Kleidung des Mannes. Die Befestigung des Hiiftschurzes ist folgende: Ein Ende desselben wird durch die Schenkel genommen und hangt in Gestalt eines herabhangenden Lappchens iiber die Schamteile. Der so durch die Schenkel genommene Schurz wird von hinten rechts herum nun mehrere Male um den Leib gewickelt. Das Ende wird dann hinten von unten nach oben durchgezogen und hiingt dann schwanzartig herunter. Der aus Rindenstoff bearbeitete Schurz wird aus dem Brotfruchtbaume baiko (tarrok) (Artocarpus incisa) gewonnen. Die Rinde kulit wird mit einem gekerbten Holzhammer tiichtig geklopft, wobei sich ein klebriger, harzartiger Stoff ausscheidet, der gleich beim streifenfirmigen Abziehen der Rinde hervorquillt. Das soweit bearbeitete Zeug wird sofort tiichtig in Wasser gewaschen uid ausgewrungen; es bleibt eine stark von Fasern durchsetzte Masse iibrig, die an der Sonne in Streifen getrocknet wird und dann als fertiger Rindenstoff benutzt werden kann. Ein solcher Schurz halt ungefahr 2 Jahre zur Benutzung. Die Bekleidung der Frauen und Madchen besteht aus einem Schurz von Bananenblattern, welche nach 8-10 Tagen gewohnlich erneuert werden. Je nachdem diese geschlitzt sind, unterscheidet man bei M.adchen ganz fein geteilte, bei Frauen etwas breitere und bei Witwen ganz breitgeteilte Schurze. Auch den Oberkorper bedecken sie gewohnlich mit einem kreuzweise gelegten, feingeschlitzten Schurz von Blattern. Doch ist es nichts ungewohnliches, das weibliche Geschlecht auch mit entblosstem OberkSrper, besonders in ihrem Heim, zu sehen. Im Hause benutzen die Frauen ein Hiiftschurz aus Zeug, da er leichter bei der Arbeit ist. In alten Zeiten trugen sie, wie die Manner Rindenstoffschurze. Die Bananenblattschurze nehmen sie gem beim Ausgehen, da der Regen von ihnen, sowie Wasser besser abtropfen. Abends, wenn die Eingeborenen sich zur Ruhe begeben, entfernen sie nur von ihrer Toilette einige der vielen, ihnen beim Schlafen hinderlichen Perlen.

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126 Fussbekleidung. Befinden sich die Eingeborenen auf Korallenbanken im Meere oder auf steinigem Ufer beim Krebsund Fischfang, so bedienen sie sich selbstgemachter Sandalen (taraiai), aus Rinde hergestellt und geflochten. Es wird zur Herstellung derselben die Rinde von der toba Pflanze (mal. baru) (Hibiscus tiliaceus) verwandt. Kopfbedeckung. Zur Bedeckung des Hauptes verwenden die Mainner einen grossen Hut aus Schaften der Sagopalme, dessen Krempe von einem starken Rotangstreifen umsaumt wird, der mit diinnerem Rotang festgenaht ist. Bei den Frauen sah ich z wei Arten Hite; der eine hatte die Form unserer aus Papier gefertigten Kinderhelme; gemacht war derselbe aus balau (Pandanus atrocarpus) und mit einer Art Zwirn sehr sauber genaht. Eine Guirlande, die aus einem Bananenblatt bestand, wand sich herum, zuweilen zierten auch rotgefarbte, feine Rotangstreifen diese Form. Eine andere Fagon wussten sie sehr geschickt aus dem Blatt der Kokosnusspalme anzufertigen. Dieses Modell wurde besonders dann von den Frauen benutzt, wenn sie ihr Dorf verliessen und aufs Meer zuln Fischen oder nach ihren Plantagen fuhren. Endlich kam mir noch eine glockenformige Hutform, aber nur ganz vereinzelt, bei einer Witwe aus einem anderen Dorfe vor, gleichfalls aus Blattern gemacht. Jede Form ihrer Kopfbedeckungen bezeichnen sie mit dem einfachen Namen tutu d. h. Hut. Schmuckgegenstiinde. Eine grosse Vorliebe haben die Insulaner, wie bereits ifters erwahnt, sich mit Blumen zu schmiicken, ebenso wie mit kleinen, importierten farbigen Perlen. Es gewihrt einen ungemein anziehenden, lieblichen Eindruck, eine Anzahl dieser braunen M e ns chen k in d e r mit ihren einfachen Tiitowierungen, frischen, farbenprachtigen, duftenden Blumen, unter denen die von ihnen so verehrte heilige bakau Blume (Hibiscus rosa sinensis) mit ihren Purpurfarben besonders hervorleuchtet und ihrem reichen Perlschmuck beisammen zu sehen. Zu niedlichen geschmackvollen Mustern wissen sie die Perlen in ihren Behiangen zu vereinigen, wahrend die Schniire immer nur eine Farbe zeigen. Zu mehreren Dutzend

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Xitere Frau imit reichemn Halsschmuck und Armblindern.

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128 vereint legen besonders Weiber diese um den Hals; ein solcher Halsschmuck wiegt oft mehrere Kilo. Sie bevorzugen besonders kleine blaue Perlen, auch gelbe, von uns eingefihrte, fanden grossen Beifall. Zuweilen hangt an diesen als Halsketten getragenen Schniiren, noch als besondere Zier eine oder mehrere kleine Muscheln, welche Verzierung sie garagara nennen, die sie aus der bako (serasa) Muschel, dem bekannten Nautilusboot herstellen. Durch Bohren mehrerer kleiner Locher werden Stiickchen v'on derselben abgesprengt, dann abgeschabt und blank poliert, zuweilen werden auch grissere Stiickchen gezahnt oder ausgeschnitten zu einer beliebigen Form. Auch als Kopfschmuck werden Perlen mit Muschelstiickchen oder kleinen Klingeln daran benutzt. Zur weiteren Kompletierung eines Schmuckes der Eingeborenen gehoren die aus starkerem Messingdraht hergestellten Fingerringe. Sie werden ohne besondere Auswahl der Finger, ofters sogar auf alien Fingern getragen. Aus dem gleichen Material verfertigen die Eingeborenen auch gerne Armbander und Fussringe. Die Weiber haben hiibsche Spangen, die gleich um das Handgelenk in mehreren Windungen gelegt werden. Ebenso lieben es die si ka la-lagat, sich Arm- und Fussringe aus einer Art Schlinggewachs, welches auf der Krone eines Baumes wachst, herzustellen. Um ihre Hiiften legen sie ofters mehrfach gewundene, rotgefarbte Rotangstreifen, die sie mit buntfarbigen Perlen zu verzieren wissen. Wenn die Eingeborenen trauern, legen sie die Schmucksachen langere Zeit ab und holen' sie erst bei einem panan zum Anlegen wieder hervor. Amulette. In diesem Abschnitt mochte ich mich nur noch kurz dem Tragen der Amulette zuwenden. Besonders werden sie als Schutz gegen den bosen Geist s'a-nitu und zum Fernhalten von Krankheiten, wie z. B. Fieber, getragen. Verliert ein Eingeborener sein Amulett, so bekommt er nach seiner Vorstellung die Krankheit, gegen deren Schutz er es getragen hat. Auch im Haar werden Amulette getragen, gewohnlich um den Hals.

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130 K i nd e r s p i e z e ug. Mit der Bediirfnislosigkeit der Eingeborenen gehen auch die Spielsachen der Kinder Hand in Hand. Da giebts kleine aus Holz geschnittene Puppen, welche rob die mensclliche Gestalt nachahmen, auch kleine Kr e i s e in z wei A r ten kennen sie. Beliebt sind kleine Boote, welche recht gut als Modelle von grosseren gelten konnen; an ihnen sollen die Kinder zugleich lernen. Mit den kleinen Fahrzeugen veranstalten die Kinder Wettfahrten auf dem Fluss. Auch Wettschwimmen, wer der erste ist, wird von Knaben gepflegt, ebenso haben sie eine Art Ringen, welches sie pa-laba nennen, auch amiisierte sich die mannliche Jugend sichtlich beim Bogenschiessen nach einem Baum oder einem Stiickchen griiner Kokosnussschale, welches sie auf einem Stock von 1 /2-2 Fuss Hihe befestigen; ebenso benutzen sie als Schiessscheiben die Schafte der Sagopalmen und stecken diese dann in die Erde. So iibt sich die mannliche Jugend schon von friih auf im Gebrauch ihrer Waffen und spielend erlangen die meisten eine bewunderungswiirdige Geschicklichkeit in der Handhabung derselben, wahrend die kleinen Madchen ein mehr beschranktes Dasein in der einfachen Hauslichkeit fiihren. Spiele und Tanze der Erwachsenen. Bei den Lustbarkeiten der Eingeborenen steht der Tanz oben an; er ist gleichzeitig das einzige Spiel, welches sie in grosserem Massstabe amiisiert. Tdnze werden des Tages, bei Festlichkeiten aber des Nachts aufgefiihrt. Solche Tanze erzahlen nun dem Zuschauer immer eine ganze Geschichte. Die Eingeborenen ahmen in denselben durch Wendungen und Verdrebungen des KSrpers den Tieren nach; stampfen dabei kraftig mit den Hacken auf den Boden und begleiten den Tanz durch gesangahnliche, langgezogene, rhythmisch steigende und fallende Tone bei den Klangen einer monotonen, ifters ohrenbetaubenden Musik, ferner wissen sie die Arme durch Schwingungen in Einklang mit ihren Weisen zu bringen. Um die Reichhaltigkeit der Bewegungen festzustellen, entnehme ich meinem Tagebuch folgende Notizen iiber einen Tanz, der uns von zwei Eingeborenen aufgefiihrt wurde, in dem ein

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131 Vogel nachgeahmt wurde. Die nach hinten gestreckten Arme bildeten die Fliigel des pick-pick (mal. tero), wahrend die Hande rhytmisch geschiittelt (gara-gara), wurde mit den Fiissen trippelnd gestampft (tukut). Mit den Armen wurde dann der Flug des Vogels nachgeahmt kao-kio, wihrend der Kopf in schiefer Haltung nach oben geworfen wird, wie zum Kampfe herausfordernd, soil dies andeuten, dass der Vogel Angst vor dem Menschen hat. Es folgt nun eine Szene, die durch aufund niedertauchende Bewegungen das Baden (murau) des Vogels zeigt, darauf schiittelt er sich das Wasser vom Korper ab (i-pipili-tubu-inja). Die Eingeborenen haben auch einen Tanz, in dem der turu gou-gou (mal. ruwak-ruwak) - es ist dies eine Art Strandlaufer - eine Rolle spielt. Die Darsteller beginnen mit dem picken (pila) des Vogels, dann wird der Tanz durch das Baden (murau), das Wasser ahschiitteln vom K6rper (i-pi-pili tubu-inja) fortgesetzt und beendigt durch ein Kimpfen des Vogels tabili. Eines Tages fiihrten uns zwei Eingeborene ihre Kunst im Tanzen vor, derselbe stellte einen grossen Vogel (manjang (mal. alang), Adler, vor, welcher zuerst still auf einem hohen Baume sitzt, dann herabflattert, sich Fische aus dem Wasser holt, pickend (pila) zubeisst und sie frisst. Ebenso bedienen sich die Eingeborenen beim Tanzen kleiner Schiirzen, die von den Tanzern getragen werden. Ich habe solche nur im Hauptlingshause gesehen. Um die Reichhaltigkeit ihrer Tanze besser demonstrieren zu konnen, teile ich hierbei eine grossere Anzahl mit: I. solche, in welchen sie den Vogeln nachahmen: z. B. im majah-Tanz, wird der Adler oder Falke dargestellt; im si labai (mal. burung adar) der Reiher; im kaibo (balam jambi) der Beovogel (Eulabes javanensis); im turn gou-gou (mal. ruwak-ruwak) eine Art Strandlaufer; im aro (mal. sama)?; im lagi-lagi (mal. lajang-lajang) die Schwalbe; im baba (mal. (ba-ba) die Ente; im kailaa (mal. gaga) der Rabe, die Krahe: dann wird noch der dod-dod (mal. baraba) und der po-po (mal. bengkuwa) Vogel nachgeahmt. 9* 1

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132 II. solche Tanze, in denen vierftissige Tiere eine Rolle spielen, wie si tau (mal. monjat baharu) ein kleiner Affe; djodja (mal. monjat sipai) ebenfalls cine Affenart; bilou (mal. ungko) der Gibbon (Hylobates syndactylus), endlich ia-sa (mal. rusa) der Hirsch. Gewohnlich tanzen nur immer zwei und zwar Manner und Manner oder Frauen und Frauen nach den Tinen irgend eines ihrer Musikinstrumente, von denen sie die grosse ka tauba im Hauptlingshause besonders gem bevorzugen. Madchen tanzen nicht, weil sie sich schamen. Die Frauen, wenn sie tanzen gehen, legen den Bananenhiiftschurz ab und tragen statt dessen einen von importiertem Zeug um del Leib. Der Tanz findet namentlich bei Festen statt, wie z. B. wenn jemand stirbt, beim Bau des grossen Hauses oder beim Bootsbau. Charakteristisch hierbei ist noch, dass solche Festlichkeiten nur des Nachts gefeiert werden. Ihre Dauer erstreckt sich oft auf mehrere Monate. Damit nun wahrend dieser frohlichen Zeit die Geister nicht ihre bosen Launen gegen die Eingeborenen auslassen, wird wtahrend dieser ganzen Zeit nicht gearbeitet, so kommt es denn auch zuweilen vor, dass die Lebensmittel in einem Dorfe verbraucht sind, bevor das Fest seinen Abschluss gefunden hat. In solchen Fallen helfen dann befreundete Nachbardorfer mit Lebensmitteln aus. In si Berut ist es noch in einigen Dbrfern Gebrauch, um einem grossen Fest einen wiirdigen Abschluss zu geben, wird nach einem Menschenopfer gefahndet, da es als eine gliickbringende Zugabe erachtet wird, doch wird es nicht als absolute Notwendigkeit angesehen. Bei solcher Gelegenheit zieht eine Anzahl Bewaffneter aus; sie legen sich in den Hinterhalt bei einem feindlich gesinnten Nachbardorfe, oder suchen auf einer anderen Insel nach dem Opfer. Finden sie keins, dann lassen sie als Wahrzeichen ihre nach einem grossen Baume abgeschossenen Pfeile darin stecken. Auch Hahnenkampfe sind den Eingeborenen bekannt; sie sitid keine offentlichen und prunkvollen. wie sie die Malaien lieben, ebensowenig werden die Tiere mit einem eisernen Sporn versehen, auch achten die Eingeborenen darauf, dass

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133 nicht ein Tier getotet wird. Kommt es doch einmal vor, dann verspeist der Besitzer des toten Tieres das kleine Geschopf. Besonders beliebt sind die Kampfe dieser Tiere bei Junggesellen, auch wurde mir noch extra gesagt, dass sie diese Art Spiel nicht von den Malaien erhalten haben. Musik und Musikinstrumente. Wenn ich michjetzt zu der Musik der Eingeborenen wende, so empfinde ich es wieder schmerzlich, dass meinem Begleiter und mir bei unserem vollkommenen Mangel an musikalischem Gehor es nicht vergonnt war, die einfachsten Melodien in die Sprache der Noten zu transponieren; welch unersetzliches Instrument ist da der Phonograph, den keine grissere Expedition verfehlen sollte, mitzunehmen. Im grossen und ganzen habe ich von der Musik der Eingeborenen die Empfindung mitgenommen, dass sie fur ein europaisch gebildetes Ohr hochst monoton, oft aber ohrenbetaubend ist. Diese Wirkungen werden namentlich durch die primitiven, mit Begeisterung bearbeiteten Instrumente und die oft wiederkehrende einfache Melodic hervorgebracht. Sie unterscheiden hohe und tiefe, leise und starke, oder wie die Eingeborenen sagen, kleine und grosse Tone, ganz hohe Tone nennen sie sehr kleine, auch kennen sie den Begriff einer Tonleiter. Eine besondere Verehrung bringen bei grossen Festen, wie punan, die si kala-lagat den umfangreichen Instrumenten im Hauptlingshause entgegen. Obenan steht das turu-kat, welches bei Erlegung eines Hirsches, Affen oder Schildkrite benutzt wird. Bei der Verteilung eines Schweins wird das von den Handlern eingefihrte, 2 Fuss Durchmesser habende chinesische hon (1 ino = 80 ikan Rotang wert. 1 ikan = 100 Stuck Rotang 8 Spannen Zeug a 2 Mk.; also ein non = 160 Mk.) geschlagen; dasselbe lasst auch seinen dumpfen, sonoren Schall beim Kochen der dem puann heiligen Tiere erklingen; nach beendeter Mahlzeit im pfinan ertint dann das tiko, dessen griisster Bambuscylinder si buf, der mittlere si lai, der kleine si ban genannt wird. Die grosse ka-tauba wird, wenn ein Schwein oder eine Schildkrote verzehrt, sowie beim Tanz geschlagen, auch beim Hirsch, wenn abends der Kopf im grossen Hause aufgef

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134 hangen wird. Bei Verspeisung eines Affen findet kein Tanz statt. Erlegen die Eingeborenen eine Hirschkuh, diirfen sie nicht tanzen. Diese Gebrauche sind in si-Oban iiblich, wahrend andere Orte wieder abweichende Ceremoniells haben, weil der rimata die puinn-Gebrauche zum grissten Teil macht, d. h. ausfiihrt. Die Anzahl ihrer Musikinstrumente ist eine verhiltnismassig kleine und werde ich darauf spater bei Beschreibung meiner Sammlung noch naher eingehen. Ausser den bereits genannten haben die Eingeborenen noch folgende Arten: die kleine ka tauba, das tudu-kat, dja-djaok, pi-piau und la-laga Beim Spielen der Klangh6lzer ftihren Madchen und Jiinglinge ofters einen Wechselgesang auf. Die Madchen singen:,,ka sila,,Eine Seite ka sila Andere Seite konat-nan toi kam, silaifiatubu". Kommt doch her, ihr Junglinge!" Die Jiinglinge singen:,ka sila,,Eine Seite ka sila Andere Seite konat-nan toi kam, tai oko tubu Kommt doch her, ihr Madchen. konat-nan kam ada kai. Kommt doch hierher, ihr da!" V. Kiinstliche Verunstaltungen. In diesem neuen Abschnitt des Kapitels mochte ich das Interesse des Lesers auf die wichtigsteri kiinstlichen Verunstaltungen, welche die Eingeborenen an sich vornehmen, hingefiihrt wissen. Bemalung. Da waren zunachst einige Worte fiber die Bemalung zu sagen, welche ich bereits an anderer Stelle erwIahnt hatte und mir hier Gelegenheit geboten wird, nochmals

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135 kurz daran zu erinnern, dass sich die Eingeborenen mit einer gelbfarbenden Wurzel kinau, die sie als eine Art Schenheitsmittel betrachten, den Korper einreiben; ferner bemalen sich zur Kriegszeit einige Stamme auf si Berut, wie ich in Erfahrung brachte, noch das Gesicht. T t o w i ere n. Weitaus interessanter ist nattirlich das bei den Eingeborenen uibliche Tatowieren. Die Tatowierung der Mentawai-Insulaner besteht in zarten, einfachen geometrischen Linien, die grosstenteils geradlinig verlaufen, nur im Gesicht zu eleganter Kurve sich erheben. Es werden Kopf, Brust, Riicken, Hande, Ober- und Unterschenkel tatowiert, ausgenommen sind die Fiisse. Die Tatowierung beginnt ungefahr im 6. Jahre auf der Brust mit dem Mittelstrich, dem sogenannten Baum oder Stamm, welcher vom Brustkorb, an der Stelle, wo die Rippen zusammenstossen, seinen Anfang nimmt und sich 2,5 cm bis 5 cm fiber den Nabel fortgeht. Ein Mann wird in 12 Abschnitten, bis er das Mannesalter erreicht hat, tatowiert. Zuletzt wird das schon geformte Brustschild ausgefiullt. Es ist dies fur die Jtinglinge das Zeichen, nunmehr in die Reihe der Manner eingetreten zu sein. Mit diesem Zeitpunkt ist die typische Tatowierung vollendet. Jedoch ist es jedem noch nach seiner Neigung und Geschmack dann fernerhin iiberlassen, die vorhandenen Linien oder Zeichnung zu verbreitern. Einige verzieren wohl auch dann noch ihre Schenkel oder Fiisse mit Tierdarstellungen. So sah ich einmal auf dem linken Fuss eines Eingeborenen die Zeichnung eines Hahns. Der rimata von Si Oban hatte auf dem rechten Oberschenkel einen Vogel tatowiert; es war dies die einzige Tatowierung, welche ich an dieser Stelle sah, sonst immer auf dem linken Oberschenkel. Die Frauen werden in drei Zeitraumen tatowiert, jedoch findet bei ihnen dieselbe nicht in so ausgedehntem Massstabe, wie bei den Mannern, statt, so z. B. werden Hande und Beine ifters gar nicht davon beriihrt; der Brustschild kommt ganzlich bei ihnen in Fortfall, daftir bewegt sich eine Linie vom Kinn bis zu den Geschlechtsteilen. Diese wird durch andere, auf den Schultern sternformig sich vereinigenden Linien geschnitten.

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136 Per Farbstoff, dessen sich die Eingeborenen zu dieser kiinstlichen Verunstaltung bedienenr, ist braunes Dammarharz. Es wird dies mit Holzkohlenstiickchen vermischt unter Zusatz von Zuckerrohrsaft als Fliissigkeit vermittelst der Tatowiernadel unter die Epidermis der Haut durch Punktieren injiziert. Solche Nadel besteht aus einem oft in der Form als Vogel geschnittenen Stiel, an welchem sich die aus Messing oder Eisen hergestellte Nadel befindet. Mit einem spatelformigen Stabchen wird dieselbe so geklopft, dass die Nadel punktierend auf der Haut die gewunschten Linien zeichnet. Die so entstehenden kleinen Wunden werden dann mit der Farbmasse eingerieben und erscheinen nach vollendetem Heilungsprozess in blaulicher Farbe unter der Haut durchschimmernd. Das Tatowieren kann ein jeder; besondere Kiinstler giebt es bei den si ka la-lagat nicht. Sie lassen sich ihre Kunst nur dann bezahlen, wenn sie anderweitig beschaftigt sind und dadurch abgehalten werden; sonst machen sie es fir nichts. Frauen konnen nicht tatowieren. Miadchen lassen sich von ihrem Liebhaber oder Vater, wenn sie Frauen sind, auch von ihrem Mann tatowieren. Auch kann manchmal eine altere Schwester ihrer jiingeren diesen Liebesdienst erweisen, aber ebenso darf jeder beliebige Mann, der diese Kunst erlernt hat, Frauen oder Madchen tatowieren. - Gewihnlich ist nach 3 Tagen eine frische Tatowierung geheilt, bei manchen Leuten stellt sich sogar ein eintagiges Fieber ein. Die Leute auf si Berut von sa ibi, sa puhan, si logui haben von der gewohnlichen Tatowierung eine abweichende Form; die in si ka balu-an und ta bekat sind gleichfalls an Hinden und Beinen, sowie im Gesicht anders tatowiert, ferner ist's bei ihnen Brauch, wenn sie jemand getotet haben, verewigen sie den Erschlagenen auf der Stirn. Eine typische Tatowierung besteht beim Manne aus folgenden Teilen: 1 = loina-katna (der Baumstamm) senkrecht-mediane Bauchtitowierung. 2 = suga-suga die fransenartige Bauchtitowierung.

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8 7 6 4 1 3 2 5 Alter Mann mit typischer Tatowierung.

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138 3- i ma-biaufia (die Kriimmung) die parallel laufenden krummen Linien der Bauchtatowierung..1 + 2 4- 3 = soroi si ma-biau genannt. 4-5 = labin-an ein Teil der Brusttatowierung. 6 - bua (Frucht) n,,,, 7 = kasou die Tatowierungslinie vom Kinn bis zur Schulter. 8 = kasou die Tatowierungslinie von den Backen bis zur Schulter. Samtliche iibrigen Tatowierungen werden nach den Kbrperteilen genannt z. B. titi para, Armtatowierung, titi tai-tii, Riickentatowierung. Die geschwungenen Linien auf dem Handriicken ti-ti-t ko-korit, die geradean denHandknochelnsuga-sugahia. Verunstaltung der Ohren. Verunstaltungen an den Ohren sollen in einigen Dorfschaften von si Berut vorkommen, besonders das kunstliche Erweitern der Ohrlocher durch zusammengerollte Bananenblattpflocke findet sich auf dieser Insel bei den Leuten von sa ibi, sa pufan, si logui, ta bekat, sa ka balu-an, si gap, ta taku. Auch die Pinzetten zum Haarausziehen stecken sie in die Ohren. Z ahne. In alten Zeiten war es bei den si ka la-lagat der Mentawai-Inseln iiblich, die Vorderzahne spitz zu feilen, hcute werden die oberen und unteren Schneide- (con) sowie Eckzahne (con) durch kleine importierte Stemmeisen in eine dreieckige Form gebracht, die Backenzahne (ha-ha-pa) bleiben unberiihrt. Mit dieser Prozedur, welche den Eingeborenen als Verschonerung ihres Ich's gilt, beginnen sie, wenn der Zahnwechsel eintritt, das Milchgebiss verloren gegangen ist. Auch hier kann wieder jedermann den Prozess des Feilens oder Abstemmens besorgen, wenn er es nur versteht. Eine typische Darstellung von einem so bearbeiteten Gebiss zeigt die hier eingefiigte Abbildung. Kopfverunstaltung, Beschneidung Dagegen kennen die Eingeborenen nicht die Sitte des Kopfeinschniirens oder ihn aus anderen Grinden zu modeln, wie sie z. B. bei den den flat head-Indianern besteht; ebensowenig ist ihnen der Gebrauch der Beschneidung bei Menschen bekannt, sowie die Kastration als Strafe z. B. Ehebrechern gegeniiber.

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Junger Eingeborener mit kiinstlich bearbeitetem Gebiss. A

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140 Kastration. Sie iiben aber die Kastration an Tieren. Da sind es besonders die Schweine, sa koko, welche die Eingeborenen schon als Fcrkel kastrieren und heissen dieselben dann babui. Die herausgeschnittenen Stiicke werden nicht benutzt. Sie entfernen auch bei Hahnen (si kaila) die Testikel und werden solche Kapphahne dann gou-gou si alau oder si nana-ba genannt. Der Grund, weshalb sie kastrieren, ist derselbe wie bei uns, um das Fleisch mannlicher Tiere wohlschmeckender zu machen. VI. Bewaffnung, Jagd- und Fischereigerat. Bogen und Pfeile. Als Waffen benutzen die Eingeborenen Bogen, Pfeile, Dolche, Lanzen und Schilde; letztere beiden fihren jedoch nur noch die kriegerischen Stamme der Insel si Berut, selbst auf den verwandten Nassauinseln sind sie nicht mehr. Der Bogen rau-rau hat eine durchschnittliche Grosse von 1,50 m und ist die Sehne taro aus der Rinde des baiko d. h. Brotfruchtbaumes, aus der sie auch den mannlichen Hiiftschurz fertigen, gemacht. Den Bogen selbst stellen sie aus einem Holze batara (lako) her. Dies Holz wird mit importierten Haumessern bearbeitet, dann mit kleineren Messern geschabt und geglattet; hierauf werden die Enden fur Aufnahme der Sehne vorbereitet und enthalten dieselben oft kleine Kerbschnitzmuster. Diese werden einfach mit folgenden Namen bezeichnet: 1. fta Kopf. 6. agara Kerb. 2. ta-ta-kat Einschnitt. 7. baya Hbhlung von Geraten. 3. biau Kriimmung. 8. bbitat Oberstes. 4. agara Kerb. 9. agara Kerb. 5. agara Kerb 10. batat Oberstes. Der soweit hergerichtete Bogen erhalt dann die frisch gedrehte Sehne und ist zum Spannen schussfertig. Den Bogen

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141 benutzen sie schon als Kinder, wenn sie mit den Eltern in den Wald gehen. Die Pfeile haben in ihrer charakteristischen Gestaltung eine gewisse Ahnlichkeit mit denen der Sfidseeinsulaner. Der Pfeil logui wird in seinem Schaft aus dem Holze osi (sikai) (Lygodium microphyllun) hergestellt. Dieser wird zunachst glatt geschabt und an dem Ende, wo die aus harterem Holze der Nibongpalme verfertigte Spitze bakulii eingesetzt wird, geringelt d. h. er wird auf der Schneide eines Messers festgehalten, dann gerollt, so dass ein kleines Muster von Ringen entsteht. Hierauf werden die Pfeilschafte gleich gemacht, da gewihnlich mehrere bearbeitet werden; darauf wird das obere Ende mit einem schmalen Rindenstreifen vom Baume liptip (Gnetum Gnemon L.), dessen malayischer Namen bagu ist, umwickelt und gelackt. Den Lack bewahren sie in einem Bambusbehalter und stellen ihn aus der Rinde von onam (ubar) (Glochidion sumatranum Miqu.?) her. Es ist der Saft dieser Rinde, den sie zur besseren Haltbarkeit ihrer Pfeilschafte beniitzen. Die Eingeborenen unterscheiden drei Arten von Pfeile. 1. bakulu, 2. tumufi, 3. datjok. Der bakulu hat gewshnlich eine ganz glatte Spitze von Holz. die aber auch mit Widerhaken versehen sein kann, und wird flr Affen, Hirsche und Menschen benutzt. Deli tumufi ist das eigentliche Geschoss fiir gr6ssere Affen; er ist mit einer eisernen Spitze versehen, wahrend der datjok eine Messingspitze erhalt. Alle drei Pfeilarten vergiften sie. Beim Fiscbfang benutzen sie si ka la-lagat, drei harpunenahnlich gestaltete Pfeile, patara, bo-bok-bok und pana-pana. Diese werden nicht vergiftet und befinden sich ihre Messingspitzen an einer um den Pfeilschaft gewickelten Schnur. Ist ein Fisch getroffen, lost sich durch das Hin- und Herschnellen die Spitze aus dem Schaft und zeigt letzterer als Schwimmer die Stelle an, wo sich das verwuindete Tier befindet. Auch benutzen sie zur Fischjagd Speere, die sie bo-bob-bob nennen; dagegen werden niemals die mit holzernen Spitzen versehenen bakulu dazu benutzt. Die weiteren Waffen sind dolchartige Messer, deren i

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142 Klingen aus Padang in Sumatra eingefihrt werden; sie werden palite genannt. Dagegen sind die balatu malayische Waffen, die vereinzelt von den Eingeborenen getragen werden, ebenso von einer Art Haumesser tala werden die Klingen eingefiihrt, wahrend sie die Griffe in ziemlich roher Manier selbst verfertigen. Die grosseren Formen der Haumesser, wie lugu und ladjau kommen als vollstandige Importen wieder zu den Eingeborenen, wahrend von den Lanzen soat nur die Spitzen ihnen durch Handler geliefert werden. Ihre palite benutzen sie gewohnlich zum Schweineabstechen und tragen ihn rechts, wahrend der balatu als vornehmere Waffe im Kampf gebraucht und von ihnen links getragen wird; derselbe wird auch gerne als Zierwaffe benutzt. Die Dolche sind mit einer Scheide versehen und werden einfach in den Hiiftschurz gesteckt. Die tala dienen den Eingeborenen mehr als Hausgerate, um Wurzeln, Rotang zu schneiden und im Felde zum Jaten. Zum Baumefallen haben sie eine Art Beil, baliok, von denen die Eisenteile eingefuhrt sind, wahrend der Schaft mit seinem kunstvoll verschlungenen Rotanggeflecht, um das eigentliche Beil zu halten, durch die Eingeborenen selbst angefertigt wird. Das lugu wird nachts von Junggesellen getragen, wenn sie zu ihrem Madchen gehen, dort vielleicht einen Nebenbuhler finden, mit dem sie in Streit geraten k6nnten; ebenso wird das ladjau auch dazu benutzt, wahrend es in friedlicher Art zur Feldarbeit Verwendung findet. Die Lanzen finden im Kriege, bei Hirsch- und Krokodiljagd Anwendung. Auch bedienen sich die Eingeborenen kleiner Sagen, die sie aus kleinen Messern anfertigen, indem sie die Zahne mit dem ladjau ausschlagen. Um die Zahne spitz zu machen, nehmen die Eingeborenen heute kleine importierte Stemmeisen; frtiher machten sie es mit einer Feile. Ich mochte nun noch einige Worte dariiber, wie die Eingeborenen sich ihrer vorzuiglichstenWaffe, des Bogens, bedienen, hinzufiigen. Sobald der Jager sein Wild sieht, kniet er gerauschlos nieder, offnet langsam und lautlos seinen Kocher, aus dem er ohne jedes Gerausch die Pfeile herausgleiten lasst, legt dann einen auf die Sehne, erhebt sich nunmehr ebenso gerauschlos

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143 wieder, halt den Bogen von der senkrechten Richtung etwas nach rechts abweichend und schiesst im Stehen. Der Griff, wie sie den Bogen halten, ist folgender. Die voile linke Hand umspannt den holzernen Teil desselben in seiner Mitte, wahrend in der rechten Hand der Pfeil zwischen Zeige- und Mittelfinger auf die Mitte der Sehne aufgelegt wird, an dieser richtet sich der Daumen empor. Zum Schluss mochte ich noch einige der zahlreichen Ausdriicke an dieser Stelle erwahnen, die die Eingeborenen beim Gebrauch des.Bogen nrtig haben. Der Pfeil geht nicht los, es ist ein Versager ai pupu. Das Spannen der Sehne birit. Das eine Bogenende, um die Sehne spannen za konnen, gegen den (linken) Fuss stemmen tumuh aka ka ra-ra, den Pfeil aufsetzen tumun, schiessen pana, zielen = sehen itjo, den Bogen senkrecht halten rio, schief ruiguru, wagerecht lokot, treffen orak oder karak, verfehlen sala, das Spannende des Bogens = Kopf uta, das entgegengesetzte Ende muri (welches gegen den Fuss gestemmt wird), der Pfeil hat das Ziel gestreift gilit, das Abfahren der Sehne rabui, das Wild beschleichen in kauernder Haltung kului, den Bogen spannen batak, den Pfeil langsam, leise herausnehmen moila, den Pfeil durch leises Schitteln aus dem Kocher gleiten lassen tu-tu, denKocher unter den Arm nehmen boka, auf die S~hulter legen bairat, den Pfeil herausnehmen aus dem Kocher golok, zurickstecken baluk. Die Pfeilspitze ist zersplittert tadi, Das jagdbare Wild. Die Jagd der Insulaner spielt sich in demselben bescheidenen Rahmen, wie ihre; iibrigen Bediirfnisse, ab. Als Konig der Walder gilt hier der'Hirsch, dann kommen einige Affenarten und der Leguan; ob ihnen auch gefligeltes Wild zu ihren Speisen dient, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Fischfang. In weitausgedehnterem Massstabe wird die Fischerei mit Pfeil und Bogen, sowie mit grossen und kleinen Netzen betrieben, sowohl auf dem Fluss, als auch auf dem Meere. Es kommt sogar vor, dass zu gewissen Jahreszeiten in grossen Booten, ka-laba genannt, ganze Dorfer auf Fisch- und.,

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Junger Mann, den Bogen zum Schuss bereit haltend.

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145 Krabbenfang ausziehen. Auch kennen die Eingeborenen eine Art, Fische durch Betaubung zu fangen. Sie benutzen zu diesem Zweck ein Stiickchen Holz von einem Baum, den sie tuba (mal. tuba) (Derris elliptica-Beuth, Leguminosae) nennen, klopfen dasselbe tiichtig, dass der in demselben befindliche Saft herausquillt. Dieser list sich und farbt das Wasser milchartig, die Fische werden betaubt und kommen an die Oberflache nach 1-2 Minuten, wo sie dann mit der Hand herausgenommen werden und ohne Schaden fur die Gesundheit genossen werden konnen. Wir selbst fingen an einem schonen Nachmittag zwischen den zahlreichen trockenfallenden Korallenbanken die farbenprachtigen Bewohner des Meeres, die nunmehr im Berliner Koniglichen Museum ffir Naturkunde ein Heim gefunden haben. Auch einiger Angein bedienen sich die Eingeborenen; um die Schniire dieser haltbarer zu machen, werden sie mit einer roten Farbe onam, die dem Saft eines Baumes gleichen Namens (mal. ubar [Glochidion sumatranum Miqu.?]) entstammt, eingerieben und gefarbt. Die Art und Weise, wie die Eingeborenen nach eingetretener Dammerung vermittelst Fackeln sich der Krabben bemachtigen, habe ich bereits im ersten Kapitel erwahnt. Sind die Eingeborenen wahrend der Zeit eines panan auf Fischfang, dann bauen sie im Walde, nicht allzuweit vom Ufer entfernt, grosse Schuppen (sapou), in welchen sie wahrend dieser Zeit zu mehreren Familien wohnen. ihre Fische rosten, wenn sie genug gefangen haben. Um aus nachster Nahe einmal einem Fischfang mit grossen KRchernetzen beizuwohnen, mochte ich hier folgende Schilderung eines unserer kleinen Ausfiige geben. In einem kleinen Ruderboot begab ich mich mit Herrn Rostados zur Flussmiindung. Die Brandung war so stark, dass unser Fahrzeug durch iiberschlagende Wellen so viel Wasser erhielt, dass wir tiichtig nass wurden; was jedoch viel bedenklicher, war der Schaden, den die hereindringenden salzigen Wassermassen an unserer photographischen Camera ausubten. Unsere dienstbaren Geister waren veranlasst worden, auszusteigen. Sie wateten bis an den Hiiften im Wasser und schleppten uns samt 10

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146 dem Boot zu der Sandbank, die sich bei der Flussmiindung befand. Unsere Hauptsorge, sobald wir wieder festen Boden unter uns fihlten, gait dem Trocknen unseres Apparates. Bald belebte sich die kleine Sandbank; aus der Flussmiindung kamen wohl gegen 20 Boote mit Frauen zum Fisehen, die sich ihr grosses Kochernetz panu mitgebracht hatten, wihrend die dasselbe haltenden Stangen im Gebiisch versteckt lagen. Dasselbe wird an zwei ca. 12 Fuss langen, kreuzweise zusammengelegten Bambusstangen befestigt, die durch ein Querholz von ca. 2 Fuss bei den Handgriffen auseinandergehalten werden, wozu die unteren Enden der Stangen dienen. Im Ginsemarsch wateten dann die Weiber mit hochgehaltenen Netzen dem Meere zu. Zuerst standen sie bis zum Knie im Wasser, dann gingen sie allmahlich so weit, dass es ihnen bis an die Hiiften reichte. Die K6cher werden flach ausgelegt, und sowie sie eine Anzahl Fische im Bereiche desselben sehen, herausgehoben. Der Wert eines solchen Kichers ist dem von vier Schweinen gleich, oder 20 Ringets resp. 50 Gulden, cr. 85 Mk. Am oberen Teil besitzen die Stangen einen Kerb, in dem das Netz befestigt ist, wahrend der kiirzere Teil des Netzes an der Querstange sich befindet. Ein anmutig bewegtes Bild war es, wie die kleine Flottille den Fluss herabgeschwommen kamn. Mit grosser Gewandtheit und Schnelligkeit wurden einige Boote gerudert; welch' erstaunte Gesichter die Ruderer machten, als sie unvermutet auf der einsam daliegenden Sandbank die weissen Manner trafen. Aus Furcht wollten einige zuerst nicht landen, doch der Zuspruch des Regierungsagenten bewegte sie, diese Scheu aufzugeben und ihrem Beruf, eine Mahlzeit fir die Familie zu fischen, nachzugehen. Wir Waren froh, aus nachster Nahe der belebten Szenerie unsere Aufmerksamkeit schenken zu diirfen und das geschaftige Treiben der Weiber zu verfolgen. Da wurden aus den Booten die Fischkorbe und Nahrung ausgepackt, dann das panu in Stand gesetzt und die Stangen an den Handhaben durch Scheuern mit Sand geglattet. Schildkroten werden mit dem grossen Fischnetz oder mit der patara, einer Fischlanze, gefangen. Sie ziehen die.

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* Der Hauptling 'Si badja i-otu mit klienem Auslegerboot.

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148 Seefische den Flussfischen vor, da selbige besser schmecken und fetter sind. Sie bedienen sich beim Fischen des djarik (Netzes), der ka-kabili (Angelhaken resp. Angel), der bo-bobbob, einer Fischlanze mit drei Spitzen, der patara, einer Lanze mit loser Spitze, des panu, eines grossen Fischkochers, der Reuse lagau, des suba, eines kleinen Fischkochers, der panapana (harpunenartige Pfeile) und endlich der Art, die Fische zu betauben durch Gift aus dem Rindensaft des tuba (mal. tuba [Derris elliptica]) Holzes; dieses wird ausschliesslich am Strande zwischen den wahrend der Ebbe trockenfallenden Korallenbanken ausgeiibt. Jagdweise des erlegbaren Wildes. Diejenigen, welche eins der geheiligten punan-Tiere erlegen wollen, miissen einen punan machen, um das betreffende Tier finden zu konnen; sie schlachten fir diesen punan ein Huhn, welches sie dann verspeisen. Um punan-Tiere zu fangen, benutzen die Eingeborenen beim Hirsch folgende Fallen: 1. Die bou-bou (mal. ranjan), dabei spiiren die Insulaner den Hirschwechsel aus und bringen einen scharf zugespitzten Bambus derart an, dass der Hirsch darauf auflaufen muss und sich selbst spiesst. 2. Bedienen sie sich der sa-saira, einer Falle, die den Hirsch durch Erwiirgen t6ten soil. 3. Haben sie eine drei Fuss tiefe Grube mit einem kraftigen Pfahlstachel (ogdog) versehen, die mit Blattern zugedeckt wird. Der Hirsch fallt dann beim Wechsel in dieselbe und wird durch Aufspiessen gefangen resp. stark verwundet oder getotet. 4. Fertigen die Eingeborenen eine Thiirfalle aus Bambus an. Sie stecken starke Bambusstabe zu einem Viereck zusammen, an dessen einer Seite eine Fallthiir derartig angebracht ist, dass der Hirsch, wenn er das Innere dieser Umzaunung, in welcher ein Koder liegt, betritt, die Thir zufallt und ihn gefangen halt. 5. Benutzen die si ka li-la1gat einen zwei Armspannen

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149 langen Bogen, aus moglichst harten Holzarten hergestellt; dieser wird in dem Wechsel so zwischen zwei Baumen aufgestellt, dass der Hirsch gegen das die Sehne spannende Holz lauft, dadurch geht der Pfeil los und titet ihn. Die bou-bou soil die einfachste und beste Falle sein. Weiter benutzen die Eingeborenen auch Bogen, Pfeile, Lanze und Haumesser, sowie ihre Dorfhunde zur Hirschjagd. Gleichzeitig ist der Hirsch das einzige Tier, welches in Fallen gefangen wird. - Beim Erlegen durch Pfeilschuss wird das Gift desselben aus der Wunde nicht entfernt. Ein Hirsch soil nach einem Pfeilschuss noch ca. 500 Meter laufen konnen. Schiessen sie einen Affen morgens, so wird er erst mittags geholt, da er gewShnlich in den Zweigen hangen bleibt und nach eingetretenem Tode dann von selbst herunterfallt Zur Krokodiljagd gebrauchen sie alle Sorten Pfeile, die vergiftet sind. Auch fangen sie die Krokodile zuweilen mit Angelhaken von Messing an einer langen Schnur. Zum Koder benutzen sic Ratten und Eichbhrnchen. Auch nehmen sie eine Rotangschnur, an welcher ein spitzes Holz zur Befestigung des KSders angebracht ist. Das Krokodil wird nicht verspeist, sondern nur getotet, weil es Schweine und Hiihner fiisst, dagegen wird der Leguan verzehrt, jedoch nur von Junggesellen. VII. Ackerban und Viehzucht. Die wichtigsten Geratschaften. Ein neuer Abschnitt wird mich zur Betrachtung des Ackerbaues und der Viehzucht, welche die Eingeborenen treiben, veranlassen. Die wichtigsten Gerate, die zu einer niederen Bodenkultur benutzt werden, sind ein Haumesser (tala), ein Beil (baliok) und ein Pflanzstock. Die Arbeitseinteilung bei der Bestellung ihrer kleinen Garten ist folgende: Bananen, Bira-Bira, Zuckerrohr, Kokosniisse werden von Junggesellen gepflanzt. Ist z. B. ein Junggeselle in einer Siedelung nicht vorhanden, so muss eincr

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150 aus einen Nachbardorf geholt werden, andere diirfen diese Pflanzungen nicht ausfiihren, da es ta-ka-kai-kai ist. Auch kennen die Eingeborenen das Tagelohnverhaltnis, wo der junge Mann dann fiir kleine Geschenke, gewohnlich fur Essen und Trinken arbeitet. Die Frauen bearbeiten nur die angelegten Kladdigarten, ausgenommen wahrend der Schwangerschaftsperiode. Alle weiteren Arbeiten, nachdem die Pflanzungen stattgefunden haben, machen die verheirateten Manner. Zu den Frauenarbeiten geh6rt auch noch die Anfertigung der Fischnetze, sowie des Garns zu denselben, ferner fischen sie auschliesslich mit dem pana und liegt ihnen endlich noch die Pflege ihrer Kinder am Herzen. Einteilung des Fcldes. Wenn die Eingeborenen ein Kladdifeld anlegen, werden erst im Urwald die kleineren Baume umgehauen, um Raum zu schaffen, der nunmehr gesaubert wird, d. h. die gefallten Baumstamme mit ihren Zweigen wird nach der Seite geschafft und es wird mit dem Pflanzen von Kladdi begonnen. Die Grenzen einer solchen Anlage, son auch labu genannt. werden durch Baume hergestellt. Spater beginnen die Eingeborenen immer mehr Licht und Luft in ihrer Kladdianlage durch Fallen der grossen Baume zu schaffen, doch wird von diesen nur das hinderliche Gezweig beseitigt, wahrend der Stamm einfach liegen bleibt, da sie kein geniigendes Handwerkzeug zur schnellen Fortschaffung besitzen. Die Art des Pflanzens von Kladdi geschieht einfach mit dem Pflanzstock, mit dem die Eingeborenen unregelmassig angelegte Locher in den Boden stossen und in diese die Pflanzlinge hineinsetzen. Das Loch bleibt sogar offen, wird nicht einmal zugetreten, da der Boden sehr feucht, infolgedessen sich leicht von selbst schliesst und in einem solchen Boden die Wachstumsbedingungen durch die Natur von selbst schnell f6rdernd bewirkt werden. Bananen werden ebenso gepflanzt, doch liebt man es, Bira-Bira auf gleiche Art zwischen diesen zu pflanzen. Auch Zuckerrohr wird haufig zwischen Bananen wie Kladdi gepflanzt. Zu diesem Zweck werden alte Zuckerrohr

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Wohnhaus (lalap) der Eingeborenon in den Pflanzungen.

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152 stammchen in Stiickehen von ca. '/2 m Lange geschnitten. Die Kronen derselben dienen als Pflanzen und werden in das feuchte, lockere Erdreich hineingeschoben, waihrend die tibrig bleibenden nicht mit einer Krone versehenen Stticke als Nahrungsmittel benutzt werden. Kokosniisse werden als kleine Pflanzen zwischen Bananen oder an besonderen Stellen, namentlich an Flussufern, in Reinkulturen:angelegt. Die Kokosnusspflanzlinge werden aus der Nuss angetrieben und mit dieser in kleine Locher gelegt, die nur schwach mit Erde zugedeckt sind. - Sago wird gleichfalls aus Stecklingen gezogen und an sumpfigen Stellen gepflanzt. Auch den Anbau von Tabak kennen die Eingeborenen. Er wird aus Samen, den sie selbst gewinnen, zu Stecklingen herangezogen, dann ausgepflanzt und ofters gejatet. Die reifen griinen Blatter werden zusammengerollt, dann geschnitten und fiber Feuergestellen in wenigen Stunden getrocknet. Hierauf gelangt der Tabak in einen Bambusbehalter, wo er eng zusammengepresst bleibt bis zum Gebrauch. Einen gewissen Turnus im Fruchtwechsel kennen die Eingeborenen nicht. Sie unterscheiden nur alte und neue Anlagen, z. B. mon4 gatai Kladdigarten, wird er alt und ist er nicht mehr zu gebrauchen, nennen sie ihn pu-gatii-kat. Eine alte Bananenplantage pu-bago-kat, eile alte Bira-Bira- oder Alocasiaanlage pu-bio-at, eine alte Kokosnussanpflanzung pu-toitin-an, ein alter Zuckerrohrgarten pu-kola-at. Bei Neuanlagen wird einfach der Name hinter mong (Garten) gesetzt, z. B. mona gata (Kladdigarten oder Feld); mona toitat, mona sagai (Sago-) feld); mona kola (Zuckerrohr); mona bago (Bananen). Ausserdem bauen sie die Pfefferschote daro.(mal. lombok) und Bohnen an. Beide sind jedoch von deni Malaien eingefiihrt und werden von den Eingeborenen nicht genossen, sondern nur an Handler, die von ihnen Rotang etc. kaufen, gegen andere Sachen ausgetauscht. Ebenso wird von ihnen noch das importierte ubi kaju, bei den si ka la-lagat gobi s'a-rau, eine Batatenart mit roten Knollen und laiga, von den Malaien sapedas (Macaranga

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153 megalophylla) genannt, kultiviert und Malaien und Chinesen zum Kauf angeboten. Die Ordnung in den Girten geschieht derartig, dass die Weiber den Kladdigarten in der Reinigung unter sich haben, schwache Frauen werden auch von den Mannern darin unterstiitzt. Dagegen haben die Manner Sorge zu tragen, dass die Bananenanpflanzungen mit dazwischen gepflanztem ludju oder Tabak, sowie die Sagogarten von ihnen in Stand gehalten und gereinigt werden. Auch Kinder werden von ihren Eltern dazu angehalten, an der Gartenarbeit teilzunehmen. Wenn sie noch klein sind, miissen sie Wasser holen und die zum Pflanzen bestimmten Kokosniisse herbeitragen. Grossere Kinder beteiligen sich auch dann schon im Haushalt, z. B. beim Reiben von Kokosniissen, beim Fischfang und Rotangschneiden. Die Eingeborenen der Mentawai-Inseln kennen 6 Arten von Bananen: 1. eine Banane zum Rohessen bago nalit-at; 2. eine Doldenbanane bodji; (vielleicht auch bodja helle Banane) 3. eine iiberhangende, sehr grosse Banane ba-batu-at; 4. eine grosse Art ta-guili; 5. eine kleine Art gula; 6. eine Banane, die sich zum Rosten eignet si ra-ra. Die Grosse der Bananen schwankt zwischen der eines kleinen Fingers bis zur Handspanne. Viehzucht. Die Eingeborenen halten besonders Hihner, die reicheren Schweine, einige auch Hunde. Von einer besonderen Zucht, welcher das Veredelungsprinzip zu Grunde liegt, kann man nicht sprechen; dagegen ist Inzucht bei ihnen beliebt, die ja an und fur sich durch die willkiirlich gegebenen Momente jede hohere Anforderung im Zuchtprinzip von selbst ausschliesst und die in den Dorfschaften frei herumlaufenden Tiere infolgedessen noch zur Fortpflanzung der Inzucht auf diese Weise unterstiitzt. Ihre Huhner rufen sie des Abends zu ihren Kiifigen mit einem langgezogenen A-hi zusammen. Da

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154 wilde Bienen vorhanden, benutzen die Eingeborenen auch ihr Wachs zn verschiedenen Zwecken. Ein Spaziergang zu den Pflanzungen der ofters weit vom Dorfe abliegenden Garten der Eingeborenen bot mir stets eine anregende Abwechselung durch die mannigfaltigen Eindriicke, welche die Mutter Natur auf mich wirken liess. Der Weg ging zunachst immer eine langere Strecke durch den Urwald, wir wanderten auf engem Fusssteig oft durch Pfitzen, iiber alte Baumriesen kletternd oder mussten uns durch den Weg dicht versperrende Luftwurzeln, Lianen, Rotang winden. Dann plotzlich kamen wir zu einer grosseren Waldlichtung, wo zerstreut vereinzelte Hauschen unserer braunen Freunde lagen, die zuweilen mit Crotonarten oder den anderen leuchtenden Blumen, die sie zum Kopfschmuck benutzen, eingesaumt waren oder au.ch nur vereinzelte Biische in ihrer Nahe zeigten. Dichte Bananenhaine mit ihren Unterpflanzungen, Kladdistiickchen, Tabakpflanzungen zeigten die Gartenanlagen. Die meisten Bananenfrichte warenl klein, dickschalig und wenig wohlschmeckend. Das Blut von Tieren. Das Blut aller Tiere, die sie erlegen, wird in eisernen Pfannen, die aus Padang durch Handler eingefiihrt sind, zu einer dicken, zahen Masse gekocht und sie geniessen es dann als Nahrungsmittel vermittelst Loffel aus Kokosnuss. Ein Aderlassen bei Menschen und Tieren ist ihnen unbekannt. VIII. Handel und Gewerbe. Der Handel mit Malaien und Chinesen wird zwischen den Eingeborenen ausschliesslich durch Tausch bewerkstelligt. Es werden von den Mentawai-Inseln besonders Sago, der sehr geschatzt und von blendend weisser Farbe ist, dann Rotang, weisses Dammarharz, Kokosniisse, die Wedel der Nipapalme als Dachdeckmaterial, zuweilen auch Schildkroten nach Padang, der Hauptstadt von Sumatra's Westkiiste, ausgefiihrt.

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Boot der Eingeborenen mit typischem Sitz derselben. FJauen vorn, MAinner binten. (Im Bintergiunde die Rcgierungsprau.)

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156 I Picol (=~ 61,689 kg) Dammarharz kostet in Padang 50 Rupien in Silber (h 1,70 Mk.) -.85,00 Mk., 1 Picol (= 61,689 kg Rotang kostet in Padang 9-12 Rupien in Silber (it 1,70 MkL) 15,30-20,40 Mk, 1 Picol (_ 61,689 kg) Kokosniisse kostet in Padang 51/2 Rupien in Silber (it 1,70 Mlk.) 9,35 Mk. Gehandelt wird Zeug na ch Armspinnen, whbrend die anderen zahlreichen Tauschartikel nach Gutdiinken abgegeb en werden. Auf Empfehlung wandte ich mich in Padang an den Chinesen Lie Ban Eng, Kongsi Ban Strat, Pasar Borong. Dieser handelte seit Jahr'en mit den Mentawai-Insulanern und hatte auch die Gilte, uns seinen Dolmietscher abzutr'eten. Ich fiihrtc an Tauschartikein die gangbarsten Sachen und zwar Zeug in mebrenen Ballen und vei'schiedene andere IRleinig-keiten mit. Folgende Tabelle soil gleichzeitig einen Anhalt f~iri andere Reisende gewabren. 1. weisses Z(I-ug kimtii Si ma, bflau, 2. rotes Zeug ko-mafi lakai 3. blaues Zeug ko-mah 'Si mapfs, 4. schwatrzes Zeug k~maii auich ma pfi'u, 5. gemustertes Zeug, Si ma guri, 6. rote wollene Decken Isadiii, 7. diinner Messingdraht kili-kilik, 8.. -dicker Messingdraht datjo, 9. kicine Blechspiegel to-toro, 10. Brummeisen dja-djaok, 11. kleine Schellen ka?"41jka, 12.grosse Mfessingsehellen tai-rosi, 13. hemdenartige Jacken lIipi, 14. Beinkleider S'okit, 15. Eisenstangen laba, 16. Lanzenspitzen aus Eisen S'Oat, 17. Eisenhauer tMNl. 18S. Zwingen aus -Messing S'alft 19. Perlen (blaue) mnu, 20. Perlen (gelbe) mnu ma-kinuiu,

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157 21. Streichhilzer, ma-pak-pafi 22. Lichte, 23. Ringe, 24. laufende Elefanten (Spielzeug), 25. diverse Perlketten, 26. Brillen, 27. Mundharmonika, 28. Garnknaule, 29. Suppenterrinen aus Steingut, 30. chinesische Gong's. 100 Stuck Rotang sind gleich 1 ikan - 4 lading =8 Spannen Zeug 2 Mk., 25 Stuck Rotang haben den Wert eines Hundes, 500 Stuck Rotang sind im Wert gleich 2 Picol, die einen Einkaufswert von ungefahr 10 Mk. ergeben. Der Handler kauft also 500 Stack fur 10 Mk. und verknuft sie in Padang ftir 30,60-40,80 Mk., mithin mit 20,60 bis 30,80 Mk. Verdienst, wobei er wohl glanzend bestehen diirfte. Ein Prau ladet gewohnlich 180-200 Picol. Weiter verdanke ich der Liebenswiirdigkeit des Kontrolleurs Herrn van Drieusche aus seinen Akten einen Auszug, der die Befrachtung einer Handelsprau nach den Inseln darstellt. Ich gebe dieselbe im malaiyschen Text mit hollandischer Schreibweise wieder. 1. 100 kajoe kain marekan, 2. 5 koedi kain panas, 3. 3 koedi kain biroe, 4. 10 kajoe kain kasoembo, 5. 4 koedi badjoe kambabanang, 6. 1 picol kawat, 7. 4 koedi parioeh tombagu, 8. 500 boeah barang bessi, 9. 50 loesin tjiwan pingan, 10. 1 koedi tali kaier, 11. 12 rauan djalo ikan, 12. 10 rauan djaring ikan, 13. 6 boedi lapih poelou batoe,

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158 14. 21/2 picol manik roepa, 15. 1/2 koedi kain itanm, 16. 3 peti barang koemango roepa, 17. 4 boeah peti koelit, 18. 2 boeah peti kajoe rangas, 19. 30 picol beras makanan, 20. 12 kotah henan~g. Maasse und Gewichte. Mit dem, Handel eng verkniipft ist natiirlich die Kenntnis der Maasse und Gewiebte. Da unterscheiden zunniichst die Eingeborenen iii ihrer bliihenden Sprache die Begriffe schwer orui sanai, onam; leicht nafika, -naka. Kommt die Einheit als StUck in Betracht, so unterscheiden die Eingeborenen soiche StUick, in denen Lehen pulsiert, muniiii und soiche, die leblos sind b-a, z. B. 5 StUck Hunde lima-ska mutnii dji-dj6. 5 6tiick Eier a-tiilu lima ba;. Gewiebte und Wagscbalen kennen die Eingeborenen nicht, ehenso wie die An wendung von Hoblm~aassen in grtisserem. Maassstabe, desto reicher ist bei ihuen das System der Ldngenmaasse2 ausgebildet. 1. Die Elle von der Spitze des Mittelfingers tis zum. Ellenbogen gemessen AiikU; 2. eine Armliinge d. h. die Entfernung von der Mittelfingerspitze his zur Schulter' natapara; 3. eine Armlahige d. h. die Entfernung von der Mittelfingerspitze bis zur Achselhbhle mata kiipa (kommt, im Handel selten vor); 4. eine halbe Doppeispanne d. h. die Lunge von derMittelfingerspitze bis zur Mittellinie der Brust polou ru-rukat; 5. das Maass von der Mittelfingerspitze his zur entgegen — gesetzten Achselh~ihle bei gestirecktern Arm, nata. kapa Aila; 6. das Maass von der Mittelfingerspitze his zum entgegengesetzten Ellenbogen C'ukuiliin: 7. das Maass von der Mittelfingerspitze his zur einen Brustwarze hei gestrecktem Arm mata tot-tot;

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159 8. das Maass von der Mittelfingerspitze bis zur entgegengesetzten Brustwarze bei gestrektem Arm mata-tot sila; 9. zwei Armspannen gleich ein Klafter sara-rapa auch dapat (d. h. die Arme zur Horizontale erheben), mit diesem Maass wird gew6hnlich Zeug gehandelt. Ausser diesen Maassen werden die Finger in der Breite benutzt, z. B. eine Fingerbreite sara ci foiai, zwei Fingerbreiten dua Ci fnonai etc. Die Spanne der Daumenspitze bis zur Spitze des Zeigefingers turu. Die Spanne der Daumenspitze bis zur Spitze des Mittelfingers rama(k). Als einfaches Hohlmaass wird der radou, der Hohlraum zwischen zwei Knoten des Bambusrohres benutzt. Weitere einfache Maasse, welcher sich die si ka la-lagat bedienen, sind: Ein Tragkorb voll sa-na labit, ein Kifig voll sa-na lon, eine Windung (Draht) sa-ia roko, eine Schnur (Perlen) sa-na lai-lai, ein Buindel von 25 Stuck (Rotang) sa-ia sa-kiat. Ein Fischnetz, panu mit Namen, wird gleichfalls als Hohlmaass benutzt. Metalltechnik. Da samtliche Metallwaren, bosonders Eisen, Messing, Importartikel sind, so kennen die Eingeborenen nur die Art und Weise, auf Steinen die Lanzenspitzen, Dolchklingen und Haumesser zu scharfen. Ebenso konnen sie aus feinem Messingdraht Nadeln herstellen, aus dickerem Messingdraht Armbander. IX. Holzbearbeitung. Die Bearbeitung der grossen Menge ihrer Holzer geschieht hauptsachlich mit dem Beil und Haumesser, da sie keine anderen Werkzeuge kennen. Mit Htilfe meines Dolmetschers konnte ich iiber 100 Arten H6lzer fesstellen, die den Eingeborenen bekannt waren.

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Pflanzen. No. Mentawai-Sprache Malayischer Name Wisens1aftlihe Deutscher Name Bezeichnung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. toitat bakat fnirip tufro sokut toba bago sakalo b&la sarai gata ludju auch bio (sa) kola paigu auch pagui duriat auch doriat toktuk bailo pohon klappa bakan api api tanga binasi oder waringin baru pisang pisang katuka pohon nipa rami kladdi biru tabu chubada durian durian utan oder rimba taja Cocos nucifera L. Rhizophora Mangle Sideroxylum attenuatum Hibiscus tiliaceus L. Malvaceae Musa paradisica Nipa fruticans Boehmeria nivea; Urticaceae Colocasia esculenta Alocasia macorrhiza Saccharum officinarum MIangifera L. Durio Zibethinus L. Kokosnussbaum Mangrovebaum Eisenholz Ibisch Banane Nipapalme Chinesischer Hanf Kolokasie auch Taro Zuckerrohr Mangabaum Indischer Zibetbaum Waldurian

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P f lan Zen. No. Ietwi-pah IaaicrNm Wissenschaftliche Deutscher Name MentwaiSprche Malaiscer ameBezeichnung 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31i. bair&bit rapa, kiniiu Siila(k) ugagara ailflpa lakopa m-'-ait gobi djambut daro paku ramutan kudubiiawa kuni aj er- ajer lassie binkuang jamba mangi ~nanas timbaco obi giigA jamu piawA lada kundu Nephelium L. Fibraurea Miers. LappaceumI Der Rambutanbaum chloroleuca Lansium aquaeum Jack, Meliaceae Pachyrrhicus angulatus Jambolanum domesticum Garcinia, mangostana L. Ananaiissa sativa Nicotiana, tabacum Dioscorea BatatasDesc. Der Mangostanenbaum Die wilde, Ananas Tabak Yamswurzel Eine Kiirbisart

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P f la n z e n. No. Mentawai-Spraehe Malayischer Name Wissenschiaftliche j Deutscher Name 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. I 9fira auch Skima ka I gai~ —maii b6bolo pai-pai padat biilau pi ila- ga-, magaa obuk auch ogbuk abiiri mituk Sagai toba~t hlaliu auch os'i [a pudiii ami letjuan puar pandan mikuang rotan rotan kitjil bambu bambu tipis bambu bambu sagu sikai Tabernaemontana malaccensis Condyline terminalis Lifiaceae Curcuma Zedoaria Rosc. Pandanus odoratissi- ~ Runde Zittwerwurzel Der Schraubenbaum I mus L. Pandanus Griff. Calamus I Calamus, Bambusa Bambusa atrocarpus IPandane lotang L.,peciosus arundinacea Bambusa Bambusa Sagus farinifera Gartn. Lygodium microphylluin Rotang Eine dflune Rotangart Gemeiner Bambus Eine diiinne Bambusart Eine starke Bambusart Eine sehr starke Barnbusart Die Sagopalme Eine Strahlenfarnart

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Pf lanz en. No. Mentawai-Sprache Malayiscr Name Wissenschaftliche Deutscler Name, I Mentawai-Sprache Malayischer Name Bezeichnung 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. tarap ma-tjhImin ma-latjdmin ln9,' ma-tj amin 141duu karai 6nam S' gunai Si IRA-14Ali panilok nimosua aribi auch arlbuk taiba kopuk cap-Eap-at Sfira Sa-'a-srara madan prawas damar puti damar tjemin musirai maranti ubar pisang karang battang subang-subang battang aru binasi libong tuba Zekiir (?) rumput tjirit babi siri antu puding amas Polyadenia lucida Nees. Damara alba Ilex cymosa Bi. Shorea Glochidion sumatranum Miqu. Sideroxylon attenuatum Areca Nibung Mart. Derris elliptica Beuth. Leguminosae Kaempferia galanga Blainvella latifolia Composita Chavica miniata Miqu. CodiaeumvariegatumL. Weisses - Damarharz Dunkles Dararharz Eine Stechpalmenart Bananenart Arubaum Die Nibongpalme O" O" 57. 58. 59. 60.

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Pf la nz en. 1-" No. Mentawai-Sprache Malayischer Name Wmisenschaftliche Deutscher Name Bezeichnung 62. 63. 64; 65. 66. 67: 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. tfimuii Bubibara itas pii1akak poula popui pora,pullik auch pilit ji fiara turu-turu poak ma-laiblb1 omai matiu tratang(?)(=tarangtang) angau oder djaring angau pua hangi pua pohon areng lalang- laut saro-saro sau hutan ngara rumput pahit djulu atu mandarahan ipu mengkudu Buchanania auriculata Pithecolobium? Alstonia scholaris.Apocyneae Name fuir viele Scitamineae Arenga saccharifera Parinarium Griffithianum (Hook fil.) Die Arengpalme Cinnamomum calyculatum Miqu. Antiaris toxicaria B1. Morinda citrifolia L. IZimmt I Upasbaum auch Antjar

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Pfl a nz e n. No. Mentawai-Spracch Malayischer Name WsenscaftlicheDeutscher Name I Bezeiehnung 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. napo karamanjoh sau-sau si mada baiko ailapat si bulayat ailapat si ma-surou pa-ka-sala lo-losit bakau kasika pinang-pinang bajem-bajem (?) kaju umbu sabei tarrok auch pohon kum puding telor puding itam Sugi-Sugi kaju passa bungarajo puro damungu Ptychosperma noxa Miqu. su- Artocarpus incisa Graptophyllum hortense (?) Polygala Simassan Miqu Microsepala acuminata Hibiscus rosa sinensis L. Malvaceae! Brotfruchtbaum Weisser Ailapat Dunkler Ailapat Kreuzblume Ibisch (die heilige Blume der MentawaiInsulaner). Ein Baum mit fiber 1/ m langen lancettformigen Blattern

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P f1 a n z enU. 0)A No. Mentawai-Sprache J Malayiejeher Name j Wisienschaftliche Deutscher N~ame 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. Ito-tonau baglai auch baiilai papan ruttl a-li-Ma-Ma laiga Itikup akaba poalat laigi sambong laingkuas kaju balam rotan gedang rotan batu, sapedas dukung anak akar barak laka dj erudj eru Scindapsus pertusus Schott. Alpinia Galanga L. Sitamineae Bassia balem, Sapotaceae Q?) Calamus Diepenhorstii Miqu. Macarangamegalophylla Euphorbiaceae Phyllanthus oxyphyllus Miqu. Chailletia sumatrana Miqu. Myristica Acanthus ebracteatus. Acanthaceae G algantwurzel Rotang o der Rohrpalme

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Pf 1 an z en. No. I Mentawai-Spraclie I Malayischer Name I W issenschaftliche I Deutscher Nam-e ____ ____ ___ ____ ___ __ ____ ____ ___ ____ _ I Bezeichnung I_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 96. 97. 98. 99. 100., 101. 102. ioa. 104. 105. 106. 107. I kainau sari katttka, padoimInl Si moitM Ai kailo stigu-suguru koro babak Ilibskban pinafn S'i bok-bon-i bunga S'ubi od. kambiilu paladaft perupu katuka kare papaij a bunga raya puti pulaii pipi mali-mali Sonnerila insignis BI., Melastomaceae Linostoma scandens Griff Carica papaj a Aeschynantbus brevicalyx Miqu. Grainatophyllum scripturn et speciosum Aistonia kalophylla Miqu. Areca catechu Leea Sambucina Wild. Ampelideae Papaja- oder Melonenbaum Betelnusspalime

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PfI aine n. Mentawai-Sprache I Malayischer Name Wissenschaftliche Deutscher Name Bezeichnung 108. 109. 110. 111. -112. 113. 114. 115. I koro 'ak pa-talifia pa-ka-toili kodjo pa-ka-S'ailau Suil-Sui lapaii liman bonii timum dandang rotan mantye pidada Citrus grandis Antidesmapaniculatum Trichosanthes celebica Flagellaria minor Bi. Sonneratia acida L. Polygala Simassan var. lanceolata Imperata arundinacea, Cyrill. Luffa petola Cucurbitaceac Alanggras Eine grosse Gurkenart

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169 Schnitzarbeiten. Beziiglich der von den Eingeborenen ausgefuihrten Schnitzarbeiten verweise ich an dieser Stelle nochmals auf denjenigen Abschnitt dieses Buches, der iiber die Kunst der Mentawai-Insulaner handelt. X. Knupfarbeiten, Ledergewerbe. Seilerarbeiten. Die Herstellung von Bindfaden, Garn, Schniiren, kleinen Tauen aus dem Rindenbast des baka Baumes (Gnetum Gnemon L.) erhalten sie durch Herausklopfen des Saftes aus dem Zellengewebe der Rinde. Hierauf wird derselbe etwas an der Sonne getrocknet, die weichen Fasern baya werden dann zu 2 bis 3 oder mehreren zu einem Faden oder Schnur etc. zusammengedreht. Das Nahgarn pUlat wird aus der faserreichen Rinde des pulaik-Baumes (mal. lania auch romin oder sau hutan) (Parinarium Griffithianum) gemacht. Den Rindenbast selbst nennen die Eingeborenen baya kulit. Bei der Herstellung der Seilerarbeiten streicht die Frau die Fasern glatt, der Mann dreht oder flechtet sie. Besondere Geratschaften haben die Eingeborenen nicht. Netze werden gleichfalls aus Rindenfasergarn filiert. Auch verstehen es die si ka la-lagat eine Art Leder herzustellen aus der Haut einer grossen Schlange, die sie saba (mal. ula bezaar, ula gedang) nennen; wahrscheinlich gehort dieselbe zur Klasse der Pythonidae Dum. et Bibr. d. h. der Python- oder Tigerschlangen, die ja auf alien inseln des indischen Meeres heimisch sind. Eine andere Sorte machen sie aus der Haut des bata-bata, der zur Familie der Iguanidae oder Leguane zahlt und benutzen es zum Bespannen von Musikinstrumenten. Schlusswort Am Schlusse meiner Arbeit angelangt, bin ich mir wohl bewusst, dass sich trotz wiederholter Kontrolle in den ethnographischen Beobachtungen kleine Irrtuimer

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170 werden eingeschlichen haben, ebenso befinde ich mich muit andIeren Reisenden im Gegensatz, aber das Bewusstsein, nach bestem Wissen und Gewissen bonia fide gehandelt zu haben, m~ge die Unvoilkommeuheit meiner Beobacbtungen entschuldigen. Meine Arbeit, welche die er'ste griissere fiber die Mentawai-Jnseln ist, wird. dem Leser immerhin ein hfibsch abgerundetes Ganzes, namentlich von den Si ka lId-lhagat in Si Oban bringen. Mbzchte sie dazu beitragen, en kiares Bild von meinen braunen Freunden auf ibrem meerumrauschten, kleinien Ejiande den Lesern zn geben und neue Anregung zur weiteren Erforsehung dieser braunen In selkinder bieten.

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Kapitel III. Die anthropologischen Ergebnisse der Reise, bearbeitet durch Herrn Professor Dr. von Luschan, Direktorialassistent am Koniglichen Museum fur Viilkerkunde in Berlin. Zwolf Schadel von den Mentawai-Inseln.

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Als Geschenk von Herrn Alfied Maass besitzt meine Lehrmittel-Sammlung zwolf Schadel von den Mentawai- Inseln bei Sumatra. Wenn ich, einem Wunsche des freundlichen Geschenkgebers nachkommend, eine kurze Beschreibung dieser Schadel als Anhang zu seinem Reisebericht hiermit der Oeffentlichkeit tibergebe, so thue ich das nicht ohne die schwersten Bedenken. Zwolf Schadel von den Mentawai-Inseln sind zwar an und fir sich ein schoner und wertvoller Besitz, aber sie reichen doch nicht entfernt aus, um ein auch nur annahernd richtiges Bild von den craniologischen Verhaltnissen dieser Inselgruppe zu geben. Auch die wenigen Schadel, die aus anderen Sammlungen bisher von den Mentawai-Inseln veroffentlicht wurden, tragen nicht wesentlich zur Erganzung dieses Bildes bei. Ich muss mich also darauf beschranken, im folgenden eine ganz kurze Beschreibung dieser Schadel zu geben und ihre wichtigsten Masse mitzuteilen; irgend welche Schliisse aus dem vorhandenen Material zu ziehen und dieses mit Schadeln aus anderen Gebieten von Indonesien zu vergleichen, muss ich mir von Hause aus versagen. Der Erhaltungszustand der Schadel ist leider ein recht ungleichmassiger. Nur bei sechs von ihnen ist der zugehorige Unterkiefer erhalten. Aber auch von diesen sechs fehlen bei dem einen der ganze Oberkiefer mit beiden Jochbeinen, bei dem andern der linke Oberkiefer und das linke Jochbein; bei einem siebenten Schidel fehlt das ganze Gesicht mit dem Unterkiefer; bei einem anderen das ganze Hinterhauptbein und beide Schlafenschuppen. Ausserdem gehoren drei von den zwolf

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174 Schadeln jugendlichen oder kindlichen Individuen an, so dass die Zahl der fur eine vergleichende craniologische Untersuchung in Betracht kommenden Schadel noch weiter geschmalert erscheint. Irgendwelche Angaben fiber das Geschlecht der einzelnen Leute, von denen die Schadel stammen, liegen nicht vor. Ich war aber bemiiht, dieses so gut als moglich nachtraglich zu bestimmen. Sechs von den zwolf halte ich fir mannliche, drei fir weibliche; bei drei weiteren babe ich wegen ihrer Jugend darauf verzichtet, ihr Geschlecht zu bestimmen. Ich mochte aber beinahe glaubenr dass sie auch als weiblich anzusprechen seien, und es wiirde vielleicht fir die Ergebnisse der folgenden Untersuchung von Vorteil gewesen sein, wenn wir auch diese drei Schadel ohne Bedenken als weiblich betrachtet hatten; aber es schien mir doch richtiger, sie als,,unbestimmt "zu bezeichnen. Die mir 1897 tibergebenen Schadel sind in dem Kataloge meiner Lehrmittel-Sammlung mit den Nummern 1489 —1500 bezeichnet und sollen auch hier unter denselben Nummern beschrieben werden. In der auf Seite 184-185 abgedruckten Tabelle I sind sie nicht nach Nummern geordnet, sondern nach dem mutmasslichen Geschlecht und nach dem Langen-BreitenIndex, derart, dass erst die Manner, dann die Weiber, dann die Schidel unsicheren Geschlechts aufgefiihrt werden und innerhalb jeder dieser drei Reihen mit den schmalsten Schadeln begonnen wird. In dieser selben Reihenfolge sollen nun auch die einzelnen Schadel beschrieben werden. A. Mlnnllche SchAdel. 1491. Sehr gut erhalten bis auf einen etwa Thaler grossen Defekt am hinteren Rande des grossen Hinterhaupt-Loches und auf das Fehlen der Thranenbeine und von Teilen des Siebbeines. Rechts fehlt ein Unterkiefer und der zweite Praemolar-Zahn, sonst sind alle Zahne vollstandig vorhanden. Die vier Weisheits-Zahne sind noch nicht bis zur Kauflache vor

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175 geriickt, aber drei von ihnen sind in abweichender Richtung eingepflanzt, und es hat den Anschein, als ob sie iiberhaupt retiniert und auch bei langerer Lebensdauer nicht mehr vorgeriickt sein wirden; jedenfalls ist die Spheno-basilar-Fuge vollkommen und spurlos verstrichen, so dass es sich zweifellos um den Schadel eines erwachsenen Individuums handelt. Allerdings sind die Zahne so wenig abgeschliffen, dass wir das Alter sicher auf naher an zwanzig als an dreissig Jahre schatzen diirfen. Die Pfeilnaht ist in der Gegend des Obelions allerdings auffallend wenig gezackt, aber sie ist das sicher schon von Anfang an gewesen und nicht erst infolge beginnender seniler Involution geworden. Dass dieser Schadel einem so jugendlichen Individuum angehort, ist im ibrigen deshalb ganz erfreulich, weil seine Vorderzahne in ganz vorziglicher und selten schoner Weise deformiert sind. Wilrde der Mann langer gelebt haben, wiirden die jetzt ganz spitz zugescharften Zahne stark abgeschliffen worden sein und dadurch einen sehr viel weniger deformierten Eindruck machen, als sie es jetzt in der That thun. Die hier Fig. A. gegebene Abbildung giebt eine gute Vorstellung von der Art dieser Deformation*). Der Schadel ist verhaltnismassig klein und sehr leicht, aber die sehr derben Wangenbeine, die Grosse des Unterkiefers und der Warzenfortsatze, sowie die recht ansehnliche Entwicklung des Hinterhauptwulstes lassen die Bestimmung des Schadels als eines mannlichen kaum zweifelhaft erscheinen. Der Schadel ist schmal, aber mit einem Index von 751 doch schon innerhalb der Grenzen der Mesokephalie, wahrend in der ganzen Reihe der zwolf Schadel *) Wenn man ahnliche Verunstaltungen gemeinhin al,,Feilung" bezeichnet, so ist das sicher nur in den allerseltensten Fiallen buchstaiblich zu nehmen. Fast stets handelt es sich um eine mit Hammer und Meissel durchgefihrte Operation Bei Schadeln jugendlicher Individuen, die bald nach Vornahme der Verunstaltung gestorben sind, kann man die einzelnen kleinen muschligen Bruchstellen noch sehr leicht erkennen. Ich benutze diesen Anlass, um hier, Fig. B, zum Vergleiche eine vollig andere Art von Zahndeformierung aus Java abzubilden; hier sind die vorderen ZUhne mit Sand abgeschliffen.

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176 nur ein einziger (der weibliche Schadel 1496) mit einem Langenbreiten-Index von 731 in die Gruppe der Dolichokephalie fallen wiirde. Aber gerade dieser Schadel ist durch eine typische pramature Synostose der Pfeilnaht ausgezeichnet, so dass diese Lange und Schmalheit nicht als eine Rasseneigenschaft, sondern nur als eine ganz individuelle Bildung aufzufassen ist. Unser Schadel 1491, abgebildet auf Tafel I, muss daher als der eigentlich langste der ganzen Serie bezeichnet werden. Diesel Figur A. grisseren Linge entspricht auch eine recht ansehnliche Hohe und ein sehr schmales Gesicht; auch die Nase ist hoch und schmal und der Nasen-Index niedriger als bei den anderen Schadeln dieser Reihe. Die oberste Spitze der Hinterhauptschuppe ist diinn ausgezogen und in der rechten Lambda-Naht befindet sich ein ganz kleiner Schaltknochen; sonst zeigen alle Nahte einen vollstindig typischen Verlauf, wie denn fiberhaupt der ganze

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177 Schiidel einen durchaus regelma~ssigen und. typisehen Eindruck maeht. Die Art der Deformierung seiner Zahuie ist aus unserer Abbildung A besser zu ersehen, ala aus der liingsten Beschreibung. Im. Oberkiefer sind vier, im Unterkiefer nur drei Sehneidez~hne durcb kleine, sehr sorgfultig gefifibrte Schl1~ge mit Meissel und Hammer vollkommen spitz zugeseblagen, so dass ihre vorderen Flijehen, besonders im Oberkiefer, eine rein rhombische Form haben. Der vierte, niclit deformierte Schneide Fig. B. zabn im Unterkiefer hat anseheinend wegen seiner Gr~isse in der tibrigen Zahnreihe keinen Raum melir gefunden uind iet etwas nach hinten uind innen verschoben und offenbar aus, diesem, Grunde der deformierenden Behandlung entgangen. 1490., Grosser, sehr sehwerer Schitdel eines Mannes von etwa 40 Jahren. Abgebildet auf Tafel II. Im Oberkiefer sind die 12

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178 beiden inneren Schneidezahne und der rechte Eckzahn post mortem ausgefallen. Im Unterkiefer fehlen vier Schneidezahne, beide Eckzahne und die beiden rechten Praemolaren; die iibrigen Zahne sind vorhanden und recht stark abgekaut. Die beiden ausseren Schneidezahne im Oberkiefer zeigen deutliche Reste derselben Behandlung, wie wir sie oben bei dem Schadel 1491 kennen gelernt haben. Links oben ist die Alveole des inneren Schneidezahnes durch einen grossen alten Fistelgang vorn nahezu vollig zerstort; wahrscheinlich nicht ohne Zusapnmenhang mit der fir die leider jetzt fehlenden Zahne mit 8icherheit anzunehmenden Deformation. Die Thranenbeine und fast das ganze Siebbein sind zerstort. Sonst ist der Sch:idel vorzuglich erhalten.;-Die Nahte sind ohne Abnormitaten. Die Stirn ist schmal, das Gesicht auffallend hoch. ^ _ 1493. - Grosser, wollgeformter Schadel. Leider fehlen beide Nasenbeine und links der Oberkiefer und das Wangenbein; auch ist ein Teil der Basis mit dem Rande der vorderen Halfte des grossen Hinterhauptloches zerstirt, so dass die Hohe des Schadels nicht genau gemessen werden kann; sie bleibt aber anscleinend hinter der des ahnlich gestalteten Schadels 1490 nichti. wesentlich zuriick. Im Unterkiefer sind bis auf zwei Molazithne und den ersten linken Praemolar alle anderen Zahne post Imortem ausgefallen; im Oberkiefer ist der erste Schneidezahn erhalten, der zweite Praemolar, sowie der erste und zweite Molar. Die vier anderen Zahne sind post mortem ausgefallen. Der erste Schneidezahn ist urspriinglich genau ebenso stark zugescharft gewesen, wie etwa bei dem Schadel 1491. DieVerunstaltung ist nur durch das hohere Alter des Individuums weniger in die Augen springend geworden. Alle Nahte sind vollig offen und durchaus normal. In Os tympanicum links ein etwa Stecknadelknopf grosses, kreisrundes Loch, rechts ein sehr viel kleinerer unregelmassiger, kaum sichtbarer Defekt.

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179 1495. Sehr grosser und schwerer Schadel eines alteren Mannes mit breitem Gesicht und auffallend stark vorspringenden Wangenbeinen, abgebildet auf Tafel III. Rechts sind die beiden Schneidezahne und der Eckzahn post mortem ausgefallen. Vorhanden sind an dieser Seite nur der erste Praemolar, links derselbe Zahn, der Eckzahn und die beiden Schneidezahne. Die zwei Praemolaren und alle sechs Molaren sind schon intra vitam ausgefallen gewesen. Dementsprechend sind die finf erhaltenen Zahne sehr stark abgekaut. Die urspriinglich vorhanden gewesene Deformation der Schneidezahne ist nur mehr in schwachen Spuren nachweisbar. Der Unterkiefer fehlt; sonst ist der Schidel nahezu tadellos erhalten. Nur die Nahte um das Schlafenbein und ganz kurze Abschnitte der LambdaNaht sind noch wirklich offen, sonst sind die meisten Nahte geschlossen und mehrfach auch vollig verstrichen, so dass das Alter des Mannes wohl auf fiber 60 Jahre veranschlagt werden kann. Nahtanomalieen sind nicht vorhanden. 1492. Grosser breiter Schadel mit auffallend kurzem und breitem Gesicht und grossen rundlichen Augenhohlen, abgebildet auf Tafel IV. Im Oberkiefer sind bis auf die sechs Molaren und die zwei zweiten Praemolaren alle Zahne post mortem ausgefallen. Im Unterkiefer sind beiderseits die beiden hinteren Molaren vorhanden, ferner die beiden Eckzahne und die beiden ersten Praemolaren; alle anderen Zahne sind post mortem ausgefallen, nur der erste Schneidezahn der linken Seite scheint schon in friher Kindheit verloren gegangen zu sein, da ein Fach fur ihn nicht vorhanden ist, wahrend die drei vorhandenen Facher den Raum zwischen den Eckzahnen vSllig ausfiillen. Als mannlich sehe ich den Schidel hauptsachlich wegen seines sehr derben Unterkiefers an, dessen Zugehorigkeit iibrigens nicht ganz einwandsfrei feststeht. Auch ist das Gewicht *des ganzen Schadels etwas grosser, als den weiblichen Schideln 12*

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180 der Mentawai-Inseln zukommen diirfte. Die Zahne sind massig stark abgekaut, alle Nahte aber noch vollkommen offen. Rechts und links beiderseits ein sehr grosses Epiptericum, rechts von 29, links von fast 32 mm Lange und einer Hohe von 12 bezw. 15 mm; sonst sind alle Nahte normal. In der Seitenansicht des Gesichts ist besonders die bedeutende alveolare Prognathie bemerkenswert. 1496. Kleiner, aber auffallead schwerer Schadel mit sehr breiten und hohen Wulsten an der Hinterhauptschuppe und mit grossen und langen Warzenfortsatzen. Trotz seiner sehr geringen Grosse wohl mit Sicherheit als mannlich zu betrachten; vergl. die Abbildungen auf Tafel V. Der Unterkiefer fehlt. Links nur der zweite Schneidezahn und der erste Molar erhalten, rechts der Eckzahn, der erste Praemolar und der erste Molar; alle ibrigen Zahne post mortem ausgefallen. Der einzige von den vorhandenen Schneidezahnen zeigt deutliche Spuren der iiblichen Zuscharfung, aber auch der rechts erhaltene Eckzahn zeigt auf seiner nach vorn gewendeten Flache eine sehr grosse glanzende Facette, die kaum durch natirliche Abschleifung zu Stande gekommen sein diirfte, sondern auch einem bewussten und beabsichtigten Eingriff ihre Entstehung zu verdanken scheint. In der rechten Lambda-Nahtein kleiner Schaltknochen, sonstkeinerleiAnomalieen. Das Foramen magnum ungewohnlich klein, sicher im Zusammenhang mit dem grossen Gewichte des Schadels. B. Weibliche Schldel. 1494. Sehrzarter und dinnwandiger, dabei verhaltnismassig grosser, zweifellos weiblicher Schadel einer nicht ganz jungen, etwa 40 jahrigen Person. Die Nasenbeine, die Stirnfortsatze des Oberkiefers und der linke Jochbogen fehlen, ebenso ein Teil der Basis mit dem vorderen Rande des Hinterhauptloches, welcher von mir aber mit ziemlicher Sicherheit mit japanischem Papier

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181 ersetzt werden konnte. Links fehlt auch der ganze Alveolarteil des Oberkiefers mit allen Zahnen, rechts sind die beidcn Schneidezahne post mortem ausgefallen, die sechs tibrigen Zahne erhalten. Die Pfeilnaht ist vollkommen und spurlos verstrichen, so dass die grosse Lange des Schadels zweifellos aufScaphocephalie zuriickzufiihren ist. Im Unterkiefer sind nur rechts die drei Molaren und der zweite Praemolar erhalten, alle anderen Zahne sind post mortem ausgefallen. Ausserordentlich merkwiirdig und auffallend ist die hochgradige Atrophie der linken Unterkieferhalfte, besonders im Bereiche ihres hinteren Abschnittes und im Bereiche des aufsteigenden Astes. Dieser ist rechts 50 mm hoch und 35 mm breit, links aber nur 40 mm hoch und 23 mm breit. Das Kipfchen der atrophierten Seite ist leider post mortem zerstirt. Auch sonst lisst sich keine bestimmte Ursache fir diese hochgradige Atrophie nachweisen, die vermutlich durch eine schon seit der Kindheit bestehende einseitige Muskellahmung verursacht gewesen sein diirfte. 1498. Kleine, sehr leichte und glatte Hirnkapsel. Gesicht nicht vorhanden; nur ein mit der Sendung lose eingegangener Unterkiefer gehort vielleicht zu diesem Schadel. Ihm fehlen alle vier Schneidezahne, die beiden Eckzahne, die post mortem ausgefallen sind. Die beiden ersten Praemolaren haben fast erbsengrosse, die beiden zweiten Praemolaren kleinere Defekte durch Caries. 1499. Kleine, auffallend kurze, aber sehr hohe und breite Hirnkapsel. Gesicht nicht vorhanden. Im rechten Os tympanicum ein fast linsengrosser, rundlicher Defekt. C. SchUdel, deren Geschlecht nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist. 1500. Sehr grosser Schadel ohne Hinterhauptbein und ohne Schlafenknochen. Vorhanden ist rechts der fiinfte Zahn eines

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182 Milchgebisses und auf beiden Seiten der erste bleibende Molar. Links ist ein bleibender Eckzahn eben im Austreten begriffen. Die Facher fur die zweiten bleibenden Molaren sind leer, aber es sieht so aus, als ob diese Zahne noch nicht vollig entwickelt gewesen waren. Dem Zustande der Zahne nach wurde das Alter des Kindes also auf etwa zehn Jahre geschatzt werden konnen. 1489. Kleiner, sehr gut erhaltener Schadel eines noch nicht ganz ausgewachsenen Individuums von weiblichem Habitus, vergleiche Tafel VI. Die Sphenobasilar-Fuge ist klaffend offen. Die Weisheitszaihne sind noch ganz in der Tiefe verborgen, fir Unkundige kaum sichtbar. Alle Nahte natiirlich klaffend offen. Rechts ein 26 mm langes und 11 mm breites Epiptericum. Sonst an den Nahten keine Abweichungen von der Norm. Im Oberkiefer die vier Schneidezahne, der rechte Eckzahn und der linke erste Praemolar post mortem ausgefallen, ebenso im Unterkiefer inks der innere und rechts beide Schneidezahne, sowie der rechte Eckzahn, der zweite rechte Praemolar und die beiden rechten Molaren. Der einzige erhaltene Schneidezahn des ganzen Schadels ist durch Abmeisselung zugescharft. Rechts anscheinend angeborener Defekt des Thranenbeines. Auch links ist das Thranenbein zu einer kleinen schmalen Schuppe verktimmert. 1497. Kleiner wohlerhaltener Schadel ohne Unterkiefer eines etwa 3jahrigen Kindes ohne irgendwelche Besonderheit. Nur ein kindlicher Backenzahn und der Keim eines bleibenden Eckzahnes sind vorhanden. Alle uibrigen Zahne sind post mortem ausgefallen, so dass sich leider aus diesem kindlichen Schadel nicht ergibt, ob auch die Schneidezahne des Milchgebisses in ahnlicher Weise deformiert wurden, wie wir dies an alien iiberhaupt erhaltenen Schneidezahnen von Erwachsenen gesehen haben. Die wichtigsten Masse der hier beschriebenen zwolf

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183 Schadel sind in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt. Die einzelnen Masse bediirfen kaum einer weiteren Erklarung. Die Breite der Nasenwurzel ist von einem Dakryon zum anderen gemessen, der quere Umfang des Sch'adels von einer fossa supra meatum zur anderen. Der cubische Inhalt ist, wo es anging, mit dem Poll'schen Apparat, sonst mit Hirse gemessen. Fir die Messung der Ohrhohe, der Prognathie und der postoccipitalen Lange (vom Basion aus) wurden die Schadel nach der Frankfurter Horizontalen orientiert. Die grosste Lange messe ich stets da, wo sie sich findet, ohne Riicksicht auf die Horizontale; ebenso wird die Hohe stets zwischen Basion und Bregma gemessen. Die zweite Tabelle gibt eine Ubersicht fiber die wichtigsten Indices. Mit Riicksicht darauf, dass diese Notiz mit dem Buche, dem sie beigefiigt ist, auch in die Hande von Laien kommen wird, habe ich zu einigen Indices in der ersten Spalte in Klammern auch die Zahlen notiert, zwischen denen die,,mi ttle r en" Formen zu schwanken pflegen, so dass auch der Laie auf den ersten Blick erkennen kann, ob es sich im einzelnen Falle um einen mittleren oder um einen hohen oder einen niedrigen Index handelt.

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Tabelle I. Geschlecht M a nner J Weiber J Unsicher, m,,, Nummer der Schadel. Ungefahres Alter.... Grdsste LUnge..... Grosste Breite..... IHhe (Basion-Bregma).. Kleinste Stirnbreite.. Jochbreite. Wangenbreite Gesichtsh6he... Obergesichtshioho... Nasenhohe... Nasenbreite.. Nasenwurzel.. Basislange... Gesichtslinge.. Breite des For. magnum.. Breite Hohe d. Orbita.. Tiefe J Sagittal-Umfang. des Stirnbeins.. der Scheitelbeine.. der Hinterhauptschuppe I 1491 ad. 173 130 132 87 122 90 108 64 50 24 19 94 95 (34) (32) 34 32 49 [350] 125 120 (105) 1490 ad. 176 135 138 92 125 99 125 76 54 27 21 100 97 33 38 37 37 364 123 130 111 1493 ad. 182 140 94 127 (96) 113 70 51 30 38 35 50 3B8 131 129 108 1495 sen. 181 141 139 97 139 97 72 52 28 20 107 100 32 28 41 35 55 377 125 130 122 1492 I 1496 ad. ad. 169 164 134 130 133 129 97 91 125 121 98 96 114 - 69 69 47 47 26 24 17 19 92 95 98 99 37 30 27 25 41 35 35 34 51 53 350 342 120 115 121 123 109 104 1494 ad. 167 122 [116] 91 [127] 90 112 67 48 (92) (92) 36 36 332 112 122 98 1498 ] ad. 160 138 126 89 127 92 38 29 338 115 120 103 1499 ad. 157 139 121 93 126 92 27 28 333 110 118 105 1500 inf. II [170] 127 94 (113) 88 57 43 21 20 34 28 45 118 128 1489 1497 juv. Inf. II 167 159 132 130 128 119 89 85 119 104 86 (78) 96 - 61 (56) 44 41 25 21 20 15 89 85 92 - 35 30 31 27 36 33 32 31 46 48 349 337 115 112 121 125 113 100

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Tabelle I (Fortsetzung). -r __ _____e- B- i Ges c h echt Minner Weiber Unsicher,,.,.,., Sehne des Stirnbeins.... 112 109 112 112 107 100 99 102 97 104 101 98, der Scheitelbeine. 105 113 114 114 109 108 108 104 103 114 108 108 der Hinterhauptschuppe (97) 96 95 102 96 89 87 93 90 - 97 87 Breite zwischen d. Ohrpunkten 111 117 114 117 115 104 108 115 115 - 110 100.,,,. Unterkieferwinkeln....... 9 101 87 - 95 — - 88 Gaumenbreite.... 41 38 (39) (40) 39 41 -3 35 Gaumenlnge... 43 37 45 49 45 48 - 38 44 - 60 66 O 6 - 58 - 1. 40 Hohe 1 des aufsteigend. Astes 60 6r. 58 60 (52) -47 Breite des Unterkiefers 38 42 41 - - 1. 23 (36 39 r. 35 (36) 39 Ohrhdhe...... 120 119 116 117 - 111 100 (112) (106) 111 107 Totale u. alveolare Prognathie 7/8 (7)/(8) - 9/21 - 10/20 - - - 12/18 Postoccipitale Lange.... 70 77 - 79 - 65 75 - 71 77 77 Cub. Inhalt..... 1250 1365 (1555) 1420 1152 1135 1075 (1205) 1195 - 1290 Gewicht....... 555 735 (630) 820 655 805 410 -- - 555 (265) Horizontaler Umfang... 476 496 512 514 473 472 467 479 463 Querer Umfang.... 31 317 322 314 - 310 280 - 302 - 301 296

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Tabelle II. Indices von 12 Mentawai-Scha"deln. Geschlecht M i nn or Weiber Unsicher Nummer der Sehudel. Llingenbreiten-Index (100 >< Breite durch IDinge) (75-80) Breitenhahen - Index (100 x Hbhe durch Breite) Lllngenh6hen - Index (100 X Hahe durch LAnge (70-75) Joehbreiten - Gesichtsh6hen - Index (100 < GesichtshiShe durch Joclbreite) (90) Jochbreiten-Obergesichts-Index (100 x ObergesicltshShe durch Joclbreite) (50) Gesichtsbreiten-Index (100 >X.Wangenbreite durch Jochbreite). Joch- und Stirnbreiten-lndex (100 x kleinste Stirnbreite durch Jochbreite) Augenhi5hien-Index (100 >< Hiho durch Breite) (80-85) Nasen-Index (100 >< Breite durch H~ile) (47-51) Gaumen-Index (100 >< Breite durch LAnge) (80-85) 1491 751 76 89 53 74 71 94 48 95 1490 767 102 78 1493 769 1495 779 99 77 1492 793 99 79 1496 793 99 79 1494 731 (95) (70) 1498 862 91 79 1499 885 87 77 1500 (753) 1489 790 97 77 81 1497 818 92 75 91 100 1 89 (88)1 - 61 79 74 100 50 103 55 76 74 92 52 70 70 85 54 82 55 1 57 1 53 1 - (50) 51 78 1 79 1 (71)! - I I,, 78 85 55 87 75 97 51 85 (72) 100 70 74 78 (83) 82 49 97 72 75 89 57 80 (54) 75 82 94 51 (87)

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187 Diese Tabelle (II) bestatigt, was schon die erste fluchtige Betrachtung der Schadel ergab, dass in ihnen ein verhaltnismassig einheitliches Material vorliegt, das aber nicht in alien Ziigen dem Begriffe entspricht, den wir uns von dem typischen,,indonesischen" Schadel zu machen pflegen. Wie aber schon eingangs bemerkt, ist die Zahl der vorhandenen Schadel zu gering, als dass irgend welche weiteren Schliisse zulassig waren. Ich veroffentliche hier also einfach den thatsachlichen Befund, lediglich zur Anreihung an verwandtes Material und in der Hoffnung, auch mit dieser an sich naturgemass sehr bescheidenen Mitteilung einen kleinen Beitrag zur allmaligen Erkenntnis der craniologischen Verhaltnisse Indonesiens zu liefern. Im tibrigen schliesse ich mit einer Bitte und mit einem Danke - mit der Bitte an den Leser, die Fliichtigkeit dieser Studie zu entschuldigen: ich musste sie in knapp bemessenen Stunden unmittelbar vor Antritt einer grosseren Auslandreise einem wenig geiibten Stenographen diktieren und habe keine Moglichkeit, eine Korrektur zu lesen. Mein Dank aber gebtihrt Herrn Alfred Maass, der von seiner Studienreise nach den Mentawai-Inseln nicht nur eine wertvolle ethnographische Sammlung mitgebracht und dem Berliner Museum fur Volkerkunde geschenkt hat, sondern sich auch durch die Beschaffung der hier zum ersten Male veroffentlichten Schadel ein dauerndes Verdienst unm die Wissenschaft erwarb. Ich kann nur hoffen, dass auch seine kiinftigen Reisen von gleich schonen Erfolgen gekront sein mogen. An Bord des,,Saturno". 24. 12. 1. v. Luschan.

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Kapitel IV. Vorlaufige Diagnose nener Rhopaloceren von den Mentawai-Inseln. Bereits veroffentlicht in den,,Entomol. Nachrichten" Jg. 24. No. 13 Von Hofrat Dr. B. Hagen, Frankfurt a. M.

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Herr A. Maass in Berlin, der im Jahr 1897 eine Forschungsreise nach den westlich von Sumatra gelegenen Mentawai-Inseln machte, (vgl. seinen Reisebericht in den Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdkunde in Berlin 1898 No. 4), hatte die Giite, auf meine Bitten hin auch Schmetterlinge sammeln zu lassen und sie mir nach seiner Ruckkehr zur Verfiigung zu stellen. Dieselben sind auf der Insel Sipora in den August- und Septemberwochen 1897 in der Nahe der Kiiste gesammelt, und reprasentieren etwa 50 Arten in fiber 400 Exemplaren. Wie ich vorausgesetzt, fand ich darunter, obwohl die Sammlung fluichtig und ohne Sachkenntnis zusammengebracht war, eine ganze Anzahl neuer oder modifizierter malaischer Formen, von denen ich die hauptsachlichsten nachstehend kurz beschreiben will.1) 1. Papilio siporanus n. sp. S. Taf. 1 F. 1. Ein einziges 9. Nahe verwandt mit P. nephelus ab. albolineatus Forb., aber grosser. Lange des Vorderfliigels 60 mm gegen 58 mm bei P. saturnus-, albolineatus-, und uranus-99. 1) Eine ausfihrliche Arbeit wird demnichst in den Abhandlungen der Senkenberg'schen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. mit 2 farbigen Tafeln der neuen Arten erscheinen. Durch das freundliche Entgegenkommen genannter Gesellschaft bin ich in den Stand gesetzt, die beiden prachtvoll ausgefihrten Tafeln meinem Buche als besondern Schmuck beizugehen, wofdr ich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank sage. A. Maass.

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192 Ausserdem ist der Vorderfluigel weniger spitz ausgezogen als bei saturnus und um ein Bedeutendes breiter, gleicht also in den Umrissen mehr dem P. uranus. Auch der Hinterfiigel ist grosser und breiter, der Schwanzanhang jedoch betrachtlich kiirzer und schmaler als bei den 99 der obengenannten Arten, in Form und Grosse genau dem eines in meinem Besitz befindlichen saturnus- ( aus Deli (Ostsumatra) entsprechend. Auf der Oberseite sind die hellen Zeichnungen des vorliegenden Exemplars nahezu doppelt so gross als bei dem saturnus-9 von Deli. Die hellen Flecke am Hinterwinkel der Vorderfliigel gehen breit bindenartig nach oben und hangea mit der sehr breiten, aber verwaschenen Subapicalbinde zusammen, so dass man von einer kontinuierlichen weissen, nach hinten zu schmutzig ockergelb werdenden Vorderfliigelbinde reden kann. Dieselbe wird nur in der Zelle zwischen dem 1. und 2. Medianast undeutlich durch schwarzliche Bestiubung, bleibt aber in Form eines graulichen Flecks immer noch schwach sichtbar. Die Spitzen der Mittelzellen aller Fliigel werden durch diese Binde, welche sich auf den Hinterfliigeln bis zum Innenrande fortsetzt, mit getroffen, sind also weiss. Auf den letzteren ist die Binde vom 2. Medianast ab bis zum Innenrand, entsprechend den Vorderfligeln, ebenfalls ockergelb angeflogen. Unterseite gleich der Oberseite, aber die Binden nocb deutlicher und scharfer, und von rein weisser Farbe. Die Saumflecke aller Flugel ebenfalls bedeutend grosser als bei den oben genannten verwandten Arten. Benannt nach dem Fangort, der sudlichen Mentawai-Insel Si-Pora. Dellas hypopelia n. sp. S. Taf. I F. 2. Ein einziges Q. Gleicht in Form, Farbe der Oberseite und Grosse fast genau einem in meinem Besitz befindlichen 9 von D. niasana.

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193 Kheil und gehojrt mit dieser Art in die hyparete-Gruppe der Gattung Delias. Nur ist bei der vorliegenden Art der Vordevfliigel nicht ganz so spitz ausgezogen wie bei niasana, und die dunkle Bestaubung der Mittelzelle und beiderseits der Adern auf der Oberseite samtlicher Fliigel etwas starker und breiter. Noch mehr ist dies der Fall auf der Unterseite. Der Hauptunterschied jedoch ist, dass die Randflecke auf der Unterseite der Hinterfliigel, welche bei D. niasana rot oder gelb (ab. amarilla Kheil) sind, bei dem vorliegenden Exemplar ganz weiss mit einem leichten bleichschwefelgelben Anflug sind, der hier an Stelle des Citrongelb der niasana auftritt. 3. Danais (Salatura) Keteus n. sp. S. Taf. I F. 3. Viele Exemplare, (C3 und 99. Gehort in die plexippusresp. genutia- Gruppe. Vorderflugellange: C( 42-43, 99 39-41 mm. (Siehe die Bemerkung zu Ende des Artikels.) 3. Oberseite: Vorderfliigel schwarz. Ein breiter Langsstreif in der Mitte der Zelle und zwei ebensolche beiderseits der untern mediana lebhaft feuerbraun, der obere jedoch kaum halb so lang als der untere und alle drei durch die breit schwarz berussten Rippen von einander getrennt. Eine subapicale Querreihe von bis zu 6 nur wenig iiber stecknadelkopfgrossen weissen Flecken, die bis auf die beiden ersten und kleinsten Fleckchen am Vorderrande alle durch ziemlich breite Zwischenraume getrennt sind. Ferner ein kleiner weisser Apicalfleck, dem sich oft nach unten noch einige weitere marginale und submarginale anschliessen. Ein weiterer weisser Fleck steht in der Zelle zwischen 2. und 3. Medianast nach aussen von dem braunen Felde. Hinterfliigel oben einfarbig schwarzlich mit einer mehr oder minder kompleten marginalen und.sumarginalen Reihe weisser Punkte. Manchmal scblagt die braune oder weiese Farbe der Unterseite in fahlen braun-lichen oder weissliohen Streifen nach oben durch, besonders gerin in der Mttelzelle 13

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194 Unterseite der Vorderfliigel wie oben, nur sind die braunen Felder hier zusamnengeflossen und der Apicalteil vor der weissen Fleckenbinde ist braunlich angelaufen. Hinterfliigel unten hell braunlich, ofters mit weissen Wischen in den Enden der Zellen; alle Adern breit schwarz berusst. In dem breit schwarzen Aussenrand steht eine Reihe marginaler und submarginaler weisser Flecke. 9. Ganz ebenso gezeichnet. Auf den Vorderfliigeln stehen dicht vor der Mittelzelle noch zwei weitere weisse Fleckchen, die auch beim (d ofters vorhanden sind, und denen sich nach oben, gegen die costa hin, manchmal noch einige weitere anschliessen. Auf der Unterseite sind dieselben bei beiden Geschlechtern konstant vorhanden, ebenso ein weiterer weisser Fleck oberhalb der zweiten mediana. Die Unterseite der Hinterfliigel wird bei den 99 oft ganz weiss zwischen den dunkel bestaubten Adern, so dass von der braunlichen Grundfarbe nur eine leichte Bestaubung gegen den schwarzen Aussenrand hin verbleibt, und gleicht dieselbe dann denjenigen von D. hegesippus Cram. Hinterleib braunlich gelb, unten etwas heller. 4. Euploea Seitzi n. sp. S. Taf. II F. 4. 2 dd. Lange des Vorderfliigels 45 mm. Gehort zur Untergattung Penoa und steht nahe der P. Kheili Weym. von Nias. Unterscheidet sich von dieser nur duich die Gestalt des Brandstreifens auf den Vorderfliigeln, welcher bei Seitzi urn etwa 2 mm langer, aber nur so breit ist als bei Kheili. Das eine Exemplar gleicht im iibrigen vollig einem typischen Kheili-J, welchen mir Herr Fruhstorfer zum Vergleich freundlichst geliehen hat, nur sind die 2 weissblauen Fleckchen im apex der Vorderfliigel sehr klein. Bei dem andern Exemplar sind sowohl diese, wie die marginale und submarginale Fleckenreihe auf der Oberseite der Hinterfliigel verschwunden und scheinen letztere nur ganz schwach braunlich von der Unterseite her durch. Auch aut

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195 der Unterseite der Vorderfliigel sind die beim typischen Exemplar wie bei Kheili schon inkompleten Marginal- und SubmarginalPunktreihen fast vollig verloschen, wahrend diejenigen der Hinterfliigel intakt und komplet, nur in etwas braunlicher angeflogenem Weiss sich erhalten haben. Das hiibsche Tier, welches wegen des ganz verschiedenen Brandstreifens wohl nicht als blosse Varietat von Kheili angesehen werden kann, ist benannt nach meinem Freunde Dr. Seitz, dem bekannten Lepidopterologen und Direktor des zoologischen Gartens in Frankfurt am Main. 5. Euploea (Anadara) Sticheli n. sp. S. Taf. II F. 3. 7 Exemplare, samtlich jJ. Lange des Vorderfliigels zwischen 44 und 47 mm. Etwas grosser als A. Staudingeri Kheil von Nias, dem das Tier sonst in Form und Farbung nahe steht. Auch diese Art variiert sehr in der Anzahl der weissen Punkte anf der Ober-, weniger auf der Unterseite. Das dunkelste Exemplar ist oben einfarbig dunkelbraun, mit Ausnahme des Brandflecks auf den Vorder- und dem hellen, gelblichgrauen Duftfleck auf den Hinterfliigeln. Hochstens scheinen auf den Hinterfltigeln die marginale und submarginale Punktreihe verloschen braunlich durch. Das hellste Exemplar zeigt oben: Auf den Vorderfligeln 3 subapicale weisse Fleckchen, von denen der mittelste, stecknadelkopfgross, am grossten ist. Ausserdem ist eine Reihe feiner Marginalpunkte vorhanden, die da beginnen, wo die subapicale Fleckenreihe endigt, und langs des Aussenrandes herabziehen. Auf den Hinterfliigeln ist eine Reihe marginaler und submarginaler weisser Punkte, von denen die der submargiaalen Reihe etwas grosser und nach dem Analwinkel zu langlich gestaltet sind. Auf der Unterseite finden sich die Fleckenreihen der Oberseite komplet wieder. Auf den Vorderfliigeln wachst die Zahl der Subapialflecken meist auf 4 an, bei einem Exemplar haben sie sich sogar zu einer submarginalen Reihe von 7 Stick 13*

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196 entwickelt. In der Zelle zwischen 2. und 3. mediana findet sich ein grosserer, langlicher, unregelmassig trapezformiger, blaulicher Fleck, iiber demselben, zwischen 1. und 2. mediana, ein blaulicher Punkt und bei 2 Exemplaren auch noch ein solcher in der Mitte der costa. Auf den Hinterfliigeln sind Marginal- und SubmarginalPunktreihen meistens komplet und bei zwei Exemplaren, merkwiirdigerweise gerade bei dem dunkelsten und dem hellsten, findet sich am Ende der Mittelzelle noch ein blaulicher Punkt, umgeben von 6-7 ahnlichen in den anstossenden Zellen. Bei den iibrigen Exemplaren, bei denen der Zellfleck verschwunden ist, werden auch die umgebenden Punkte inkomplet, sogar bis auf einen einzigen herunter. Hinterleib schwarz, die Segmente unten blaulich-weiss geringelt. Unterscheidet sich von A. Staudingeri hauptsachlich dadurch, dass die breite, submarginale Fleckenreihe der Vorderflugel oben verschwunden und nur durch die 3 kleinen subapicalen Fleckehen reprasentiert ist. E. Lowii Moore (nec Butl.) ist eine ahnliche Art von Borneo, bei der aber der Seidenstreif auf den Vorde flugeln des ( kleiner und feiner ist; auch besteht die subapicale Fleckenreihe derselben aus 5 bedeutend grSsseren Flecken, von denen der mittelste am grossten. Auf den Hinterfliigeln ist oben die submarginale Punktreihe nur durch die drei oder vier vordersten apicalwarts vertreten. Auch E. aegyptus Butl. von Sumatra ist eine verwandte Art, die aber ebenfalls die subapicale Fleckenreihe der Vorderfligel vollzahliger und sogar noch grosser hat als Lowii. Benannt nach Herrn Stichel, dem derz. Schriftfiihrer des Berliner entomolog. Vereins, der mich durch Zusendung von Vergleichsmaterial aus Nias aufs liebenswiirdigste unterstiitzt hat. 6. Euploea (Tronga) mentawica n. sp. S. Taf. II F 1 ( 2 9 6J und 99. Lange des Vorderfliigels: J 45-51, 9 45-49 mm.

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197 Etwas grosser als Tr. niasica Moore. Oberseite 3: Dunkel schwarzbraun, die Hinterfltigel gegen den Vorder- und Hinterrand etwas lichter. Auf den Vorderfliigeln in der Regel eine inkomplete Reihe weisser Marginalpunkte. In den Zellen beiderseits der letzten medina je ein weisser, kleinstecknadelkopfgrosser, submarginaler Fleck, von denen der obere konstant grosser und oft nur allein vorhandei *ist. Ofters schliessen sich in den Zellen nach oben noch 1 oder 2 weitere feine Piinktchen an; bei einem Exemplar haben sich dieselben sogar zu einer diinnen, submarginalen Punktreihe ausgebildet, die oben mit einem gr6sseren subapicalen weissen Keilfleck (Spitze nach innen) zwischen subcostalis und oberer radialis endigt. Hinterfliigel mit einer marginalen und submarginalen Reihe weisser, langlicher Fleckchen. Diese weissen Zeichnungen konnen nun ganz verschwinden. Die dunkelsten Exemplare haben die Oberseite aller Fligel einfarbig braun und nur am Aussenrande der Hinterfliigel eine inkomplete Reihe verloschener weisser Marginalpunkte. Unterseite: Wie oben. Auf den Vorderfliigeln steht ausserdem noch zwischen unterer und mittlerer mediana ein grSsserer, langlicher, unregelmassig gestalteter, weisslich-violetter Fleck, ein ebensolcher kleinerer sowohl oberhalb desselben in der Zelle zwischen oberer und mittlerer mediana, als in der Spitze der Mittelzelle und am Vorderrande zwischen 1. und 2. subcostalis. Die marginale und submarginale Fleckenreihe fehlen nur bei den dunkelsten Exemplaren; aber stets sind die ihnen entsprechenden weisslichen Punkte in der Zelle zwischen unterer und mittlerer mediana vorhanden, und wenn die Submarginalreihe komplet ist, so ist der in der obenerwahnten Zelle stehende der gr6sste, entsprechend der Oberseite. Auf den Hinterflugeln stehen ausser den oft inkompleten Marginal- und Submarginal-Punktlreihen noch ein weisslichvioletter Punkt in der Spitze der Mittelzelle, amgeben von 2-5 ebensolchen in den Spitzen der angrenzenden Zellen. Derselbe

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198 kann jedoch auch fehlen, resp. so klein werden, dass er kaum mit der Lupe erkennbar ist. Oberseite 9: Heller als der 3, olivenbraun. Auf den Vorderfliigeln ist die marginale Punktreihe sehr verwaschen und inkomplet, ebenso die submarginale. Doch leuchtet hier bei alien gerade wie beim ( stets und am grissten der zwischen mittlerer und unterer mediana stehende Fleck hervor. Konstant vorhanden sind ferner: Der Costalfleck zwischen 1. und 2. subcostalis, ein Fleck in der Spitze der Mittelzelle und ein nebenan befindlicher in der Zelle oberhalb der zweiten mediana. Bei einem Exemplar steht in der Zelle unterhalb der unteren mediana in der Mitte noch ein langlicher weisser kleiner Strich. Auf den Hinterfliigeln sind Marginal- und SubmarginalFleckenreihe sehr scharf und gut ausgepragt, grosser als beim 3; nur bei einem Exemplar fehlt die letztere fast ganz. Unterseite: In der Spitze der Mittelzelle beider Fliigelpaare steht ein bleichvioletter Fleck und zwischen diesem und dem Aussenrand befinden sich 3 Querreihen weisslicher Flecke mehr oder minder komplet, eine discale, eine submarginale und eine marginale, immer aber die beiden Flecke der discalen und submarginalen Reihe, welche in der Zelle der Vorderfliigel zwischen mittlerer und unterer mediana stehen, am gr6ssten. Unterhalb der unteren mediana der Vorderfliigel steht ein langer, bleichvioletter Streif, der nach unten mit dem hellen Hinterrandsfeld zusammenhangt. An der Basis der Vorderfliigel ein, der Hinterfliigel 2-3 weisslich-violette Punkte. Hinterleib schwarzlich, unten weisslich quergestreift. 7. Euploea (Tronga) Morrlsi n. sp. S. Taf. IT F. 6 3, 7 9. In beiden Geschlechtern. Lange des Vorderfliigels: 35-38 mm, Q 37-41 mm. Die 3(:3 haben den Hinterrand der Vorderfliigel sehr stark ausgebaucht. Beidc Geschlechter olivenbraun. rj. Oberseite: In betreff der weissen Zeichnungen variieren

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199 die einzelnen Stticke sehr. Das dunkelste ist oben einfarbig und hat nur am Vorderrande oberhalb der Spitze der Mittelzelle einen kleinen bleichvioletten Fleck. Ebenso scheinen am Aussenrand der Hinterfliigel die submarginalen Randpunkte der Unterseite schwach durch. Die meisten Exemplare jedoch haben, bei einfarbig braunen Vorderfliigeln, auf den Hinterfliigeln eine mehr oder minder komplete und deutliche Reihe submarginaler und marginaler weisser Flecke, von denen die drei dem Vorderrande zunachst stehenden der submarginalen Reihe rund und gewihnlich auch am grossten sind, wahrend die andern mehr langlich strichfirmig sich erweisen. Zwei Exemplare haben auch auf den Vorderfliigeln je eine inkomplete marginale und submarginale Reihe feiner weisser Punkte, in der Weise, dass die marginale Reihe unten am Hinterwinkel beginnt und nach oben zu allmahlich verloscht, wahrend die submarginale am Vorderrand beginnt und nach unten zu verloscht. Ausserdem zeigt noch eines dieser beiden Sticke nach oben durchschlagend einen weissen Punkt in der unteren Spitze der Zelle und nebenan einen ebensolchen zwischeu erster und zweiter mediana. Auf der Unterseite sind alle Flecke und Punkte blaulichweiss, die Marginal- und Submarginal-Punktreihen aller Flugel sind mehr oder minder komplet, auch bei den dunkelsten Exemplaren. In der Mittelzellenspitze aller Fliigel steht ein heller Fleck. Auf den Hinterfliigeln ist derselbe in den anstossenden Zellen umgeben von einem Halbkreis von 6-7 gleichfarbigen Punkten, wahrend auf den Vorderfliigeln im Discus beiderseits der ersten mediana bei alien Exemplaren noch je ein heller Punkt steht, denen sich nach unten zwischen mittlerer und unterer mediana ein etwas grosserer, ovaler, gleichfarbiger Fleck anschliesst. Der Vorderrandspunkt oberhalb der Spitze der Mittelzelle ist unten bei alien Exemplaren vorhanden. Die 99 zeigen bei gleicher Variabilitat auf der Oberseite dieselbe Zeichnung. Auf der Unterseite jedoch ist dieselbe weniger variabel und in allen Punkten bei simtlichen Exem

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200 plaren vorhanden und zwar etwas grosser als beim j,. Ausserdem haben sie als Fortsetznng der submarginalen Punktreihe der Hinterfligel oberhalb der ersten subcostalis noch einen hellen Fleck, der bei den C&3 meistens fehlt. Auf den Vorderfliigeln steht unterhalb der letzten mediana ein langer, mit den ibrigen Flecken gleichfarbiger Streif, der nach unten meistens mit dem hellen Innenrandfseld zusammenhangt. An den Wurzeln der Hinterfligel 2-3 weisse Punkte. Hinterleib braun, unten blaulichweiss quergestreift. Benannt nach Herrn Dr. med. Morris, dem Reisegenossen des Herrn Maass. 8. Euploea (Trepsichrois) Maassi n. sp. S. Taf. I F. 4 J Taf. It Fig. 5 9. In beiden Geschlechtern. Lange des Vorderfliigels: 3 46-48, 9 45-50 mm. Der dieser neuen Art gleicht auf der Oberseite dem 3 der Tr. mindanaensis Semp. von den Philippinen. Letztere jedoch hat, wie ich mich an einem Dutzend Exemplaren iberzeugt habe, auf der Oberseite der Vorderfltigel die blauen Marginal- und Submarginal- Punktreihen fast stets komplet, wihrend bei dem Mentawai-Tier beide stets inkomplet sind; die marginale Reihe namentlich besteht oft nur aus wenigen winzigen Piinktchen. Die submarginale Reihe setzt sich konstant nur aus 5 Punkten zusammen (statt aus 8 bei mindanaensis), von denen der oberste oberhalb des ersten Discoidalastes stets der grosste ist. Die Hinterflugel sind ohne jeglichen blauen Schiller. Auf der Unterseite hat die Mentawai-Art konstant in der Spitze jeder Mittelzelle einen blaulichen Fleck, umgeben von einem Halbkreise anderer in den anstossenden Zellen, worunter auf den Vorderfluigeln die beiden zwischen den Medianasten und der zwischen den beiden ersten Subcostal-Aesten am grossten. Der im Anfang der Zelle oberhalb der unteren mediana stehende ist uiberdies von hellerer, mehr weisslicher Farbe. Auf den Hinterfliigeln bestehen diese Flecke nur in feinen

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201 Spritzern, die oft kaum sichtbar sind. Die marginale Punktreihe ist meist komplet; von einer submarginalen ist jedoch nur ein Anfang vorhanden, von der ersten subcostalis bis zur zweiten mediana herab, und besteht ebenfalls nur aus feinen Piinktchen, wahrend sie bei nindanaensis sehr deutlich und komplet ist und von der zweiten mediana ab bis zum Analwinkel aus langlichen Strichen besteht. Das 9 von Maassi hat die Fliigel bleich braun, heller als alle mir bekannten Arten und in saimtlichen 4 Exemplaren ohne jede Spur eines blauen Schillers. Die Flecke und Streifen sind wie bei midamus 9, aber bleicher, verwaschener, und etwas braunlich angehaucht. Ich nenne diese hiibsche neue Art nach dem verdienstvollen Leiter der Expedition, Herrn A. Maass in Berlin. 9. Xanthotaenia polychroma n. sp. S. Taf. I F. 5. 2 33. Vorderfligellange: 33 und 32 mm. Kleiner als X. obscura Butl. von Nias und X. busiris Westw. von Malakka und den grossen Sunda-Inseln, und mit schmaleren Fliigeln als diese. Unterscheidet sich von denselben hauptsachlich durch die auffallend ockergelbe Farbe der Hinterfliigel oben, die nur an der Wurzel braunlich werden, wahrend die Rippen schmal und der Aussenrand und halbe Vorderrand ziemlich breit dunkel bestaubt sind. Ausserdem fehlt auf der Oberseite der Vorderfliigel der helle Apicalfleck bei deml einen Exemplar ganz und bei dem andern ist er sehr klein. Die Querbinde ist nicht so intensiv gelb als bei den Vorgenannten und erreicht bei dem einen Exemplar nicht ganz den Vorderrand, sondern endigt an der zweiten subcostalis, bei dem andern wird sie von dort ab undeutlich. Die Unterseite gleicht der von busiris, ist jedoch etwas bleicher und heller, namentlich die gelbe Querbinde und der Apicaltheil der Vorderfliigel. Die Ocellen der Hinterfligel sind kleiner und nur wenig dunkler bestaubt als bei busiris. Die kleinen Zwischenocellen fehlen bei dem einen Exemplar ganz, bei dem andern sind sie rudimentar.

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202 Die Behaarung des Kopfes und des Thorax oben etwas heller als bei busiris und obscura. 10. Cethosia pallaurea n. sp. S. Taf. I. F. 6. 2 99. Dieses hiibsche Tier, dessen Vorderfluigellange 44 mm betragt, steht ungefahr zwischen C. aeole Moore von Java und C. cyane Dru. von Vorderindien. Die Form der Vorderfligel ist nicht ganz so gestreckt wie bei hypsina-Q9 von Sumatra, Malakka und Banka, der apex weniger ausgezogen, und gleicht mehr den cyane-99. Oberseite: In der Firbung ahnelt das Tier am meisten der aeole von Java, doch ist es viel bleicher, mehr gelb statt rot, und die diskale Querbinde der Vorderfliigel cremefarben, ausserdem auch etwas breiter. Das helle Feld langs des Innenrandes der Vorderflugel steht an Ausdehnung zwischen aeole und hypsina und ist hell weisslichgelb, gegen die Wurzel hin mit schwach rotlichem Anflug. Derjenige Teil der Vorderfliigel, welcher bei hypsina und aeole einfarbig schwarz ist ohne andere Zeichnung als die feine weisse Randzackenlinie, weist bei pallaurea fast dieselbe Zeichnung auf wie bei cyane, namentlich die submarginale Reihe weisser Striche hinter der Zackenlinie. Die diskale weisse Querbinde, welche sich bei cyane-Q9 in ihrel ganzen Breite an diese submarginale Strichreihe ansetzt, beriihrt bei pallaurea dieselbe nur mit ihrem aussersten Auslaufer ganz schmal beiderseits des zweiten Medianastes. In dem schwarzen Feld zwischen beiden befinden sich noch, von der Binde ausgehend, feine, verwaschene, weissliche Wische. Die Querstreifung der Mittelzelle unten ist auch auf der Oberseite deutlich sichtbar, was bei den mir vorliegenden hypsea- und hypsina-Q9 gar nicht und bei aeole nur in ganz schwachem Grade der Fall ist. Auf den Hinterflugeln, welche in orangegelbem Felde dieselben schwarzen Spritzer besitzen wie aeole, ist der schwarze Aussenrand fast doppelt so breit wie bei alien vorgenannten Arten.

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203 Auf derUnterseite unterscheidet sich pallaurea sofort dadurch, dass die Aussenrander aller Flugel viel breiter schwarz gefarbt sind und dass hinter der weissen Randzackenlinie eine wellige, durch die, auf den Hinterfliigeln gelben, Adern unterbrochene weisse Linie sich befindet. Im ganzen Apicalteil der Vorderfligel fehlt die ockergelbe Farbung der andern Arten vollstandig, der innere Rand der weissen Querbinde verlauft mehr gerade, wahrend er bei hypsina und aeole treppenstufenartig ausgebuchtet ist und die vom 2. Medianast zur Mitte des Innenrandes herabziehende weisse, schwarz eingefasste Halbbinde ist kaum angedeutet. Auf den Hinterfliigeln ist die weisse Discalbinde verloschener und verliert sich ungefahr vom 2. Medianast ab allmahlich in der gelben Grundfarbe. Ihr ausserer Rand ist, mit Ausnahme eines schwarzlichen Striches nahe dem Vorderrande, ohne die schwarze Strichbegrenzung, wie sie bei aeole und hypsina zu sehen ist und ihr innerer Rand ist viel weniger ausgebuchtet. 11. Messaras peliopteryx n. sp. S. Taf. I F. 7. In beiden Geschlechtern. Vorderfligellange des kleinsten ( 28,5 mm, des grossten 9 32 mm. Etwas grosser als M. erymanthis Cr. und M. disjuncta Weym. von Nias. Auf der Oberseite sticht das Tier unter alien Formen, wie sie mir von Nias, Malakka, Sumatra, Borneo, Ceylon und Hongkong vorliegen, dadurch hervor, dass die Basalhalfte aller Flugel villig aufgehellt ist und nur unmittelbar im Wurzelteil verloschene graue Bestaubung hat, so dass die Fligel alle gleichmassig bleich ledergelb erscheinen, fast von derselben Farbe, wie die Querbinde der Vorderfluigel bei erymanthis. Infolgedessen ist auch bei unserer Art von dieser Binde kauui eine Spur zu sehen, nur die sonst scharf schwarzen, zackigen Saume derselben finden sich in verloschener braunlicher Zeichnung hier wieder. Der Apicalteil und Aussenrand der Vorderfliigel ist nicht so dunkel wie bei erymanthis oder disjuncta, sondern nur leicht,

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204 abe' s-ehr breit sehwhrzlich bestiinbt unid geht nach innen niehit scharf abgeschnitte'n, sondern ganz verloschcn unid allmiihlich in die bleicbgelbe Grundfarbe iiber'. Bei mehreren Exemplaren finden sich in diesem sehwarzen Apicalteil die 3 Reihen bleichigeib er'Flecke, wic sie Weymer bei der Niasform disjunchtc angiebt, aber nur ganz verloschein und undeutlich. Der runde sehwarze Fleck, der sich bci erymnanthis und disjuncta in der Zelle zwiscben mittlerer und unterer mediana mitten in dcer gelben Querbinde priisentiert, steht bei peliopteryx ndher an dein duinkein Aussenrande. Auf den ebenfalls bell lcdei'gelben Hinterflfigcln sind nur die r'unden, schwarzen Flecke von einem verwaschenen, dunkler gelben Hof uwgcben und die sebimale Binde, weiche dieselbeii wurzelw~irts begrcnzt, ist hell weisslich, wie bci recht hellen Exemplaren von disjuncta. Hinter dieser schmalcn, weissen, innen dunkel gesaiumten Binde folgt wurzelwiirts nach einemn Zwischenraurn, der bei peliopteryx stets breiter ist als bci erymanthis und disjuncta, noch eine einfache dunkle Linie. Wdbhreud dieselbe bci den eben genannten Ai-ten ziemnlich stark gebuchtet und geschliingclt ist, verliiuft sic belipeliopteryx fast ganz gerade und entsendet ilur am 1. Discoidalast einen scharfen Zahn nach aussein. Nur bei cinem einzigen Exemplar ist diese Linie ebeiifalls etwas imchr gebuebtet. Die Uniterseite aller Fltigcl ahnlich wie bci disjuncta, vielleciet noch einc Klcinig'keit heller und auf den Vorderfitigein infolge des fehienden Kontrastes des dunklen Basal- uind hcllcil Mittelteils einfarbiger. Der Opalglanz der iiusseren Mondreihe dce' Hinterflfigel febit. 124. Limenitis Laubenheimeri n. sp. S. Taf. I F. 8. 2 99. Grbisse und Gestalt wie beim 9 von L. aemonia Weym. von Nias, dem sic auch sonst in Zeichnung und Fitibung nahe steht. Sic unterscbeidet sich von diesemi jedoch sofort durch die sammtschwarze Grundfarbe der Vorderfliigcl auf der Ober

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205 seite, welche nur die Fliigelwurzel und den Innenrand bis zur weissen Mittelbinde hin mahagonibraun lasst. Langs des Aussenrandes ziehen sich zwei feine, wellige, durch eine schwarze Linie getrennte graubraune Submarginallinien herab. Die weisse Mittelbinde ist grosser resp. breiter als bei aenzonia, und der unterste Fleck dieser Binde, welcher bei den 5 mir zur Verfiigung stehenden Exemplaren von L. aemonia (3 (5, 2 99) nie den Submedianast erreicht, geht bei Laubenheimeri bei dem einen Exemplar bis zu demselben, und bei dem andern Exemplar sogar bis zum Innenrand selbst herab. Die 2-3 subapikalen Fleckehen, welche bei aemonia sehr klein sind, prasentieren sich bei Laubenheimeri als vier mindestens um das Vierfache groissere, unter einander stehende Flecke, von denen die beiden mittleren, von eiformiger Gestalt, am grossten sind. Auf der Oberseite der Hinterfliigel sind die beiden weissen Flecke am Vorderrande nicht durch die dunkle Ader getrennt wie bei aemonia, sondern zusammengeflossen und bedeutend breiter; nach unten schliesst sich ihnen noch ein dritter, stecknadelkopfgrosser weisser Fleck an. Die beiden feinen Wellenlinien langs des Aussenrandes, welche bei aemonia weisslich braun sind, haben bei Laubenheimeri, namentlich die innere, das Colorit der Grundfarbe der Hinterfliigel (mahagonibraun). Die Unterseite ist ahnlich der von aemonia, doch ist, entsprechend der Oberseite, im ganzen Apicalteil der Vorderfliigel die Grundfarbe mattschwarz, mit wenigen, verloschenen, gelbbraunlichen Wischen. In der Mittelzelle ist der bei aenmonia sehr breite braungelbe Querstreif durch die namentlich an der Aussenseite sehr breit werdende schwarze Einfassung bedeutend eingeengt. Auf den Hinterflugeln haben sich die drei weissen Flecke der Oberseite zu einer kompleten, -bis zum letzten Medianast herabziehenden, in der Mitte nach aussen gebuchteten, weissen Querbinde verlangert Der Aussemrand ist schwarzlich, dunkler als bei acronia und durch eine gewellte, bleiehviolette,

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206 an den Rippen braunlich angehauchte Linie der Lange nach verteilt. Das hiibsche Tier ist benannt nach dem eifrigen Freunde und Forderer der Lepidopterologie, Prof. Dr. Laubenheiner, Direktor der Farbwerke in Hochst a./Main. 13. Athyma euryleuca n. sp. S. Taf. I F. 9. Ein (, ein 9. Lange des Vorderfliigels: 6 32, 9 33 mm. Gr6sser als A. kreshna Moore, mit der sie sonst in der Anlage der weissen Zeichnungen ziemlich iibereinstimmt; nur sind dieselben grosser und breiter als bei dieser, namentlich ist die innere Binde der Hinterfliigel, die tiberdies nach aussen konvex gebogen ist, doppelt so breit als bei kreshna-Exemplaren, die mir von Sumatra und Borneo vorliegen. Der aussere Rand der Vorderfliigel ist nicht konkav, sondern eher etwas konvex ausgebuchtet. Die subapikale und submarginale weisse Linie der Vorderfliigel oben ist beim 6 fast so deutlich wie bei kreshna6J(, beim 9 ist sie etwas verloschener, braunlicher. 14. Neptis dahana Kheil var. confluens mihi. S. Taf. I F. 10. Ein Exemplar. Die rotgelben Flecke auf der Oberseite der Vorderfliigel fliessen hier noch mehr zusammen als bei dahana von Nias und die gleichfarbigen Binden auf der Oberseite der Hinterfliigel sind breiter und hangen am Vorderwinkel ziemlich breit zusammen. Die dunkle Randbinde ist schmaler und die feine rotgelbe Linie darin stebt nicht wie bei dahana in der Mitte, sondern naher nach dem Innenrande zu. Die Unterseite ist noch fahler als bei dahana und die Zeichnungen der Binden fast ganz verwischt. Nur die beiden Fleckchen vor der Basalhalfte des Vorderrandes der Hinterfluigel sind lebhaft schwarz geblieben.

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207 15. Neptls infuscata n. sp. Eiu einziges 9 von 26 mm Vorderflfigellange. Am n~ichsten verwandt mit N. vikasi Horsf. und N. ilira Kheil. Mit der ersteren stimmt sie in der Fdirbung, mit der letzteren in FlIigelschnitt und Zeichnung tiberein Der apex der Vorderfiuigel noch etwas stumpfer als bei ilira, das gauze Tier ausserdem etwas kleiner. Farbe der Unterseite nur wenig heller als bei vikasi. 16. Neptis paucalba n. sp. S. Taf. I F. 11. 2 5J. Vorderflfigelliinge: 25 mm. Etwas keiener als N. duryodana Moore, mit der das Tierchen verwandt ist, und von der es sich ausser durch die geringere Grtisse noch dureb die Kleinheit der weissen Zeichnung, n amentlich der diskalen breit unterbrocheuen Fleckenbinde, sowie durch die briiunlich-verl oschene Submai'ginallinie der Oberseite der Vorderfiuigel unterseheidet. Ausserdem, steht auf den letzteren der weisse Fleck der diskalen Binde zwischen erstem. und zweitem. Medianast viel weiter nach innen' zu, nahe der Spitze des weissen Mittelzellen-Keilflecks. Die innere Binde der Hinterfitigel erreicht uicht dell Vorderrand und die dussere, aus getrennten weissen Strichen bestehend, ist geringer und verlosehener. Unterseite gleicht der von duryodana. Auch hier erreicht keine der beiden Hinterfltigelbinden den Vorderrand. 17. Chersonesia rahria Horsf. u. Moore var. apicusta mibi. S. Taf. I F. 12. Zwei 53d, emn 9. Vorderflfigelhinge: 6J 20, 9 23 mm. Etwas grisser als rahria. Der 6; unterseheidet sich von letzterer durch den ziemlich breit schwiirzlich (bis zur Hditife des Vorderrandes herunter) augerussten apex der Vorderfitigel oben und etwas lebhafteres und saftigeres Colorit..Auf den

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208 Hinterfliigein oben ist die subinarginale Querbinde etwas mehr gebogen, die beiden sie begrenzenden schwarzen Linien etwas mnehr gewellt und die schwarzen Striehe in dei' Mitte derselben etwas kfirzer und dadurch weiter auseinanderstehend. Das 9 unterseheidet sich vom rahria -9 nur durch die Gr6sse und das eben beschriebene Verhalten der Submarginalbinde der Hinterffliigel oben. Die Unterseite beider Arten und Geschlechter fastganz gleich. B e mn e r k u n g: In wie weit Danais (Salatura,) Keteus n. sp. verwandt oder identisch ist mit der lButler'schen D. eurydice von Nias oder der Iioherty'schen D. Pietersii von Engano, kann ich aus Maingel an Vergleichsmaterial j etzt noch niicht ausmachen. Anhang: Die naclhfolgende Liste fdhrt die (von Hofrat Dr. Hagen bestimmten) Schmetterlinge aus meiner Ausbeute auf, welche von anderen Lokalitilten bereits bekannt und bescbrieben sind. Rhopalocera. Tagsehmetterli~nge. Papilio theseus Cr. Pie ridae. Eurema hecabe L. tilaha Horsf. Dan aida e. Hestia reinwardti Moore. Gamana costalis v. nigrocostalis Hag. Salatura hegesippus Cr. Radena, vulgaris Buti. Parantica funeralis Buti. Par. aglaoides Feld. Penoa m~inkri~si Feld. M or phidae. Am~athu-sia, phidippus L.' Olerome arcesilaus v. pallidior Hag.

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209 Satyridae. Mycalesis medus L. Ypthima pandocus v. mentawica Hag. Nymph alidae. Rhinopalpa elpinice Feld. lunonia atlites L. Precis ida Cr. Neptis ombalata Kheil var. Lycaenidae. Lampides elpis Godt. aelianus Fabr. n spec. Everes exiguus Dist. Catochrysops spec. Nacaduba spec. Hypolycaena theeloides Feld. Sithon ravindra Horsf. Deudoryx xenophon Fabr. Hesperiidae. Padraona maesa Moore. Pamphila augiades Feld. Kerana diodes Moore. Ismene lizetta Ploetz bestimmt durch Herrn Prof. Karsch. Erionotha thrax L. Heterocera. Nachtschmetterlinge. Uranidae: Micronia sondaicata gren. Lithosiidae: Bizone puella Cr. Hypsidae: Aganais (Asota) unicolor Hag. Nyctemeridae: Nyctemera inconstans Veil. 14

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210 Noctuidae: Eulen: Thermesiidae: Thermesia spec. Geometridae: Spanner. Hazidae: Euschema (Hazis) doubledayi Gnell. militaris L. Zerenidae: Panaethia georgiata Guen. Ephyridae: Anisodes carnaria Walk. Microlepidoptera. Kleinschmetterlinge. Pyralidae: Stericta spec. Botys spec. Zinckenia recurvalis. Glyphodes bivitralis Gnen. Margarodes (Glyphodes) spec. 3 Raupen, in Ermanglung der Schmetterlinge nicht sicher bestimmbar.

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Kapitel V. Liste der von Alfr. Maass auf SI-Pora (Mentawal - Inseln) gesammelten und, demt zoologischen Museum In Berlin gegebenen Tiere. 14*

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I. Slugetiere. bestimmt durcl Herrn Kustos Matschie. Sciuropterus lugens Thos. Flugeichhbrnchen, ist erst von Modigliani auf si Oban entdeckt worden und von Thomas 1895 beschrieben; charakteristisch fur die Mentawai-Gruppe. II. V8gel. bestimmt durch Herrn Professor Reichenow. Loriculus galgulus Fledermauspapagei. Collocalia linchi Salangane III. Reptilien und Amphibien, bestimmt durch Herrn Dr. Tornier. a) Eidechsen: Calotes cristatellus KuhI. Gonyocephalus chamaeleontinus Laur. Lygosoma nitens Ptrs. Mabuia rugifera Schleg. Aphaniotis aeutirostris Ptrs. b) Schlangen. Dipsadomorphus irregularis Merr. Cerberus rhynchops Schn. Chrysopelea chrysochlora Reinw. Dendrelaphis caudolineatus Gray. c) Frosche. Rana modesta Bbttg. IV. Flsche, bestimmt durch Herrn Prof. Hilgendorf. Grammistessexlineatus(Thunb.) Mesoprion decussatus C. V. Epinephelus merca B1. Apogon kalosoma Blkr.

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214 Apogon fasciatus (White) Chaetodon vittatus Bi. Schn.,, Rafflesi Benn. baronessa C. V. Scorpaena diabolus C. V. Percis tetracantha Laep. Platycephalus cf. punctatus C. V. Plesiops nigricans (Riipp.) Acanthurus triostegas. Cef. s~trigo-sus Benn-. flaves'Cens -Ben'n".. Niiseus liturttus (Forst:.) Gobiodon..,ef.-his'trio1 C. 'V. Gobius phalaena C. V. 11 ornatus Riipp. Periophthalmus of. chrysopterus Blkr. Salarias fasciatus Bi. Mugil waigiensis Q. G. Dascyllus aruanus (L.) Pomac-entrus albofas~ciatus S~chieg. Pomac'entrus: rhodonotus Blkr. Heliaktes lepidurus''C.- V. alles Meerfisehe, die. Glyphidodon cf. biocellatus C. V. Platyglossus javanicus Blkr. of. purpurascens Bi. Schn. notopsis K. H. Stethojulis kalosoma Blkr. Pseudosoarus of. tricolor Blkr. Pa~rdachivus of. pavoninus Lacep, Plotbo'Pus. Sp. Clupe f. olup_'eoides Blkr. IfemiraM mphus cf.- quoyi- C. V. Mira-ena piota, AhM. Sp: (jng) of. hepatica Ruipp. Riippelli M' CU. nebulosa Ahi. Gymnnomuraena marmorata LaC ep. Moringua sp. Balistes lineatus Bi. Schn. Tetrodon. nigropunctatuls Bi. Sohn. Hippocampus guttulatus C. V. Sygngathus conspicillatus Jen. mneisten weit durch den iniohi Ozean verbreitet. V. Insekte'n bestimmt durch Rerrn Professor Kolbe. a) KMe r (Coleopteren). Familie Cicindelidae. Collyris sp. Familie Histeri-dae. Hololepta: protcera E~r,

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2150" Familie Hydrophiid'a~e. Hydrophilus cavisternum Bedel. picris Clic'or. var Iorient~lsDj Familie Parnidale'e. Sostea sp. Famrilie ueande Cladognathus giraffa F. Familie Scarabaeidae. Lepidiota stigma Burm. Euchiora cupripes Buirm. 'jtirinei M'Leay var. siporensis Kolbe. Chalcosomna atlas 01. subsp. chiron 01. Oryctes rhinoceros L. Familie Buprestidae. Chrysochiora fulgurans Hbst. Familie Elateridae. Athous sp. Familie Oedemeridae. Sessinia sp. Familie Brenthidae. Ceocephttlus reticulatus F. Trachelizus bisulcatus F. Familie Cerambycidae. Glenea saperdioides Thorns. Clytus annularis F. Familie Coccinellidae. Caria dilatata F. Verania lincata F. Epilachna 28 - punctata F. var. 3 Larven der Gattung Rhynchophorus (Palmwurm). b) Hymenopteren. bestimmt durch Herrn Dr. Enderlein. Apidae: Xylocopa laticeps Drury. 11 aestuans (L.)

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216 M-egachile op. Scoliidae: Triliacos dimidiata Gne'r. Discolia erratica Smith. Chalcididae: Sycica sp. c) Dipteren bestimmt durch Herrn Dr. Enderlein. Ptilocea, fastuosa Gerst. amethystina Vollenh. VI. Spinnentiere und Tausendflisse. bestimnit durcb Herrn Professor Dahl. 2 Scorpio longimanus Hbst. 3 Skolopender (Tausendflisse). 2 Juliden J VII. Niedere Tiere. a) Krebstiere, bestimmt duroli Herrn Dr. Vanhbiffen. a) Kurzschwiinzige Krabben. Gelasimus Dussumieri NV. E. 11 annulipes Mi. E. 71 cultrimanus White. Cardisoma, hirtipes Dana (Landkrabbe). Metopograpsus oceanicus Jacq. Luc. 77 latifrons White. Sesarna, gracilipes M. E. 31 Sp. j ung. Sesarma, cf. erythrodacty-la Hesse. cf. Aubryi A. M. E. cf. Eydouxi M. E. Eriphia scabricula Dana. Atergatopsis sp. b} Einsiedlerkrebse. Coenobita elypeatus Hbst. ~1 compressus M. E. 99 rugosus M. E. Clibanarius coralinus M. E. Calcinus tibicen Hbst. c) Langschwiinzige Krebse. Thalassina, anomala, Hbst. Palinurus ornatus F. Talaemon cartinus (L.) 4) Henscehreekenkrebse. (Squilliden).

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217 Gonodactylus chiragra (L.) e) Asseln (Isopoden). Ligia, sp. f) Schmarotzerkrebse (Lernaeiden). Penicalus cf. furcatus Kroy. b) Ringelwiirmer (AnnelideD). Serpula sp. (Rbhrenwurm.). e~ Weich- und Schaltiere (Mollusken), bestimmt durch Herrn Prof. von Martena. a) Landschneeken. Cyclophorus perdix Brod. Nanina, (Hemiplecta) nicht erwachsen. b) Siiss- u. BankwasserSchneckeu. Pythia panithorina, A. Ad. jung Neritina iris Mouss. turrita, Chemu. mit var. semiconica Lam. Potamides palustris (L.) c) Schalenlose Meersehnecken. Oncidium. Peroni Cuv. sehr gross. d) Meer-Schnecken mit Schale. Conus betulinus L. figulinus Hwass. hebraeus L. catus L. musicus Hass. capitaneus L. lividus liwass. Conus fabula Sow. Murex adustus Lam. Martenianus Rr.,, triqueter Born. Purpura, pica Blainv. Purpura strigosa, Gm. (buccinea Dess ) Ricinula tuberculatu Blainv. Pisania, undosa, (L.) Nassa, globosa, Q. G. Turbinella, ceramica (L.) cornigera, Lam. Latirus craticulatus L. Mitra adusta, Lam. 11nana Rv. Oliva elegans Lam. Tritonium. chiorostomna Lam. Ranella bitubercularis Lam. Cypraea mauritiarna L. talpa, L. lynx L. caputserpentis L. erosa L. carneola L. annulus L. (einzelne sehr klein). moneta L. interrupta Gray. hirundo L. globulus L. Natica lurida, Thil.

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218 Strombis urceus L. (mit schwarzer 'Miindung). Ranella bafonia Lam.. Strombus gibberulus L. Cerithium moniliferum Kien. Nerita chamaeleo L.,, polita L. Neritopsis radula (L.) Turbo setosus Gin. argyrostomus L.,, petholatus L.,, porphyrites Martyn. Meist im indischen C Trochus niloticus L., maculatu$ L. e) Meer-Muscheln. Spondylus sp., abgeriebene einzelne Schalen. Area fusca Bong. Tridacna (Riesenmuschel) sp., jung. 'Circe gibbia (Lam.) Asaphis rugos (Lam.) Teredo (Kuphus) arenaria L., BruchstUcke der Kalkrohre. )zean weitverbreitete Arten. d) Echinodermen. 2 Holothurien. e) Korallentiere, bestimmt durch Herrn Dr. Weltner. Sarcophyton trocheliophorum Marenz. (weiche Koralle). Fungia sp., dreierlei Formen. 4

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Kapitel VI. Mentawai-Sammlung dem Koniglichen Museum fiir Volkerkunde geschenkt und beschrieben von Alfred Maass.

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No. 1. Hut tu-tu gemaeht von kiilit S'agai und S'asa d. iL aus den Schuiften des Sagobaumes, (Metroxylon sagus) Naihte. von Rotang, (Calamus speciosus) wird besonders von Mninnern getragen. No. 2. DoIch palite Klinge (baya-t), Griff Aakahi, Seheide Aagbuft von bulau kii"'at, einer Hoizart, gemacht, Knocbenspitze t~lat, Stichblatt bobbob, Portepee gaut, ein Zauberkraut, welehes auch in der Medizin benutzt wird, hier als Talisman dient. Absehiuss, des Handgriffs golo. No. 3. Hut tu-tu gemacht aus b~ilau, (Pandanus atrocarpus Gruff.) genaiht mit bakii (Gnetum Gnemon L.), versehen mit roter Rotang'schnur lai-lai, wird besonders von Frauen getragen. No. 4. Hut tu-tu wie 3, aber mit einer Guirlande von Bananenb1attern briluk bago (Musa paradisica) versehen. No. 5. lHliftschmuck lal-lal gemacht aus, rot geffirbtem Rotang lai-lai; vor der Behandlung heisst derselbe piUa~g'a, nach der Behandlung lai-lai. Derselbe wird in einem Bambusbehuilter gesteckt, und darin eine Woche lang mit dem Rindensaft von inam rot geffirbt, (mal. ubar) (Glochidion sumatranum Miqu). No. 6. Frauenbekleidung fUr den Oberkdrper gemacht aus Bananenbliitterna billuk bago (Musa paradisica). No. 7. Frauensehiirz fur den Unterk~rper komaA gemacht aus bfiluk C'ogfinai. Blatt voin (mal. pisang rimba) der wilden Banane (Musa malaccensis).

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222 No. 8. Bogen rau-rau gemacht von Palmenholz. Sehne i7ktiik oder 17tik spitzes Ende an der Spannungsseite iutA, stumpfes Ende pai-pai, Spannungskerb lok-loft, stumpfer Hbicker agara, das Spannen biitik, das Abspannen pip. No. 9. Pfeil logui Spitze b~kuluf aus ari~buk, (Areca Nibung Mart.) Nibongpalme, Fadenbefestigung lipti~p, Pfeilspitze pl~at aus arl~buk, )Pfeilspitzenverzierung (Kerbe) 11llit, Spitze des Pfeileinsatzes (Widerbaken) lakut, Pfeilschaft aus o.Si (Lygodium microphyllum) genannt ftma, Pfeilpech Onam. (Glochidion sumatranum Miqu.), Pfeilband liptiip. Der Pfeil wird er'st gebunden, dann gelackt. Pfeileinsatz b'akulii, der flache Kerb daran gorot, der tiefe lok-loh. No. 10. offener KO~cher gal-f-kat Band daran apara, der Boden S'6kolo, untere Ende pai-pai, Band, mit dem gebunden, liptiip, aus Bambus obuk gemacht. No. 11. Fiseliharpune mit 3 Spitzen bob-bob-boii Schaft uima, Band apara, Spitze eron, dusserste Spitze piat, Widerhaken s'oro. No. 12. Fischharpuue mit elnem Liaken bob-bob. No. 13. Fischharpune mit zwei ilaken bob-bob. No. 14. geschiossener KO~cher magat Kbeiher' fdr Geriite aus Bambus obuk Deckel takii, Behiliter ogbuk, runde rote Borte takd, schwarzer Anstrich ahu, bereitet aus Canarium rostratum (oder Canarium longiflorum'?) No. 15. geschiossener K~eher mit Verzierung magat. No. 16. Tabaksbebfllter abjiri Deckel takii, 2 Btiden 'O'kolo, BehdIlter tubim, Htihlung-baya. No. 17'. Traggkorb orfl.Tragband lAbit, Sehniirband Sii-SUrii, Boden 18'0kolo, das vorspringenide untere, freie Ende ba'kala, gemacht aus pAl~ga" Rotang (wnal. rotan kitjil).

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223 No. 18. Ruder luga Ruderzwinge oben taka, Gravierung unterhalb der Zwinge taka, Stange go-g6, Ruderblatt gosat, Mittelrippe des Rude'blatts tai-tai gosat'nia, Knauf unten billuk s6kolo, die scharfe Kante daran ba-ba, die stumpfe Ecke daran taimifi. verzierter Kerb an Spitze des Ruderblattes taka (Name fur jede Verzierung:) No. 19. Schachtel bfkulu zusammen gehalten durch Schnur apara, Tragband Saga, Deckel taka, Behalter selbst tubu No. 20. Kleines Boot ladjo-at wird als Kinderspielzeug benutzt. Steuerruder guru-iian, Vorderteil uta Hinterteil mfiri, Hihlung baya, Kiel tai-taii, Pflocke pata; Harz zum Dichten katokali, Band zum Befestigen sara. tlbergang der Hohlung des Schiffsbauches zum Vorder- und Hinterteil tidit baya. Die Einsatzlicher fUr Ruderpflocke uba-kat. No. 21. Kleines WasserschOpfgeflss lu-lumai wird benutzt, um das Wasser aus dem Boot zu schopfen. Griff uka-kat, Knopf am Griff uba-kat, gemacht aus tarap auch pu-lara genannt (mal. madang prawas) (Polyadenia lucida Nees. oder Syzygium brachybotryum Miqu.); ebenso werden diese Schipfer auch aus poak (mal. djulu atu) gemacht. No. 22. Rindenschurzstoff kabit gemacht aus der Rinde des baiko Baums (Artocarpus incisa) Brotfruchtbaum. No. 23. Huftschmuck ungefiirbt pfilga' derselbe war aus einer Bogensehne hergestellt, die von Rotang (mal. rotan ketjil) gemacht war. No. 24. Hiiftschmuck lap-lap aus rotgefarbtem Rotang palaga (mal. rotan kitjil) gemacht; mit Perlen verziert. Bindeband pucu; Faden zum Festhalten der Perlschnur sa-sara. Der Nahtfaden der Riickseite birak No. 25. Halssehmuck mit Perlen lai-lat genannt. Die Perlen sind aus Padang importiert.

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224 No. 26. I[alssehmuck ml t Perlen lal-lai genannt. Nur anderes Muster. No. 27. Perlhaissobmuck lal-lal die senkrecbten und wagerechten Gehange werden inicht, besonders untersehieden. No. 28. llaarsclimuck aus Perlen manal derselbe wird am Hinterhaupt in einem Schopf getragen, besteht aus Perlen inn und kleiner Klingel tai ros'i, sowie einem kleinen durchbohrten Muschelstfickchen g~iri-gi~rh. No. 29. Sagobehfllter tApirI gagal wird benUtZt gewijhnlich zur Aufnahme von Sago, gemaclit aus bos'ai (mal. Atap), wird auf der Schulter getragen. Die mit fiberwendlichein Stich gemachte Naht aus Rotang kak-kak; die einfache Naht in der Mitte und unten lhulip-tiiu; die Naht am Boden bi~rak; die fibersehiissigen Rotangenden der Naht puC'u. No. 30. Wasserbehititer aus Bambus obuk. No. 31. Grosse Esssehiissel Iftlk Band zum Aufhitngen, Saga, Spitze tits, die als Verzierung dlienenden Kerbe agara, Rand innen, sowie aussen bii-ba. No. 32. Stirnschmuck kirit aus importierten Perlen, wird von Frauen und Mkinnern getragen. No. 33. G~rosser Tragkorb fur das Fischnetz buhikbuk. Reifen lato, Deckelschniirband pipiu, Geflecht am Boden bi~rak, Boden pdi-plit, Ose des Tragbandes am Boden. alupat, die Nabt der einzelnen Seitenbilitter birak balaba-kat. No. 34. Feuerzange Ia-lap-la-p n-api Umbiegestelle lamu, die Arnie tubfi. No. 35. Fischtrlchter galatat auch golotoi Das Band zum Aufhiingen Saga, Naht bilrak, gemacht aus Sagoblittern kiilit 8'agai. Abfliessloch 8'6kolo, oberer Rand fun. No. 36. Trlnkgefilss aus elner grossen Muschel bako, audi pako genannt (mal. serasa) (Nautilusboot?) Band dazu saga.

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225 No. 37. Korb balaba der Boden S'6kolo, das Innere baya, die Offnung fitt, Seitenwand bii-bh senkrechte Streben (Rippen) tarit, rundes kleines Bodengeflecht im. Centrum birak, das gewundene Geflecht darin tu-tu-t kii'at, Band s'aga. No. 38. Armnband salli'mun gemacht aus einer~ Pflanze (mal. sepatang) wdchst als eine Art Schlinggewhicbs auf dei' Krone von Bdiumen, ist nicht kfinstlich geschwiirzt, sondern besitzt eine schwarze Rinde. NPo.:39. gelloehtener Flschkorb o-pa hergestellt aus pdl-ag-a (mal. rotan kitj il) eine Rotangart. No. 40. IDamnarharz panUDff zum Tiitowieren, benutzt von den Eingeborenen (mnal. damnar itam) genainht. No. 41. Wurzel khduly wird zum Gelbfhrben der Haut benutzt; von den Malaien (kuni) genaunt. Fibraurea ehioroleuca Miers. No. 42. Zuckerrolir kolil der Saft wird zum T~towieren benutzt. Nr. 43. K~ligel (Kinderspielzeug) agan Klingel oberer Teil 'Con (= Zahn), Klippel djala, Blatt aus der Sagopalme builuk S'agai, Band s"A-siirA. No. 44. Raspel gi-giok gemacht a-us deni Blattstiel der Kokospalme, zum Zerkleinern der Kokosutisse gebraucht, Stachel 'don, werden durch Feuer hergerichtet, 1ab0-. No. 45. Sitzbrett ffur Boot UdlIn-an gewohnlieh ohne Ornament, Band daran SAi-siirii, die Verzierung, das Ornamentieren taka, gemacht aus ma-tjamin, (mal. damar-puti), (Daminara-alba); -griine Farbe aus baluk daro (mal. daun-lombok (= Pfefferblatt) hergestellt, Loch fdr das Band piaie, Holz karai (ina!. maranti) Shorea. No. 46. Flngerring aus Messingdraht MIp-6lp. No. 47. Flngerring aus Messingdraht 0,Ip-61p. No. 48. Armband lfltjna von dickem Messingdraht geinacht, Herumwinden lAut. 15

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226 No. 49. ILffel Ai~ip Ende des (4riffes stelit einen tHihnersehnabel dar, alle gekerbten Ornamente agara, der Sehdpfteil aus Kokossehale lakut toitAt, der Griff gb-gii-at, gemaeht aus pa-taliiia (mal. bonii) (Antidesma paniculatum), die durchbolhrten Lbcher paic genannt, Kerbe am Rand der Schale agara. N o. 500. Pfeil zum Affensehiessen, vyergiftet tfnumii Spitze auch tumufi genannt, Ornament taka, Pfeilgift omai (mal. ipu) Antiaris toxicaria BI.; Urticaceae. iNo. 51. Musiklnst-riment 1$L-Iifga bestehend aus 4 H61zern, auch 1a-Iaga genannt, 2 Schlidgeln bo-bok-bok, gemaeht aus dem Holze papan (mal. kaju balam), (Bassia balem, Sapotaceae?) No. 52. Kopfschmuck aus pfflak-ak (mal. pua) kleines dazu geh~riges Bund 'airotot (mal. nilanali). No. 53. Trinkgehitss lakut gemaeht von toitAt (Kokosnuss), eingekratzte Streifen baruk oder polon (diese haben senki'echte Stellung), sebmale Streifen bedeuten dasselbe, gemacht aus tarap (mal. madan prawas) (Polyadenia lucida Nees), Deekel takii, die Osen talifia. No. 54. Resonanzboden zur IlI-Iliga, ugu-iian geinannt, Liingsseitena bUkdai. No. 55. Stampfer balalal Griff gemaeht aus inaara (mal. ngara), Band S'aga, Verdickung am Stiel baug6 (?) das Loch tlibiik, das dieke Ende zum Stampfen btia. No. 56. Relbesehale bagok wird gebraueht ffur Kokosniisse, gemacht aus lapa-at Svagai, Sagosehaft. No. 57. Nuluiknstrument tudud-kat die, 3 Klaunghblzer werden Vater fikui, Mutter ima und Kind tdra genannt, beide SchlUigel bo-bok-bok, die QuerNo. 58. Kammn pa-gogi die ausseren Spitzen ta-baliau, die Mittelopitze Ijifaa, die

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227 Ziihne, Con, das Blatt tubji, gemacht aus Schildpatt, Brustpanzer mdi-kara. No. 69. HOIzerner Giftmdrser in Vogelform. pa-nudu-kat n-omai Vogelkopf als Verzierung ftitg-fima, Schwanz pa-pai, H~ihlung bara, Seitenwiinde baruk, Stampfer tu-tudu, Griff g6-g~, Ende des Stampfers tubili, Quetscher pii-phei'ut, Kerb oben lok-loh, Band apara. No. 60. Hammer gfigala Stiel go-goi, Hammerkopf tubtia, gekerbter Teil 'Con, Pflock pata wird zur Rindenzeuigbearbeitung benutzt. No. 61. Waldteufel ti-kurikut (?) der Bogen taili toit~t, bui~iuk, das zusammengekniffene Blatt, stammt von der Kokospalme. No. 62. Feuerfitcher bi-bit-bit n-api aus baluk ba'a Nipapalme (Nipa fruticans). No. 63. Fl~te plau gemaeht aus dern Blatt der Kokospalme builuk toitAt, Mundstiick djalai-djalai, der Stift daza ko-kok, Zungensttick, wenn es vibriert, sich also Wifnet, naiika. No. 64. Fleclhtwerk tapak aus Kokosblatt gemacht. Spielerei. No. 66. Flechtwerk tapak andere Form No. 66. Kliene Windmtlhle to-tobil gemaeht aus dem Blatt der Kokospaline. Kleine Scheibe eaik-Nik, Kinderspielzeug. No. 67. Musikinstrnment aus '2 Bambuscylindern ka-tauba (Trommel) bestehend aus einem, grossen Cylinder S'a-b~u (gross) und einem. kleinen kiu, das Sehniirband apara, Stimmkeil pata, die abgeschabte Flache zum Klopfen mata (Auge), die Hizhlung bara und der Cylinder tubfih No. 68. Sieb illtju wird zum Saftausquetschen benutzt, aus palafg~i Rotang (mal. rotan kitjil) gemacht. 15*

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228 No. 69. Titowiernadel pa-titi in Form eines Hahns geschnitzt. Schligel ba-bak-baih oder bo-bok-bok, Nadel aus Messingdraht 'on (= Zahn), Kopf der Nadel tipai-con, Schwanz pai-pai, gemacht aus inaraHolz (mal. ngara), Schlagel gemacht aus ma-tjamin (mal. damar puti) (Dammara alba), bis auf die Klopfstelle abgeschabter Griff gai, Klopfstelle bua, die beiden Enden pai-pai. No. 70. Lanze Soat Messingzwinge salu, Lanzenspitze con, die Spitze der Spitze lamanani, Lanzenschaft uma, Ende des Schaftes pai-pai, gemacht aus si-m'-asit (mal. kaju passa). No. 71. Holz tuba (mal. tuba) (Derris elliptica, Leguminosae) wird gebraucht zum Vergiften der Fische und als Pfeilgift. No 72. Sagopresse bolodbod gagai wird benutzt zum Pressen der Sagoschafte, welche zu den grossen Mannerhiiten benutzt werden, Pressholzer lap-lap von pida-gat (mal. lako). No. 73. Fackel kiSou wird benutzt zum Krebsen, aus pa-labai-i-Holz gelnacht. No. 74. Nadel pa-noilak gemacht aus Messingdralit, versehen mit Faden, gemacht aus baka (mal. baggu) (Gnetum Unemon L.). No. 75. Schlafmatte bologbog gemacht aus dem Sagobaum loina sagai (Metroxylon sagus), genaht mit sasa (Rotang), Liegeflache tai-tai (= Riicken), Bodenflache baya (= Bauch). No. 76. Pflanzen zur Giftbereitung baglai (mal. langkuas) (Alpinia Galanga L.), omai (ipu) (Antiaris toxicaria B1.), daro (lombok) Pfeffer, tuba (tuba) (Derris elliptica). Aus diesen zusammen wird das Pfeilgift omai gewonnen. No. 77. Stossstange tu-tura gemacht aus ma-tjiamin lalau (mal. musirai) Ilex cymosa B1., Stossende bakat.

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229 No. 78. Amulett Aailau umiwickelt mit rotor' piflhagiai (Rotang) lai-lai genaunt; es befindeii sich in demselben S'oya, eine farr'enartige Pflanze, taght, S'i-moboiii(?), guluba, bai (mal. paku hadji) (Cycas circinalis L.), lhpii-lhpii, aildpdit 'Si ma-s'urou (mal. puding itaim), Schnur talifia, gemaeht aus kfilit tobii (mal. baru), (Hibiscus tiliaceus L., Malvaceae). No. 79. Bellstiel da-raii-an mit Rotang uimwickelt, Beilhalter iitiA, Geflecht. dae'at', Eisenteil 'Con, Namie fRh- das ganze Beil baliok, gemacht aus. dem Hoize lo-los'it (kaju passa), (Micr'osepala, acuminata Miqu.) oder kaju madang. No. 80. Flifte plau das Rohir aus lapa-iit S~i kailo, Blattsch'aft der Papaya (Carica papaja) gemiacht. No. 81. Kilfig lof wird ffur Gefitigel und andere kleine Tiere benutzt, gemacht aus rutti, einer Rotangart, (mal. rotan gedang). No. 8'2. Brummelsen djaok Zunge d~jala, Belastung derselben durch Bienenwachs katokafli, Handgriffbelastung wird auch durch -katokali hergestellt, von paola auch poula (mal. lako) -(Arenga saccharifera) Areng-Palme, Zugschnur zum Spielen djofion, Knebel. daran aus den Oberarmknochen von Idtuak (mal. kaltiwang), eine Art Fledermaus, Futteral firna (= Haus), gemaeht aus obuk (Bambuis), geschwtirzt mit Wachs am Boden, dasselbe ist deshalb schwarz, weil das Wachs alt ist. Das Wachs am Instrument ist braunrot, also jtingeren Datums. No. 83. Messer kR-kura Verzieirung komtit S'aba, Kerb lok-loh; tai-lo-lokat Hals von Bamibus obuk gemnacht, Gravierung auf der Innenseite taka und dti-riiikat Brust (cfr. Tiitowierung). No. 84. Schiebemesser Afiiurdi scharfe Schneide 'Con, Spitze fin, Rucken guruk (?), zum. *Herausnebmen der Speisen aus Bambusrtihren, gemacht * aus Bambus'.

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230 No. 85. Pinzette zum Epilieren to-tok-tok gemaclit aus, Bambuts obuk, Klemrnbranchen to-tok, federnder Teil aus dern Blatt der wilden Banaiie bfiluk C'oganai (mal. pisang karang oder uitan rimba) Musa malaccensis wird benanut bokolat, sobhwanzartige Ver'zierung rna-biau, der Winikel, mit dern die Verjiingung begiunt Aikoro, Band apaira, die Zuschiirfung der Kleminbranchen auch 'alkoro geriannt. No. 86. Harke Aakati beim AbsicheIn benutzt, gemacht aus Iipthp (mial. bagu), (Gnetum Gemon IL.), Harkenzahn e'oi, Stiel tubfi. N o. 87. Feuerzeug bestehend aus zwei Stiiben, die aus loina-hnai (ipu) (Antiaris toxicaria Bi.) bestehen, drehen des Stockes pfiel, der Stock, weicher gedreht wird, gog- der Stock, auf dem gedreht wird, pfleii-kat, die Drehgrube pfieii-kiit, das Loch mata, die Drehspitze fit (scherzweise wird der Drehstab piirit (penis), das Loch tiflii genamit), (d. h. iiussere weibliche Geschlechtsteile). No. 88. Bindenzeug, unbearbeitet. No. 89. Kinderboot ladjo-at Hinterteil mtiri, Vorderteil fttA, Steuerruder guru-fan, Kopf desselben jita, der bauchartige Teil tubji1, Verjfingung darunter golo, Kerb ani der Spitze, der' Verijungung lok-lout, Schwanz des Steuerruders bi-iluk; das Steuer soil einen Menschen darstellen, Kopf ftid"1, oberer Kerb daselbst as'ak, der untere Kerb naftan, Loch fiir das, Steuerruder pail gura-han, dcas dazu eingelassene kleine Stfick lok-lok, das Steuerruder cinstecken guru, herausnehmnen golok, drie hen pil9k; der Rumpf des Schiffohens tubft, Seitenwand bui-bui, Boden tiji-tili (- R~icken), Aufsatz rfapi, Pffiieke, die ihn halten, pata, die beiden keiejen Bretter des Aufsatzes vorn und hinten lafigiri, der Pfook wieder pata, fir' den' Gesamtausleger ist der Natue S'i ruipak in-abak vorhaiden; die beiden grosseni Querstangen, an weichen die Ausleger befestigt sind lokot, die Spitzen derselben tui-lokot, die

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231 Lenkstangen mit Belastung si rapak, die verbindenden Pflbcke dazu pata, die Oberseite der Beschwerung tfidak, die Unterseite tai-thi, Seitenwiinde derselben bhi-bia, der Mast pa-fiairat-an, der' verdtinnte obere Teil balalai, die oberste Spitze desselben bathtt balalai, Taue bao, Wimpel garo-garo, der lose Teil der Taue tipci bao, Segel ladjo, der obere Balken, an weichem das Segel befestigt wird mi-mit, ebenso die untere Stange, Tau amn Segel pa fiolot. Wenn die losen Seitentaue am Mlast befestigt werden S"Urd; Ornament auf der Beschwe'rung des einen Auslegers taka, Loch zur Durchiassung der grossen Querbalken, an der' Seitenwand befindlich, aralt riipi, dtis Segel reffen pilirut, das Segel entfalten ftanalf. No. 90. Musikinstrument tlko gel-nacht aus 3 Bambuscylindern, Schlitz A17-17, Boden S'6kola, Kerb an beiden Sehmalseiten lok-lofi, der Junenraum baya, Schliogel bo-bok-bok, Namen der Cylinder, der grosse huft, der mittlere S'i Idi, der' kleine "Si baft. No. 91. WasserbehUtter l1a-laigani gemacht aus 8'i ma-si71ra; (sog. beschriebener oder bunter Bambus). No. 92. Hacke fUr Sago du-rukut gagal Stiel iima, arts Bambus maga~a, Licher im Stiel titi (-Tmiowierung), Band Sii-Skirii auts Rotang?3as'a, (Calamus speciosus), Umwickeln lai-lai, Knoten pdu, das Holz, weiches zum Hacken benutzt wird, von aribuk (Ar'eca Nibung) Mart. Nibongpalme, Unterteil 'Con, oberer Teil g6-gob, die sehiefen LDicher' oben im Stiel, wo die Hacke befestigt tAbitk, das, Darchfiihren desselben olop, Kerb in der Hacke lok-loft, Hackenschneide itu (== Miu-dung). No. 93. MIusikinstrument tiik-tuk bestehend aus zwei versehied~eneu Bainbuscylinderia, die senkrecht auf den Boden gestos'sen werdon. No. 94. Kdcher obuk such ogbuk mit Kinderpfeilen aus Bambus maglia versehen, Kinderpfeile taili eigentlich Blattrippe, aus ktilit Aagai.

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232. No. 96. Klammern pata zuin Festhalten der Sagostiimme im Fluss benutzt aus.magaia (Bainbus); oberer Teil -buktW die klammernde Rundung tfinaii, die iiusserste Spitze pfat, die grosse Spitze iiu, die Riiekenflidehe (grine) tiii-tiii; die -Seite taifia, die abgeschnittene obere Fliiche S'apfi, die Stelle, die nicht mehr in den Sagostaimm geht likat. No. 9(j. Kladdi Schabmesser paiiirlt gfltii aus Bambus gemaeht. No. 97. Schabelsen pa-rniAuru zuin Glitten ftiri Boote benutzt, Band zurn Halten des Eisen dacat, gleichstim als Zwinge gedacht; Eisen pa-pat-i, Keile zum Festhalten desselben pata. No. 98. Vogelfalle pa-ra-goa-t gemacht aus Rotang S~asa (Calamus speciosus), grosser Befestigungsring S'i rimko aus Rotang S'sa Sehlinge des Hinges p~u, die einzelnen kleinen Seblingen auch pa-ragoa-t; Knoten, mit denen die kleinen Schlingen am grossen Ring befestigt sind, piiu-piiu. Schlinge Sv i-siiri, Knoten der-. selben pimu-piiu, zuschniiren njan, aufschniiren iiimna'n', erwiirgen siiri lo-lokat (eigentlich den Hals zuschntiiren). No. 99. Boot ladjo-at nach malaylseher Art von einem Insulaner' als Kinderspielzeug nacbgeahmt, Zwischenwiinde pa-s~oi-an, feste. Masse des Vorderteiles pa-kat, ebenso Hinterteil, Querkerbe beim Hinterteil (a) eigene Erfindung; das Boot ist gemacht aus bat-a-ra Holz, war malayisch nicht f'estzustellen. No. 100. Krelsel to-tofi Stiel g6-g6 aus magaa (Banmbus) Kreiselholz bifia d. h. Frucht, Spitze pai-pai, H~hlung baya, Kreisel tu-tuiiiii-tofi (sich drehen); Kreiselholz ist eine Frucht (mal. paningpaning). eiue Quercus-Art. No. 101. Lfusekammn dl-riguru-t goAi~t Zahne aus magaa (Bambus), Gruff aus SchweineknochenObersehenkel t~ilat bakapalt s'a koko, Gravieruing ta~u, Einffigung der Ziihne~ in einen Schlitz im Knochen tipfl, ge

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233 platzt ai-batu, Band apara, die kleinen Zahne der tiu heissen agara, reinigen der Kammzihne durch Auseinanderschnellen derselben Sat-sat; die Lingsreinigung kkiii. No. 102. Bindfaden tall gemacht aus Rindenbast von baka (mal. baku); Gnetum Gnemon L. es werden von der schon bearbeiteten Rinde die weichen Fasern baya benutzt. Die Fasern werden gedreht putara zu 2, 3, 4, 5mal u. s. w. No. 103. Nahgarn pulEk genacht aus palak (mal. landa auch romin oder sau hutan genannt) (Parinarium Griffithianum Hook. fil.); der Rindenbast baya kalit. No. 10l. Musikinstrument, klelne ka-tiiuba bespannt mit Schlangenhaut kulit saba, mal. ula. bezaar, iula gedang (Python?) bespannte Seite mata, entgegengesetzte offene s6kolo, Band saga, Stimmkeil pata, Befestigungsring aus sasa (Rotang) Calamus speciosus heisst dacat, Befestigungsband fir Schlangenhaut aus baiko dem Brqtfiuchtbaum (Artocarpus incisa) mit dem Saft aus onam (m'al. ubar) (Glochidion sumatranum Miqu.?) gefarbt,. heisst pafiltak, Bambuscylinder okbug, (sog. dicker Bambius). No. 105. Rolldecke nara hergestellt aus Bambusstaben mit Rotang geflochten, zum Einwickeln von Fischnetzen und Todten und als Schlaf-. matte benutzt; Oberseite tai-tai, Unterseite baya, zusammenrollen puirut, aufrollen inafn, Stibe auch- iarai genannt; Band apara, Zwischenraume alak, Nacht birak. No. 106. Fetisch kaman (bara puinan turn) ist punan vorhanden, werden sie geholt, umwickelt mit lai-lai, darunter laka (rotes Zeug) als Umhillung; das umwickelte Ende sokolo, das offene flu-fu, an diesem ist Wachs katokali, im Innern befindet sich gaut s'a-nitu. Krauter gegen den bosen Geist. Wenn sie in den Wald gehen, nehmen sie es mit. Der Verkaufer hat es selbst gemacht, nicht alle k6nnen Amulett~ anfertigen.

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234 No. 107. Handbaben tarap sind bestimmt zum Halten f'Uir eim grosses Fischnetz und befestigt an einer Schnur, gemacht aus tarap (real.- madan prawas). (Polyadenia lucida Nees). Erhabene, Ornamentringe golo, geschnittene Rin'ge gorot, das Ende, der Handbabe stelit den Vogel dod-dod (meal. baraba) vor; der grosse Kerb am verdickten Ende beisst kuidu-a-t Aii —iixri; es mUssen immer zwei zu einem Netz gebr'aucht werden.- Bewegungen: seitlich pendein lassen, in aufrechter' Stellung 1l1, -waoerecht nach vorn sti'ecken tiigbug, daine aufrichten tfira, kurz zucken gdiii'ii-gra. No. 108. Dolchgrlff gfkala pallite aus S"au-s"au gemnacht (mal. kaju unibu) No. M0. Xrzteschmuck lal-al i kAlrliI gemacht aus Schwanz- uind Fliigelfedern des Hahes, ebenso aus langen, griinen BlAttern palanft und kaba (mal. akaba) einer schwarzen Koralle, urewickelt mit lai-lai; nur in ~i Berut wird die Schwanzfeder bUif pai-pai, lFftigelfeder bulii kiipa benutzt. No. 110. Roher Bogen mit bearbeiteten neuen und unbearbeiteten Pfeilen; Bogeiiholz po-poalat (meal. laka) Myristica, weiches sie verarbeitet pa-d-aiyat nennen. No. Ml. Pfelllack Onam gewounen aus Glochidion sumatranunm Miqu. No. 112. Pfelllaekbehlllter aus Bamtbus nina onani. No. 113. Sehb-pfeimer- tu-tnpu gem acht aus den Schaften des Sagobaumaes lapriiit - S'agai,: (Metroxylon sagus), Stiel go —g0- aus Bambus m1agaia, Querbolz zui- Verbiiidungr ra~kiir, Nacht birak, Knoten pucht, Spitze, des Trichters pai-pai; geniiht mit sAas"a Rotang, (Calamus speciosus) die Naht am oberen Rand des Trichters birak, Verbindungsband am Querholz apara, der zugeschbirfte Teil des Stielesa balalai. No.. 114. Flschrltucherrost Wasa~ aus Liinugsstfiben S'alaa, kurze Stiibe thtia, unischichtiges

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235' Durchziehen der keiejen Stiibe ti-guru, Auseinanderbiegen der Stiibe liitiau, Hineindriickeni der kurzen Querstiibe goroso6t, die offenen Zwischenriiume, weiche durch die St~ibe gebildet werden, heissen Miak, gemacht sind die Stiibehen aus obuk Bambus, Oberseite baya, Unterseite tai-ii.W No. 115. Schlatfmatte bola'bo gemacht aus Rinde von Si moitii (mal. kare) (Litiostoma scandens Gruff; Thymeliaceae). No. 116. Ilausefalle pa-pak-pak gemachit aus magaia (Bambus). Spannst~be der Ellipse pa-pak-pak; Band, weiches sie. zusammenh~lt apara; der Raum zum fangen tubti, Stelistab ko-kok-a'n, Kerb daran agara, Halter des Stelistabes loloi-kan, Spannband lsa-S.iirii auch S'a-sAakut; das Loch in. der Mitte tiib~k, ebetiso das andere fUr das Spaninband, zusammenknoten puc'u auch p~u. No. 117. Batten- und ilusefalle njo-njofi-nJoit geniacht auis magaia (Bambus), Stellstab ko-kok-ain, die Feder aus Bainbus do-ror-at, Stelistabband S'Ai-Siiri. Wtirge- band "'d-siAri, Kerb bok-loh, Sebleife pue~u, Knoten pau.. Licher taibik, spannen batiik, ai-S'Arhan die Schlinge zieht sich zu. No. 118. Luftpistole fur Kinder bll-baftu-iAt (ebenfalls so wird auch das Gewehr genannt) Lauf aus magaia, wird genaunt ftuna bii-b-a.tu-M, Biinder daran apara, Miindung pai-pai; entgegengesetztes Ende flu, Stiipsel. fba, (= Speise) von BIfiten ailupa, (bungo jamba) (Jambolanum domesticum L.) Stosskolben turfi, ebenso der eigentliche Stossteil, Handgrifl'e ka pit, die Blumen hineinistecken btiluk, cinsehiagen bok. No. 119. Ilodelt etnes lliuptlingshauses uama A'a-bliu senkrechte Balken, auf denen das Haus steht arfgl, wiagerecbte Balken fuir Schweinebucht giili, VerbindungsbAnder 'von Rotang S'asa (Calamus speciosus), apara genaunt, Schweinebucht S'a koko, Horizontalbalken -in der. Lling4 -richtung des Hauses budjuk, grosser Balken in der Querrichtung pulaft-iiii, Fussbo-denbelag aus -Batbus -inag~aa Befestigungslatten auf dem Fus~,bodeni djara-ba. Der Thur

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236 rabmien lap-lap; grosse Balken auf dem Fussboden in der Lingsrichtung des Hauses PO-PO, grosse Dachiatte an der' Aussengalerieseite der Thhir kab~ii-at, Treppe 6rat, Stufe. der Treppe mata 6irat, geinacht aus gobu Holz, Feuerstelle in der Vorgalerie koloko, Dachsparren voin Dach (Aussenseite) zum kabili-at, katisou; ffur die Innenseite pa7Si-S'ikou' Dachiatten auch kabiii-at genaunt, grosser Querbalken an der Vordergalerie bai-bait-at, Vorderbalken vom Riihmstack bai-bait-at, die Langsseiten des Rhirhm -kabdi at. WAnde. aus-Sagoblattschdiften lapa-a-ts -agai, tu-tuku genaunt, Thiirausschnitt in der Dachbedeckung mata-t ama, grosse Thfiren im Hause' vorn und hinten bara fimma, kleine Seitenthtiren mata-t baliu, senkrechte Stultzbalken roi-roi auf, Vorderseite nuid Hiuterseite des Rahm stehend, ffir den grossen gesehweiften Dachalkn p-ra-bubuft-an, Auslhufer desselben, sehr geschweift pailo, Deckenbelag aus Latten dapara(?, befindet sich im Hauptraum des Hauses;- das Dach zerf'iillt in den eigrentlic'hen Dachbelag tobat, gemacht von biiiluks'agai (Sagobld-tter) und die First, hergesteilt aus bfiluk S'agai, genanut tobat IdIliu (mal. sikai)- Lygodiuma inikrophyllum, Dachreiter boubou, das kreuzweise Zusaminenhalten der DachreiterbAlken Saila, Unterzfige der Dachreiter dii-diin-an, Befestigungslatten ffur das Dach lap-lap, ilire kreuzweise Zusammenkunftstelle S'aila. lDiejenigen Balkeri, welche den Dachbelag. tobat halten, kalas'ou genannt; Naht des Dachbelages. pa-fak,-kak von Rotang; niihen iiat, grosser hinnerer Versammlungsort bara ifima, vordere Galerie zugleich Mannereingang laibo, hintere Galerie, ut, zugleich Frauenaufenthalts~ort' und Eingang, noch besser laibo-ka ut,, n'-ftma genannt; Seiteingalerie. wird wie Fussboden d~jarftba genaiunt; die Vordergalerie ist der Aufenthaltsort fUr Manner; Deckenlatte lap-lap fiber Liingsseite des Rdhmstiickes. No. 120. Sciunge ffir Sehwelne gaii-s"Arri6, von Rotang gemacht, Schleife mata, Knoten pak-pak. N.. 121. Fetlsch ka-fatta udma kleinies Heiligtum mit Blumen geschmiickt, wird am Balken

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237 des ilauses befestigt; Blunienbehalter aus Bambus mit einaem Einsehnitt zum Aufhiingen von Blumen und Bandern. Das Gauze, wir'd geschtittelt giirii-giarh, davor hat der b~ise Geist S'a-nitu Angst und entweiehit. Grosser Einsehnitt sau-sau, Zahne zum AufhAngen pa-nagat, Zapfen unten zum Anbinden apariit. Das H'eiligtum enthiilt folgende Pflauzen. 1. A'oya eine, farireuartige Pflanze, 2. aiilipat (puding telor) Graptophyllum hortense, 3. S'ugu-S'Uguru (sikilie) (Aesehynanthus brevicalyx Mliqu.) 4. bo'bolo (letjuan, Condyline terminalis), 5. Stira S'a S'a-ri-u (puding amas, Codiaeum veriegatum L.), 6. S'Uiia ka-lagai-mii (pudifi ami, Tabernaemontana malaccensis), 7. duro (rissi), 8. bdkAu (bunga rajo, Hibiscus rosa sinensis), 9. dorot poula, (pud in lako), (Arenga sacharifera), 10. bae biia (duftende BiAtter), 1 1. totonan (nidl. sambong) (Scindapsus pertusus), 12. koro babak (bunga raya puti, Gramatophyllum scriptum et speciosum). No. 122. Kokoso~l, von deii Eingeborenen gemaekt.. No. 123. Verzierter Schweineunterkiefer soil darstellen, in wvelcher Weise der Eingeborene kiinstlerisehe Motive zu erfinden vermag. Roter Fruchtkern pa-rusa (Abruas precatorius), schwarze Verzierungen auts wyilden-i Bienenwachs katokali; an den Schneidezahnen ist emn Vogel iima befestigt; die Hauer werden C~on 'Si ata genaunt. Lange VorderzAhne (Schneideziihne) pa-m~ktiru, das Zusammentreffen der Unterkiefer rAma(k) badkala; das Ornament als soich es taka, Muschelsttiekchen giira-garii. -N.o. 124. Tabakspreife ubH-kat dieselbe ist auf Bestellung gearbeitet. doch ist die Industrie derselben ausgestorbeni. Kopf tubtji, der Stiel oder das Rohr g6-g0-. N o. 125. Fetisch ka-ftla11 wird gegen Kinderkrankheitein benutzt, in grfinem Zustande geklopft und getrockuet, danach angesteckt und verbrennt mit wohlriechendem Rauch, welcher den S'a-nitu (Teufel) vertreibt, auch zam Verscheuchen des Blitzes soil dieser Fetisch im Gebrauch sein.'

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238 No. 126. Holzmarke Anga wirdbentztzumKenzeihen des Besitztumes in Giirten, -Versicherung von Diebstahi; Kerb lok-loh, Spitze, die, in den Baum geht bara, enatgegeingesetzte Spitze piat, gemnaeht von magaa (Bambus). No. 127. Messer ~o-gogi wird benutzt zum Fi'ansenmacb en fuir Frauensch urze, Spitze piat, entgegengesetzte pai-pai von obuk. Barmbus. No. 128. ilaken saga benutzt zum Auf hAngen von Sachen im Hlaus; von lo-los'it (kaju passa, Microsepala acurninata), Ose von Rotang kii-Sirii, Haken pa-nagat, Kerb lok-bit, Knoten p~u. No. 129. Bamnbusbehlilter taka" Aaba fUr Sehlaingenfett, enthuilt das Fett der Pytoinsehliange, ist mit einem Bananenblatt versehlossen; wird schlechtweg obuk (Bambus') genannt; St6pseb C'ak-c'ak. No. 130. Fruchtzwelg von b-fia djabut (bua rissing) ist versehen mit Vogelsehlingen AAi-irrui. No. 131. Flschreuse Iliglin gemacht von Bambus magaa, die beiden Fangtrichter werden toyra genannt; der grosse Trichter tubit (= Kbirper), Naht blirak aus S'asa (Rotang); Spitze pai-pai aus obuk. Die beiden Zapfen iioimak, Auf hfingeband S'ai-kiri, Haindhabe zurn Herausnehmen Ahs'aga, scberzweise werden die kleinen Tricbter auch genannt 'Si bagi (jingeres) und Si kuibfi (jibteres Kind). Der grosse Trichter I~na (Mutter). No. 132. Grosser Fetiseh ka-6aila pu-koat-an (pantang pigi di laut djari ikan. d. h. ein Heiligtum, weiches, ganz besonders beim Auszug eines Dorfes zum Fischzug verehrt wird; es ist das grtisste Heiligtumn der Eingeborenen), grosser Stab ra-ra gewbihnlich dii-rii, Fuss aus Bambus inag~aa Behiinge aus Band er und gefasertem Bast man ai, klienes Brettehen aus den Schiiften der Sagopalme lapa-iit Sagai hergestellt, wi~rd abs Sitz des guten Geistes tuktt-at pa-ki-bulu-an angesehen; Eierschalen tfilu, Spitzen aus Bambus balalai, grosser Ring auis Rotang, der die Spitzen

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239 auseinander halt lakat, die Naht resp. Band, welches den Ring festhalt birak, kleiner Ring, der verhtitet, dass der Bambus weiter aufspaltet, dacat aus Rotangt gelber herabhangender Bast von to-tonan (mal. sambong, eine kalmusartige Pflanze mit sch6ner, roter, grosser Blume) (Scindapsus pertusus, Schott.), weisser Stoff komafn i ni a-blau, blauer Stoff komain i ma-pusu, gemusterter Stoff komain i ma-guri. No. 133. Schild kurabit dieselben sind nur noch bei den kriegerischen Stammen auf si Berut gebrauchlich. Das hier zur Sammlung gehorige ist auf Bestellung gearbeitet, in der Form, wie solche friiher in si Oban *iblich war, hergestellt. Konvexe Aussenseite tiii-tai, hohle Inneilseite baya, Ornamente taka, oberer Rand, lu, Seitenrander ba-ba, Spitze pai-pai. Handgriff asak, Kerbe agara, Loch zum Durchgreifen von Zeige- und Mittelfinger uka-kat, rote Farbe laiila (= Verschonerung), Holz bibakbaii (mal. pulai-pipi) (Alstonia kalophylla Miqu.); rote Farbe gemacht aus der Frucht des kalumanah (mal. djanank). No. 134. Fetisch fur Arzte nalan Ai krfti Halsring aus Rotang palaga (mal. rotan kitjil); das Hauptteil heisst lai-lai, nach der Umwickelung mit lai-lai. Gelber Behang manai aus to-tonan (mal. sambong, Scindapsus pertusus Schott.), rotes Zeug komafi laka, Schmuck aus Muschelstickchen gara-gara und Perlen inu, Federn auch manai von bulu gou-gou Hahnenfedern, 2 kleine Stiickchen lailai mit Perlen inu am grossen Stuck angebunden, werden ta tai-at genannt; das Band dazu apara, Schluss des Halsringes besteht aus Rotang sasa und Band apara, Knoten desselben pucu. Vor dem Amulett scheut sich der Teufel, dasselbe wird nur im punan getragen und ausser dieser Zeit fortgelegt. No. 136. Sagobehillter daro auch poduat Aagai Aufhangeband saga, oberer Rand nu, Reifen la-lap-lap aus sasa Rotang, innen und aussen Rotangverbindung lato genannt, Knoten derselben puca, die Abschnitte zwischen denselben tipu, das diinne Band zwischen den Knoten

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240 auch lato, Boden S'6kolo, Gefleclit mit grossen Mascben.aus pAaliigaii heisst ligboii, das oedrehte resp. U~meinanderliegen der dicken phla~gai Streifen- pa-C&aila genannt; auf das Geflecht wird ein Bananenblatt biiluk bago aufgelegt als Filter, urn den Saft durchzulassen Lind den Sago trocken zu erhalten. Das seitlich anigebrachte Hingeband ist durch Verliingerung mit dem Bodengeflecht verbunden; diese Verliingerung an der Wand heisst tipfi '-iaga, auifhnngen saga, tubai Seitenwand. No. 136 — Fiscbnetzbtigel damaui 9-fha Biigel damau, Netz Sifiba, Bfigel mit Rotang gebundeni. No. 137. Spaltholz fUr KokosnUlsse ogdag WMt~. aus dem. Hoize ifiara final. ugara) Ahschiilen der Niisse resp. Aufspalten ogdag. No. 138. Fetisch fifilau Schnur tali, daran 3 Stflekehien, laiga (mal. sapedas) Knolle ciner Pflanzenart (Macar-anga megalophylla). No. 139. Massstab tflri wird benutzt zulu Kniipfen der Maschen beim. grossen Schildkr~itennetz djArik, aus Bamnbus obuk, Kerb lok-loh, Nacken tmiit-kat, Hals lo-lokat, Schnabel vom. Huhin wird die Krfinmrung genannt, weiche beide Enden zieren. No. 140 Fackel giitra gebraucht ffir Moskitos, gernacht von S'ura toita~t, Kokosnussbfltenschiftle, Bhnder aus Rotang dac'at, Flechtenu t'u, Band apara. No. 141. ThIfirilllgel mata-t baliu Zapfeii pai-pai, geschnitztes Ornament - Hirsch -S'a-sa, das andere labai (mal. bangtian) einen Reiher vorstellend, gemacht von katfika (mal. katuka), Laingsseite kuruk, Schmalrand flu, Innenseite (Ornament) bara, leere Seite tiji-tii. No. 142. Medizinbehlflter ftma rau Allerlei Bliatter darin, werden mit Wasserzusatz ausgelaugt and dann zum. Waschen benautzt fdr den Korper 3 Tage lang bei Abort gebraucht; gemaeht ist der Behiilter von obuk.

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24. No. 143. Frauensckmuck inandi oder ogo wird auf don Riicken getragen und bestebt- aus b6bolo (mal. linguang) Condyline termiinalis; manai si ma-Aiiiin (ruku ruku), 'Si maihto (mal bayem ayam, Amaraintaceae), fthra (pudift ramba?). No. 144. Pfeffer daro mal. lombok ist von Padang nach Si Oban heriibergebracht worden. No. 145. Fillernadel pa-litak-at dazu eim Stab gemacht von arlbuk, (mal. nibung, Areca Nibung Mart.) Nibongpalme, pue'u Schnur von kfilit tobii (mal. barn) (Hibiscus tiliaceus L.) Masehenhalter riipak, gemacht aus Bambus magaa; den Halterin die Masehen stecken fis'ukamata, ebenso die Filiernadel. in die Masehen stecken; die Filiernadeldurch die Masehen ziehen Thubai, der Prozess des Durchziehens von Garn kolot; knilpfen, Schlingen zuziehen pau. INo. 146. Hausfetisch Lialan -ftma ist immer aus schwerem Holz gemacht (mal. tarap madan prawas) (Polyadenia lucida Nees oder Syzygium brachybotryum Miqu.), umwickelt mit kimah At ma-piii~h, befestigt ist dieses mit lai-lai, gelber Behang von pilia-kak (~mal. pua), und versehiedeinen Stoffen: rotes Zeug komaii laka, blaues Zeug kimaii Si ma piith', weisses Zeug kbimafi Ai ma biutlau gefiirbt mit kinjin (mal. kuni). (Fibraurea chloroleuica Miers.) Hlahnenf'eder bulhi gou-gou. No. 147. Fetisch ka-faila benutzt im grossen Hause ftma S'a-biiu des Hiiuptlings von magaia Bambus und Sagobliittern biiluk S~agai, Band apara, ebenfalls von SagoblAttern. No. 148. Puppe fOr keiene 1N1ideheni Uma ta-toya At na-naflitm 6i goigo gemacht von Holz lapa-iit S~agai, Band pa-nagat von der Nipapalme biiluk bUla, Riickenschmuck manai von Bliittern ailapat Si bulayat (puding telor) (Graptophyllum hortense), aildpAt Si ma-STurou (puding itam) (dunkler Ailiipit), Arme para, Fiisse dii-rii, Hals lo-lokat, Kopf i-ta". 1I6

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242 No. 149. Beh~tlter M~r Te'ller gaktak pigat Geflecht aus pid-ilgia- (rotan kitjil), B3and zuLm Auf hingen saga Offnung ntanafi, der geflo'chtene Teil ligbofi, Bindeband apara, fialana 6ffnen, 61ip sehijesseri den Beh~lter. No. 150. Grosses Boot ka-laba wird. benutzt vom ganzen Dorf zum Fisehen, Verdeek-Dach bubuk, Stiitzen arigi, Querbalken bati-bait-at, obere Querbalken nii-niii-niii, ebenso werden auch die grossen Langsbalken auf dem Dach nii-nii-niii- genannit; kudu-at lofi agatt ist der Platz fMr die Krabbenkiifige. Maste pa-iiairat-an, Wimpel garo-garo, ebenso wird der dazu gehiirige Vogel genannt, Spanmseile fUr Maste bao,- Segel ladjo, Stangen, an denen das Segel befestigt, mi-mit, die Befestigung, des Segels birak, geschwungene Verzierung vorn und binten korok, kleines Querholz am Vorderteil pa-flirit, frei tiber dem Wasser schwebendes dreieckiges Holz pu-si-maiian, Steuer guru-fian, Dach aus Atap, Nipapalme, btiluk b~la, andere Besehreibung vom Boot s. No. 89. No. 151. Scbwlmmer daman wird benutzt beim Auslegen des' grossen Fischnetzes, gemacht aus tarap (madan prawas) (Polyadenia lucida 'Nees.) unteres Ende pai-pai, Kerb lok-loh, obere Spitze ftta", erster Absatz bo'kolo, die darunter folgende eingezogene Stelle lo-lokat, die danu kommende Verdickung am Ringschnittbokti, der eigentliehe Ktirper tubii, Kerb am unteren Ende lok-loh. No. 152. KUrbehen lIgbofi wird zur Sagopresse benutzt, gemacht aus loina a-li-ma-ma (mal. rotan battu) -(Calamus Diepenhorstii), oberer Rand, AlU, Boden S'6kolo, Fleebten ligboii. No. 163. Flschnetz mit Bligel Au ba BUgel damaft aus Rotang, Griff ebenso damaft, Befestigungsband Aii-Afirni Hauptband vom Fischnetz, an dem es hing-t pa-ntirii-at, Spitze des Netzes piai'ou, Netzgewebe Aftba; Band, weiches den Bfigel halt apara, das untere Band am unteren Gruff riu-rau. aus bfiluk b~la (Nipapalmenblatt). Das Netz ist gemacht aus baka (mal. kulit bagu). (Gnetum Gn~mon L.)

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243 No. 154. llauszierrat Au-iu Al pain Schnabel vom Nashornvogel, B~indeband s'aga von Rotanig bajya sa'a No. 156. ilausbalken arigi mit reichem. Ornament verziert, gemacht von ma-Ilaibi b l (mat. mandarahan, Cinnamomum calyculatum Miqu. oder Myristica mandarahan) mit Holzkohle gefiirbt; Holzkohle Sii-S"ii. No. 156. Steuerruder guru-Aan gemacht von kas'ai, soil vorstellen Kopf eines Menschen fitA, nur Mund vorhanden fia-fla, Hals lo-lokat, K~irper tubti, Loch ffir den Handgriff pilafi-an heisst pai, Band resp. Schutzring aus S'sa Kerb (ilals) lo-lokat, die dem Schiff zugekehrte Seite heisst 'Con, die entgegengesetzte kuruk, Spitze pai-pai, S'apdap der lUbergang zum Steuerblatt genanut. No. 157. lllrschfalle fttga 91-flt Modell derselben gemacht von lapa-At S'agai (Sago) Ziihne von Bambus obuk; der Hirsch S'-Sii von Sago dargestelit; grosser Balken kudu-at S'figa, soil die Erde vorstellen, in welche er gleichsam. hineingesteckt wird. Die ZAhne werden -Skga genaunt, obere Seite, auf weicher sich die Zahue befinden M'1-S'L, Seiten bii-bii, kurze Enden pipiu, breite Bodenfluiche tiii-tiii. No. 158. Hirschfalle 9Ii-9irfl 91-9 gebogener Baumstamm do-ro-at, Schlinge Sid-SiArii Spannholz balitakat; Spanntau SAi-94rii balitakat; Grundlage des ganzen Gestelles hakenfiirmig loloi-kan; die Htilzer, welche das balitakat halten. tiikirat; hochschnellen bau-bau, niederdriicken, spannien u-irup oder A 1kou. No. 159. Splelzeug bita, (eigentlich die harte Bastschicht der Kokosnuss zwischen Oberhaut und Schale.) (Oberschenkel). 5. tara. 6. Hohiseite bava. 00 16*

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244 No. 160. Treppe von einem Hause Orat gemaclit von ma-laiblbl- (mal. mandaraban) (Myristica manda-raban Miqu.), Stufen 6rat, die Schweifaing in den Stufen:Sapdap 6rat, Kerb auf der Rtickseite lok-loft, Spitze unten bakat n-6riat, Kopf oben piipiu.(? INo. 161. Krebskilfig kiiu agau von lapa-iit Sagai den Blattstielen der Sagopalme, die 4 Pfiihle pata genaunt von mnaghaa, einer mitteistarken Bambusa-rt. No. 162 Angel kAbIII Angeihaken C'ot-ka-ka~bili, Drahtverbindung von Haken mit Schnur ojia-ojia, Sehnur tali, Aufwvickelholz la-lak-lak, Beschwerun'g des Angeihakens von dickem Messingdraht l1Ii-1im-at; S pitze des Aufwvickelholzes la-lak-lak, Spitze des Angeihakens la-ma-ftafi?) Widerhaken s'oro, Ohr pai-pai; Angeistock toto, Angelbaken von lojafi (Messing); tali schon beschrieben in No. 102. No. 163. Angel fdur Seefische k~bIli. No. 164. Angel mnit Stock kAbul. No. 165. ikusiklnstrument, Nachahmung elnes uAofi. gemacht aus einer Ficus - Art boti-at (kaju-aro), Zapfen pa-ndrii-at, Knoten p~u; Aufhudngeband A'aga aus p~iuighi; Schlagstelle S'6kulii, Rand der Innenseite bui-bui; Hohlfluiche des Ganzen bara S'a-bdu: innere Hohifldche bar-a S'okulii; Kl6pfel bo-bok-bok, Umwickelung mit Rindenzeug (kabit) tabut genannt, Stiel uka-kiit (=Halter), Bastband apara aus liptiip (mal. bagu) (Gnetum Gnenion L.) gemacht; beide Enden des Halters -heissen tipuh; gemacht aus Rotang sksa No. 166. Fllegenfalle pa-pak-pak liigu aus obuk (Bambus) gemacht, Spannholz S'opo balkala, Arme der Falle ba'kala (=- Kiefer), Zugschnur tdii; das Auseinanderbringen der Arme. fidanffl genannt; feststellen, ~opo. No. 167. Schuluge fuir Besessene All-Alrfl sfllfu biegsamer Stab ban-ban- bafi, aus 'Si bok-boft-i (mal. malimali) (Leea Sambucina Wild.)

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245 No. 168. Garnhalter, Bindfadenhalter la-lak-lak Spitze bAkala, das dreieckige Loch baya von ma-tjamin lailu (mal. musirai) Holz gemacht (Ilex cymosa BI.) No. 169. Galgenmodell ti-tigot. gebogener Baum do-ror-at, Drosselschnur sit-sarii, Schlinge mata-t ia-sarii, Spannschnur balitakat, das Spannen batak, loslassen bau-bau, eine Schlinge 16sen golok, zuziehen njan, strampeln, zappeln bodoty h-ngen toak. No 170. Anker gao abak. (-BootsAnker.) auch sao djarik grosser Fischnetzanker genannt, Ose zuin Befestigen am Tau oila-oila aus pilagag Rotang, Loch zur Aufnahme des Ankerringes resp. der Ose panu, Ahkerschaft tuba, Ankerquerbalken saginai, Steine zilm Beschweren tanai oder tanai aso; Befestigungsbandi apara aus sasa, Loch zum Durchfiihren des Querteiles pau, Pflock, Keil zum Befestigen- des Querteils pata, Greifhaken con, Verzierung utt, stellt einen Hahn vor. Namen der Verzierung: Kopf utta, Schnabel hu-nu, Hals lo-lokat, iKorper tubui, Holz aus kalu matiti(?). Der Anker ohue O se aus lo-losit gemacht. (mal. Kaiju passa), (Microsepala acuminata). No. 171. Tabaksbebflter uma ubi oder talukut ub0 aus Bambus obuk gemacht. No. 172. Esswarenbehtllter rudju oder lutn. Geflecht lai-lai aus palagaS, Tragband fur den Ricken labit, obere Offnung lu, Boden 6skolo. No. 173. Krelsel von Holz baga geqlacht aus loina pa-talifa (mal. bon/i), (Antidesma paniculatum), Korper tubu, Kerb lok-lofi, Spitze uata, Band tali. No. 174. Fackel lo-loigi wird beim Gewitter benutzt zum Vertreiben boser Geister; pa ausloschen, gemacht ist dieselbe aus palakak (mal. pua Name fur viele Scitamineae); im Innern ist sie mit tabut toitat bewickelt, umwickelt ist sie mit lai-lai palaga (Rotang), Hangeband aus palaga heist saga.

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246 No. 17V5. Galgenmodell. ti-tigot wird benutzt zum, Hinrichten von Men-schen, bei Giftmorden und bestebt aus 2 Baumstiimmen. Die Kreuzung der Baumst~imme heisst S'aila, Schlinge Si4-S'iiri; die e-igentliehe Schlinge fuir den Kopf mata-t S'-"RA Spannsehniur ~agliitspanen tik, loslassen bau-bau, V erbind ungsband der Baumstamme apara S'aila. No. 176. Zauberbesen Aal-fiaI besteht aus taili boala (?) (mal. lidi), zugebunden. mit s'sa Band apai-a, Handgriff uka-kilt, Fegen mit dern Besen nufmua (?) No. 177. Hirsch 919Ai. ails Wachs katoka-l No. 178. Vogel labal (der Rether) naus aihlapa (mal. salam) Holz gemacht (Jambulanuum domesticum), dient als Hauszierrat. N o. 179. Dachverzierunig ko~i t~u tobat befestigt an dei' schmalen Dachseite; Sobmalseite talu, Spitze aus Holz verziert kos',i genannt. Die Spitze der'selben phint, Kopf fita"; vieire-ckige Kante baligi, Zapfen goigo, Loch darin piju, zumi Dui'chftihren des Sicherheitspflocks pata. No. 1 80. Bogenbeh~ltter talukut rau-rau wird besonders fur gute Bogen benutzt und ist ntus Bainbus obuk gemacht; Band dacat. No. 181 und 181 a. Streichh"Ilzersehachtel importiert aus Japan; die StreichhbIlzer ma-pak-paii. No. 182. Fackel ftai-fial wird benutzt von Priesternm bei Ausiibung von Zauberei; an derselben ist emn Vogel befestigt. Gemaeht aus kienartigem Holze tu~Idiii ak4:" umwickelt mit blauiem Tuch ktmaft S'i ma pti'u und iai-hii; auis piilaigah (rotan kitjil) (piilaigah wird durch Kochen lai-lai, es wird nur Wasser zugesetzt und dieses bis zum Autfkochen gebracbt.) Vogel ftma aus dem Holz i-bag-bag (mal. bulai-pipi.)

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247 geunant. Die Fackel wird bei Fieher bemaqtzt. Die Fackel wird angezdndet, geschwenkt, dann ausgedrAckt, die Asche genommen und auf den kranken Korper aufgetupft.INo. 183. Zamubermittel Ifl11p besteht aus einem Stein, der in lai-lai gewickelt ist, das, Geflecbt wird Ainiiri genannt; der Stein ist an einem Holzhaken 8'akut befestigt; die Benutzurng ist- derartig: Dei' Priester singt, Aufhi~ingen -des Fetisch, kommt. danni der Teufel, sieht er ihn, hat er Furcht und Ijuft' weg. No. 184. Kreisel tn-tufiAl. Kinderspielzeug. Dei' obere Rotationskodrper des Kreisels aus der Frucht von S'i gfrat (mal. tugan) angefer'tigt, ebenso der' untere. Oberer mit Schnur kudu, Unterer tuifii genannt, Zugschnur itik; Aufwickeln der Schmur bdiffl oder pud~ju, dei' Stab g6i-g& an der Schnur ziehen I7tik:, durch Rotation wickelt sie sich selbst zuriick und wird- dies pfirut genannt. Keil u'nten pata, Kopf iital, spalten S'Ila. No. 185. fGrosses Flschnetz djiirik A'a-bift. Diese Nummer entbRIlt eine Probe desselben und hat -em grosses Fischnetz die Ldnge von 20-50 Arm-, spannen und eine Breite von 6 Armspannen. Gemaeht ist es Rus tali, weiches aus der Rinde des Hoizes knlhit baka (mal. bagu) (Giletum Gnernon L.) gewonnen wird. Urn bei der Arbeit das Verhieddern des Netzes zu verhindern, wird cm kliejes Bambussttick latak angebracht. iNo. 186. Kinderruder luga. Handgriff taki, Stiel gi-goi, Ruderblatt bfiluk, Spitze S'6kolo, Kerb gorot, da wo das Ruderblatt ansetzt, Erhdhung, Rfijken des JBlat~tes taii-tiii gokitt, -Ecken des Ruderblattes taizniih. No. 187. Hausverzieriung, eluen Vogel darstellend, geunuut Pik-Pik (mal. tero) gcmacht von lo-Ios'it (kaju passa). - (Mhicrosepala, acurxminata Miqit.) Holz

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248 No-, 188. Daebdeckungsmaterlal-Strelfen tobat von tobat (mal. atap); Holzstab in demselben kalia'au von m ag~a (Bambus);' die einzelnen Streifen Iiiu, Naht s'asa (Rotang). No. 189. Grosse Feuerstelle pu-rugu-at. audh koloko genannt; unterei' Rabmen- labo-kiit,- Latten desselben Aalas'a; gr6ssere Querlatte auf diesen. Lhngslatten rlkliri. Auf den Latten ruht kililit bago (Bananenbhitter) resp. deren SchIifte, auf dieselben wird Asehe gestreut. Die grossen Standpfaihle Aodoi, die Durehbohrung derselben titi, Pfloeke golobat; 'der schief aufruhende Bambus irat; Ausschnitt des (rat, mata n-6rat; darauf ruht emn Stab der NibOng-Palme von aribuk, lakat genanant, deir graue Stein Nulit; die Aush~hlungsrinne desselben mata-t bara; Seitenflujehen bui-buiL Unterfluiche tuii-tlii, die BambusbehUilter mit Essen. ta-dou; (?) obere Durchbohrung der S'odoi, titi genanut; Stilbe an den Schlinalseilten rAkuiru, ruhen darauf; 3 St~ibe in der Breite bar-a otjiin-an; die so. hergestelite Fikiehe dient als LagerstUitte fair H~olz ottiun-an; die_ Sipalte der Hauptpfiihle rojinaf; die darlin gelegten StUibe kabiii-a~t.,. Diese' habein den Zweek, den Pfujhlen naeh oben die n~itige Festigkeit zu geben. Zugleicli k~innen iiber diesen oberen Rablmen Gegenstiinde zurn Trocknen gelegt werden. Ani dem vorderen linken Pfahl, sodoi, ist der tuk-tuk ku-kura angebracht. Behidter Ifir Messeir und Schiiler ki-kirit, dei' tuk-tuk ist eim kurzer Bamibuscylinder; oben und unten ist er vorsprungartig ausgesehunitten; der obere heisst bi'kala, der untere pai-pai. er ist fest gebunden an dem 19odoi; Band apara von -',a'Sa. No. 190. Kliene Feuerstelle pu-rugii-at No. 191. Sagosehaber ki-kirit gemaclit aus Bambus obuk, HohIseite baya, Spitze 'Coll. No..19'. Kinde'rdoich palite gemaeht aus Bambus obuk. No. '193. Grosses Nuslkinstrument ka-tflnba, 9Ia-biiu Gehbinge pa-inagat, Haken desselbena Aakut. Stab des

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249 selben totoan () Pflock, der den hakenfbirmigen Stab hiilt kos'd. Der eigentliche Aufhingeteil pa-nagat, Kerbe zum Aufh~ingen gorot; untere Ecken WARfi, obere Ecken biitait; grosser Cylinder Aara-ina. (eine Mutter). Die beiden keiuien Cylinder dua toya, (die beiden ]Kinderj, gemaeht aus poalat (mal. laka) (M~ristica) Verstarkungsri-ng aus sasa (Rotang) dac'At genannt; Spannkeile- pata, Trommelfell aus ki-dit S'fba (mal. uilar gedang), spnnnende Befestigung des Trommelfells am' Cy"lindei ' aiis q'm biktaki Holz des Aufhidngers palakit S'okut (mal'.. xairiinginO -Uroistig'ma). Das Spannen der Trommelfelle geschbieht aim Feuer utid wird ra- g enaunt. No. 194,. Frauenhut tu-tu gemacht von Pisangbliittern. No. 195. lHiftsehurz und Bekliedung des Oberkifrpers; erworben von eiuer alten Frau (Witwe), weiche in den Ruf~ einer Giftmischerin stand; hergestelit aus Bananenbliittern. No. 196. Messer tIli.. stammt aus Padang; Gruff,'-iakala; gemacht von ufiat diiriat. (durian). (Durio Zibethinus L.) No. 197. lileines ilaus hlal~p. Die Beschreibung stimmt tiberein mit der des grossen Hauses. No. 198. Grosses Boot abak. gemacht von ma-tjiimin liiliu. (mal. musirai) (Ilex cymiosa Bi.) No. 199. Zahnfeile iAira. Griff 'a'kala, gemacht von dftriat (durian); (Durio Zibethinus). Die Feile selbst ist importiert von Padang. No. 200. Vogel ]pal-u der Schnabel des Nashornvogels wird als Hauszierrat benutzt. No. 201. Schnur und Garn Herstellung desselben. No. 202. Sandalen taraiial. Die eine ist gemacht aus kimati (= Zeug), die andere aus

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250 kiWit tobh (mal. baru). (Hibiscus tiliaceus, L.) Bander 'A~-kiird; durehziehen puhu. D-Ias Vorderband wird durchgezogeil zwischen die grosse und zweite Zehe, sowie vierte und fiinfte Zehe Ci foioai. Eine Schlinge herstellen tikaru() Oberseite baya. Unterseite tai-tiiii. iNo. 203. Wetterfahue topol gemaeht aus Bambus; Stiel auf dem sic steht lok-loft; Fifigel topoi, Fahne giiluft-iu3. Xo. 204. Dolebmesser pigau raul. No. 205. ilaumesser balatU der Handgriff balalai, der Knauf titiA, die Klinge bava, die Scheide S'abufi, der Llornabschluss td-lat ebenso die Verkleidung beim Handgriff.

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Kapitel VII. Meteorologische Beobachtugen.

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I I. I... - - '' - a ' I I 1. -k: ". I I I i ';, - t. '. i ' -IL I. I I I.

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253 I Ort HMchste NiedrigsteSu a * kiiOban Temperatur Bernerkungen auf Sipora "Celsius H. IN. IM. 1897 den 30. Juli 33 26 34 H. "31. 35 26 68 52 26 N. den 1. August 17 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1 2.,,13. 14. ~,16. 17. 18.,,19.,20.,,21.,22.,,23. 24. 25.,26. 27.,,28.,,29.,30. 31. 35 29 38 36 30 38 30 37 31 31 35 34 34 42 41 35 36 40 41 39 39 39 40 32 34 37 39 35 36 35 37 24 24 24 24 23 24 23 23 23 22{ 24 23 23 23 23 24 25{ -25 25 24 23 24 23 24 23 23 23 23 23 24 24 Regen egn Regen easRegen etwas Regen des Naclits stark. Regen des Tags bewdl1kt an Bord der Regierungsprau desNachts vielRegen desNachts vielRegen desNachts vielRegen dito dito dito 1114 173Q 35,93H 23,54N

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254 Htchste Niedrigste ii Oban Temperatur Bemerkuingen Summa - Celsius 11. jNjMittel 1897 den 1. Septbr. 38 21 2. 30 22 Regen nachts 3. 37 23 4. 33 24 5.,. 38 22 ( Nachmittag, Abend starkes Gewitter 6., 356 23 Naclm. st. Gewitter 7. 7. 34 23 8., 38 23 des Nachts Regen 9. 31 24 10. 38 27 41 23 desNachtsvielRegen ~12. 25 23 13., 33 23 14. 35 924 1. 38 22 desNachtsvielRegen 16. 30 22 17. 35 23 18. 31 22 19. 33 23 20. 38 20 gegen Morg. Regen 36,28H 21. 31 21 762 478 27,76N Tages-Temperaturen. (HMSchste und niedrigste, sowie Differenzen.) Temperatur 0Celsius Differenz Hdchste Niedrigate 31. Juli 1 350 260 90 30. 330 26 0 70 14. August 420 230 I 190 2.,9 29 24 50 11. September 41 0 2TO 8 " 2. u.16. ly 300 22 O 80 Gesamt mittlere Temnperatur von 3 Monaten der Aufnahme.' Temperatur OCelsius Hbchote INiedrigate 35,400 24,100 Differenz 11,300

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255 Anhang. Litteratur iiber die Mentawai-Inseln. 1. Tydschrift van Nederlandsch Indie 1849. Afterblad 213. Christie's Besuch der Mentawei-Inseln 1823/24. 2. H. v. Rosenberg, Tydschrift voor Indisch Taal-land en Volkenkunde. I. pag. 399. 3. TydschriftvoorInd. Taal-landenVolkenkunde de 1853.pag.403. 4.,,,,,,,,,,, 1854.,, 319. 5. Mess, Tydschrift van Nederlandsch-Indie 1870. I. pag. 339. 6. H. v. Rosenberg: Der malayische Archipel. Leipzig. Gustav Weigel 1878. pag. 176-205. 7. Tydschrift voor Ind. Taal-land en Volkenkunde de 1880. pag. 63. Tom. XXVI. 8. De Hollander, Land en Volkenkunde der Nederlandsch Oost Indie. Breda 1882. pag. 614. 9. Bastian, Reisen im indischen Archipel 1886. 10. Nouveau Dictionnaire de Geographie universelle par M. Vivien de Saint Martin Paris 1887 Tome III pag. 795. 11. H. v. Rosenberg, Een en ander over de bewoners derMentaweieilanden. Internationales Archiv far Ethnographie 1888. pag. 218. 12. Stakmann, Th. A., Annalen der Hydrographie. 1889. pag. 240. 13. Sterk, J. J., De Nassau en Mentawei Eilanden, Westkust van Sumatra. Geneesch. Verslag Zeen. 1889. s'Gravenhage 1891. BI. 243. 14. Ratzel, Volkerkunde. 1894. Band I. pag. 375. 15. Modigliani Bolletino Societa Geographia italiana (3) 7. pag. 543-548 u. Annali Genuesi. 1894. 16. Professor Dr. L. Lewin, Die Pfeilgifte. Berlin 1894. Georg Reimer. pag. 114-117.

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256 17. Modigliani Bolletino Societa Geographia italiana. Ser. III. XI. 5. Maggio 1898. 18. Max Morris,Mentawai-Sprache. Berlin 1900. Conrad Skopnik. 19. Mr. Pleyte, Globus. Band LXXIX No. 1. 1901. 20. Ernst Haeckel: Aus Insulinde, Bonn Emil Strauss 1901. Karten, 21. Karte von Ptolomaeus Venetia 1561. 22. Karte Atlas Ortelius 1570. 23. Karte Mercator 1587. 24. Berghaus, Atlas von Asia 1837.

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Karte der Meatawai-Inseln. 17 - - --- —-~

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Tab]! I. Mentawel.Inseln. 1491.

Page 261

Tatel IL. Xentawei-Iusieln. 1490.

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Tafel Ill. Mentawei-Inseln. 1495.

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Tafel IV. Mentawei-Inseln. 1492.

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TafM V4 mentawei.Ingioln. 1496.

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Tafel VI. Mentawel-Insoln. 1489.

Page 271 - List of Illustrations

Tafein-Erkia~rung. Taf. I F. 1. 2. 3..4. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Taf. II F. 1. 2. 4. 6. 7. Papilio siporanus9 Delias hypopelia9 Daniais Keteus3 Trepsichrois Maassi3 Xanithotaenia polychroma3 Cethosia pallaurea 9 Mlessaras peliopteryx3 Limenitis Laubenhbeirneri9 Athyma euryleuca3 Neptis dahana var'. confluens3 11 paucalba 3j Chersonesia rahria var. apicusta& Tronga menitawica3 Anadara Sticlieli3 Penea Seitzi 3~ Trepsichrois Maassi3 Tronga Morrisij,, 97

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4Abhandl. d Swncl a.ur ltz 6 eacrt' elslchi. Taf. 1. I JO 5 5 7 /- //..^fo- i. i j 7 i '\ A 9 LA \ / S mL 2 LA 3 i i.. st v 'Werner & MihteV F'l-qrrzr0,M. Hagen: Schmetterlinge von den Mentawej-Inseln.

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I Z-_ Z IF:: 7 — I -I 11 "I I -. 7% I-Z ci, IID cr-i CID CD

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gotben errd~ien in ber grlagsbudflptnblun9 van lJJiU~titm -gsratt, ~trfin W., jfotsbamtr41r. 42. -- MM~ mnaitavon Wolbenmar von Q~annefen. Der LVerfaffer, welcfye viele.3ab~re in Q.ftafien unb ber beutfci~en 50fbee pq~ebraci~t ~?at, fc~ifibcrt in biefem erften 3d~nb%: cf~en, wefcihes in bie ZUbfc1~nitte,,Wie id) Tabafpf~an3er wurbe'",,,*fetr3eit" unb,W1anberja1~re' eingeteilt ift, feine perf6iit lid~en Erfebniffe auf ber )nfeI Sumatra. Ver 3weite ~eil, welc~er in einiiev 3eit erfdieinen wirb, bef~anbelt fI~ina, 1(aifer WiH~l~emsfanb unb ~ismarcE:~rrdipet. VF-ina witrbe voin Eerfaffer 3weimal befuc~tit u 3waV bas erfte Mfal mwi14renb ber 3aL~re k88j-k886 itnb bann im.3a1re ik9oo, in weldtem er als ~ilfsbefeqgierter ber freiwiffign Uranfempffegy an ber oftafiatlifcL~en Egpebition teitnat~m. Viel Trauriqes untb mand? Sreubiqes ift bern Verfajfer auf feineni Cebenswece begeynet. Die 3eit t~at erfterem aW: mat~Iic~ bie 5d~drfe genommren, unb fo beqeqnen wir fiberaU einer fad~lid~en unb rut~iyn ~3eurteifun~3 ber Vcrf~dttniffe unb ber in 13etrad?t fonirnenben J~erfonen. Das Werf bietet burd? feine ffhiffige Sc~reibwcife eine fei~r intereffaute feftfirc.

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$ orit chanz. $22 Bogen gross Oktav mit zahireicheD llluistr'atio-neia. Preis Mlk. 8,-. In kiinstlerisch ausgeftihrtem Originaleinband Mk. 1O,~-. i dDer bekanote Welt-reisende hat ein ungemein reiches undvielseitiges Material in diesem Werke vereinigt. Land, Le ute und Lebensverhidtnisse Australiens, Neu-Guin-eas, Tasmaniens, Neu-Seelands, der Fidsehi-, TOnga- und Samo ainsein etc. lermon wir kennen. Das Buch ist von $grbisstew. Werte ffir den Gelelirten wie f~r den Lalen; wissenschaftijehes Material ist in reiehstem Masse gebotenb hk und bei der fesselinden Darstellung und dem reichen fnhalt liest auch der Laie das Werk gern. Ffir vornehmne Ausstattung ist Sorge getragen und zahireiche b Abbildungen auf Kunstdruckpapier sind, nach Naturaufnahmen hergestellt, dem in jeder Beziehung wertvollpi' Buche beigegeben, Berlin W. 35, Wlelm Sfsserott b Potsdainerstrasse 42. Verlagsbuchhandlung. bA"h O

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Nachdem der bekannte Weltreisende und. Wirtschaftspolitiker Moritz Schanz im, vorigen Jahre, gleichfalls in meinem Verlage, das von der Kritik so tOberaus anerkennend aufgenommene Werk: "Australien und die Stldsee" erseheinen liess, hat er diesmal seine auf (Grund eigener Anschauung und eingehender Studien gewonnenen Eindrticke zu einem neuen IBuche: lvloritz Sehanrz verwertet, das gerade. angesichts der jtlngsten Ereignisse ein vielen wilikommenes, zuverlassiges Orientierungsmittel bieten d~rfte. Haben docli innerhalb der letzten Jahrzehnte wirtsechaftliche und. politische Verhaiftnisse in keinem. Erdteil so tiefgreifende und vielfach umgestalte-nde VerAnderungen erfahren, wie gerade in Afrika, so dass man es einem Manne, dessen. Blick durcb langjilhrige Studienreisen in alice ftlnf WeItteilen geflbt und. geschaIrft ist, Dank wissen kann, wenn er aus dern reichen, aber vielfach verstreuten und veralteten Material ein tbersichltiches Bld. davon ku geben sucht, wie sich die geschichtliche Entwicklung dieser interessanten Landerstriche bis zur Jfungstzeit volizogen hat, und wie sich deren wirtscbaftliche Gestaltung zu Beginn des neuen.Jahrhunderts darstellt. Der Verfasser verwertet emn vielseitiges statistisches Material, verstelit dabei aber auch, den spriiden Stoff in emn anspreclhendes Gewand zu kieiden, so dass das gute, mit einer Reihe von Original-Illustrationen ausgestattete Buch dem, Fachmann wie dcm Laien Belehrung und Anregung bieten wird. Das Werk behandelt auf 29 Bog-en Abessinieu, Erythrirfa, Somnaliland, Sansibar, Britiseli-, Deutsclh-, Portuigiesisch-Ostafrlka, BrI.tisch Zentralafrika-Protectorat, Die Koinoren, Madagascar, Die Mascareneni, Kapkolonie, Natal, Oranijestaat 1111( Basutoland, Transvaal und SWasibanid. Der Preis ist brosehiert 10 NI., elegant gebunden 12N. Wilel Susrt, elgbuchhaodlung, Berlin W. 35, Potsdamerstrasse 42.

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Am 1. Mdirz 1902 erscheint: - S amoSa -in O von Dr. Reinecke. Ca. 350 Seiten mit zahlreichen neuen interessanten Abbildungen. Preis eleg. gob. nur Xk. 3,-. Von Siisserott's Kolonialbibliothek erschieuen: Band I Ernst Tappenbeck, Deutscb-Neuguinee. Band IL Or. C, Mense, Tropenhygiene u. Tropenmedizin. Demnflchst erscheinen folgende Bi~nde: Dr. Reinecke: Samoa. Hauptmann a. D. Leue: Deutsch-Ostafrika. Professor Dr. Karl Dove: Deutsch-Siidwestafrika. Professor Dr. Fesca: Tropische Agrikultbr. Bergassessor a. 1). Hupfeld: Togo: Die Bibliothek wird fortgesetzt und zwar werden die folgenden B~nde enthalten: Die deutsche Handeisfiotte, Kamerun, Kiautschou, die deutsche Kriegsflotte, Rechtsverhuiltnisse in den Kolonien, Ratschldge fuir Auswanderer, Brasilien. Deutsche Missionsarbeiten etc. Dir billiee Preis von 3 Mirk fUr einen gut ausgestatteten, elegant gebundenen Band ermiglicht jedermann den Kauf. Jeder Band ist reich illustriert und mit einer guten Karte versehen. Wegen Bestellungen wende man sich an eine Buchhandlung, oder falls keine am Orte, an die Verlagsbuchhandlung von Wilhelm Susserott, Berlin W. 35, Potsdamerstr, 42. (oeben etfdjien: tW'rttw1'udy btr,tow~drl..jPnrVFdat tutga a sopradle Dcutfcp-incji~ifdp ucn ~?. Ceibel, Sefretdr ber -eutjd~cn u oonialgedlefjdcaft, Sdriftleiter bc rl3eitriige jur fSolomiatpolitif unb Roloniahwirtfcfaf t.,Preis bes g9U3e0l Wcrtes MEQ. 0.-. Qerfin W. 35, Motebamerftraf e 42. piltoe $Ui ii"serett.

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II Soeben erscbie-n: tropisehe Von Dr. C. MJen se. ~~-Preis gebunden Mk. 3,-.0 Bestes Geschenk for Angehirige in den Kolonien. Wilhelm Slisserott vmriaishnchhil. Berlin W. 35.

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Von Alfred Maas ersohien in Th. Grieben's Verlag (L. Fernau) in Leipzig.Jrikanische frfhiugs-, talienische Sommertage Mit zahireichen interessanten Abbildwngen aus Afrika. Preis brochiert 4 Mark, gebunden 5 Mark. Urteile: Das Buch ist warmherzig und elegant ges9chrieben,.es offenbart eim offenes Auge fair die Schdnheiten der Natur, sowie-Sinn fMr die Sitte und G1ebriiuche der Bev~lkerung. Was noch einen weiteren Vorzug des Werkes gegenfiber lihnlichen bildet, das ist die grosse Menge pr~chtiger 1llustrationen, woinit es ausgestattet ist und die in Zusammenwirken mit der lebendigen, geistvollen Schilderuing das Buch zu einer wertvollen Bereicherung einer jeden Bibliothek priidestiniereD. Reiseonkel No' 154. Heft II. 1896. Das Buch ist vortrefflich dazu geeignet, als eine Art von Reiseffilirer durcli die geschilderten Gegenden zu. dienen, wird aber auch denen gefallen, weiche sich nur fiber Land und Leute, aiber Kunst und Natur derselben unterrichten wollen. L.Jeder, der fair Reisebeschreibtingen etwas dibrig hat, wird in dem Buche eine angenelime Lektiire finden und wenn er in der gliicklichen Lage ist, selbst einmal den Orient aufzusuchen, wertvolle Vorstudien machen kiinnen. Die Bilder sind besonders zu. loben,7 da sie viel, dem grossen Publikuni vt8llig Unbekanntes bieten. Deutsche Tages-Ztg. 1895. Das vornehm ausgestattete, mit 112 hochinteressanten Abbil dungen, nach Originalaufnahmen geschmiickte Buch giebt in anspruchsloser, angenehmster Plauderweise die Erlebnisse und Wahrnehmungen des Verfasseri wieder, und der Leser empfilngt eine reiche Menge unmittelbarer Eindrficke, die in seiner Vorstellung fester und lebendiger haften bleiben als die dick' leibigsten Werke professioneller Reisebeschreiber, die meistens durch ihre strenge Systematik und breite Griandliclikeit rnehr ermuiden als anregen. Unsere Gesellschaft. 4. Sept. 1896. In ausserordentlich frischer und lebensvoller Weise schildert der trefflich beobaclitende Verfasser dieses Buches an der Hand zahlreicher Illustrationen seine Reise duroli Algier, Tunis und Sicilien. Darna liegt aber gerade der Hauptreiz des liebenswiirdigen Werkchens, dass es nicht kanstvoll g~emacbt, sotdern unniittelbar empfuu~den ist, und deshaib wind Jeder, der jone' LAnder beneist hat oden noch zu. bereisen gedenkt, es gewiss mit Vergnfigen lesen. Stangens illust. Reise- u. Verkehrs-Ztg. No. 21. 15. Nov. 1895. II. Jahrg. Druek von. MaR deamensow vormn. Zahn & haandoI, Kh chkain KJ.-L. UNMVERSIT OF MONGwAN 3 9015 02993 5775

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