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22. S. Cristofer, aus Ms. Lincoln Cathed. (Thornton Ms.), fol. 122b. (c. 1430).
Die beste Beschreibung des sog. Thornton Ms. (N. A. 1, 17 der Dombibliothek zu Lincoln) geben Fred. Madden in s. Ausg. des Syr Gawain 1839 (für den Banna|tyne Club), und Halliwell in s. Thornton Romances 1844. Diese Hs., fol., papier., 314 Blätter zählend, im Anfang und am Ende und auch sonst mehrfach defect, ist grösstentheils von einem Robert ab Thornton (so die Unterschrift vieler Stücke der Hs.) c. 1430—40 geschrieben, welchen Madden einer in der Gegend von Rydale, North-Riding, Yorkshire, ansässigen Familie dieses Namens zutheilt und für identisch halten möchte mit dem i. J. 1425 als Vikar von Silkeston in der Dechantei von Don|caster nachweisbaren Robert Thornton (cf. Ms. Addit. 11400 p. 55), während Laing und Perry richtiger auf einen ebenso genannten, aus Yorkshire gebürtigen Geistlichen der Kathedrale von Lincoln, der später archdeacon von Bedford war und 1450 starb, schliessen. Die Sprache der Hs. weist deutlich auf Yorkshire, nicht auf Lincolnshire; auch die ursprünglich in einem andern Dialect abgefassten Gedichte sind in den York|shire Dialect umschrieben. Das Alter des Ms. ist nach 1422 zu setzen, da die fol. 250 ff. erzählte "Reuelacyone schewede to ane holy womane now one late tyme" (so der Titel) nach der Angabe des Gedichtes selber in diesem Jahre stattfand; es ist also ein ver|hältnissmässig spätes Denkmal des nördlichen Dialektes. — Den Inhalt der Sammlung bilden Romanzen (Morte Arthure, the awntyrs of Arthure of the Terne-Wathelyne, Romance off Syr Perecyuelle of Gales, Octovyane, Ysambrace, Sir Degrenance, Eglamour of Arthasse), Legenden, religios-moralische Gedichte und Gebete (ed. von Perry Religious pieces in prose and verse, 1866, für die E. E. T. S.), Prosaabhand|lungen zum Theil von Richard Hampole, dem Landsmann Thornton's (ed. von Perry Prose treatises of Rich. Rolle de Hampole für die E. E. T. S.), u. andere Prosastücke (wie Leben Alexanders des Gr.). Die Legenden dieses Ms. sind: S. Cristofer fol. 122b; S. John Euangelist fol. 231 b, in 14 zeil. Strophen und Alliteration (diese bindet je 2 Langverse), den alliter. Dichtungen (wie Susanna, Morte Arthure) angehörig, aber ziemlich rein im nördl. Dialect geschrieben; und de Miraculo beate Marie fol. 147 (von einem sündhaften Ritter, der durch einen friar bekehrt wird, Anf.: Jhesu lorde in Trynyte þat was and es and aye schalle be). Das Gedicht Lamentacio peccatoris fol. 51 (Anf. Alle crystyn men þat wawkes me bye) ist identisch mit dem in unserer Sammlung p. 367 abgedruckten Gedicht. S. John Evangel. ist bereits edirt in Perry's Religious pieces in prose and verse für die E. E. T. S. (mehrfach fehlerhaft). — S. Cristopher gehörte vielleicht der nördl. Legendensammlung an. Nach v. 5 ist eine grössere Lücke, da mehre Blätter ausgefallen sind. Dieses Gedicht folgt hier nach einer, von mir nochmals mit dem Ms. verglichenen Abschrift Dr. Brandl's.